Heute möchte ich ein Thema aufgreifen, welches bei der Verwendung von übereinander gelagerten Sounds neue Möglichkeiten verspricht. Gerade im Bereich moderner Sampler und Workstations lassen sich durch das Übereinanderschichten von Klängen – sogenannten Layers – beeindruckende Klangbilder zaubern, die lebendig und voll klingend das Keyboarderherz höherschlagen lassen.

Dieser Workshop befasst sich mit der Thematik, die Art des Layers in einer Weise zu gestalten, dass die verwendeten Klangkomponenten „Luft“ zum Atmen haben und sich somit nicht gegenseitig im Weg stehen.
Zwei Möglichkeiten einen Layer aufzubauen
Die herkömmliche Variante
Während sich das übliche Übereinanderschichten von Klängen – Layers – in der Regel so gestaltet, dass zwei unterschiedliche Sounds in derselben Tonlage parallel zueinander platziert werden, möchte ich euch heute einen Spezialfall demonstrieren, der klanglich mehr Transparenz in eure Layers bringt und gar nicht so aufwendig zu programmieren ist. Ein Aha-Erlebnis ist euch mit dieser Programmiertechnik auf jeden Fall garantiert.
Das ist der gängige Weg und daran ist zunächst nichts auszusetzen, solange es sich bei dem verwendeten Layer um sich gegenseitig ergänzende Elemente handelt, wie z. B.: Eine Lage Violas wird durch eine weitere Lage Violinen erweitert, oder ein Piano wird mit einem E-Piano gedoppelt (David Foster-Sound).
In unserem speziellen Fall sieht das Ganze aber etwas anders aus. Natürlich ergänzen sich das Grandpiano und das Pad in Kombination hervorragend, aber gerade in dieser Konstellation ist das Grandpiano der “Hauptsound” und das Pad das füllende “Beiwerk”. Spielt man diese Soundkombination ausschließlich in der mittleren Lage und auch nicht solistisch, würde dieser Artikel nicht notwendig sein. Kommen jetzt aber extreme Lagen, wie der Bass- und der Diskantbereich in die zu spielenden Bereiche hinzu, wird das gesamte Klangbild gerade im Diskantbereich unvorteilhafter – je nach verwendetem Pad. Hier nämlich entfernt sich das Pad aus seiner Rolle als “Füllstoff” und kann sich als echter Piano-Gegner mit obertonreicher und Release-lastiger Eigenschaft entpuppen.
An dieser Stelle kommt die zweite Möglichkeit der Layertechnik ins Spiel, die von Fall zu Fall eingesetzt, sehr elegant klingt und dem Grandpiano “Luft” gibt, gerade oben im Diskant, wo es vorher eng wurde und selbst der Bass-Bereich kommt hier nicht zu kurz. Diese Variante bezeichne ich im Folgenden als Layer konstant.
Vorbereitung
Die Aufbereitung des Pads kann daher in zwei Arbeitsweisen vorgenommen werden:
Arbeitsweise mit einem Sampler oder DAW
Wird mit einem Sampler (Hardware oder DAW) gearbeitet, müssen zunächst alle Samples des imaginären Pad Sound Multisamples vorliegen – vom tiefsten bis zum höchsten Ton. Das Pad soll ja später a) ganz normal über die Tastatur gespielt werden können und b) zusätzlich in der neuen Variante verwendet werden. Für die neue Variante muss dann quasi ein neues Multisample zusammengesetzt werden. Dazu kommen wir später.
Arbeiten mit einem Sampler
Arbeiten in der DAW

Vorgehensweise innerhalb der Workstation
Ich wähle für die weiteren Schritte dieses Workshops die Korg Kronos Music Workstation (Modell 2015) und deren Combination-Modus. Dazu verwende ich Werkspresets (Programs) sodass, man das Beispiel am Instrument sofort nachvollziehen kann.

INT-C008: | Jordan Rudess Japanes Grand (Piano) |
USER-D050: | Stereo Analog Strings (Pad) |

Lauffähig auf PC und MAC, kann der Kronos Sound Editor von der Webseite des Herstellers kostenfrei heruntergeladen werden.
Tonumfang des Layers
Arbeitet man mit einem Sampler, kann man die folgenden Schritte in Theorie und Praxis mit vorhandenen Samples analog umsetzen. Dazu aber später mehr.
Zunächst ein Überblick über den Tonumfang (spielbarer Bereich) der verwendeten Sounds innerhalb der Kronos Workstation:
Piano: | C-1 bis G9 |
Pad: | C-1 bis G9 |
Das bedeutet, dass beide Klänge auch weit über den regulären Tonumfang von 88 Tasten (A0 –C8) hinausgehen. Warum ist der Tonumfang so groß? Der Tonumfang ist deswegen so groß, da man durch die Verwendung von Transpositionen nicht in einen Bereich ohne Sound kommen möchte.

Layer ‘normal’
- Timbre 1 bietet das Grandpiano
- Timbre 2 wird mit dem Pad belegt

Alle Basis-Einstellungen innerhalb einer Kronos Combination [Layer normal]
Zum Nachvollziehen bitte die Hinweise in den Bildunterschriften lesen.
Sind alle genannten Einstellungen vorgenommen, erklingen das Piano und das Pad simultan und parallel zueinander vom Bass- bis in den Diskantbereich. Jetzt noch schnell die Lautstärkeverhältnisse zueinander anpassen, fertig!
Video: Das Video zeigt ein Beispiel für die Zusammenstellung des “Layer normal”
Layer ‘konstant’
- Timbre 1 bietet das Grandpiano
- Timbres 2, 3, 4 und 5 werden mit demselben Pad Sound belegt

Alle Basis-Einstellungen innerhalb einer Kronos Combination [Layer konstant]
Zum Nachvollziehen bitte die Hinweise in den Bildunterschriften lesen.
Tabelle Keyzones Layer konstant
Timbre 1 | Piano: | Tonumfang | C-1 bis G9 | Transp. | +00 | (Normallage) | ||||||
Timbre 2 | Pad: | Tonumfang | C-1 bis G2 | Transp. | +12 | (1 Oktave höher) | ||||||
Timbre 3 | Pad: | Tonumfang | G#2 bis G4 | Transp. | +00 | (Normallage) | ||||||
Timbre 4 | Pad: | Tonumfang | G#4 bis G6 | Transp. | -12 | (1 Oktave tiefer) | ||||||
Timbre 5 | Pad: | Tonumfang | G#6 bis G9 | Transp. | -24 | (2 Oktaven tiefer) |
Hier gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die hörbare „Lage“ des Pads den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen. Durch Änderung der Keyboard Zone Bereiche sowie der Transpositionen pro Timbre, lassen sich engere sowie weitere Lagen generieren. Auch kann man zusätzliche Timbres für die Aufteilung des Padsounds hinzunehmen um weitere Lautstärkeabstufungen in den unterschiedlichen Lagen vorzubereiten. Probiert es einfach einmal aus.
Video: Das Video zeigt ein Beispiel für die Zusammenstellung des “Layer konstant”
Samples für den Sampler vorbereiten
In der nachfolgenden Grafik, sehen wir alle Samples, die für die Spielweise „Layer normal“ über die gesamte Klaviatur notwendig sind. Die Abfolge der verwendeten Samples ist theoretisch chromatisch, vom tiefsten Ton bis zum Höchsten – immer abhängig davon, wie viele Samples zu Erstellung des Multisamples zur Verfügung stehen. Die Lage des Layers (Pad) ist parallel zum verwendeten Basissound (Piano). Der in der folgenden Grafik dargestellte Tonumfang entspricht 88 Tasten, respektive A0 bis C8.

Die nächste Grafik demonstriert die Anordnung der Samples für die Verwendung der zweiten Möglichkeit (Layer konstant), die den Padsound später in einer hörbar engen Lage erklingen lässt. Damit die Lage nicht zu eng zu weit wird, wähle ich die Anordnung der Samples konform der Keyzonen Aufteilung im Kronos aus dem vorangegangenen Beispiel. Diese Aufteilung hat sich in ihrer Form in meinem musikalischen Tätigkeitsfeld sehr bewährt. Gerade an dieser Stelle kann aber jeder für sich selbst sein besonderes Setting herausexperimentieren.
Im vorhergehenden Beispiel „Layer normal“ sind für den Padsound im Layer alle Samples notwendig, um diesen vom tiefsten bis zum höchsten Ton auf der Klaviatur spielen zu können.
Für die Version „Layer konstant“ werden weniger Samples zum Aufbau des Multisamples benötigt. Der Grund dafür liegt darin, dass bestimmte Tonbereiche repetierend auf der Tastatur verteilt werden. Während das Piano regulär von ganz unten nach ganz oben chromatisch gespielt werden kann, bietet die neue Verteilung der Samples für das Pad stufenweise Wiederholungen verschiedener Tonbereiche auf der Klaviatur, aufgeteilt in Zonen. Dazu wird dann auch nur eine bestimmte Auswahl an Samples aus dem gesamten Vorrat für das Pad benötigt. Im Pad-Multisample finden sich somit alle aus dem gesamten Fundus zur Verfügung stehenden Samples für den Tonbereich von „G#2“ bis „C6“, aufgeteilt in unterschiedliche Tastaturbereiche, was in der nachfolgenden Grafik deutlich wird.

Das ist eigentlich schon alles. Wer eine Synthesizer Workstation verwendet hat es ein bisschen leichter, als diejenigen, die sich aus Einzelsamples ein neues Multisamples zusammenstellen müssen.
Wer mit eigenen Samples arbeitet sollte immer daran denken, die Stimmung jedes einzelnen Samples nach Zusammenstellen des Multisamples zu prüfen. Im Nachgang ist natürlich ein homogener Lautstärkeverlauf der verwendeten Samples innerhalb des neu erstellten Multisamples optimal. Das sollte man zum Schluss auch noch überprüfen.
So klingen beide Layer-Techniken
Zum Schluss noch ein paar Audiobeispiele, die die Wirkung der beiden Layer-Techniken demonstrieren. Jedes Thema liegt zum direkten Vergleich in zwei Varianten vor, einmal in der Layer-Technik [normal], gefolgt von der Version [konstant].
Hier wird sehr schnell deutlich, dass die Layer-Technik “konstant“, dem Piano wesentlich mehr klanglichen Freiraum gibt und dadurch deutlich transparenter erscheint, als die herkömmliche Variante “normal”. Störende Frequenzbereiche des Pads treten in tiefen, wie in hohen Lagen gar nicht erst in Erscheinung, was Ziel dieses Workshops ist.
Beide Techniken haben ihre individuelle Wirkung und Berechtigung für die unterschiedlichsten Anwendungen. Hier kann jeder für sich entscheiden, welche Variante wo am besten einzusetzen ist. (Audios: Michael Geisel)
Schlusswort
Es ist gar nicht so schwer einen Weg zu finden, mit dem man sich klanglich vorteilhaft von anderen unterscheidet. Wer mit einer multitimbralen Workstation arbeitet, kann durch einfaches Experimentieren mit Layers, aufgeteilt in Keyzonen, seine eigene sinnvolle Einstellung finden. Beim Arbeiten mit Samples im Sampler, der Workstation sowie der DAW, muss man sich eigentlich nur merken, Sample-Abfolgen in wiederholender Form auf der Tastatur zu verteilen.
Viel Spaß beim Experimentieren!