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Charvel Pro-Mod San Dimas Bass PJ IV Test

Wayne Charvel arbeitete zu Beginn der 1970er-Jahre bei Fender und startete 1974 eine eigene Gitarrenwerkstatt, in der hauptsächlich Fender-Instrumente repariert und modifiziert wurden. Wenig später begann er damit, komplette Instrumente zu fertigen und unter dem Label „Charvel Guitars“ zu vertreiben. Schwergewichte der internationalen Gitarrenszene, wie Eddie van Halen, Richie Sambora oder der Ausnahmemusiker Alan Holdsworth sorgten in den frühen 1980er-Jahren dann schließlich für eine zunehmende Popularität von Charvel Guitars. Heutzutage darf man sich bei Charvel völlig ungeniert im „Fender-Baukasten“ bedienen, denn die Firma gehört seit 2002 offiziell zum amerikanischen Traditionskonzern. Das Ergebnis sehen wir beispielsweise in der aktuellen Pro-Mod-Serie, welche moderne Features mit der klassischen Charvel-DNA verknüpfen soll. Ob das gelungen ist, wollen wir mit dem Test des viersaitigen Charvel Pro-Mod San Dimas Bass PJ IV herausfinden.

Charvel Pro-Mod SD Bass

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Details

In puncto Korpus bleibt Charvel sowohl bei der Form als auch beim verwendeten Holz der Tradition treu. Er besteht aus altbewährter Erle und hat eine unverkennbare Ähnlichkeit zum klassischen Fender-Precision-Bass. Als dezente Modernisierungsmaßnahme wurde allerdings das untere Cutaway etwas tiefer ausgeschnitten, sodass man den letzten Bund absolut mühelos erreichen kann. Als Finish kommt eine fehlerlos ausgeführte Lackierung in der wirklich schönen Farbe Mystic-Blue zum Einsatz, die mit ihrem dezenten Metallic-Effekt für das optische Highlight beim Pro-Mod San Dimas P/J sorgt.

Charvel Bass
Fotostrecke: 4 Bilder Was für eine Farbe – dieser Charvel Pro-Mod San Dimas ist …

Die Hardware-Ausstattung in Chrom passt hervorragend zur poppigen blauen Korpusfarbe. Am Korpusende sitzt eine Fender-Hi-Mass-Brücke, die beim Charvel Pro-Mod San Dimas natürlich das Charvel-Logo trägt. Das Fender-Modell erinnert an die inzwischen nicht mehr erhältliche Badass-Bridge, die als Replacement für Fender-Brücken sehr popluär war, und ist dementsprechend sehr massiv. Die Saiten müssen bei der Hi-Mass-Bridge von hinten eingefädelt werden, Saitenlage und Bundreinheit sind auf herkömmliche Art mit kleinen Schräubchen justierbar.

High Mass Bridge
Fotostrecke: 4 Bilder Eine solide High-Mass-Bassbrücke …

Hals

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Beim Hals des viersaitigen Pro-Mod San Dimas verabschiedet sich Charvel, bis auf die Jazz-Bass-mäßige Sattelbreite von 38mm, komplett von der Fender-Tradition und geht einen ganz eigenen Weg. Dieser besteht nämlich aus geröstetem Ahorn und ist deutlich flacher als jeder Fender-Hals. Charvel hat dafür einen eigenen Jargon: Es handelt sich um einen karamellisierten Speed-Neck. Geröstete Hälse sind in der Regel sehr stabil, zur zusätzlichen Verstärkung wurden aber dennoch Graphitstäbe in das Halsprofil eingelegt.

Für das Griffbrett des Charvel Pro-Mod San Dimas kommt ebenfalls geröstetes Ahorn zum Einsatz, die Kanten wurde für eine geschmeidige Haptik abgerundet. Ein sogenannter Compound-Radius (abnehmende Griffbrettwölbung) von 12“ in den tiefen Lagen auf 16“ in den hohen Lagen soll für eine leichtere Bespielbarkeit sorgen.

Charvel Neck
Fotostrecke: 5 Bilder Das geröstete Ahorn des Halses und Griffbrettes sieht …

Im Griffbrett parken 20 Bünde im Jumbo-Format sowie runde Lagenmarkierungen aus Kunststoff, als Side-Dots in der Flanke kommen sogenannte „Luminlays“ – in der Dunkelheit leuchtende Punkte – zum Einsatz. Die Saiten laufen über ein Graph-Tech-Sattel zur Kopflatte, die im originalen Fender-Design gehalten ist.

Hier finden wir schließlich vier offene Mechaniken im Vintage-Stil und einen Saitenniederhalter für die D- und G-Saite. Die Halskrümmung wird beim Charvel Pro-Mod San Dimas Bass PJ IV übrigens, ähnlich wie bei Music-Man-Bässen, mit einem kleinen Einstellrädchen am Halsende justiert. Auch dies halte ich für eine sinnvolle Modernierungsmaßnahme, die die Handhabung des Basses erleichtert.

Tonabnehmer / Elektronik

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Die Tonabnehmer des Charvel Pro-Mod San Dimas-Basses sitzen in cremefarbenen Gehäusen. Diese passen optisch wirklich sehr gut zum speziellen Look unseres Testkandidaten. Zum Einsatz kommt ein Reverse-P/J-Set von Di Marzio: In der Stegposition sitzt also ein Jazz-Bass-typischer Singlecoil, und in der Halsposition ein Split-Coil in umgedrehter Position. Die DiMarzio-Pickups schicken das Signal zu einer aktiven Dreiband-Elektronik, die über einen Lautstärkeregler, einen Balanceregler und drei kleinere Regler für Bässe, Mitten und Höhen verfügt.

Charvel Pickup
Fotostrecke: 5 Bilder Die Saitenschwingung des Charvel wird über einen Split-Coil- …

“Passiv” geht beim Pro-Mod San Dimas aber auch: Mit einem Zug am Push/Pull-Lautstärkregler wird der aktive EQ aus dem Signalweg genommen. Der 9-Volt-Saftspender für die Elektronik sitzt in einem separaten Fach mit Klappverschluss, sodass für den Wechsel kein Werkzeug benötigt wird.

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Praxis

Mein Testexemplar ist zwar kein Fliegengewicht, liegt aber mit knapp 4kg noch völlig im grünen Bereich. Am Bassgurt pendelt sich der Charvel eher in der Waagerechten ein. Eine perfekte Balance sollte man also nicht erwarten. Doch mit einem breiten rutschsicheren Gurt bekommt man den Bass wirklich sehr gut in den Griff.

Der „Speed-Neck“ macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre: Das Profil fällt extrem schlank aus und die Haptik ist durch die abgerundeten Griffbrettkanten und das Satin-Finish äußerst smooth. Wer gelegentlich etwas virtuoser unterwegs ist, wird den Flitzehals lieben, denn flinke Läufe gehen in allen Lagen wirklich sehr leicht von der Hand.

Charvel Bass Body
Fotostrecke: 2 Bilder Obwohl mit sinnvollen Shapings gut bestückt, …

Ein gutes Setup ist dem Spielkomfort natürlich ebenfalls sehr zuträglich, und auch in diesem Punkt leistet sich der Charvel keinen Ausrutscher. Der Bass besitzt “aus dem Karton” eine komfortable Saitenlage und eine nur minimale Halskrümmung. Außerdem wurden die Sattelkerben perfekt gefeilt, sodass auch die tiefen Lagen leicht zu spielen sind. Dank der tadellosen Bundierung scheppert trotzdem nichts, auch wenn es mal heftiger zur Sache geht.

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Sound

Und auch klanglich macht der Charvel auf Anhieb eine guten Eindruck. Er produziert rein akustisch gespielt einen gesunden, runden Ton und verfügt über ein satt-gleichmäßig abklingendes Sustain in allen Lagen. Es gibt lediglich einen Ton, der nicht so richtig funktionieren mag: Das C# am sechsten Bund der G-Saite hat bei meinem Testbass leider kaum Fundament und kippt schnell in die Obertöne, was bei klassischen Bässen im Fender-Stil erfahrungsgemäß häufiger zu beobachten ist.

Unterm Strich konnte ich mich aber recht gut mit der C#-Schwäche arrangieren, zumal der Charvel P/J-Viersaiter am Amp wirklich tolle Sounds liefert. Der Bass ging bei den Aufnahmen direkt ins Audiointerface und wurde nicht nachbearbeitet.

Audio Samples
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Passiv, beide Pickups

Passivbetrieb

Im passiven Betrieb mit beiden Pickups kommt der Charvel etwas aufgeräumter daher als ein klassischer P/J-Bass. Er liefert ein sehr volles, solides Fundament und strahlt in den Höhen, der Sound ist erfreulicherweise aber auch nicht allzu modern oder gar kühl.

Der Reverse P-Tonabnehmer von DiMarzio klingt erwartungsgemäß im Solobetrieb etwas cleaner und komplexer als bei einem klassischen P-Bass. Hier wäre eigentlich eine passive Tonblende eine tolle Sache, mit der man den Sound auch im Passivbetrieb etwas abmildern könnte:

Audio Samples
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Passiv, Neck-PU
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Aktivbetrieb

Wenn man in den aktiven Betrieb schaltet, wird der Sound etwas fetter und der obere Bereich erscheint ein Spur gedeckter. Es handelt sich aber nur um Nuancen, der Preamp verändert den Sound im Großen und Ganzen nicht gravierend, so lange man die Finger von den Reglern lässt. Erfreulicherweise gibt es auch keinen Pegelunterschied zwischen der aktiven und passiven Betriebart.

Die Abstimmung des Dreiband-EQs ist Charvel ausgezeichnet gelungen – selbst bei heftigem Einsatz der einzelnen Regler erntet man stets musikalische und praxistaugliche Sounds. Für das nächste Beispiel habe ich den Bassregler komplett auf- und den Höhenregler komplett zugedreht. Das Resultat ist ein cooler fetter P-Bass-Sound mit leichtem Vintage-Flair:

Audio Samples
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Neck-PU, full Bass-Boost, full Treble-Cut

Jetzt geht’s komplett in die andere Richtung: Mit beiden Pickups bei gleicher Lautstärke und deutlich angehobenen Bässe und Höhen klingt der Charvel wie ein moderner Jazz Bass:

Audio Samples
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Beide PUs, Bass-Boost 50%, Treble-Boost 70%
Body Closeup
Fotostrecke: 2 Bilder Der Charvel Pro-Mod San Dimas erhält seine klangliche Vielfalt durch die beiden Tonabnehmer …

Mehr Durchsetzungskraft und Punch stellt der Mittenregler bereit. Für den rockigen Fingerstyle-Sound im nächsten Clip habe ich die Mitten und die Höhen jeweils zu etwa 50% angehoben:

Audio Samples
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Beide PUs, Mid-Boost, Treble-Boost

Auch den typisch knurrigen Bridgepickup-Sound eines Jazz-Basses liefert der Charvel in bester Qualität: Mit voll aufgedrehtem Bassregler und einer kräftigen Mittenanhebung kommt der Jaco-verdächtige Sound richtig schön warm und fett, wie ihr im letzten Clip hören könnt:

Audio Samples
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Bridge-PU, full Bass-Boost, Mid-Boost 50%
Charvel San Dimas
Fotostrecke: 1 Bilder Dieser Bass aus den USA sieht nicht nur gut aus – er klingt auch super!
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Fazit

Der Charvel Pro-Mod San Dimas PJ IV weckt mit seiner knalligen Optik vermutlich bei den meisten Assoziationen an die bunte Popwelt der Achtziger. Jenseits der tollen Optik steckt jedoch ein absolut professionelles Arbeitsgerät für alle Tieftöner, die hohen Spielkomfort und eine große Palette praxistauglicher Sounds zu schätzen wissen.

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Die modernen Pro-Mod-Features, wie der schlanke geröstete Hals oder die gut abgestimmte Aktiv-Elektronik, werten den Bass zusätzlich auf, die Charvel-DNA bleibt beim San Dimas P/J-Viersaiter aber dennoch stets erkennbar. Es handelt sich zudem um ein sehr solide konstruiertes und tadellos verarbeitetes Instrument, das hochwertiger wirkt, als man dies angesichts des Preises von deutlich unter der 1000-Euro-Marke vermuten würde. Absolute Ancheckempfehlung!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gelungene Optik
  • robuste Konstruktion/tadellose Verarbeitung
  • solider Sound / hohe Flexibilität
  • hochwertige, gut abgestimmte Elektronik
  • sehr fairer Preis
Contra
  • keine passive Tonblende
Artikelbild
Charvel Pro-Mod San Dimas Bass PJ IV Test
Für 929,00€ bei
  • Hersteller: Charvel
  • Herstellungsland: Mexiko
  • Modell: Pro-Mod San Dimas Bass PJ IV
  • Korpus: Erle, Mystic Blue Finish
  • Hals: Ahorn karamellisiert, Griffbrett Ahorn karamellisiert, Satin Urethane Finish, 20 Bünde, Luminlay Side-Dots
  • Mensur: 34“, 864 mm
  • Hardware: Charvel® HiMass™ Bridge, Charvel® Open-Gear Mechaniken, chrom
  • Tonabnehmer: DiMarzio® Model J™ DP123, DiMarzio® Model P® DP122, cream
  • Preamp: Aktive 3-Band-EQ
  • Regler: Volume (Push/Pull Schalter für aktiv/passiv), Balance, Bässe, Mitten, Höhen
  • Gewicht: ca. 3,9 kg
  • Preis: 899,- Euro (Ladenpreis im April 2022)

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Profilbild von Peter

Peter sagt:

#1 - 01.06.2022 um 21:14 Uhr

0

Ich lese öfter (meist in englischsprachigen Tests und Bewertungen) die PUs seien "zu heiß", der Preamp wäre nicht allzu wirkungsvoll, die Abschirmung/Erdung wäre quasi nicht vorhanden und der Bass rauscht deutlich. Habt Ihr das bei Euren Tests auch so wahrgenommen? Vielen Dank und Gruß!

Profilbild von Otti

Otti sagt:

#2 - 16.02.2023 um 01:11 Uhr

0

Naja. Die Elektrik ist übel, der Bass streut extrem ein wenn er aktiv ist. Wenig glaubhaft der Test.

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