Cyclone Analogic TT-78 Beat Bot Test

Mit dem TT-78 Beat Bot haben Cyclone Analogic aus Frankreich nach der TR-606 die Sounds der nächsten berühmten Roland Drum Machine emuliert. Wie unschwer zu erraten ist, widmet sich der Beat Bot der CR-78 aus dem Jahr 1978, die als In-The-Air-Tonight-Maschine unsterblich wurde. Wer mehr über die CR-78 erfahren möchte, biegt hier ab zu unserem Vintage Drum Machine Feature. Was die Version von Cyclone Analogic kann und wie sie klingt, erfahrt ihr in diesem Test.

Der Beat Bot sieht aus wie die TT-606 Drum Drone, klingt aber wie eine CR-78.
Der TT-78 Beat Bot bringt eine andere Farbe als die zahlreichen TR-Clones.


Nachahmungen der klassischen Roland Drumcomputer der frühen 1980er gibt es in großer Zahl sowohl als Hardware als auch als Software. Das ist wenig verwunderlich, weil die Roland-Maschinen mit ihrem Sound die elektronische Musik seit mittlerweile über drei Jahrzehnten prägen und Originale nahezu unerschwinglich geworden sind. Allerdings konzentrieren sich die meisten Clones auf die Maschinen der TR-Serie. Mit dem TT-78 Beat Bot ist nun die erste mir bekannte Hardware Drum Machine erschienen, die sich den Sounds der CR-78 widmet. Die Betonung liegt hier auf „Sounds“, denn der Sequencer der Maschine hat überhaupt nichts mit der CR-78 gemeinsam und entspricht dem des TT-606.

Details

Lieferumfang und erster Eindruck

Der Cyclone Analogic TT-78 Beat Bot hat das gleiche Format wie die beiden vorangegangenen Maschinen des Herstellers, der TT-303 Bass Bot und der TT-606 Drum Drone. Vom Gehäuse und der Bedienungshardware her ist die Drum Machine exakt identisch mit der TT-606. Aus dem Karton (auf dem man freundlich dazu animiert wird, doch gleich alle drei Cyclone-Geräte zu sammeln), kommt zunächst die mitgelieferte, schwarze Tasche zum Vorschein. Auch wenn diese sicherlich nicht von der allerbesten Qualität ist, so finde ich ihre Zugabe doch sehr löblich. Bis heute frage ich mich, warum Korg die volcas nicht mit stylischen Schutztäschchen ausliefert. Cyclone Analogic zeigt, wie es geht! In der Tasche ist Platz für die TT-78, die zusätzlich mit einem Plastikdeckel geschützt wird, und das mitgelieferte Netzteil. Die ebenfalls beiliegende, ausführliche, gedruckte Bedienungsanleitung muss man heute ja schon fast als Rarität bezeichnen.
Das graue Kunststoffgehäuse der Maschine macht einen guten Eindruck. Allerdings befürchte ich, dass es etwas anfällig für Kratzer sein könnte. Das Design ist nicht unbedingt nach meinem persönlichen Geschmack, aber an der Verarbeitung gibt es wenig auszusetzen. Die Bedienelemente wackeln nicht, fühlen sich fest und haltbar an und machen Spaß bei der Bedienung. Dafür, dass hier wirklich alles aus Plastik ist, hinterlässt die TT-78 wie ihre Geschwister einen überraschend guten Eindruck. Das darf man zum Preis von etwa 450 Euro allerdings auch erwarten. Einziges Problem: Viele der Drehknöpfe sind sehr flach geraten, sodass sie schwer zu greifen sind. Zwei bis drei Millimeter mehr würden schon reichen, um den Bedienkomfort zu erhöhen.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier ist alles aus Plastik, die Verarbeitung wirkt trotzdem solide.

Anschlüsse

Rückseitig setzt sich der positive Eindruck fort, denn anders als bei vielen anderen kompakten Drum Machines hat es sich der Hersteller erfreulicherweise verkniffen, die Einzelausgänge einzusparen. Neben Kopfhörer- und Mix-Output (jeweils große Klinke) findet man hier sieben Miniklinkenbuchsen, an denen die Signale von Bass Drum, Snare, Congas / Bongos, Cowbell / Clave, Hi-Hat / Cymbal / Metal Beat, Maracas und Guiro / Tambourine anliegen. Das bedeutet, dass sich im Vergleich zum TT-606 mehr Instrumente die Ausgänge teilen müssen. Zur Einbindung in ein DAW- bzw. Sync-Setup gibt es MIDI In und Out, wobei sich der Output mittels Schiebeschalter zum Thru umfunktionieren lässt. Die MIDI-Implementation ist sehr umfangreich, analoge Sync-Optionen sucht man hingegen vergeblich, was in Zeiten der Analog- und Modular-Renaissance etwas schade ist. Abhilfe kann bei Bedarf ein MIDI-to-DIN-Sync-Converter schaffen, wie etwa der Kenton D-SYNC oder der Doepfer MSY2. Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte Netzteil, wofür es auf der Rückseite einen Anschluss mitsamt Power-Schalter gibt. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich.

Die Einzelausgänge müssen beim TT-78 mehr Instrumente aufnehmen als beim TT-606.
Die Einzelausgänge müssen beim TT-78 mehr Instrumente aufnehmen als beim TT-606.

Bedienfeld

Das Bedienfeld ist hardwareseitig mit dem des TT-606 identisch und erschließt sich schnell. Wegen des größeren Angebots an Instrumenten gibt es bei der Bedienung dennoch einige kleine Unterschiede. Die Lautstärkeregler für die verschiedenen Instrumenten(-gruppen) und den Akzent sind in einer Reihe ganz oben platziert. Hier befindet sich auch der Tone-Regler, mit dem sich je nach Instrument ein Klangparameter einstellen lässt. In der Mitte findet man links den Tempo-Regler, der mit einer Skala von „Slow“ bis „Max“ versehen ist. Eine genaue BPM-Einstellung ist am Gerät selbst also nicht möglich – dafür müsste man den TT-78 zu einem exakten Taktgeber synchronisieren. Ganz rechts liegt der Regler für die Gesamtlautstärke.
In der Mitte warten zwei Drehschalter auf ihren Einsatz. Der linke dient zur Auswahl eines Instruments zur Eingabe im Sequencer und zur klanglichen Bearbeitung mit dem Tone-Poti. Der rechte wählt den Sequencer-Modus aus und verfügt über die Positionen Track Write, Track Play, Pattern Play und Pattern Write. TR-Kenner wissen hier sofort Bescheid, was gemeint ist.
Der untere Bereich wird von zahlreichen gummierten und mehrfarbig beleuchteten Buttons eingenommen. Da wären zunächst die 16 Step-Taster, mit denen man Steps im Sequencer aktiviert. In Verbindung mit dem Function-Taster übernehmen sie weitere Aufgaben wie die Wahl der Auflösung, Aktivierung der Mix-, Mutate- und Nuance-Funktionen, Copy / Paste und die MIDI-Konfiguration. Links davon ist der große Start/Stop-Knopf zu finden, ganz rechts findet sich ein Tap-Taster zum Einspielen des gewählten Instruments in Echtzeit. In Kombination mit „Time“ dient „Tap“ zum Eintappen des Tempos. Die Buttons in der Reihe darüber kümmern sich um weitere Sequencer-Funktionen wie Clear (Löschen), Time, Accent, Flam, Roll, Fill und die Auswahl der Seite (bei Sequenzen mit mehr als 16 Steps).
Von einem CR-78 Clone kann man bei der TT-78 also nicht wirklich sprechen, denn die typischen Preset-Rhythmen, die entscheidend zum Charakter der CR-78 beitragen, gibt es hier nicht. Stattdessen entspricht der Sequencer exakt dem der TT-606 und folgt damit eher der TR-Logik. Das bedeutet aber auch: Wer mit den Drum Machines der Roland TR-Serie und ihren Nachahmern vertraut ist – und das sind ja fast alle, die elektronische Musik machen – wird sich auf dem Bedienfeld des TT-78 schnell zurecht finden. Die mehrfarbige Beleuchtung der Sequencer-Taster erhöht die Übersicht zusätzlich.  

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.