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Korg SV-2S Test

In 2009 hat Korg mit dem SV-1 Stage Vintage Piano eines der erfolgreichsten Stagepianos seiner Zeit auf den Markt gebracht. Mit einem markanten Design im Retro-Look, zahlreichen Vintage-Sounds an Bord und einer stylisch inszenierten Röhre im Bedienfeld hat sich das SV-1 beständig über ein ganzes Jahrzehnt gehalten. Das Konzept: Eine reduzierte Auswahl wichtiger Vintage Keyboard-Sounds, eine intuitive Bedienung und ähnlich – wie beim Nord Electro – eine Effektsektion, die den Klang mit typischen Modulationseffekten anreichert. Jetzt legt Korg mit dem SV-2 nach, und damit nicht genug, denn gleichzeitig gibt es mit dem SV-2S nun auch eine Variante mit eingebauten Lautsprechern. Beiden Modellen wurde jetzt eine deutlich größere Klang-Library spendiert, und damit ist das neue Vintage Piano wesentlich vielseitiger als der Vorgänger. Sowohl das SV-2 als auch das SV-2S gibt es jeweils in Ausführungen mit 73 und 88-Tasten. Korg hat uns für unseren Test das SV-2S mit 73-Tasten zur Verfügung gestellt. Was sich neben dem Facelift noch alles getan hat, das wollen wir nun herausfinden.   

Korg SV-2S Test
Korg SV-2S Test

  

Details

Zwei Varianten des SV-2: Ohne und mit Lautsprechersystem

Wie das „S“ am Ende der Modellbezeichnung vermuten lässt, handelt es sich hier um die Ausführung des Stagepianos mit eingebauten Lautsprechern. Das lässt sich optisch sofort an den Öffnungen auf der Gehäuseoberseite erkennen, welche bei den Modellen des SV-2 fehlen. Im Gegensatz zum SV-2, welches in einem sehr schicken, schwarzen Gehäuse daherkommt, setzt das SV-2S auf ein gewagteres Äußeres: Das elfenbein-weiße Gehäuse, die runden Löcher für die Speaker sowie die schwarzen Seitenteile erinnern mich irgendwie an das Design eines frühen Porsche 911. Nicht nur das Farbschema, sondern auch das abgerundete Gehäuse leisten ihren Beitrag dazu. Vielleicht mag das SV-2S damit polarisieren, aber eines ist sicher: Das Stagepiano setzt starke Akzente! 

Das ursprüngliche Korg SV-1 Stage Vintage Piano aus dem Jahr 2009.
Das ursprüngliche Korg SV-1 Stage Vintage Piano aus dem Jahr 2009.

In der Form des Gehäuses ähneln SV-2S und SV-2 dem Vorgänger sehr stark, und ebenso verhält es sich auch mit dem Gewicht: Das SV-2 73 wiegt mit 17,2 kg fast genauso viel wie das SV-1 73, während das SV-2S 73 aufgrund der eingebauten Lautsprecher ein knappes Kilogramm mehr auf die Waage bringt. Weder die 73-Tasten-Version noch das 88-Tasten-Modell sind damit wahre Leichtgewichte – andererseits machen sich die robuste Verarbeitung und die gewichtete RH3-Tastatur eben bemerkbar. 

Das Foto zeigt das 'normale' Korg SV-2 Stagepiano ohne Lautsprecher in der Ausführung mit 88 Tasten.
Das Foto zeigt das ‘normale’ Korg SV-2 Stagepiano ohne Lautsprecher in der Ausführung mit 88 Tasten.

Die neuen Korg Stagepianos lassen jedenfalls keinen Grund zur Beanstandung: Die Verarbeitung ist tadellos, alles sitzt bombenfest. Im Lieferumfang des Stagepianos sind übrigens ein Netzkabel, ein Haltepedal, eine aufsteckbare Notenhalterung sowie ein Benutzerhandbuch mit Kurzanleitung zu finden. Für das Erstellen individueller Layer– und Splitsounds stellt Korg zusätzlich die kostenlose Software „SV2 Editor“ zum Download zur Verfügung. 

Fotostrecke: 5 Bilder Im Gegensatz zum SV-2 verfügt das SV-2S über ein etwas auffälligeres Design und eingebaute Lautsprecher auf der Oberseite.

Aufbau im Detail

Nach dem Auspacken des Stagepianos möchte man gleich loslegen: Mit seiner angeschrägten Oberfläche, der schönen Vintage-Optik und der hochwertigen Tastatur lädt das SV-2S zum sofortigen Spielen und Bearbeiten der Soundparameter ein. Die vielen Potis, hinter denen sich – mit Ausnahme des Volume-Reglers – allesamt Dreh-Encoder verstecken, erinnern stark an jene Regler, die man beispielsweise auch bei Moog Synthesizern findet. Besonders eindrucksvoll hat Korg – wie schon beim Vorgänger – die Röhre auf der Oberfläche platziert, die passend zu allen LEDs in oranger Farbe beleuchtet wird und klanglich einen Beitrag zum Sound des Stagepianos leisten soll. Die verbaute Röhre ist übrigens eine echte 12AX7, also genau jener Röhrentyp, der auch in den meisten Gitarrenverstärkern eingesetzt wird.
Gehen wir einmal von links nach rechts die Bedienelemente durch nach schauen uns an, wie das SV2S aufgebaut ist. Direkt links neben der Röhre befindet sich der Volume-Regler und ein Dreiband-EQ, der sich über einen darunterliegenden Taster aktivieren lässt. Dank der LEDs an den Dreh-Encodern werden die Reglerpositionen sofort ersichtlich und Parameter-Sprünge konsequent vermieden. Betätigt man die Dreh-Encoder (alle Encoder haben eine Push-Funktion), dann wird der ursprüngliche Wert wieder aufgerufen. Weiter geht es mit dem „Pre FX“, in welchem u.a. klassische Effekte wie Tremolo, Vibrato sowie Auto- bzw. Pedal-Wah untergebracht sind. Für alle Effekte gibt es hier einen Speed- und Intensity-Regler. Das benachbarte Amplifier-Modul verfügt über sechs verschiedene Amp-Simulationen, die über den Drive-Regler das Signal ordentlich anzerren. Neben Twin und AC 30 befinden sich hier vier weitere Amps, die sich in ihrem Charakter und Verzerrungsgrad stark unterscheiden.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der linken Seite der Bedienoberfläche findet man die Röhre, den Volumeregler und den 3-Band-Equalizer.

Schon vom Vorgänger SV-1 kennen wir die mittig platzierten Favorites-Taster, auf denen sich insgesamt 64 individuelle Lieblingsklänge abspeichern lassen. Für die Bühne ein hervorragendes Tool! Das wohl wichtigste Modul befindet sich dann rechts neben den Favorites-Tastern: Die Anwahl der insgesamt 72 Klänge des SV-2S werden hier über zwei Drehencoder aufgerufen. Sechs Kategorien stehen zur Auswahl und unterscheiden zwischen Piano 1, Piano 2, EP1, EP2 sowie Clavier und Other. Pro Kategorie stehen darin jeweils zwölf Variationen zur Verfügung, die über den zweiten Encoder angewählt werden. Letzterer bietet über die Push-Funktion die Möglichkeit, in zwei Ebenen jeweils sechs Klänge auszuwählen: Wahlweise leuchten die LEDs dann nicht mehr orange, sondern in grüner Farbe.
Im Gegensatz zum Vorgänger SV-1 bieten das SV-2S und SV-2 deutlich mehr Klänge, zu denen u. a. vier Flügelmodelle, zwei Upright Pianos sowie eine aufgestockte Auswahl verschiedener Rhodes, Wurlitzer, DX- und FM-Pianos gehören. Ebenfalls verstecken sich im SV-2 auch Orgel- und Synth-Sounds, was aus der Beschriftung nicht direkt hervorgeht, aber man spätestens beim „durchsteppen“ durch die Klänge der „Other“-Kategorie erfährt. Hier sind nochmal jede Menge Sounds zu finden, zu denen u. a. Orchester- und Synthesizer-Klänge gehören. Mithilfe des neuen und kostenlosen SV-2 Editors erweitert sich dann das Sound-Potenzial auf insgesamt über 400 Klänge, aber dazu später mehr.
Weiter geht’s mit dem Modulation-Modul, in welchem eine ganze Menge klassischer Modulationseffekte aufwarten. Neben zwei Chorus-Emulationen sind hier u. a. Phaser und Flanger-Effekte zu finden. Wie die Beschriftung verrät, handelt es sich dabei teilweise um Emulationen bekannter Effektpedale: Hinter dem Small Phaser etwa versteckt sich – man darf es vermuten – eine Nachbildung des bekannten Small Stone Phaser aus dem Hause Electro Harmonix. Auch hier dienen zwei Regler für die Effekt-Geschwindigkeit und -Intensität. Außerdem bietet das Modulation-Modul einen Rotary-Effekt, der über einen zusätzlichen Taster auf der Bedienoberfläche oder auch per Fußpedal in seiner Geschwindigkeit umgeschaltet werden kann. Auch hier verfügen alle Dreh-Encoder über die „Push“-Funktion, mit der man schnell zu dem ursprünglich gespeicherten Wert zurückspringt. Sehr Praktisch!

Fotostrecke: 2 Bilder Eine gehörige Portion „Zerre“ lässt sich im Amp-Modul hinzufügen. Direkt daneben können Lieblings-Sounds per Favorite-Taster abgespeichert und aufgerufen werden.

Zu allerletzt folgt das Ambient-Modul, in dem diverse Hall- und Delay-Effekte zu finden sind. Ganz im Zeichen echter Vintage-Liebhaber dürfen ein Federhall sowie ein Tape-Echo natürlich auch nicht fehlen! Hier sieht das Angebot jedenfalls deutlich üppiger aus als bei so manch anderen Stagepianos. Im Gegensatz zur Modulation-Abteilung verfügt die Ambient-Abteilung nur über einen Depth-Regler. Zumindest das Tappen des Stereo-Delays wird über einen zusätzlichen Taster ermöglicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Besonders interessant wird es im Modulation-Modul, welches diverse klassische Modulationseffekte beherbergt.

Anschlüsse – die Verbindung zur Außenwelt

Mit Ausnahme der 6,3 mm-Kopfhörerbuchse, welche vorne links am Seitenteil untergebracht ist, befinden sich alle weiteren Anschlüsse des Korg SV-2S auf der Rückseite des Instruments. Hier ist das SV-2S weitestgehend identisch mit seinem Vorgänger: Beide Instrumente bieten sowohl Audioausgänge im Klinken-, als auch im XLR-Format. Daneben bietet das SV-2S auch zwei 6,3 mm-Audio-Eingänge, Anschlüsse für MIDI In/Out sowie drei Buchsen für Fußtaster, Schweller und weitere Pedale. Die linke Buchse wird für das mitgelieferte Haltepedal verwendet, das auch eine Halbdämpfer-Funktion übernimmt, wenn es nicht ganz durchgetreten wird. Auch der USB-Anschluss zum Verbinden des SV-2S mit einem Computer ist hier zu finden. Eine Neuerung beim SV-2S ist der Schalter zum An- bzw. Abschalten der integrierten Lautsprecher des Stagepianos.   

Fotostrecke: 3 Bilder Die Anschlüsse auf der Rückseite umfassen u.a. die USB-Buchse, den Kippschalter zum Abschalten der Lautsprecher, sowie drei Buchsen zum Anschluss mehrerer Pedale.

Gewichtete Hammermechanik-Tastatur

Die im SV-2S verbaute RH3-Tastatur wurde auch schon beim Vorgänger verbaut, und ist daneben auch in anderen erfolgreichen Keyboards aus dem Haus Korg zu finden: Sowohl das Korg Grandstage Stagepiano, als auch das Workstation-Flaggschiff Korg Kronos nutzen die RH3-Tastatur. Die skaliert gewichtete Hammermechanik gehört also keinesfalls zur Mittelklasse und ist sicherlich auch ein Grund, warum viele Pianisten bislang gerne auf dem SV-1 gespielt haben.
Sicherlich mag die Frage nach der richtigen Tastatur für ein Stagepiano reine Geschmackssache sein, aber ich bin mir sicher, dass Korg hier einen guten Kompromiss gefunden hat. Schließlich muss man mit einer Tastatur in einem Stagepiano viele verschiedene Klänge spielen können, und das Klavier ist eben nur einer davon. Ich persönlich mag es beispielsweise eher leichtgewichtet und bevorzuge Waterfall-Tastaturen, viele meiner Kollegen wiederum wünschen sich möglichst viel „Flügel“-Spielgefühl in einem Stagepiano.  Aus dieser Sicht hat Korg aus guten Grund an der RH3-Tastatur festgehalten: Sie ist für eine Hammermechanik noch angenehm leichtgängig und fühlt sich insgesamt sehr gut an. Mehr dazu im Praxisteil! 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Tastatur des SV-2S ist hochwertig und lässt sich gut spielen.

Integrierte Lautsprecher

Eine Besonderheit des SV-2S sind die installierten Lautsprecher, die durch zwei Öffnungen des Gehäuses nach oben abstrahlen. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Lautsprecher-Designer K-ARRAY wurde dieses System entwickelt und bietet eine Ausgangsleistung von 2 x 15 Watt. Die beiden verbauten Lautsprecher haben eine Größe von 2,5″ und werden durch einen passiven 3″ Radiator ergänzt. Wer sich an dieser Stelle übrigens fragt, was ein passiver Radiator ist: Hierbei handelt es sich um eine passive Membran, die dem System zusätzlichen Bass gibt. Diese Technik macht man sich heute u. a. in kleinen Bluetooth-Lautsprechern zunutze. Eine aufschlussreiche Erklärung dazu findet man u. a. in folgendem Video:

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Fotostrecke: 2 Bilder Im Gegensatz zum SV-2 verfügt das Korg SV-2S über eingebaute Lautsprecher mit 2x 15 Watt.

Kostenlose Editorsoftware

Mithilfe der kostenlosen Software „SV-2 Editor“ für Mac und PC lassen sich Layer- und Split-Sounds mit bis zu drei verschiedenen Timbres erzeugen. Schon beim Vorgänger bot Korg eine Software an, mit welcher man Klänge inkl. Layer- und Splits manuell erstellen konnte. Dank dem neuen SV-2 Editor ist dieses Feature auch beim Nachfolgemodell enthalten und ermöglicht nicht nur das Erstellen besagter Layer- und Splitsounds von bis zu drei Sound-Instanzen, sondern ermöglicht auch weitaus detailliertere Eingriffe in diverse Sound- und Effektparameter, die andernfalls nicht über die Benutzeroberfläche zugänglich sind. Auch bietet der SV-2 Editor Zugriff auf mehr als 400 Sounds, von denen auf der Bedienoberfläche max. 72 zugänglich sind, die dann zu individuellen Patches programmiert und als Favorite gespeichert werden können.

Screenshot der kostenlosen Editor-Software „SV-2 Editor“.
Über den kostenlosen SV-2 Editor lassen sich um Handumdrehen mehrere Sounds in Layer oder Splits schichten. Die GUI ist intuitiv und lässt sich auch ohne ein Handbuch bedienen.
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Praxis

Handhabung und Klang

Das Korg SV-2S wird – im Gegensatz zum Vorgänger SV-1 – nicht mehr über einen Kippschalter, sondern über einen Taster rechts auf dem Bedienpanel ein- und ausgeschaltet. Jetzt leuchtet und rotiert zunächst der LED-Kranz um den Intensitiy-Regler des Pre-FX-Moduls. Bis das Stagepiano dann spielbereit ist, vergehen tatsächlich ca. 25 Sekunden. Für ein Stagepiano ist diese Wartezeit zunächst länger als gewohnt, hat aber einen wichtigen Hintergrund: Die recht große Library, welche laut Korg über 10 GB groß ist, wird zunächst geladen, um anschließend im Betrieb gestreamt zu werden. Auch in anderen Stagepianos und Workstations ist das keine Seltenheit mehr. Waren es beim Korg SV-1 noch ca. 512 MB, so ist verständlich, dass die vielen Pianos, sowie auch die gebotenen weiteren Sounds (insgesamt über 400!) ein wenig Zeit für den Ladevorgang in Anspruch nehmen. Bevor es mit einigen akustischen Pianos losgeht, sei erwähnt, dass das SV-2(S) über das schon vom Kronos bekannte Smooth Transition Feature verfügt, was ein Abreißen des verwendeten Sounds beim Umschalten auf einen neuen verhindert. Praktisch!
Jetzt aber los mit ein paar akustischen Pianos, zu denen laut Handbuch ein deutsches, italienisches, japanisches und österreichisches Instrument zählen. Wir können an dieser Stelle natürlich nur erahnen, welche bekannten Hersteller damit gemeint sind. Anschließend hören wir in zwei neue Upright Pianos, die es beim Vorgänger SV-1 noch nicht gab. 

Akustische Klaviere

Audio Samples
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German Grand (Vergleichs-MIDIfile) German Grand Italian Grand Japanese Grand Austrian Grand Upright Bright German Upright

Die Auswahl der akustischen Pianos ist wirklich gelungen, da alle Pianos über sehr unterschiedliche Charaktere verfügen. Sowohl an helle und rockige Pianos als auch an verträumte, romantische Klänge hat man bei Korg gedacht. Und ganz besonders die etwas holzigeren Upright-Pianos runden das Angebot ab. Über die Tastatur lassen sich die Pianos sehr ausdrucksstark spielen und erfreulicherweise hört man hier keine Loops, aber Instrumententypische Nebengeräusche, welche die Authentizität der Pianos noch weiter unterstreichen, wie etwa das Heben der Dämpfer beim Treten des Haltepedals. Im Vergleich zum Vorgänger ist das SV-2S damit ein ganzes Stückchen realistischer. Hören wir deshalb in das umfangreiche Angebot der verschiedenen E-Pianos, zu denen diverse Rhodes-Emulationen, Wurlitzer und Clavinet-Klänge gehören.   

E-Pianos und Clavinet

Audio Samples
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E-Piano1 MKI Suitcase E-Piano2 MKII Stage E-Piano3 Wurlitzer DX Piano Clavinet: 4 Varianten

Auch die verschiedenen E-Pianos können sich hören lassen, wobei der Grundsound einiger Rhodes-Modelle nicht ganz an das Niveau der akustischen Pianos heranreicht. Hier hätte ich mir eine etwas höhere Auflösung gewünscht, die man teilweise in den hohen Registern vermisst, was sicherlich auch Geschmackssache ist, denn auch jedes Rhodes klingt anders. Das Clavinet und die zahlreichen FM-Pianos sind wiederum sehr gut gelungen! Werfen wir nun einen Blick in den Bereich „Other“: hier verstecken sich unter der Haube weitere nützliche Sounds, zu denen u. a. geschmackvoll gelayerte Pianos mit Pads oder z. B. Mellotron, Orchester-Samples und einige bekannte Synthesizer-Patches zählen. Ergänzt wird der Fundus durch weitere zahlreiche Sounds verschiedenster Genres, die über den SV-2 Editor programmiert und gespeichert werden können. Dadurch ist das Korg SV-2S wesentlich vielseitiger als der Vorgänger und eignet sich umso mehr als Main-Keyboard für so manche Pop-Bands. 

Other: Orgeln, Strings & Co.

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Organ Mellotron Strings Orchestral Pizzicato JP8

Effekte mit ‘vintage’ Hintergrund

Kommen wir zu meinem absoluten Highlight des Korg SV-2S, der Effektsektion. Wie schon eingangs erwähnt besitzt das SV-2S eine gut ausgestattete Effektabteilung, die in die vier Bereiche „Pre FX“, „Amp“, „Modulation“ und „Ambient“ aufgeteilt ist. Hier findet man eine Menge typischer Effekte, die die sonst etwas trockenen Pianos und Synths sehr lebendig klingen lassen. Tatsächlich geht hier wirklich der Vorhang auf, wenn man die Effekte aktiviert: Klanglich ist das absolut erste Sahne. Ein Blick auf die Beschriftung der einzelnen Sektionen lässt Vintage-Herzen höherschlagen, denn Korg hat hier offenbar viele klassische Modulationseffekte nachempfunden. Hinter dem U-Vibe und dem Small Phaser verstecken sich aller Wahrscheinlichkeit nach das berühmte Uni-Vibe und der Small Stone Phaser. Die Effekte klingen allesamt hervorragend und lassen sich über die jeweiligen Speed- und Intensity-Regler im Handumdrehen auf den Sound abstimmen. Auch das berühmte Autopan des Suitcase Rhodes findet man hier unter dem Namen „Tremolo“ wieder. Hier hat Korg wirklich absolut höchste Qualität walten lassen. Auch die Amp-Abteilung mit ihren insgesamt sechs Verstärker-Emulationen bietet eine Menge Möglichkeiten, den Klang der verschiedenen Pianos anzuzerren. Ob Twin, Vox AC 30 oder ein Boutique-Amp, hier ist alles dabei. Das Potenzial des Amp-Moduls reicht jedenfalls von leicht „schmutzigen“ Sounds bis hin zu gitarrenähnlichen Brat-Sounds. 

Modulationseffekte im Einsatz

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Effekte U-Vibe Effekte Vibrato Effekte Tremolo Effekte Wah Effekte Amp Effekte ClassicChorus + BlackChorus Effekte Orange+ SmallPhaser

Ambient-Effekte

In der Ambient-Sektion warten neben verschiedenen Hall-Algorithmen, zu denen Room, Plate und Hall gehören, auch ein Federhall, ein Tape Echo sowie ein Stereo-Delay, welches sich über den Tap-Taster im Tempo verändern lässt. Auch hier ist die reine Klangqualität wirklich beachtlich, und ich finde, dass das SV-2S u.a. wegen seiner tolle Effekte so eindrucksvoll klingt. Schade nur, dass es hier nur den Regler „Depth“ gibt, d.h. manche Parameter, wie z.B. das Delay-Feedback oder die Hall-Zeit kann man hier leider nicht einstellen.

Effekte für die räumliche Gestaltung

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Reverb Spring Tape Echo Stereo Delay
Fotostrecke: 2 Bilder Die Modulation-Effekte erinnern in ihren Namen an bekannte Effekt-Pedale, wie z.B. den Small Stone Phaser.

SV-2 Editor für den Rechner

Mit dem kostenlosen SV-2 Editor werden das SV-2 und SV-2S um weitere Funktionen erweitert, denn mithilfe des Editors lassen sich nämlich Splits und Layer-Sounds erstellen und auf einen großen, von außen nicht zugänglichen Soundpool zugreifen. Ist das SV-2S per USB mit einem Computer verbunden, zeigt der Editor die aktuell eingestellten Klänge in einer grafisch schönen Oberfläche an. Tatsächlich können hier bis zu drei Sounds gelagert bzw. In einem Split angeordnet werden. Diese Einstellungen lassen sich leider nicht am Gerät selbst, sondern nur am Editor vornehmen. Auf der zweiten Seite lassen sich dann pro Layer auch jeweils individuelle Effekte einstellen, und siehe da: Hier haben wir tatsächlich Zugriff auf eine Menge weiterer Effektparameter, wie z.B. zusätzliche EQs für die Amp-Simulationen, Delay-Feedback, oder z. B. die Höhen-Dämpfung des Federhalls. Über den Editor lassen sich also prima ganz eigene Klänge erstellen, die man dann auf dem SV-2S als Favorite abspeichern kann. Hier kann jede Note einzeln manuell gestimmt werden, wie sich beim Anklicken der einzelnen Tasten herausstellt. Außerdem bietet der Editor die Möglichkeit, eigene Sounds als Backup zu sichern. Ein sehr gelungenes Feature, das das SV-2S sehr bereichert!  

Fotostrecke: 3 Bilder Über den kostenlosen SV-2 Editor lassen sich um Handumdrehen mehrere Sounds in Layer oder Splits schichten. Die GUI ist intuitiv und lässt sich auch ohne ein Handbuch bedienen.

Spielbarkeit der Tastatur

Die schon beim Vorgänger verbaute RH3-Tastatur des Korg SV-2S findet man auch in anderen Korg-Spitzenmodellen. Sie fühlt sich sehr griffig an und ist auf die internen Sounds des Stagepianos gut abgestimmt. Sowohl für die akustischen als auch elektrischen Pianos ist die Gewichtung genau richtig. Bedenkt man etwa, wie schwergängig eine echte Flügel- und z. B. eine echte Rhodes-Tastatur sind, dann bietet das SV-2S einen guten Kompromiss. Für Clavinet- und manche Synth-Samples mag sie wiederum etwas weniger geeignet zu sein, aber diese Sounds zählen sicherlich nicht zum Hauptaugenmerk des Stagepianos.  

Integriertes Lautsprechersprechersystem

Die eingebauten Lautsprecher aus dem Hause K-ARRAY versorgen den Spieler mit dem nötigen Sound. Die auf der Oberfläche befindlichen Öffnungen bewirken einen recht direkten Klang und insgesamt schaffen es das Lautsprechersystem auf eine gehörige Lautstärke zu bringen, wenn man sie braucht. Der Klang ist wirklich gut, und hebt sich von der Mehrheit der Lautsprecher-Systeme ab, die man in diversen anderen Stagepianos findet. Im Bassbereich wird es ab einer gewissen Lautstärke etwas „dünn“, was allerdings an der Größe des Soundsystems liegt. Ich persönlich finde, dass ein Stagepiano mit eingebauten Lautsprechern grundsätzlich besonders interessant ist, und deshalb bin ich in dieser Hinsicht auch vom SV-2S überzeugt. Das Stagepiano ist dadurch besonders praktisch und komfortabel in seinem Nutzen. Egal ob zum Üben, für eine spontane Jam-Session oder einen kleinen Live-Auftritt eignen sich die Lautsprecher. Kein unnötiges Verkabeln oder zusätzliches Equipment sind hier notwendig. Sollte man die Lautsprecher mal nicht benötigen, dann können sie wahlweise über den Schalter auf der Rückseite abgeschaltet werden.  

Fotostrecke: 2 Bilder Die integrierten Lautsprecher des Korg SV-2S strahlen nach oben ab.

Korg SV-2S Sound Demo (no talking)

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Fazit

Mit den SV-2 und SV-2S Stage Vintage Pianos hat Korg gelungene Nachfolger des SV-1 Stagepianos auf die Beine gestellt, die durch eine sehr große Auswahl an Klängen, einer hervorragenden Effekt-Abteilung sowie durch eingebaute Lautsprecher beim Modell SV-2S bestechen. Durch die neuen akustischen Pianos, zu denen jetzt auch mehrere Upright-Pianos gehören, ist das SV-2(S) vielseitiger und attraktiver für alle Pianisten und Bühnenkeyboarder geworden. Die unterschiedlichen E-Pianos erinnern stark an jene aus dem SV-1, und lassen sich sehr gut spielen, wobei ich mir eine etwas höhere Dynamikabstufung im Diskant einiger E-Pianos gewünscht hätte, was sicherlich Geschmacksache ist. Durch die tollen Vintage-Effekte bekommen gerade die E-Pianos eine gehörige Portion Realismus. Die Smooth Transition Transition Funktion ist ein sehr praktisches Feature des SV-2(S), denn sie verhindert beim Umschalten auf einen neuen Sound das Abreißen des vorangegangenen Klangs.
Ein absolutes Highlight sind die zahlreichen Modulations-Effekte, welche teilweise eine Reminiszenz an klassische Effekt-Bodentreter sind und keine Wünsche offen lassen. Auch der Federhall, das Tape-Echo und das Stereo-Delay klingen sehr gut. Dank des kostenlosen SV-2 Editors hat man Zugriff auf zahlreiche weitere Effektparameter sowie einen großen Soundpool und kann hier auch eigene Klangkreationen, inkl. dreifachen Layer-Sounds erstellen. Zu guter Letzt sei noch die schon vom SV-1 bekannte Röhre erwähnt, die allen Sounds ein echtes Pfund an Sättigung mit auf den Weg gibt, wenn die Amp-Effekte in Gebrauch sind. Das eingebaute Lautsprechersystem des SV-2S klingt wirklich gut und eignet sich prima für das Üben zu Hause, oder eine spontane Jamsession. Alles in allem also ein interessantes Stagepiano mit vielen tollen Features!       

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Tolle Klänge
  • Gelungenes Lautsprechersystem
  • Sehr gute Effekte
  • Echte 12AX7 Röhre
  • SV-2 Editor mit weiteren Bearbeitungsmöglichkeiten
  • Robuste Verarbeitung
  • Einfache Handhabung
  • Einfache Handhabung
Contra
  • Etwas höhere Dynamikabstufung im Diskant einiger E-Pianos gewünscht
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Korg SV-2S Test
Für 1.799,00€ bei
Mit dem SV-2S bietet Korg einen gelungenen Nachfolger des SV-1 Stage Vintage Pianos.
Mit dem SV-2S bietet Korg einen gelungenen Nachfolger des SV-1 Stage Vintage Pianos.
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