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Korg KPR-77 Vintage Drum Machine

Korg brachte die kompakte KPR-77 Drum Machine im Jahr 1983 als Konkurrent zur Roland TR-606 auf den Markt. Der Drumcomputer erzeugt seine acht Klänge zwar analog, erreichte aber nie den Kultstatus der Roland TR-Serie.

Korg KPR-77
Die Korg KPR-77 ist eine analoge Drum Machine aus dem Jahr 1983. (Quelle: Bonedo)

Dies mag sowohl an den Klängen der KPR-77 selbst gelegen haben, die im Vergleich etwas matter wirkten, als auch an der nicht gerade intuitiven Bedienung. Bevor wir jedoch weiter spekulieren, stellen wir die Korg KPR-77 Vintage Drum Machine einmal im Detail vor.

Details

Das Bedienpanel der Korg KPR-77

Die Korg KPR-77 erscheint grau und nüchtern in ihrem Kunststoffgehäuse. Auf der linken Seite befindet sich ein Display, das bei der Programmierung und Bedienung unterstützt, jedoch nicht so komfortabel ist wie die Gitterdisplays der Roland TR-Serie. Mit einem einfachen Knopfdruck lässt sich das Display beleuchten, sodass es auch im Dunkeln ablesbar ist. Rechts daneben befinden sich mit WRITE/TRAINING / PLAY zwei Schiebeschalter, die zwischen Programmier- bzw. Live-Spiel-Modus und Pattern-/Song-Abspielmodus umschalten. Über den Schalter CHAIN END kann man einstellen, ob die Drum Machine am Ende einer CHAIN (Song) aufhört zu spielen oder zu einer einstellbaren Marke (Segno) zurückspringt. Im Anschluss folgt ein Drehregler für das Tempo, das durch eine blinkende LED angezeigt wird, aber nicht als BPM-Wert ablesbar ist. Des Weiteren gibt es sieben Fader zur Regelung der Lautstärke des Metronoms, Akzents und der verschiedenen Instrumentengruppen sowie einen Drehregler für die Gesamtlautstärke mit integriertem Netzschalter.

Korg KPR-77: Frontansicht
Die Korg KPR-77 klingt nicht besonders knackig – aber Charme hat sie! (Quelle: Bonedo)

Weitere Bedienelemente

Die untere Hälfte des Bedienpanels dominieren 16 Taster, mit denen Patterns ausgewählt, Instrumente programmiert und über Tastenkombinationen verschiedene Optionen wie Pattern-Länge und Auflösung eingestellt werden können. Weiter rechts folgen verschiedene Funktionstasten zur Auswahl von Patterns und Songs und zur Programmierung sowie der orange hervorgehobene START/STOP-Taster. Die Bedienung des Korg KPR-77 ist etwas knifflig und nicht unbedingt selbsterklärend. Korg war sich dessen vermutlich bewusst und legte der Drum Machine eine Kurzanleitung bei, die aus drei Overlay-Karten für die verschiedenen Betriebsmodi besteht. Diese Karten legt man dann auf die Maschine und erhält so Informationen über die jeweilige Belegung der Taster. Bei unserer KPR lagen diese tatsächlich noch dabei (siehe letztes Foto der Fotostrecke).

Korg KPR-77: Display
Fotostrecke: 4 Bilder Das Display ist nicht besonders komfortabel, aber trotzdem hilfreich.

Korg KPR-77 Anschlüsse

Auf der Rückseite verfügt die Korg KPR-77 über einen Stereoausgang (2x Klinke), der bei Nichtbelegung der Buchse L als Mono-Ausgang (MIX) funktioniert. Außerdem gibt es einen Einzelausgang für die Snare und den Clap. Leider bietet die KPR-77 keine weiteren Einzel-Outputs. Ein Kopfhörerausgang und ein Fußtasteranschluss für START/STOP sind ebenfalls vorhanden. Die Trigger-Outputs TOM-L und TOM-H geben Triggersignale auf Basis der beiden Tom-Spuren aus, sodass man programmierbare Trigger-Impulse senden und externes analoges Equipment synchronisieren kann. Die KPR-77 kann man aber auch über DIN-Sync mit anderen Instrumenten synchronisieren, wobei die entsprechende Buchse zwischen Senden und Empfangen des Signals umgeschaltet werden kann. Die KPR-77 arbeitet allerdings mittels Korgs DIN-Sync-Format (48 ppqn) und läuft daher in Kombination beispielsweise mit einer Roland-Maschine (24 ppqn) mit halber Geschwindigkeit. Den Abschluss bilden zwei Miniklinkenbuchsen IN und OUT für das Tape-Interface (mit Schalter zur Aktivierung) und der Anschluss für ein 9V DC Netzteil.

Rückansicht der Drum Machine
Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite der Korg KPR-77

Die Sounds der KPR-77

Die Korg KPR-77 verfügt über acht analoge Drumsounds, bestehend aus Bassdrum, Snaredrum, Hi-Hat (geschlossen und offen), hohem und tiefem Tom, Becken und Clap. Zudem ist ein programmierbarer und stärkeregulierbarer Akzent vorhanden. Obwohl die Sounds nicht editierbar sind, klingen einige bei Akzentuierung nicht nur lauter, sondern auch etwas anders. Die Instrumente sind ferner im Stereoausgang zu einem festen Stereobild platziert, welches leider nicht verändert werden kann. Die Hi-Hats liegen leicht rechts, Cymbal links und die Toms sind links/rechts verteilt.

Wie klingt die Korg KPR-77

Aus Sicht des Autors lassen die Sounds des Korg KPR-77 gerade im Vergleich zu den Roland-Maschinen der damaligen Zeit etwas Punch vermissen. Insbesondere der Bass Drum fehlt es einfach an Druck und auch der Clap wirkt etwas müde. Außerdem fällt auf, dass der Kanal für Cymbal und Clap stark rauscht. Es ist schwer zu sagen, ob es sich dabei um eine Besonderheit dieses speziellen Exemplars oder um ein generelles Problem handelt. Aber die KPR-77 hat ihren Charme und kann in einem angemessenen Kontext auch heute noch mit ihren Sounds eine schöne Farbe in einen Track bringen. Meine Favoriten sind dabei die Toms, die trockener nicht klingen können!

Audiobeispiele Korg KPR-77

Audio Samples
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Bass Drum Snare Drum Hi-Hat Clap Toms Cymbal

Praxis

Korg KPR-77 – Patterns programmieren (Basic)

Ein einzelnes Pattern wird in der Nomenklatur der KPR-77 als „Basic“ bezeichnet. Jede der drei Banken A, B und C kann jeweils 16 Patterns aufnehmen, sodass insgesamt 48 Basic-Patterns zur Verfügung stehen. Um in den Programmiermodus zu wechseln, muss man die Taste für das zu programmierende Pattern gedrückt halten und gleichzeitig den Schiebeschalter in die Stellung WRITE/TRAINING schieben. Daraufhin leuchtet die WRITE-LED auf und es kann losgehen (ohne Anleitung kann man das Verfahren nicht unbedingt verstehen …). Um ein Pattern komplett zu löschen, drückt man ERASE und ALL INST gleichzeitig.

Pattern-Längen einstellen

Anschließend werden Auflösung und Länge des Patterns eingestellt. Die Auflösung kann dabei zwischen 16tel-Noten, 16tel-Triolen, 32tel-Noten und 32tel-Triolen gewählt werden, wobei die maximal mögliche Länge des Patterns von der Auflösung abhängt. In der Position 16tel-Noten kann ein Pattern maximal zwei Takte lang sein, während in der Position 32tel-Triolen nur zwei Viertelschläge möglich sind. Außerdem muss man sich überlegen, ob in dem Pattern Cymbal oder Clap verwendet werden sollen, denn beides zusammen geht nicht. Und ob die Toms normal oder als Flam (Doppelschlag) gespielt werden sollen.

Realtime- und Step-Eingabe

Die Echtzeit-Programmierung bei laufendem Sequenzer ist einfach.  Man startet die Maschine mit START/STOP, ein Metronom ertönt (sogar in der Lautstärke regelbar!) und man kann das Pattern mit den Step-Tastern eintrommeln. Auch der Akzent lässt sich live einspielen. Bei gestopptem Sequenzer kann man Patterns zudem per Step-Eingabe programmieren. Mithilfe der Taster STEP UP / DOWN navigiert man dann durch das Pattern, wobei die Balkenanzeige im Display anzeigt, wo man sich gerade befindet. Hier gibt man Instrumente oder Akzente ein, indem man den entsprechenden Taster drückt. Nach Abschluss der Programmierung wechselt man mit dem Schiebeschalter wieder in den PLAY-Modus zurück.

Audiobeispiele Korg KPR-77

Audio Samples
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KPR-77 Groove 1 KPR-77 Groove 2 KPR-77 Groove 3 KPR-77 Groove 4 KPR-77 Groove 5 KPR-77 Groove 6 KPR-77 Groove 7

Korg KPR-77 – Patterns kombinieren (Combine)

Während der Wiedergabe können nebeneinander im Speicher befindliche Patterns schnell und einfach miteinander kombiniert werden, ähnlich wie bei einigen Roland TR-Maschinen. Dazu drückt man gleichzeitig die Taster für das erste und das letzte abzuspielende Pattern. Dies funktioniert sowohl bei laufendem als auch bei gestopptem Sequenzer. Wenn beispielsweise die Tasten 3 und 6 gedrückt werden, durchläuft die KPR-77 die Patterns 3, 4, 5 und 6 nacheinander und wiederholt diese Sequenz, bis man ein anderes Pattern oder eine andere Kombination auswählt. Dadurch kann man spontan komplexere Abläufe realisieren, ohne umständlich einen Song (CHAIN) programmieren zu müssen. COMBINE funktioniert auch im Schreibmodus, sodass man Rhythmen, die länger als ein Takt oder ein Pattern sind, in einem Rutsch programmieren kann. Dafür hält man beide Pattern-Taster gedrückt, während man den Schiebeschalter auf WRITE/TRAINING schiebt.

Korg KPR-77 – Song-Modus (Chain)

Der Song-Modus der KPR-77 heißt Korg CHAIN und gestattet Pattern-Verkettungen von bis zu 256 Takten. Pro Bank stehen zwei CHAINs zur Verfügung, die allerdings nur aus den Patterns der jeweiligen Bank bestehen können. Es ist also nicht möglich, gleichzeitig Patterns aus den Bänken A, B und C innerhalb eines Songs zu verwenden. Da man nur Zugriff auf die maximal 16 Patterns der Bank hat, müssen diese vorher sorgfältig ausgewählt werden.  Chain 1 kann dabei bis zu 256 Takte lang sein (die 128 Takte von Chain 2 werden dann mitbenutzt), Chain 2 ist auf 128 Takte begrenzt.

Einen Song programmieren

Zum Programmieren hält man einen der beiden CHAIN-Taster gedrückt und schiebt den Schalter auf WRITE. Anschließend gibt man die Patterns ein, indem man die Taste für das gewünschte Pattern gedrückt hält und CHAIN WRITE betätigt. Mit den Tasten STEP UP / DOWN kann man sich dann durch den Song bewegen. Alternativ können Taktnummern auch direkt mit der Funktion BAR SELECT ” angefahren ” werden. Es ist auch möglich, einen bestimmten Abschnitt bis zu neunmal in einer Chain zu wiederholen.

korg KPR-77 neben der Roland TR-8
Alt trifft neu: die Korg KPR-77 neben der Roland TR-8. (Quelle: Bonedo)

Die KPR-77 mit anderen Geräten synchronisieren

Dank der DIN-Sync-Funktion kann man die Korg KPR-77 mit anderem Equipment synchronisieren und sie kann auch als Master arbeiten. Mithilfe eines MIDI-to-DIN Sync Konverters wie beispielsweise Kenton D-Sync, Roland SBX-1 Sync Box kann die Drum Machine auch in ein MIDI- oder DAW-Netzwerk eingebunden werden. Zu beachten ist allerdings, dass Korgs Sync-Signal mit 48 ppqn arbeitet, während der gängige DIN-Sync-Standard mit 24 ppqn läuft. Die KPR-77 spielt daher mit halber Geschwindigkeit, wenn sie ein solches Signal empfängt. Das muss man bei der Programmierung berücksichtigen. Im nachfolgenden Audiobeispiel hört man die Korg KPR-77 zusammen mit der Roland TR-8. In den ersten beiden Takten nur die KPR-77, dann kommt die TR-8 mit 808 Kick, Hat und Percussion hinzu.

Audiobeispiel Korg KPR-77 und Roland TR-8

Audio Samples
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Korg KPR-77 und Roland TR-8

Video no-talking: Korg KPR-77

Fazit

Mit der analogen Drum Machine KPR-77 versuchte Korg im Jahr 1983 der Roland TR-606 Konkurrenz zu machen, was nur bedingt gelang. Auch unter Vintage-Aspekten erscheint die KPR-77 nicht so attraktiv wie ihre Zeitgenossen. Zwar hat sie einen eigenständigen Analog-Sound mit Retro-Charme und lässt sich per DIN-Sync synchronisieren, aber im Vergleich wirken die (nicht veränderbaren) Sounds der KPR-77 für moderne Produktionen etwas zu lasch. Auch die Bedienung und Programmierung der Drum Machine ist anfangs nicht ganz unkompliziert. Wer eine Bedienungsanleitung und/oder die originalen Overlay-Karten zur Hand hat, ist hier klar im Vorteil. Die Korg KPR-77 ist schließlich eine gute Ergänzung für den Maschinenpark, wenn man eine zusätzliche analoge Drum Machine sucht. Allerdings gibt es bessere Alternativen, wenn man auf der Suche nach der ersten oder gar einzigen Drum Machine ist.

Korg KPR-77: Frontansicht
Die Korg KPR-77 klingt nicht besonders knackig – aber die hat Charme! (Quelle: Bonedo)

Korg KPR-77 Samples zum Downloaden

Unser Sample-Paket zur Korg KPR-77 Vintage Drum Machine enthält die Einzelsounds mit und ohne Akzent als WAV-Files. Außerdem bietet die zum Download bereitstehende ZIP-Datei einige Loops in den Formaten WAV, Apple Loops (CAF) und REX.

Pro

  • 8 analoge Sounds
  • Lautstärkemischer für Sounds, Metronom und Akzent
  • 4 verschiedene Auflösungen, bei 16tel-Noten zweitaktige Patterns möglich
  • schnelle Kombination von Patterns mit COMBINE
  • Song-Modus mit bis zu 256 Takten
  • DIN Sync
  • 2 Trigger Outputs
  • Einzelausgang für Snare/Clap

Contra

  • Sounds nicht editierbar
  • Cymbal und Clap nur alternativ nutzbar
  • komplizierte Bedienung
  • Song-Modus auf Patterns der jeweiligen Bank beschränkt

Features

  • Erscheinungsjahr: 1983
  • Klangerzeugung: analog
  • 8 Sounds: Bass Drum, Snare Drum, Hi-Hat closed / open, Tom Hi / Lo, Cymbal, Clap
  • programmierbarer Akzent (Stärke regelbar)
  • integriertes Metronom (Lautstärke regelbar)
  • Patterns: 48 (3 Bänke à 16)
  • Songs: 6 (2 pro Bank)
  • Anschlüsse: Stereo Out (L-R/MIX), Snare/Clap Output, Kopfhörerausgang, Fußschalter Start/Stop, 2 Trigger Outputs (Tom Hi / Lo), DIN Sync (In/Out umschaltbar), Tape In/Out, Netzteil
Weitere Folgen dieser Serie:
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In unseren Vintage Drum Machine Specials präsentieren wir legendäre Drumcomputer der 70er und 80er Jahre und betrachten sie im Detail.

26.01.2024
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Korg KPR-77

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Kim Bjørn ist Musiker, Autor und Verleger. Mit Bjooks vertreibt er erfolgreich, Englisch-sprachige Bücher, die sich überwiegend mit Synthesizern, ihren Interfaces und vor allem ihrem Sound beschäftigen. Push Turn Move – Interface Design in Electronic Music – aus dem Jahre 2017 war sein erster großer Erfolg, gefolgt von der nicht weniger erfolgreichen Patch & Tweak Reihe, an der u.a. auch Chris Meyer und Paul Nagle mitgeschrieben haben. 

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