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Produce-Alike #13 – Rihanna

BRIDGE

Die Bridge beginnt mit einem Drop, in dem der Groove aussetzt. Gitarre und Synths bleiben so, wie wir sie im Refrain arrangiert haben. Allerdings durchläuft das gesamte Signal ein Tiefpassfilter, das im Verlauf des Teils langsam wieder geöffnet wird. Dafür routen wir die betreffenden Signale auf einen Bus, in dessen Insert das Filter arbeitet. Unterschiedliche PlugIns liefern hier teilweise sehr verschiedene Charakteristiken – Ausprobieren ist also angesagt. Ich habe in diesem Fall Logics Autofilter benutzt, allerdings ohne „Auto“ (also LFO und Envelope aus). Stattdessen wird die Filterfahrt per Spurautomation realisiert. Wichtig ist, dass das Filter immer dann, wenn es nicht gebraucht wird, auf Bypass gestellt ist. Auch das automatisieren wir. Eventuell müssen wir auch den Pegel des Busses per Automation etwas anpassen, denn ein Filter klaut immer auch ein bisschen Lautstärke. Am besten wird das nach Gehör gemacht. Wo wir schon dabei sind, können wir den Teil auch gleich als Intro gebrauchen. Deshalb kopieren wir ihn kurzerhand an den Anfang des Songs.

Audio Samples
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Filterpart

So, jetzt reicht’s aber wirklich langsam mal mit der Viertelgitarre. Im nun folgenden Teil dürfen wir ein bisschen abgehen: Dubstep ist ja schwer angesagt und mittlerweile im Mainstream – also auch bei Rihanna – angekommen. Es macht eben immer einen guten Eindruck, wenn man sich einige Versatzstücke aus aktuellen Clubtrends zusammenklaubt. Der Teil dauert zwar nur wenige Takte, aber wir greifen noch einmal tief in die Trickkiste. Der Grundrhythmus aus Kick und Snare bleibt insgesamt erhalten, wobei die Bassdrum-Figur an zwei Stellen etwas vereinfacht wird. Auch der Reggae-Synth darf weiterspielen, aber der fällt ja sowieso nicht wirklich auf.
Wenn ihr unseren Dubstep-Workshop gelesen habt, wisst ihr, dass Effekte auf der Snare in der Stilistik eine große Rolle spielen. Da wir ja im Mainstream unterwegs sind, gehen wir nicht ganz so weit, aber immerhin gönnen wir der Snare einen großen Hall, der bei jedem zweiten Schlag hinzu kommt. Wichtiger ist aber, was mit den kleinen 808-Snares passiert – ich hatte ja schon angekündigt, dass da noch etwas kommt. Mit den gleichen Samples, die auch auf der Ghostnote-Spur verwendet wurden, toben wir uns hier jetzt richtig aus. Besonders markant ist ein Effekt, der wie ein digitaler Fehler klingt – als würde ein Schnipsel Audio irgendwo hängen bleiben. Und genau das passiert auch. Ein kleiner Abschnitt des Snare-Samples wird in einem sehr schnellen Tempo geloopt, so dass sich ein tonaler Klangcharakter herausbildet. Mittlerweile gibt es auch PlugIns, die auf Knopfdruck solche Sounds hervorbringen. Um zu zeigen, wie der Effekt entsteht, gehen wir aber den umständlichen Weg und bauen das selbst.
Wir zoomen dazu stark hinein und kopieren die Snare in winzigen Schnipseln etliche Male hintereinander. Zur Orientierung: Die Zeitleiste im ersten Screenshot ist in 96tel-Noten unterteilt. Wir bewegen uns also wirklich im Bereich des Nano-Editings. Um den Tonhöhensprung zu realisieren, muss die Frequenz, mit der die einzelnen Kopien aufeinander folgen, sich an einer Stelle ändern. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die roten Regionen etwas länger sind und genau auf dem 96tel-Raster liegen, während die orangen Regionen kürzer sind und noch schneller aufeinander folgen. Das muss man ausprobieren – in diesem Fall habe ich es so angelegt, dass der zweite Ton (orange) in etwa tonal zum Song passt.

YDO_13_Snare_FXEdit_Step1

Wenn wir auf eine normale Ansicht heraus zoomen, sieht das Ganze so aus:

YDO_14_Snare_FXEdit_Step2

Und das Ergebnis klingt so:

Audio Samples
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Snare FX-Edit

Auch der Bass darf sich in der Bridge noch einmal ausbreiten. Ich habe den Grundsound am Little Phatty noch etwas aggressiver gemacht und auch den analogen Chorus breiter und extremer eingestellt. Außerdem habe ich die resultierende Aufnahme recht rabiat zerschnitten.

YDO_15_Bass_Bridge

Dann habe ich das Signal über zwei Pre-Fader-Sends abgezweigt und auf zwei Busse geroutet, in denen jeweils ein Sample-Delay und ein Bitcrusher arbeiten. Diese Busse werden weit auseinander gepannt und (leise!) hinzu gemischt. Dadurch wird der Sound noch etwas aggressiver und breiter.

YDO_16_Bass_Bridge_FX
Audio Samples
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Bass Bridge

Das Ganze runden wir nun noch mit drei kleinen Synths ab, die alle aus dem U-NO-62 stammen. Sie spielen alle nur an vereinzelten Stellen, als würde jemand kurz eine Spur an- und wieder ausschalten. Ein kleines, dünnes Pad mit Delay, ein Lead-Synth, der nur einen Ton spielt, und ein klassischer Arpeggio-Sound aus einer Rechteckwelle bilden die Synth-Fraktion.

Audio Samples
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Synths Bridge

Jetzt hören wir uns den Teil mal an. Dazu denken muss man sich das Gesangsarrangement, das an dieser Stelle ebenfalls wild editiert und etwas durchgeknallt ist.

Audio Samples
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Bridge

Nach 8 Takten ist der Spuk schon wieder vorbei, das Stück fällt in die Normalität des letzten Refrains zurück. Eigentlich schade, aber dafür eben radiokompatibel…

Kommentieren
Profilbild von Nexus

Nexus sagt:

#1 - 13.03.2012 um 22:54 Uhr

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Wieder ein toll beschriebener Workshop. Vielen Dank!

Profilbild von KArlo

KArlo sagt:

#2 - 21.03.2012 um 13:17 Uhr

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Ich möchte mich meinem Vorredner anschliessen: Super wie immer! Man muss das ja nicht voll nachbauen, aber da stecken einfach viele gute Tipsund Tricks drin!

Profilbild von Psycho-Pat-Rick

Psycho-Pat-Rick sagt:

#3 - 11.04.2012 um 02:05 Uhr

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Sehr gut beschrieben! Ich kann wirklich viel bei euch lernen ;-)

Profilbild von Muriel

Muriel sagt:

#4 - 05.12.2012 um 18:19 Uhr

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Wow, ich bin beeindruckt! Tolle Leistung!
Mal 'ne Frage: Wo könnte ich denn so eine detaillierte Version dieser aufwändigen Gesangsproduktion finden? Also so wie hier, nur mit Gesang statt mit der Musik?

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