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Clavia Nord Piano 5 Test

In regelmäßigen Abständen bringt der schwedische Hersteller Clavia Nachfolgemodelle der roten Nord-Keys auf den Markt. Getreu dem Motto „never change a running system“ hält Clavia dabei an der Architektur der jeweiligen Vorgänger fest und verpasst den Modellen mit jedem Facelift weitere neue Features, welche die Funktionalität und den praktischen Nutzen deutlich erweitern. So auch mit dem Nord Piano 5, das jetzt sowohl mit 73 Tasten als auch in der gewohnten 88-Tasten-Version verfügbar ist. Beide Tastaturmodelle sind mit einer hochwertigen Hammermechanik ausgestattet und bieten jetzt gleich zwei unabhängige Piano- und Sample-Layer an, welche die klanglichen Möglichkeiten für Split- und Layer-Sounds deutlich verbessern. Auch der Speicher für Pianos und Samples wurde beim Nord Piano 5 verdoppelt – das neue Nord Piano 5 kann also deutlich mehr, als sein Vorgänger, das Nord Piano 4. Wir haben für diesen Testbericht das große 88-Tasten-Modell genauer unter die Lupe genommen.

Clavia Nord Piano 5 Test
Clavia Nord Piano 5 Test

Details

Das Nord Piano 5 ist jetzt in zwei Tastaturgrößen erhältlich, in einer 73-Tasten- und einer 88-Tasten-Version. Beide Modelle sind technisch identisch ausgestattet und unterscheiden sich lediglich hinsichtlich ihrer Tastaturgröße. Für die Meisten ist eine große Tastatur zwar sinnvoll, allerdings gibt es auch jede Menge Anwendungsbereiche, für die man mit etwas weniger Tastatur auch gut auskommt. Außerdem spart man bei einer kleineren Tastatur gleich an Gewicht, Gepäckgröße und schließlich auch etwas Geld – wobei der preisliche Unterschied zwischen den beiden Varianten sehr gering ist.

Erster Eindruck

Das Nord Piano 5 wird in einem kompakten Karton geliefert, in dem sich neben dem Instrument ein Dreifach-Pedal, ein Netz- und USB-Kabel sowie die Bedienungsanleitung befinden. Das Nord Piano 5 88 ist mit einem Gewicht von 18,5 kg recht schwer, allerdings gehört es im Bereich der Stagepianos noch lange nicht zu den wirklichen Schwergewichten. Das kleinere 73-Tasten-Modell ist 3 kg leichter. Beide Pianos lassen sich ohne große Anstrengungen transportieren und sind schnell aufgebaut. Der Grund für das Gewicht liegt auf der Hand: Immerhin bietet das Nord Piano 5 eine wirklich hervorragende, gewichtete Tastatur mit Dreifachsensor. Außerdem ist das Instrument sehr hochwertig verarbeitet: Seitenteile aus Holz, eine schöne Metalloberfläche ohne überflüssiges Plastik sowie Taster und Knöpfe, die bombenfest sitzen. Das Design und die Verarbeitung stimmen – so kennt man das von Nord!

Fotostrecke: 3 Bilder Das Nord Piano 5 88 unterscheidet sich optisch kaum vom Vorgängermodell …

Bedienfeld

Optisch gesehen bleibt vieles beim Alten: Das Nord Piano 5 bietet – wie schon die Vorgängermodelle – ein recht schlichtes und ansprechendes Design in roter Farbgebung. Das Bedienfeld befindet sich dabei mittig auf der Oberseite und lässt in den äußeren Bereichen genug Platz, um darauf noch etwas abzulegen. Tatsächlich hat es Nord bislang immer geschafft, die Bedienung besonders intuitiv zu gestalten und gleichzeitig recht überschaubare Bedienelemente zu verbauen. Das gilt übrigens für alle Nord-Keyboards, deren Bedienung größtenteils auch ohne ausführliche Lektüre des Handbuchs vonstattengeht. Im Vergleich zum Vorgänger gefällt mir das neue Bedienfeld noch etwas besser: Das OLED-Display und der Program-Panel wurden jetzt mittig angeordnet, was den Fokus während der Bedienung zentriert. Weiterhin bleibt Nord den 5 Program-Select-Tastern treu, über die man gleich fünf gespeicherte Programme aufrufen kann. Mithilfe der Shift-Taster werden damit alternativ Menü- und MIDI-Einstellungen vorgenommen. Praktisch ist auch der Drehencoder, mit dem man etwas schneller durch die insgesamt 400 Programme durchsteppen kann.  

Fotostrecke: 5 Bilder Beim Nord Piano 5 wurde das Display und der Program-Panel mittig angeordnet.

Piano Sektion

Links vom Program-Panel liegt die Piano- und Sample Synth-Sektion. Hier offenbart sich ein kleines, aber sehr erfreuliches neues Feature, denn beide Sektionen besitzen nun jeweils zwei Layer: Mit dem Nord Piano 5 können also gleich zwei Pianos und zwei Sample-Synths verwendet werden. Natürlich lassen sich diese Sounds nicht nur layern, sondern auch in einem Splitting auf der Tastatur verteilen. Die dafür vorgesehenen Split-Punkte werden nach Betätigen des Split-Tasters als grüne LEDs oberhalb der Tastatur angezeigt. Insgesamt verfügt das Nord Piano 5 über genau sieben vorgegebene Split-Punkte. Der Piano-Bereich bietet außerdem eine Möglichkeit, per Layer-Detune-Taster die beiden Pianos gegeneinander in drei Stufen zu verstimmen – so entsteht ein schöner Chorus-Effekt, der den gelayerten Klang noch „breiter“ macht. Außerdem können die Pianos über den Timbre-Taster mit unterschiedlichen voreingestellten EQ-Presets belegt werden, was ebenfalls recht praktisch ist. Die Lautstärkenverhältnisse der beiden Layer A und B werden mittels Drehencoder eingestellt. Alle weiteren Features kennt man auch von anderen Keyboards aus der Nord-Familie. Neben den für viele Piano-Sounds verfügbaren Resonanz- und Dämpfer-Geräuschen gibt es hier einen Taster und Encoder zur Auswahl der Piano-Klänge, welche in sechs Kategorien unterteilt sind. Natürlich ist das Nord Piano 5 ab Werk bereits randvoll mit allen erdenklichen Pianos, E-Pianossowie Clavinet- und weiteren Klängen gefüllt. Über einen einfachen Tastendruck können Volume- und Haltepedal für die Klänge ein- und abgeschaltet werden. 

Die Piano-Sektion des Nord Piano 5 befindet sich links auf der Oberseite.
Die Piano-Sektion des Nord Piano 5 befindet sich links auf der Oberseite.

Sample Synth

In der Sample Synth-Sektion, die direkt links neben dem Program-Panel zu finden ist, können ebenfalls zwei Klänge gelayert oder gesplittet werden. Hier steht ebenfalls ein Drehencoder für die Lautstärke der beiden Parts zur Verfügung. Um die Auswahl der Klänge zu erleichtern, wurden hier gleich zwei Regler verbaut, um zwischen den deutlich umfangreicheren Kategorien und den darin befindlichen Sounds schneller navigieren zu können. Weitere Features, die man auch vom Nord Stage 3 kennt, sind z. B. die zuschaltbaren „Dynamics“, das „Timbre“ oder der Unison-Modus, welcher die Sample-Synth-Sounds gleichzeitig vervielfacht und verstimmt, um einen breiten Chorus-Effekt zu erzeugen. Hier finden wir auch die Nord-typischen Hüllkurven-Regler für Attack sowie Decay/Release. Ein neues Feature ist das Vibrato, welches in drei Delay-Stufen jeweils verzögert einsetzt und dem Klang damit ein natürliches Vibrato verleiht.  

Die Sample-Synth-Sektion des Nord Piano 5.
Die Sample-Synth-Sektion des Nord Piano 5.

Erweiterte Split-Funktion

Neben den gängigen Split-Funktionen verfügt das Nord Piano 5 auch über eine Crossfade-Funktion, die im Program-Panel rechts über dem Display aktiviert wird. Sobald die X-Fade-Funktion aktiviert ist, überlappen die beiden Split-Sounds für wahlweise eine halbe oder ganze Oktave oberhalb und unterhalb des Splitpunkts. Das vermeidet harte Klangbrüche und erlaubt „fließende“ Übergänge, die in so manchem Kontext sehr sinnvoll sein können. Im Übrigen verfügt das Nord Piano 5 – wie schon der Vorgänger – über die sogenannten „seamless transitions“, d. h. Klänge reißen beim Umschalten nicht ab und werden bei gedrücktem Sustainpedal auch noch weiter gehalten, selbst wenn schon ein neuer Klang eingestellt wurde.

Effekte

Wer mit den roten Nord Keyboards vertraut ist, der weiß auch um die besonders vielen und praktischen Effekte, die man um Handumdrehen auf die ausgewählten Klänge anwenden kann. Nicht anders ist es beim Nord Piano 5, das gleich mit sechs Effekt-Paneelen bestückt ist. Dazu zählen die beiden Modulationseffekte Mod1 und Mod2, die mit Modulationseffekten wie z. B. Autopan, Tremolo, Chorus und Phaser aufwarten. Gleich daneben geht es mit dem Amp/Comp-Effekt weiter, welcher neben einem Kompressor vor allem verschiedene Verstärkermodelle simuliert, die beim Aufdrehen des Drive-Reglers immer stärker verzerren. Auch darf ein Equalizer nicht fehlen, der im Falle des Nord Piano 5 drei Bänder liefert, von denen Bass und Treble feste Frequenzen regeln und das Mittenband über einem verstellbaren Frequenzbereich von 200Hz – 8kHz verfügt.
Direkt rechts daneben liegt das Delay, welches auf Wunsch auch in den Ping-Pong-Modus geschaltet und dessen Feedback in drei Stufen verändert werden kann. Abschließend sitzt – ganz rechts außen – der Hall, der über fünf Modi (Stage, Room, Booth, Hall, Cathedral) verfügt. Der Reverb-Effekt bietet zusätzlich noch einen Taster für „bright“ bzw. „dark“, womit der Hall in seinem Charakter noch deutlich verändert werden kann. Neu ist der „Chorale“-Modus, der den Nachhall nachträglich moduliert und ihn damit lebendiger erklingen lässt.  Jeder der Effekte kann sowohl einem oder auch gleich beiden Layern aus entweder Piano- oder Sample Synth-Sektion zugeteilt werden. Im EQ und Delay-Panel ist sogar die Anwendung des Effekts auf alle vier Layer möglich. Schlussendlich ist der Reverb als einziger Effekt nur „global“ anzuwenden. 

Die zahlreichen Effekt-Sektionen des Nord Piano 5 finden rechts neben dem Display ihren Platz.
Die zahlreichen Effekt-Sektionen des Nord Piano 5 finden rechts neben dem Display ihren Platz.

Tastatur

Beide Modelle des Nord Piano 5 sind mit einer gewichteten Hammermechanik-Tastatur inkl. Dreipunktsensor ausgestattet. Dahinter steckt – wie schon beim Vorgänger – der namhafte Hersteller Fatar, der zusammen mit Nord eine Tastatur speziell auf das Nord Piano 5 abgestimmt hat. Die Tastatur bietet eine recht schwere Gewichtung, was dem Spielgefühl sehr zuträglich ist und schon beim ersten Testen einen authentischen Eindruck hinterlässt. Mehr dazu dann im Praxisteil!

Beide Modelle des Nord Piano 5 sind mit einer gewichteten Hammermechanik inkl. Dreipunktsensor ausgestattet.
Beide Modelle des Nord Piano 5 sind mit einer gewichteten Hammermechanik inkl. Dreipunktsensor ausgestattet.

Anschlüsse

Die Anschlüsse des Nord Piano 5 sind auf der Rückseite des Instruments zu finden und sind in Nord-typischer Manier sinnvoll aufgeteilt. Rechts außen liegen die Audio-Anschlüsse, zu denen eine Kopfhörerbuchse sowie Stereo-Ausgänge (L/R) im 6,3mm Klinkenformat sowie der Monitor-In zum Einspeisen externer Audiosignale im Miniklinkenformat. Etwas weiter mittig finden wir die klassische MIDI In/Out-Kombi, sowie eine USB-Buchse zum Verbinden des Nord Stagepianos mit einem Computer – über letztere werden nicht nur Samples und Programme, sondern ebenfalls MIDI-Informationen übertragen. Links davon finden wir Anschlüsse für das Control- und Sustainpedal. Passenderweise hat Nord für den Betrieb direkt ein Dreifach-Pedal mitgeliefert – für ein Piano ist das natürlich wirklich sinnvoll. Etwas weiter links liegt der Anschluss für das Netzkabel sowie der zugehörigen Netzschalter.  Ebenfalls rückseitig finden wir zwei Ösen für das optional erhältliche, aufsteckbare Notenpult.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Anschlüsse des Nord Piano 5 sind auf der Rückseite des Instruments zu finden.

Nord Samples und Nord Sample Editor 3

Nord bietet mit seiner stetig wachsenden Piano- und Sample-Library ein wirklich sinnvolles Feature: Jeder Anwender kann aus den zur Verfügung stehenden Klängen sein ganz eigenes Setup erstellen. Neben zwölf Flügelmodellen und zwölf Upright-Klavieren stehen alleine in der Piano-Library unzählige Piano-Klänge zum Download bereit. Und bei einem internen Speicher von 2 GB gibt es eine Menge Platz, um möglichst viele Pianos unterzubringen. Ebenso erfreulich sieht es auch in der Nord Sample Library aus: Egal ob Orchesterinstrumente, Mellotron-Samples oder Vintage-Klänge berühmter Synthesizer – alles steht zum Download zur Verfügung. Auch hier darf man sich darüber freuen, dass auch der Sample-Speicher nun auf 1 GB aufgerüstet wurde. Wem das noch nicht reicht, der kann mithilfe des intuitiven Nord Sample Editor 3 eigene Samples erstellen und sie über den Editor direkt in das Nord Piano 5 laden. Einfacher geht’s nicht!

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Praxis

Bedienung

Die Bedienung des Nord Piano 5 gestaltet sich vorbildlich, denn fast alle Funktionen lassen sich intuitiv über die zahlreichen Taster und Drehregler vornehmen. Keine verschachtelten Menüs und versteckte Details, die man erst nach langer Zeit entdeckt – so sollte es sein. Die Auswahl der Klänge, das Einstellen der Effekte sowie das Abspeichern und Organisieren ist kinderleicht. Für ein paar detaillierte Einstellungen schadet ein Blick ins Handbuch nicht, jedoch konnte ich diesen Test ohne Handbuch-Unterstützung problemlos durchführen. 

Wie klingt das Nord Piano 5?

Nach dem Einschalten wartet das Nord Piano 5 mit dem ersten Programm „White Grand“ darauf, gespielt zu werden. Zunächst sind keine weiteren Layer aktiviert und wir hören den virtuellen Flügel in der XL-Version, der zu den umfangreichsten Samples inklusive Dämpfer- und Resonanzgeräuschen gehört. Tatsächlich ist der Speicher des Nord Piano 5 mit seinen 2 GB so groß, dass eine ganze Reihe dieser XL-Pianos hier ihren Platz finden. Dazu zählen außerdem eine Menge akustischer Upright-Pianos, die einen gelungenen Kontrast zu den Flügeln darstellen. Werksseitig sind bereits zehn Flügel und neun Upright Pianos in unterschiedlicher Größe im Nord Piano 5 gespeichert. Dabei zeigen die verschiedenen Modelle, wie unterschiedlich ein Piano klingen kann und man kann sich vorstellen, wie gut sich die Klänge in so manchem Kontext einfügen können. Eine solche Auswahl hochwertiger Klänge findet man nicht in jedem Stagepiano. Hier ist für jeden Geschmack ist etwas dabei!  

Audio Samples
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White Grand XL Velvet Grand Amber Upright Black Upright

Erfreulich ist auch, wie gut das Dreifach-Pedal zusammen mit den Klängen arbeitet. Betätigt man das linke Pedal, dann wird der Klang entsprechend gedämpft und klingt deutlich weicher. Für zusätzliche klangliche Nuancen stehen zudem drei verschiedene EQ-Einstellungen per Timbre-Taster zur Verfügung: Soft, Mid und Bright. So spart man sich z. B. den EQ-Panel für die klangliche Bearbeitung der Synth-Sounds auf.

Audio Samples
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Linkes Pedal im Einsatz Unterschiedliche Piano Timbres

Jetzt mischen wir zwei Piano-Layer miteinander. Dazu habe ich neben einem akustischen Flügel über den zweiten Layer einen DX-Piano-Sound aktiviert. Um jetzt beide Layer zu hören, müssen die Schalter A und B gleichzeitig gedrückt werden. Der jeweils angewählte Layer ist durch eine blinkende LED sichtbar und kann über den Drehencoder in der Lautstärke geregelt werden. In unserem Fall haben die beiden Piano-Sounds sehr unterschiedliche Stärken und sollten sich sehr gut mischen lassen. Solche Klang-Kombinationen kennt man übrigens aus zahlreichen Pop-Balladen à la Phil Collins. Wem das noch nicht reicht, der kann die beiden Layer dann per Layer-Detune-Taster in drei Stufen leicht gegeneinander verstimmen, was den Sound deutlich breiter macht. 

Audio Samples
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Layer Piano + DX Piano Layer Detune 1 – 3

Natürlich findet man im Nord Piano 5 eine Menge E-Piano-Sounds, zu denen u. a. Rhodes, Wurlitzer, Clavinet und DX7-Klänge gehören. Diese Klänge können zwar klanglich nicht ganz mit den wirklich tollen akustischen Pianos mithalten, aber auch hier gibt es eine Menge wirklich brauchbarer Sounds.

Audio Samples
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Nefertiti Rhodes Wurlitzer 2 Clavinet D6 DX7 FullTines

Weiter geht es mit der Sample Synth-Sektion, die ebenso zwei Layer bietet. Über die beiden Drehregler findet man sich gut zurecht und kann im Handumdrehen die passenden Klänge auswählen. Hier ist die Auswahl deutlich größer: Neben klassischen Instrumenten wie Streicher und Bläser gibt es hier auch viele tolle Mellotron- und Synth-Sounds.    

Audio Samples
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Silk Pad Ana Classic 1 Pop Brass

Ein neues Feature in der Sample-Sektion ist das hinzuschaltbare Vibrato, das sich besonders für Solo-Instrumente eignet. Die drei Delay-Stufen lassen das Vibrato jeweils nach unterschiedlich Intervallen langsam „einschwingen“. In folgendem Beispiel ist ein Klang – zunächst ohne Vibrato –  und dann nacheinander in den drei Vibrato-Varianten zu hören.  

Audio Samples
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Vibrato in drei Stufen

Für Synthesizer-Sounds bietet der Unison-Mode viel Spielraum Sounds zu vervielfachen und zu verstimmen. Dabei entsteht ein deutlich hörbarer Chorus-Effekt, wie man ihn von mehreren verstimmten Oszillatoren kennt. Der Unison-Mode lässt sich auf alle Klänge anwenden und erlaubt mitunter interessante Klangvariationen.  

Audio Samples
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Unison Modus

Neben klassischen Splits ermöglicht das Nord Piano 5 auch Crossfades, die anstelle eines harten Wechsels die beiden Klänge langsam überblendet. Zur Verfügung stehen zwei X-Fade-Modi, die mittels Shift-Taster aktiviert werden können. X-Fade 1 lässt die beiden Klänge in zwölf Halbtönen überblenden: Dabei beginnt der Vorgang jeweils sechs Halbtöne unterhalb des Splits und ist sechs Halbtöne darüber abgeschlossen. X-Fade 2 hingegen lässt die Klänge über insgesamt zwei Oktaven langsam überblenden – hier sind es dann zwölf Halbtöne unterhalb und oberhalb des Splitpunkts. Im nachfolgenden Beispiel ist zuerst der klassische Split-Punkt zu hören und anschließend die beiden Crossfade-Splits. Durch den Crossfade lassen sich die Klänge sehr schön mischen, was sich musikalisch gut einsetzen lässt.

Audio Samples
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Crossfade zweier Klänge

Jetzt zu den Effekten. Durch die zahlreichen Effekt-Slots lassen sich einzelne Sounds nachträglich noch sehr stark manipulieren. Neben den vielen Modulationseffekten gefallen mir persönlich auch die verschiedenen Halleffekte, zu denen hier auch die jeweiligen Bright- und Dark-Varianten gehören. Wer es noch etwas lebhafter mag, der sollte einmal per Shift den Chorale-Effekt verwenden, der den Hall nachträglich noch moduliert. Das Nord Piano 5 bietet in puncto Effekte eine reichhaltige und gut klingende Auswahl.

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Verschiedene Modulationseffekte Mod 1 Verschiedene Modulationseffekte Mod 2 Reverb normal, dark und bright Reverb normal + Reverb Chorale

Tastatur

Die verbaute Tastatur des Nord Piano 5 lässt sich sehr gut spielen und bietet eine angenehm-schwere Gewichtung. Einen Druckpunkt gibt es hier zwar nicht, aber das ist in Anbetracht der vielen Klänge, die man mit dem Nord Piano 5 spielt, auch nicht weiter schlimm. Das Spielgefühl ist dank der Hammermechanik sehr realistisch und hat mich doch immer wieder zum Spielen verführt. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Tastatur auf die vielen Klänge wirklich gut abgestimmt ist. Zwar ist eine Hammermechanik nicht unbedingt die erste Wahl, wenn es um funkige Clavinet-Sounds geht, aber für diesen Zweck ist das Nord Piano 5 auch nicht in erster Linie gedacht. Aus pianistischer Sicht hat mich das Nord Piano 5 mit seiner Tastatur voll überzeugt die im Segment der Stagepianos zur absoluten Oberklasse zählt.

Nord Sound Manager und Nord Sample Editor 3

Für alle Keyboards aus dem Hause Nord bietet der Hersteller zwei Apps, mit denen zum einen Klänge per USB in das Gerät übermittelt und zum anderen eigene Samples erstellt werden können. Für ersteren Zweck steht der Nord Sound Manager zur Verfügung: Hiermit können nicht nur Sounds ausgetauscht werden, sondern auch Programm-Einstellungen und ganze Backups gespeichert bzw. aufgespielt werden. Ebenso sei hier der Nord Sample Editor 3 erwähnt, der seit der dritten Generation ganz besonders einfach zu bedienen ist: Einfach eine Audio-Datei einladen – der Editor erkennt die darin befindlichen Klängen und unterteilt sie dann je nach Ausgangsmaterial gleich in entsprechende Samples, die automatisch den entsprechenden Tasten zugewiesen werden. Oftmals reicht ein kurzes Nachjustieren, und schon hat man im Handumdrehen sein eigenes Sample-Patch kreiert. Sehr schön!

Fotostrecke: 5 Bilder Der neue Nord Sample Editor 3 erlaubt das blitzschnelle Erstellen eigener Samples.
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Fazit

Mit den beiden Modellen des Nord Piano 5 hat Clavia zwei gelungene Stagepiano-Nachfolger ins Rennen geschickt. Obwohl sich optisch recht wenig geändert hat, bietet das Nord Piano 5 mit verdoppeltem Speicherplatz, zwei Instanzen pro Klangsektion und weiteren interessanten Features einen deutlichen Zugewinn für den Spieler. Genau genommen hat sich das klangliche Potenzial des Nord Pianos 5 verdoppelt und bietet durch die Layer- und Splitfunktionen eine deutlich höhere Flexibilität. Auch die kleinen Details wie etwa die Layer-Detune-Funktion und der Unison-Mode sind sinnvolle Ergänzungen. Die Bedienung ist sehr intuitiv und lässt sich auch ohne umfangreiche Handbuch-Lektüre vornehmen. Durch das noch konsequentere Bedienfeld und das mitgelieferte Dreifach-Pedal bietet das Nord Piano 5 damit ein wirklich rundes Paket!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Klänge
  • Tolle Tastatur
  • 2 Layer für Piano-Klänge
  • 2 Layer für Sample-Synth-Sektion
  • Großer Piano- und Sample-Speicher
  • Mitgeliefertes Dreifach-Pedal
Contra
  • Einige E-Pianos qualitativ nicht auf dem Stand der akustischen Pianos
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Clavia Nord Piano 5 Test
Für 2.999,00€ bei
Das Nord Piano 5 ist eine konsequente Weiterentwicklung des bewährten Nord Piano 4 Stagepianos mit vielen Möglichkeiten und tollem Sound.
Das Nord Piano 5 ist eine konsequente Weiterentwicklung des bewährten Nord Piano 4 Stagepianos mit vielen Möglichkeiten und tollem Sound.

(Die genannten Preise sind Straßenpreise, Stand: 25.05.2021)

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