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ZVEX Fuzz Factory Test

Vater der Z Vex Fuzz Factory ist der amerikanische Erfinder und Musiker Zachary Vex. Seine Geräte haben eines gemeinsam: der unabdingbare Wunsch, aus dem Rahmen zu fallen und anders zu sein als die Anderen. Genau genommen steht diese Philosophie in direktem Gegensatz zu der vieler Hersteller in diesem Genre, deren Produkte in erster Linie versuchen, der noch bessere Tubescreamer-Clone zu sein. Fuzzpedale waren die ersten Verzerrer, die in den wilden Jahren der End-Sechziger und beginnenden Siebzigern dabei halfen, das Lebensgefühl musikalisch umzusetzen.


Hört man sich die Sounds von Jimi Hendrix genauer an, dann fällt einem vielleicht der extrem schmutzige und schreiende Sound der Gitarre auf, der mit einem gepflegten Wohnzimmer-Bluesklang überhaupt nichts zu tun hat. Die Z Vex Fuzz Factory orientiert sich exakt am Sound dieser Zeit und lädt ein zu einer Reise in die unendlichen Weiten des verzerrten Raums, in geheimnisvolle Ecken, die nie zuvor ein Mensch betreten hat.

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KONZEPT UND AUFBAU
Grundlage für die Fuzz Factory ist eine traditionelle Fuzz-Effekt Schaltung mit New Old Stock Germanium-Transistoren, wie sie auch im Fuzz Face zum Einsatz kommen. Die Fuzz Factory ist aber keine Kopie eines bereits existierenden Fuzz, sondern ein völlig eigenständiges Unikum. Zu erkennen zum Beispiel daran, dass die Minimalstellung des Gain Reglers tatsächlich in etwa der Maximalstellung eines Fuzz Faces entspricht – und das ist nur der Anfang. Denn das eigentlich Spannende sind nicht die „stinknormalen“ Fuzz Sounds, die man hier natürlich ebenfalls wunderbar erzeugen kann, sondern alles, was sich jenseits davon noch kreieren lässt. Tatsächlich sind  hier völlig kranke, kaputte Sience Fiction Klänge und fast schon syntheziserartige Sounds möglich. So etwas habe ich noch von keinem anderen Pedal vorher gehört. Aber später dazu mehr.

Die Fuzz Factory gibt es in zwei unterschiedlichen Varianten, die sich jedoch nur in der künstlerischen Gestaltung des Gehäuses unterscheiden. Die handbemalten  Modelle kosten mehr, klingen jedoch genau so wie ihre schlichter gestalteten Geschwister. Mit fünf sehr wirkungsvollen Reglern werden die komplexen und teilweise völlig durchgeknallten Sounds eingestellt. „Vol“ ist für den Ausgangspegel der Stompbox zuständig. Mithilfe dieses Reglers kann man natürlich auch den Gitarrenverstärker  überfahren, was je nach Amp gut oder aber auch schlecht klingen kann-  bei Fuzz-Verzerrern immer eine sehr individuelle Sache. Beim zweiten Regler mit der Bezeichnung „Gate“ handelt es sich um ein integriertes Noisegate, also eine Rauschunterdrückung, die als sehr wichtiges Utensil in diesem Zerrmonster sehr fein mit den restlichen Reglern interagiert. „Comp“ addiert mehr Attack in den Ton und erzeugt bei hohen Einstellungen ein ziemlich überdrehtes Klanggebilde. Für den Verzerrungsgrad zeichnet das allseits beliebte „Drive“ Poti verantwortlich. Schon bei zurückgedrehtem Regler agiert es ganz schön saftig und ist definitiv nichts für Ricky King Fans. Ein wirklich abgefahrenes Feature der Fuzz Factory ist „Stab“, unser fünfter Regler. Er bringt die internen Schaltkreise dazu, ein künstliches Feedback zu erzeugen, was unglaublich toll klingen kann, oder einfach nur grauslig. Interessanterweise spricht die Fuzz Factory viel extremer auf Volume- und Tonpoti der verwendeten Gitarre an als alles, was ich bisher an Zerrern unter meinen Quadratlatschen hatte.

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PRAXIS UND SOUND
Die Fuzz Factory ist so etwas wie ein Experimentierkasten für verzerrte Klänge. Viele der erzeugten Sounds habe ich vorher jedenfalls noch nie gehört. Ganz klar erkennbar ist die Fuzz-Zerre, die nichts mit einem Overdrivesound zu tun hat und wesentlich schneidender zur Sache geht.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 Soundbeispiel 2 Soundbeispiel 3 Soundbeispiel 3 (Fuzz)

Das Ergebnis tendiert trotz Mörderverzerrung nie in Richtung Metal. Das liegt daran, dass unsere Hörgewohnheiten auf bestimmte Soundmerkmale geeicht sind. Wer sich nicht so gut mit Fuzz-Sounds auskennt, der sollte sich einmal die Titelmelodie von „Robbi, Tobbi und das Fliwatüüt“ anhören. Diese Kultserie stammt aus den Siebzigern und die Melodie wurde von einer Orgel aufgenommen, die man über ein Fuzzpedal schickte.
Aber weiter im Test. Ich würde das Teil trotz aller Liebe nicht als Effekt für den Alltagseinsatz bezeichnen, sondern eher als den bunten Vogel unter den Zerrern. Daher verwundert es auch nicht, dass die bekannten User der Fuzz Factory eher aus dem experimentellen Bereich kommen wie z. B. Adrian Belew von King Crimson oder Matthew Bellamy, seines Zeichens Gitarrist und Sänger der Band Muse. Im Studio benutze ich die Fuzz Factory vor allem zum Einspielen schlichter Themen und natürlich für klassische Pentatonikfills. Der Tonverlauf und die Klanggestaltung dieses Pedals machen aus jeder noch so langweiligen Linie ein interessantes Soundfeuerwerk, und das heißt Spaß pur. Leider rümpfen deutsche Produzenten beim Hören von Fuzzpedalen im Solobetrieb ohne Playback schnell die Nase. Ok, der Klang ist eher wild und krass, aber im Bandgefüge setzen sich diese Spezies oft sehr gut durch und verbreiten einen mittlerweile wieder sehr modernen Vintagesound.

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FAZIT
Für alle, die wirklich Außergewöhnliches zum Klingen bringen, oder ihren Fuhrpark mit einem der abgefahrensten Fuzz Pedale unserer Zeit vervollständigen möchten, ist die Fuzz Factory definitiv ein Thema. Auch Klangforscher kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Klangregelung bietet in der Nullstellung einen typischen Fuzzface Sound, der sehr gut klingt. Alles, was darüber hinaus geschieht, ist schwer in Worte zu fassen. Antesten lohnt sich in jedem Falle.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • experimentell und spielerisch unerreicht
  • Verarbeitung
Contra
  • keine Brot-und-Butter-Sounds
Artikelbild
ZVEX Fuzz Factory Test
Für 309,00€ bei
TECHNISCHE DATEN
  • Typ: Fuzz
  • Regler Volume, Gate, Comp, Drive, Stab
  • Schalter: ON/OFF
  • Anschlüsse: In/Out, 9 Volt DC Netzteilbuchse
  • Preis: Normales Gehäuse: 210,- Euro UVP
  • Preis: Designer Gehäuse: 340,- Euro UVP
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