PRAXIS: Behringer Grind Test
Behringer Grind erlaubt einen Schnellstart
Versprochen, ihr kommt mit dem Behringer Grind schnell in Fahrt. Ganz ohne Patch-Kabel entstehen relativ einfach ziemlich unterschiedliche und musikalisch brauchbare Sounds. Für Drones und experimentelle Klänge müsst ihr nicht einmal ein MIDI-Controller-Keyboard anschließen – die 13 Multifunktions-Tasten genügen zum Triggern von Noten. Ansonsten dienen sie zur Anwahl von Pattern Steps oder Banks des Sequenzers.
Irgendwie hat mich der interne Step-Sequenzer nicht packen können. Die Eingabe von Noten am Gerät gestaltet sich eher umständlich und selbst mit dem Sequenzer-Editor innerhalb der Synthtribe-App habe ich schon nach zehn Minuten keine Lust mehr gehabt. Für ein komfortableres Sequenzing bleibe ich bei der DAW, unterwegs ist aber der Sequenzer mit seinen 64 Speicherplätzen ok.

Die noch größere Spaßbremse lautet für mich „Monophonie“: Mit nur einer Stimme lassen sich die Möglichkeiten des Behringer Grind wohl kaum voll ausschöpfen. Aber wie heißt es so schön: „Not macht erfinderisch“. Insofern passt es wieder – vor allem für diesen schmalen Preis.
So vielseitig klingt der Behringer Grind
Grundsätzlich liefert der Behringer Grind einen organischen Basisklang. Er klingt rund, dynamisch und präsent. Im tiefen Bassbereich entsteht ordentlich Druck und für spektrale Veränderungen ist er sehr empfänglich. Im VCA-Mode LPG bleibt es leider nicht rauschfrei, aber dies stört bei experimentellen Sounds kaum.
Der Behringer Grind ist kein Preset-Synthesizer, er will erobert werden. Mein Tipp: Beginnt mit den verschiedenen Synthese-Modellen, dreht an den Regler der Oszillator-Sektion und schaut, welche Modelle euch gefallen. Genau dies habe ich getan und so einige Phrases bei bester Tester-Laune erstellen können. Die Aufnahmen habe ich nachträglich mit dem Valhalla Supermassive für Delay/Reverb verfeinert. Bei allen Audio-Demos hört ihr also zusätzlich dieses Freeware-Effekt-Plugin.
Behringer Grind liefert auch Drones und Soundscapes
Monophone Sequenzer-Phrasen jeder Art ist nur eine Stärke des Behringer Grind. Im VCA-Mode On ist dieser semimodulare Synthesizer bereit für Drones und Soundscapes. Ich hatte jedenfalls großen Spaß während des Tests gehabt und möchte künftig dran bleiben und weitere Drones produzieren. Schon diese ersten Resultate lassen erahnen, dass noch viel mehr geht – vor allem bei Nutzung der umfangreichen Patchbay des Grind.
Behringer Grind konkurriert mit Arturia Microfreak
Für unter 200 Euro findet sich aktuell kein souverän klingendes Multi-Synthese-Desktop-Gerät. Wenn ihr etwas mehr investiert, kommt der Arturia MicroFreak als Alternative in Betracht. Im Arturia MicroFreak Workshop: Soundprogramming zeigt sich, wie einfach ihr diesen kleinen Synthesizer in den Griff bekommt. Diese Tipps gelten auch für die neueren Modelle Arturia MicroFreak Thomann Edition und Arturia MicroFreak Vocoder Edition.






Arturia oder Behringer? Für beide Synthesizer gibt es Vor- und Nachteile. Der MicroFreak bietet ein Touch-Keyboard mit 25 Tasten inklusive Aftertouch, während der Grind als klassisches Desktop-Modell ohne Tastatur kommt. Bei Behringer arbeitet ihr mit Patch-Kabeln anstelle einer praktischen Modulationsmatrix des Arturia MicroFreak, der ein OLED-Display und viele Speicherplätze bietet. Den Basisklang und vor allem das analoge Filter gefällt mir beim Behringer Grind besser. Er ist mein persönlicher Favorit. Den Arturia MicroFreak würde ich Musikern empfehlen, die unbedingt Presets und eine Tastatur benötigen sowie auch einmal simple Akkorde im paraphonen Mode spielen wollen.
Vergleich mit anderen Behringer-Desktop-Synths
Wie individuell der Behringer Grind mit seinem Oszillator-Konzept ist, seht ihr anhand des Vergleichs mit den anderen semimodularen Desktop-Synths von Behringer, die einen Sequenzer integrieren. Im Grunde sind Crave, Edge, Spice und Grind so verschieden, dass man sie besser nicht vergleichen sollte. Zur Übersicht und Kauforientierung dient eine Tabelle mit einigen wichtigen Fakten.
Features | Behringer Grind | Behringer Spice | Behringer Edge | Behringer Crave |
---|---|---|---|---|
Konzept | Multi-Synthese-Engine | Polyrhythmischer Pattern-Generator | Analoge Drum/Perc Machine | Klassischer VCO-Synth mit Sequenzer |
Oszillatoren | 1 digitaler Oszillator mit bis zu 24 Engines | 2 VCO mit Saw/Square plus zwei stimmbare Suboszillatoren | 2 Osc (Pulse, Triangle) mit Sync, FM, Noise | 1 VCO mit Sägezahn, Puls + PWM |
Filter | 24 dB Tief/Hochpass | 24 dB Tiefpass | 24 dB Tief/Hochpass | 24 dB Tiefpass |
Sequenzer | 32 Steps und 64 Speicherplätze | Zwei Sequenzer mit je vier Steps und wählbarer Quantisierung | Dualer Step-Sequenzer mit acht Steps | 32 Steps und 64 Speicherplätze |
Patchbay | 22 x In, 22 x Out | 16 x In, 16 x Out | 15 x In, 10 x Out | 18 x In, 14 x Out |
Preis | 189 € | 249 € | 166 € | 149 € |
Bewertung | 5 | 4,5 | 5 | 4,5 |
Bonedo-Test | Behringer Spice Test: Budget-Subharmonicon? | Behringer Edge Test | Behringer Crave Test | |
Thomann | Behringer Grind | Behringer Spice | Behringer Edge | Behringer Crave |
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FAZIT
Alles in allem hat der Behringer Grind mich im Test so begeistert, dass ich mir direkt selber ein Exemplar ordern musste. Für experimentierfreudige Musiker, die sich eine Fülle an Möglichkeiten in einem kompakten Synthesizer wünschen und diesen organischen Hybrid-Sound mögen, lege ich den Behringer Grind ans Herz. Dieses Modell sticht positiv aus Behringers Serie semimodularer Desktop-Synths mit integriertem Sequenzer heraus. Wer damit auf Klangreise geht, muss aber unbedingt ein Multi-Effekt- oder Delay/Reverb-Pedal ins Gepäck nehmen.
Alles bestens soweit, die Entwickler sollten sich aber jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern noch ein paar Synthese-Modelle per Synthtribe-App nachreichen. Auch eine polyfone Variante, eventuell als Keyboard-Modell mit integrierten Effekten, könnte mir gefallen, auch wenn sie um einiges mehr kostet. Die Multi-Synthese-Engine hat jedenfalls viel Potenzial für die Zukunft.
Glückwunsch zum Grind, Behringer! Konzept, Sound und Preis sind top – fünf Sterne!
- Bis zu 24 Synth Engines
- Guter hybrider Basisklang
- Relativ einfache Bedienung
- Umfangreiche Patchbay
- Engines erweiterbar
- Sehr gute Preis/Leistungsrelation
- Keins
