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Kurzweil Forte Test

Das Kurzweil Forte ist das neueste Stagepiano des US-Traditionsherstellers, der mit den Instrumenten der K-Serie einst zu den Pionieren der Sampling-Technologie gehörte. Im Vergleich zum Artis aus gleichem Hause haben die Amerikaner mit ihrem neuen „Premium Stage Piano“ nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch im Preis noch mal einen oben drauf gelegt und möchten somit in der Profiliga mitspielen.

Das Forte ist Kurzweils neues "Premium Stage Piano"
Das Kurzweil Forte ist ein reinrassiges Bühnenarbeitstier


Beim Lesen der üppigen Feature-Liste bekommt man dann auch schon Appetit: satte 16 GB Speicher mit zwei neuen Flügelklängen, Vintage Keyboards, neue Orchestersounds, einem Best-Of-Sortiment des erfolgreichen PC3, eine komplette Hammond Simulation sowie eine exklusive Auswahl an Sounds der hauseigenen KORE 64 Expansion und der V.A.S.T.-Synthese. Veredelt wird das Ganze mit einer großen Effektabteilung. Die Soundengine kann dabei bis zu vier Zonen verwalten, die über die gewichtete 88er Tastatur mit Aftertouch angespielt werden. Mit sage und schreibe 23 programmierbaren Controllern kann man die Sounds nach eigenem Gusto zubereiten. Ob das reicht, um sich gegen die starke Konkurrenz rund um Nord Stage 2, Kawai MP11, Yamaha CP4 STAGE, Roland RD-800 und Konsorten zu behaupten, zeigt der folgende Test.

Details

Gehäuse und Anschlüsse

„Klotzen statt kleckern“ lautet die Devise. Mit seinem kantigen Design und den üppigen, „amerikanischen“ Ausmaßen erinnert mich das Instrument an einen protzigen SUV. Demnach ist das Kurzweil Forte auch kein Fliegengewicht. Dafür ist das mattschwarze Aluminiumgehäuse äußerst stabil verarbeitet, wie man es von Kurzweil gewohnt ist und erwartet. Lediglich die Seitenteile sind aus Kunststoff gefertigt. Die Größe und die hohe Wertigkeit äußern sich auch in dem Spielgefühl wieder, an einem echten und mächtigen Instrument zu sitzen.
Bei den Anschlüssen geht’s genau so mächtig weiter. Audioseitig ist das Forte mit zwei Stereoausgangspaaren, einem Kopfhöreranschluss (auf der Vorderseite) und einem Audioeingang im Miniklinkenformat ausgestattet. Beim obligatorischen MIDI-Trio lässt sich der MIDI-Thru über einen kleinen Schalter in einen zweiten MIDI-Out verwandeln. Das ist praktisch beim Einsatz des Forte als Schaltzentrale für mehrere externe Geräte. Ebenso großzügig gestalten sich die Anschlussmöglichkeiten für die Fußarbeit. Drei Switches (z.B. das mitgelieferte Sustainpedal) und zwei Continuous Controller (für Volume- und Expressionpedale) kann das Kurzweil verwalten. Den Abschluss bilden zwei USB-Buchsen. Eine davon dient zum Anschluss von USB-Speichermedien und die zweite zur Kommunikation mit dem Rechner. Diese arbeitet zudem als zusätzliches MIDI-Interface. Auch hier stimmt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität, denn alle Anschlüsse sind fest mit dem Gehäuse verschraubt.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Forte ist ein sehr solide verarbeitetes Instrument

Bedienfeld

Das Bedienfeld wirkt strukturiert und aufgeräumt. Alle Bedienelemente sind von einer gewissen Größe und wirken qualitativ hochwertig. Rund um das zentral angeordnete Farbdisplay mit 480 x 272 Pixeln sind alle Taster für die Navigation und der Dateneingabe platziert. Sechs Softbuttons übernehmen je nach Display-Seite verschiedene Funktionen. Direkt daneben gibt es vier Cursor-Tasten und zwei Taster für Channel/Zone up/down als Navigationshilfen sowie ein großes Datenrad mit Plus-/Minus-Tastern zur Dateneingabe. Buttons zum Speichern (SAVE) und Verlassen des Menüs (EXIT) sind ebenfalls vorhanden. Darunter liegen noch die Taster für die zehn Favorite-Sounds.
Auf der rechten Seite geht es mit den Tastern für die vier Modi des Forte weiter. Rechts außen bilden die 20 CATEGORY-Taster zum Anwählen der Sounds den Abschluss des Panels. Dazu gehören auch der USER-Button, der Zugang zu den User-Speicherplätzen verschafft, die ENTER-Taste und der KEYPAD-Taster, der die Zweitfunktion der Category-Taster aktiviert.
Am auffälligsten ist auf dem Bedienfeld der linke Bereich, der die REAL TIME Controls beherbergt. Mit jeweils neun Tastern und Slidern lässt sich Einfluss auf das Soundgeschehen nehmen. Für jeden Slider gibt es eine LED-Kette, die den Wert des Sliders anzeigt. Links außen finden schließlich noch die Potis für den zuschaltbaren Master-EQ und Kompressor sowie der Fader für das Master-Volume ihren Platz. Nicht zu vergessen sind natürlich die beiden Räder für PITCH-BEND und MODULATION sowie zwei Transpose-Taster, ein Tap-Tempo Taster und der VARIATION Taster links neben der Tastatur. 

Fotostrecke: 5 Bilder Alle Bedienelemente haben eine gewisse Größe und wirken hochwertig

Soundvorrat

Im Inneren des Kurzweil Forte schlummert ein beachtlicher Soundvorrat von 16 GB. Dieser setzt sich aus vielen neuen Klängen und einer „Best-Of“-Auswahl aus bisherigen Kurzweil-Produkten zusammen. Mehrere Gigabyte sind von zwei neuen Flügelsounds belegt. Ein 270 cm German Grand und ein 210 cm Japanese Grand sind die Aushängeschilder des Forte. Ebenfalls neu ist das Rhodes-Sample. Neben weiteren Vintage Keyboard Sounds wie Wurli und Clavinet gibt es eine ganze Palette an Klängen aus der Workstation Kurzweil PC3 Pro und der zugehörigen KORE 64 Expansion. Diese deckt das ganze musikalische Spektrum ab. Klassische Streicher- und Orchesterklänge in verschiedenen Solo- und Ensemblevarianten finden sich ebenso wie Drums, Gitarren, Bässe, Bläser und Synthsounds für aktuelle Pop-Stile. Vor allem die Analogsounds basieren auf der hauseigenen V.A.S.T.-Synthese. Für Orgelsounds gibt es die komplette KB3-Emulation, die das Forte in einen Hammond-Klon verwandelt. Es ist also alles an Bord, was man im Keyboardalltag braucht. Leider ist es aber nicht möglich, den Soundvorrat mittels Expansion oder Sample-RAM zu erweitern.

Controller

Für Eingriffe in das Soundgeschehen stehen beim Forte eine Vielzahl an Controllern zur Verfügung. Neun Slider, sechs Taster, drei Fußtaster und zwei Pedale – allesamt programmierbar – sind verschiedenen Parametern der Programs und Multis zugeordnet, wie z.B. dem Filter Cutoff, dem Hüllkurven-Release, der Hallintensität oder dem Delay-Anteil und ermöglichen eine Veränderung der Klänge in Echtzeit. Leider gibt das Display auf der Program-Hauptseite keine Info über die Controller-Zuweisungen. Erst beim Betätigen des Controllers zeigt das Display den Parameter und den zugehörigen Wert an. Live kann man da schon mal versehentlich am verkehrten Knopf schrauben.

Program Mode

Zum Spielen einzelner Sounds ist der Program Mode vorgesehen. Die 325 Preset-Programs sind in 20 Soundkategorien sortiert, z.B. Pianos, E-Pianos, Leads, Pads usw. Zum Aufrufen wählt man entweder mit den CATEGORY-Tastern die Soundgruppe aus und scrollt dann mit dem Datenrad oder den Plus-/Minus-Tastern zum gewünschten Sound oder man benutzt die KEYPAD-Funktion. Ein Druck auf den gleichnamigen Button verwandelt die CATEGORY-Taster in ein Zahlen- und Buchstabenfeld, mit dem man die Program-Nummer direkt eingeben kann. Die erste Möglichkeit ist hilfreich bei der Suche nach dem richtigen Sound, während die zweite Alternative in Live-Situationen die bessere, weil schnellere Option ist.
Mit einem einfachen Knopfdruck auf den VARIATION-Taster hat man eine Variante des aktuellen Programs oder Multis am Start. Bei den Piano-Sounds wird etwa ein Streicher-Layer aktiviert.
Im Edit Mode geht es hauptsächlich darum, die Parameter den vielen Controllern zu zuordnen und/oder einen Offset-Wert beim Aufrufen des Programs einzustellen. Jedes Program hat dabei seine fest zugewiesenen Parameter, die in Anzahl und Art je nach Sound variieren. Ebenso ist jedem Program ein unveränderbarer VARIATION-Sound zugeordnet. Man kann also keine eigenen Variationen entwerfen. Dies schränkt die Bearbeitungs- und Kreativmöglichkeiten zwar ein, aber das Forte ist ja ein Stagepiano und keine vollwertige Workstation oder Synthesizer. Für den Musikeralltag auf der Bühne sind die hier gebotenen Features auf jeden Fall ausreichend.

Multi Mode

Im Multi Mode verwaltet das Kurzweil Forte bis zu vier Zonen mit internen Sounds und/oder Klängen externer Geräte. Die 181 Presets (inklusive vier Templates) sind ebenfalls nach den 20 Soundkategorien geordnet und bestehen aus Split- und Layer-Kombinationen der einzelnen Programs.
Im Edit-Menü sind zunächst die Basisparameter der vier Zonen wie Tastaturbereich, Program, Pan und Volume übersichtlich auf einer Display-Seite zugänglich. Für weitere globale, gemeinsame oder individuelle Einstellungen der vier Zonen gibt es zusätzliche Menüs. Interessant ist davon das CONTROLS-Menü. Hier kann man für jede Zone die einzelnen Controller einer bestimmten Funktion zuweisen. Somit ist es z.B. möglich, dass Slider E den Cutoff für Zone 1 und gleichzeitig die Envelope-Release von Zone 2 steuert. Leider gibt es keine Übersichtsanzeige, bei der man die Belegung aller Controller bzw. alle vier Zonen auf einen Blick sieht. Im Display werden immer nur die Parameter eines Controllers für eine bestimmte Zone angezeigt. Das bedeutet, dass man während des Editierens ständig zwischen den Zonen oder den Controllern wechseln muss. Dabei kann man schon mal den Überblick verlieren, zumal es hier auch spezielle Features gibt, wie z.B. das Triggern eines Akkords über einen Fußtaster.
Die Zonen der Multis können aber nicht nur interne Programs ansteuern, sondern auch Sounds angeschlossener MIDI-Geräte oder beides gleichzeitig. Für eine externe Zone können nicht nur der Tastaturbereich, der MIDI-Kanal, der Program-Change-Befehl usw. definiert werden, sondern auch MIDI-Control-Befehle für alle Controller. Somit verwandelt sich das Forte in ein vollwertiges Masterkeyboard.

Fotostrecke: 2 Bilder Zum Spielen einzelner Sounds ist der Program Mode vorgesehen

KB3-Orgel

Beim Anwählen eines Orgel-Programms wird das Forte automatisch in den KB3-Mode versetzt. Wie das Kürzel schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine eigenständig arbeitende Simulation von Hammond-, Vox- und Farfisa-Sounds. Die Controller übernehmen jetzt die Funktionen zur Steuerung des Orgelsounds. Die Slider werden zu Drawbars, die Assignable Switches übernehmen die Aufgabe der Percussion und des Keyclicks und die Zone-Taster sind für das Scanner-Vibrato sowie für die Brake-Funktion des Rotary-Effekts zuständig. Das Umschalten der Rotorgeschwindigkeit erfolgt mit dem VARIATION-Taster und das Modulationsrad regelt einen Overdrive-Effekt. Dadurch ist ein ziemlich authentisches Orgelspiel möglich. Sehr gelungen, würde ich mal sagen.

Nützliche Live-Features

Zum direkten Aufrufen der am meisten benötigten Programs oder Multis stehen zehn FAVORITE-Taster zur Verfügung. So hat man in spontanen Live-Situationen auf Knopfdruck z.B. immer ein Piano oder einen Solo-Sound parat. Die Zuweisung ist denkbar einfach: Program/Multi auswählen, FAVORITE-Button gedrückt halten, fertig. Ein verdammt nützliches Feature.
Genauso einfach ist das Erstellen eines Layers oder Splits mit der EASY SPLIT- bzw. LAYER-Funktion. Vom Hauptschirm eines Programs oder Multis ausgehend kann man durch einfaches Drücken auf den jeweiligen Soft Button eine Split- bzw. Layer-Zone definieren. Dabei können für die neue Zone lediglich die Basisparameter Program, Key Range, Pan und Volume festgelegt werden. Dies ist eine praktische Funktion, um bei Proben oder Gigs schnell mal einen einfachen Split- oder Layersound zu basteln. Bei Bedarf lässt er sich auch als neues Multi abspeichern.
Als weiteres nützliches Detail für den Bühneneinsatz soll der Tap Tempo Button zum Eintippen des Songtempos nicht vergessen werden, mit dem sich z.B. Delays schnell anpassen lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Tastatur des Kurzweil Forte ist eine Fatar TP/40L

Effektiv ist anders

Selbstverständlich ist das Forte auch mit Effekten ausgestattet. Es besitzt pro Program/Multi einen INSERT- und zwei AUX-Effekte. Bei Kurzweil hat man sich hier für das Arbeiten mit vorgefertigten Effektketten entschieden, wobei mehrere der insgesamt 32 Einzeleffekte fest miteinander verknüpft sind. Jedem Slot kann eine der insgesamt – Achtung! – 5110 Effektketten zugewiesen werden. Das ist zwar eine riesige Auswahl, aber genau hier liegt auch das Problem. Um die passende Effektkombi zu finden, müsste man sich durch die gesamte Liste suchen. Dabei sind die Effektketten auch noch willkürlich aufgelistet und nicht logisch nach z.B. Instrumenten oder Effekten sortiert. Erschwerend kommt zudem hinzu, dass beim Scrollen mit dem Datenrad oder den Plus-/Minus-Tastern nicht alle 5000 Ketten angezeigt werden, sondern nur die Auswahl derer, die in den Factory-Programs benutzt werden. Die Anwahl der anderen Ketten erfolgt nur über die direkte Eingabe mittels der Keypad-Funktion. Und selbst dann kann ich nicht weiter zur nächsten Kette scrollen. Betätige ich das Datenrad oder die Plus-/Minus-Taster, springt die Effektkette immer wieder auf die erste Factory-Program-Kette. Das ist äußerst umständlich und erfordert viel Zeit und Geduld. Hier wird man in seinem Workflow extrem ausgebremst. In der Praxis wird es sich deshalb so etablieren, dass man sich auf ein paar wenige ausgewählte Effektketten beschränken wird. Sehr, sehr schade. Vermisst habe ich auch eine Bypass-Funktion, mit der ich die einzelnen Effektslots nach Bedarf abschalten kann.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass sich in der Program-Ebene je nach ausgewählter Kette auch die Zahl der editierbaren Parameter ändert. Diese kann ich ebenfalls den verschiedenen Controllern zuweisen. Im Multi Mode ist es möglich, pro Zone den INSERT-Effekt des jeweiligen verwendeten Programs zu aktivieren. Die beiden AUX-Effekte werden zunächst ebenfalls aus der Program-Ebene übernommen, können aber mit anderen Effektketten überschrieben werden.

Master FX

Zum Polieren der Sounds und zur Erhöhung der Durchsetzungsfähigkeit gibt es im Audio-Signalweg je einen zuschaltbaren 3-Band-Master-EQ und einen einfachen Kompressor-Effekt. Der EQ besitzt Shelving-Filter für Höhen und Bässe sowie ein durchstimmbares Mittenband. Mit einer Absenkung um max. 24 dB und einer Erhöhung um max. 15 dB kann er schon recht kräftig zugreifen, ohne dabei zu hart zu klingen. Der Kompressor, bei dem man lediglich die Intensität regeln kann, arbeitet unauffällig und klingt sehr weich. Er verleiht den Sounds einen angenehm hellen Punch.

Speicherplätze

In der USER-Bank ist Platz für 1024 eigene Programs und eben so viele Multis. Damit sollte man wohl eine Weile auskommen. Erreicht man doch irgendwann einmal die Grenzen der internen Speicherplätze, kann man seine Daten auf einem externen USB-Speichermedium oder im Computer ablegen. Dies ist sehr einfach und komfortabel gelöst, da das Kurzweil mit einer Verzeichnisstruktur wie am Rechner arbeitet und man Sounds so z.B. nach verschiedenen Projekten sortieren kann. Sehr löblich. 

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Praxis

Sound

Das Kurzweil Forte hat eine hervorragende Soundqualität und klingt glasklar mit einem kühlen Charakter und ordentlich Punch. Hier ein paar Beispiele.
Die beiden neuen Flügelsounds liegen in verschiedenen Varianten vor. Das German Grand klingt mit seinem vollen, runden und ausgewogenen Sound sehr realistisch. Es lässt sich sehr dynamisch spielen, wobei die Dynamikübergänge kaum wahrnehmbar sind. Dabei werden die Hammer- und Pedalgeräusche sowie die Saitenresonanzen detailreich und sauber abgebildet.

Audio Samples
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Bright 9 ft Grand

Im Vergleich dazu klingt das Japanese Grand sehr definiert, schlanker und mit seinem deutlichen Hammergeräusch ein Stück perkussiver. Der Sound verfügt in der Ausklingphase über schöne Schwebungen. Er lässt sich ebenfalls sehr dynamisch spielen und klingt im unteren Dynamikbereich sehr weich. Ein sehr realistischer Flügelsound für Popmusik.

Audio Samples
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Bright 7 ft Grand

Die beiden Flügelsounds sind ohne Zweifel das Highlight des Forte. Aber auch das neue Rhodes Sample ist sehr realistisch und authentisch. Es hat einen schärferen Grundsound und schmatzt sehr ordentlich. Im oberen Dynamikbereich klingt es etwas komprimiert. Sehr gut klingen die zugewiesenen Effekte, die sich während des Spiels dazuschalten und über die Slider und Taster modulieren lassen. Das Gleiche gilt auch für die Wurlitzer Sounds. 

Audio Samples
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Rooftop 73 Rhodes

Die KB3-Orgeln klingen allesamt recht clean und brav. Man sollte hier keine Top-Orgelsimulation wie bei den Spezialisten auf diesem Gebiet erwarten. Im Vergleich mit dem direkten Konkurrenten Nord Stage 2 fehlt es etwas an Authentizität und Detailarbeit. Aber es handelt sich doch um eine gute Simulation, die im Bandkontext sicher funktioniert. Leider klingt der Rotoreffekt sehr dünn und künstlich und man kann ihn aufgrund der FX-Gestaltung auch nicht tunen.

Audio Samples
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Classic B3

Die Synth-Abteilung umfasst eine breite Palette an Sounds, die alles abdecken, was man derzeit so braucht. Hier werden die Möglichkeiten der Realtime-Controls sehr gut ausgeschöpft. Der Grundsound hat einen leicht digitalen Charakter. Die Pads klingen sehr fluffig, breit und lebendig und die Synth-Bässe sind mit ihrem kräftigen Attack sehr knackig.

Audio Samples
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SuperSaw (Realtime Controls) Lush Pad Knee Deep Minimoog

Bei den Streichern und Chören wissen vor allem die Ensemble-Sounds mit ihrem breiten und vollen Klang zu überzeugen.

Audio Samples
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Fast Strings Adagio Tutti Octaves

Bässe und Gitarren gibt es auch in allen möglichen akustischen und elektrischen Varianten. Die Authentizität ist hier ebenfalls sehr hoch, wobei mir die Clean- und Akustikgitarren am besten gefallen. Zudem profitieren die Gitarrensounds von der Qualität der Effekte. Bei den Bläsern finden sich ebenfalls universell brauchbare Sounds, wobei die Solo-Instrumente nicht zu den Stärken des Forte zählen.
Die Mallets und Percussions springen äußerst frisch und punchy aus den Lautsprechern. Es gibt hochwertige Glocken- und Malletssounds in vielen Varianten. Die Percussionabteilung deckt das gesamte Spektrum von der Orchester- bis hin zur Latinpercussion komplett ab.
Unter den insgesamt sechzehn Drumkits gibt es viele akustische und elektronische Varianten, die stilistisch vielseitig zu gebrauchen sind. Allerdings stellen die Drumsounds aufgrund ihrer eher durchschnittlichen Qualität keinen Höhepunkt des Forte dar.
Im Gegensatz dazu demonstrieren die Multi-Presets eindrucksvoll, was technisch mit dem Kurzweil Forte machbar ist. Man findet viele praxistaugliche Standardsplits und -layers für verschiedene Musikstile, ebenso wie komplexe Layer- und Splitsounds, die von den vielen Steuerungsmöglichkeiten profitieren. Auch spezielle und zum Teil fragwürdige Kombinationen – z.B. ein Layer aus Rhodes und Pfeifenorgel – sind im Fundus enthalten. 

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Multi: Pure Imagination Multi: Floating Pad Multi: Square Coil Multi: 3 Octave Piano / Bass Multi: Massive Mono

FlashPlay

Kurzweil verspricht mit der neuen FlashPlay-Technologie trotz großer Datenmengen keine Ladezeiten beim Soundwechsel. Dies kann das Instrument nur bedingt wahr machen. Beim schnellen Umschalten der Multis während des Spielens kommt es immer wieder zu leichten Hakeleien, da der Prozessor die Einstellungen der Real-Time-Controls und der Effekte mit einer hörbaren Latenz lädt. Schaltet man in der Ausklingphase eines Sounds das Multi um, so reagiert das Instrument auf unterschiedliche Art und Weise. Teilweise klingen die Sounds des ersten Multis nicht aus. Andere klingen zwar aus, übernehmen aber schon die Effektsettings des neuen Multis. Wechselt man das Multi bei gedrückten Tasten, kommt es auch hier immer wieder zu Stotterern. Das erste Multi klingt im Prinzip weiter, aber es hört sich an, als ob der FX-Prozessor kurz aus- und wieder angeschaltet wird. Teilweise ändern sich auch die Pan-Einstellungen. Manchmal aber auch nicht. Das Ganze fällt im Live-Einsatz wahrscheinlich nicht besonders störend auf, erscheint mir aber doch noch nicht ganz ausgereift. Daran sollte auf jeden Fall noch mal gearbeitet werden.

Tastatur

Loben muss ich an dieser Stelle die TP40/L Tastatur von Fatar, die im Forte verbaut ist. Die 88 gewichteten Tasten mit Aftertouch spielen sich hervorragend. Dabei wurde die Klaviatur so gut an die Tonerzeugung angepasst, dass sich sowohl die Pianos, Rhodes und Wurlis äußerst angenehm kontrollieren lassen, als auch schnellere Synthiläufe und Orgellicks ohne allzu große Mühe spielbar sind. Vor allem das Klavierspiel macht auf diesem Instrument großen Spaß!

Bedienung

Das Bedienkonzept bildet eine gute Mischung aus Realtime-Controls und Workstation. Dabei läuft die Bedienung größtenteils intuitiv ab, mit der angesprochenen Einschränkung bei der Zuweisung von Effektketten. Die Bedienelemente erklären sich von selbst, da es außer bei den Category-Tastern und der Keypad-Funktion keine doppelte Funktionsbelegung gibt. Alle wichtigen Funktionen und Menüs werden direkt über die Displaybuttons aufgerufen und es gibt keine Untermenus. Die Klartextanzeige des Displays sorgt zudem für Übersichtlichkeit.
Aufgrund des Funktionsumfangs ist bei manchen Detailfragen dann doch ein Blick in die Anleitung nötig. Leider gibt es sie derzeit nur in englischer Sprache als PDF zum Download auf der Kurzweil-Website. Auf der Seite des deutschen Vertriebs war zum Zeitpunkt des Tests noch keinerlei Info über das FORTE zu finden. Angekündigt ist auch ein Software-Editor für PC/Mac und iPad, der tiefere Eingriffe in Programs, Multis und Effekte erlauben soll. 

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Fazit

Das Kurzweil Forte ist ein absolutes Profi-Instrument und geht mit seiner Funktionsvielfalt weit über die Möglichkeiten eines gebräuchlichen Stagepianos hinaus. Klotzen statt kleckern lautet die Devise. Es bietet dem (Live-)Keyboarder die vollständige Soundpalette in sehr guter Qualität. Vor allem die neuen Flügel- und Rhodes-Sounds sind fantastisch und lassen sich über die erstklassige Tastatur hervorragend spielen. Mit einer Vielzahl von programmierbaren Realtime-Controllern, Anschlüssen und weiteren nützlichen Live-Features stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, das Klanggeschehen zu kontrollieren. Eine Vielzahl an USER-Speicherplätzen und externen Speichermöglichkeiten steht ebenfalls zur Verfügung. Einzig die umständliche Effekteinbindung und der mäßige Rotoreffekt nehmen etwas den Spaß an einem gelungenen Instrument. Bedenken sollte man auch, dass es keine Erweiterungsoptionen gibt.
Aufgrund seines Straßenpreises von etwa 2900 Euro muss sich das Forte mit dem Nord Stage 2 vergleichen lassen. Dieses verfolgt ein eher modulares Konzept aus verschiedenen Soundengines und bietet neben einer praxistauglichen Effektsektion und einer vollständigen Synth-Sektion auch eine hervorragende Hammond-Simulation. Ebenso kann man es mit verschiedenen Klavier- und Vintage-Piano-Modellen sowie (eigenen) Samples bestücken. Das Forte folgt hingegen konzeptionell eher dem klassischen, multitimbralen Workstation- bzw. Masterkeyboardprinzip, mit dem sich bis zu vier Tastaturzonen für interne und externe Sounds verwalten lassen. Hier konkurriert es mit dem günstigeren Yamaha S90XS, das es aber vor allem in Bezug auf Controller-Möglichkeiten und ROM-Speicher weit hinter sich lässt. Alles in allem ist das Kurzweil Forte ein reinrassiges Bühnenarbeitstier, mit dem es Spaß macht, Musik zu spielen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • 16 GB Soundvorrat von sehr hoher Qualität
  • viele programmierbare Controller
  • hervorragende Tastatur
  • Verwaltung von 4 Tastaturzonen
  • Easy Split-/Layer-Funktion
  • nützliche Live-Features
  • großer User-Speicher
  • solide Verarbeitung
Contra
  • umständliche Effekteinbindung
  • Qualität des Rotoreffekts
  • FlashPlay-Technologie noch nicht ganz ausgereift
  • keine Erweiterungsoptionen
  • relativ sperrig und hohes Gewicht
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Kurzweil Forte Test
Für 3.290,00€ bei
Das Kurzweil Forte ist ein reinrassiges Bühnenarbeitstier
Das Kurzweil Forte ist ein reinrassiges Bühnenarbeitstier
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Profilbild von duplobaustein

duplobaustein sagt:

#1 - 24.01.2015 um 14:27 Uhr

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Im Global Menü auf "Advance User" umstellen, dann kann man auch auf alle Effekt Ketten zugreifen. Es gibt jetzt bis zu 16 Favorite Bänke. Der Editor ist in der Beta erhältlich.

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