Die italienische Firma Fatar ist der weltweit führende Hersteller von Keyboardtastaturen. Egal ob Digitalpiano, Synthesizer oder Orgel, die meisten elektronischen Tasteninstrumente am Markt sind mit Klaviaturen von Fatar ausgestattet. Letztes Jahr bewiesen die Italiener erneut ihre Spitzenstellung in diesem Handwerk, denn mit der Numa-Masterkeyboard Serie gelang es ihnen gleich zwei weitere Höhepunkte aus der Taufe zu heben.
Die Tastatur des großen Numa gilt in Fachkreisen als eine der besten jemals gebauten Hammermechanikklaviaturen . Das kleinere und leichtere Numa Nano wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass es, trotz seines geringen Gewichts von nur 11kg, das angenehme Spielgefühl einer wesentlich schwereren 88er-Tastatur aufweisen kann. So etwas hat es bis dato nicht gegeben.Doch die Ingenieure von Fatar hatten alles andere im Sinn, als sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Sie gingen einen Schritt weiter, spendierten dem Numa Nano Masterkeyboard eine eigene Tonerzeugung und nannten das Ganze Numa Piano! Ein so leichtes, aber dennoch „schwer zu spielendes“ (frei nach Joja Wendt) Digitalpiano ist natürlich sehr praktisch. Aber klingt es auch gut? Nach diesem Test werden wir es wissen.
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Details
Das Numa Piano kommt in einem dünnen, aber stabil wirkenden Metallgehäuse mit weißen Seitenteilen aus Kunststoff daher. Okay, Design ist Geschmacksache. Wäre ich Besitzer eines Numa Pianos, würde ich als erste Amtshandlung die weißen Seitenteile durch solche aus Holz ersetzen, was wohl nicht viel schwerer, aber sicherlich viel hübscher wäre. Die Taster und Potis bestehen aus Kunststoff, fühlen sich aber ganz gut an und wackeln nicht.
An der Rückseite des Gehäuses lässt sich der mitgelieferte Notenständer befestigen. Außerdem gibt es hier reichlich Anschlüsse zu bewundern, als da wären:
Audio Out, Audio In (Miniklinke) mit Volumenpoti, MIDI In/Out/Thru, USB, zweimal Headphones, Hold Pedal und Expression Pedal. Ein Haltepedal ist im Lieferumfang enthalten.
Tastatur Es gibt natürlich auch andere Stage Pianos, die nur 11Kg wiegen, doch fühlen sich ihre Tastaturen in der Regel auch entsprechend leicht und wenig gewichtet an. Den Fatar Entwicklern hingegen ist das Kunststück gelungen, dass Gefühl von schweren Tasten zu erzeugen, ohne viel Gewicht zu verbauen. Das Numa Piano spielt sich auf jeden Fall super, und man muss schon etwas arbeiten um ihm Töne zu entlocken. Für ambitionierte Pianisten genau das richtige.
Es lassen sich vier verschiedene Velocitykurven einstellen: hart, mittel, leicht und fix (immer die gleiche Velocity, unabhängig vom Anschlag) . Dazu kommt die spezielle „Fatar Touch“-Kurve, die man selber definieren kann. Drückt man den Taster „Fatar Touch“ und spielt dann eine Weile, errechnet das Numa eine Velocity Kurve, die speziell auf den individuellen Anschlag des Pianisten abgestimmt wird. Spielt man also sehr weich führt dies zu einer Kurve, die schon zart angeschlagene Töne relativ laut erklingen lässt. In der Praxis erweist sich das „Fatar Touch“Feature allerdings als nur mäßig sinnvoll. Ich persönlich könnte mit einer ordentlichen Anzahl fester Kurven zur Auswahl wahrscheinlich mehr anfangen.
Sounds und Bedienung Das Numa Piano bietet folgende 12 Sounds: Grand Piano, Bright Piano, E Piano 1 (Rhodes), E Piano 2 (Wurlitzer), E Piano 3 (FM Piano), Clavinet, Pad 1 (Saw Pad), Pad 2 (Strings), Organ 1 (Jazzy B3), Organ 2 (Soft B3 ) , Bass 1 ( Kontrabass) und Bass 2 ( E Bass).
Es lassen sich zwei Sounds layern, indem man einfach zwei Programmtaster gleichzeitig drückt. Auch Splitsetups mit zwei Zonen und beliebigem Splitpunkt sind realisierbar. Für das Lautstärkeverhältnis der beiden Layers bzw. Zonen gibt es einen eigenen Drehknopf. Das Numa ist übrigens 128-stimmig.
Die Presetklänge können nicht verändert werden, außer durch einen 2-Band EQ und die sieben Effekte Chorus, Phaser, Rotary, Tremolo, Room, Hall und Delay.
Zur Steuerung der Effektintensität gibt es eigene Potis, die Geschwindigkeit der Modulationseffekte kann per Modulationsrad gesteuert werden. Ansonsten hat das Modulationsrad keinen Einfluss auf die trockenen, internen Klänge und dient vor allem der Steuerung angeschlossener MIDI Module.
Das Pitchrad wirkt auch auf die internen Sounds, allerdings lässt sich die Range von plus/minus zwei Halbtönen nicht verändern.
Die gesamte Tonerzeugung kann per Knopfdruck abgeschaltet werden. Ein angeschlossenes MIDI Modul aktiviert man mit einem separaten Taster. Hier bietet das Numa Piano einige grundlegende Masterkeyboardfunktionen.
Folgende Informationen können vom Keyboard aus an einen angeschlossenen MIDI-Expander übertragen werden:
Lautstärke, Program Change, Bank Select LSB und Bank Select MSB.
Aktiviert man z.B. Program-Change, so lassen sich Programme des angeschlossenen Gerätes über die zwei Buttons unterhalb des Displays anwählen. Hält man den Button gedrückt springen die Programme in Zehnerschritten. So kann man auch Sound 127 erreichen bevor das Konzert vorbei ist.
Außerdem können hier der MIDI-Kanal und die Oktavlage eingestellt werden. Splits gibt es beim Numa Piano im Masterkeyboardbetrieb nicht.
Alle Einstellungen, also Soundwahl, Splitpunkt, Effekt, Masterkeyboardfunktion etc. lassen sich in einen der 24 Speicherplätze schreiben. Diese Userprogramme können dann über die +/- Knöpfe unterhalb des Displays angewählt werden.
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Praxis
So, und wie klingt es denn nun, das Numa Piano? Um das herauszufinden schalten wir es doch einfach mal an …und staunen, dass ein so ein simpel gestricktes Instrument geschlagene 15 Sekunden braucht um hochzufahren. Lassen wir jetzt aber endlich mal die Katze aus dem Sack: das Numa Piano klingt, ich würde mal sagen, durchschnittlich.Die zwei akustischen Pianos machen einen guten Eindruck, aber besondere Details wie Saitenresonanzen, Pedalgeräusche oder Hammergeräusche findet man hier nicht, was allerdings normal in dieser Preisklasse ist.
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Grand PianoBright Piano
Die Klaviersounds lassen sich sehr dynamisch spielen – von ganz leise bis ganz laut ist alles drin. Allerdings hat die Dynamik eine etwas ungünstige Eigenart: Drückt man nämlich eine Taste sehr langsam herunter, kommt gar kein Ton, was beim echten Klavier natürlich auch so ist. Allerdings erscheint mir die Schwelle ab der ein leiser Ton zu hören ist, hier etwas höher angesiedelt zu sein, als beim akustischen Vorbild. Und so passiert es mir als Steinway-Upright-Piano-gewöhntem Pianisten bei extrem leisem Spiel manchmal, das Noten gar nicht mehr ansprechen, die beim echten Piano mit Sicherheit noch erklungen wären. Leider lässt sich das Problem auch mit Hilfe einer geänderten Velocity-Kurve nicht beheben.
Allerdings betrifft dieses Problem nur die akustischen Klaviersounds. Die E-Pianos und die anderen Presets des Numa Pianos sprechen früher an. Und auch über MIDI verbundene Tonerzeuger verhalten sich normal. Das Ganze ist also kein grundsätzliches Problem der Tastatur, sondern nur eines der beiden internen Pianos.
Kommen wir nun zu den anderen Sounds.
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E Piano 1
Bei E Piano 1 (welches ein Fender Rhodes nachzubilden versucht) hört man deutlich die Übergänge von einem Velocity Layer zum nächsten (ich denke es sind vier oder fünf). Dabei klingt das oberste Layer irgendwie seltsam. Es enthält unangenehme Verzerrungen, die man entschärfen muss, indem man am EQ alle Höhen rausdreht.
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E Piano 1 (Nebengeräusche)
Besser klingt E Piano 2, welches ein Wurlitzer Piano imitiert.
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E Piano 2
Auch hier sind es ca. fünf Velocity Layers, die eine schöne Dynamik im Sound möglich machen. Von dumpf-weich bis hart-scharrend ist alles möglich.). Die gebotene Qualität ist für die Preisklasse, in der das Numa Piano kämpft, aller Ehren Wert, aber state-of-the-art ist sie natürlich nicht. Ein (fast doppelt so teures) Nord Piano oder eine aufwendige Samplelibrary wie die von Scarbee klingen schon viel authentischer.
Das Wurlitzer des Numa klingt aber auf jeden Fall wesentlich besser als das, was in den meisten preiswerten Stage Pianos verbaut wird, sind die doch oft ziemlich grauslich.
Auch das FM Piano klingt vergleichsweise gut, da auch hier immerhin mehrere Velocity Layers zum Einsatz kommen. Bei vielen Digital Pianos wird die Dynamik im Sound, die von der FM Synthese des DX7 erzeugt wird, mehr schlecht als recht mit wenigen Samples reproduziert.
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E Piano 3
Das Clavinet klingt ganz okay, wenn auch nicht wirklich echt.
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Clavinet
Die Flächen sind schön, und die Orgeln sind eine nette Beigabe– aber so richtig Spass machen gesampelte Orgeln ohne Zugriegel und mit mittelmäßigem Leslieeffekt ja bekanntlich nicht. Immerhin kann die Geschwindigkeit des Rotaryeffektes über das Modulationsrad umgeschaltet werden.
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Pad 1Pad 2Organ 1Organ 2
Chorus, Phaser und Hall klingen recht gut. Schön ist, dass sie sich auch dazuschalten lassen, während ein Ton klingt (das wiederum hat das Fatar z.B. dem Korg SV1 voraus, wo die Töne abreißen wenn man einen Effekt anschaltet).
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Pad 1 + ChorusE Piano 1 + PhaserE Piano 2 + Tremolo
Alles in allem sind die Sounds des Numa Pianos durchaus brauchbar. Die letzte Begeisterung will aber dennoch nicht so recht aufkommen. Allerdings sollte man bei der Bewertung natürlich bedenken, dass z.B. ein Nord Piano (welches alle Sounds besser kann als das Numa) wie gesagt auch fast doppelt so teuer (und schwerer…) ist.
Die Tastatur hingegen ist wirklich phänomenal. Ich habe mal testweise mein Macbook über USB mit dem Fatar verbunden und Kontakt mit der Galaxy Vintage D Piano Library geladen. Das Fatar wurde vom Mac sofort erkannt, und in dieser Kombination macht das Keyboard sehr viel Spaß, denn die Tastatur lässt sich sehr differenziert und dynamisch spielen, und so kommt wirkliches Flügelfeeling auf.
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In den Bereichen Schule/Musikschule, Kirche etc., wo man ein tragbares und leicht zu bedienendes Instrument braucht, macht das Fatar Numa Piano einen guten Job. Für diesen Anwendungsbereich scheint es auch zugeschnitten zu sein, und dafür sind die internen Sounds gut genug.
Auf der Profi-Bühne wird man die Sounds des Numa Pianos aber wohl eher nicht hören. Ambitionierte Kollegen, die nicht gerne schwer tragen, aber trotzdem ordentliches Klavierfeeling möchten, sollten sich lieber ein Fatar Numa Nano Masterkeyboard zulegen und ein paar anständige Tonerzeuger oder ein Laptop mit Piano Software ansteuern. Der Preis des Numa Pianos ist angesichts des Gebotenen angemessen, und das Spielgefühl der Tastatur, in Relation zum Gesamtgewicht, wirklich einmalig.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Phänomenale Tastatur im Verhältnis zum Gewicht
Solide Verarbeitung
Contra
Sounds teilweise mittelmäßig
Ungewöhnliches Anschlagsverhalten beim Pianissimo-Spiel
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