Die Roland CR-8000 CompuRhythm ist eine der wenigen noch erschwinglichen alten analogen Drum Machines. Wer auf analoge Beats steht, sollte sich diese Maschine unbedingt genauer ansehen! Das tun wir für euch im Vintage Drum Machine Feature. Hier findet ihr auch Roland CR-8000 Samples und Loops zum Download.

Warum die analogen Roland TR-808 und TR-909 Rhythm Composer inzwischen trotz ihres betagten Alters mehr kosten als damals frisch aus dem Laden, ist nicht unbedingt nachzuvollziehen. Samples, Clones wie die Acidlabs Miami oder der Roland-eigene TR-8 Rhythm Performer stellen einem eigentlich sowohl Sounds als auch Beatprogrammierung zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung. Ist es einfach der innere Nerd, der nach dem Original verlangt?
Neben den Ikonen der TR-Serie, zu denen auch die TR-606 Drumatix und die sample-basierte TR-707 gehören, baute Roland eine weitere für Beatfrickler genauso interessante Serie: Die „CompuRhythm“ CR-Serie! Eigentlich waren diese Drumcomputer für Alleinunterhalter gedacht und sind deshalb mit Presetrhythmen ausgestattet. Das wohl bekannteste Modell ist die CR-78 (man kennt sie von Phil Collins’ „In the Air Tonight“ oder Blondies „Heart of Glass“ und vielen anderen klassischen Tracks). Der Clou an diesem Drum Computer war, dass er neben Tango, Walzer & Co. auch einen Speicher für eigene Rhythmen bot. Leider ist die CR-78 aber inzwischen fast genauso gesucht und teuer wie eine TR-808!
Muss man jetzt also entweder überteuerte Preise zahlen oder frustriert ganz verzichten? Nein, liebe Beat-Nerds – zumindest NOCH nicht. Denn es gibt die weniger bekannte Roland CR-8000! Soundmäßig ist sie irgendwo zwischen TR-808 und CR-78 angesiedelt, bietet ebenfalls Preset-Rhythmen, einen Speicher für Eigenkreationen, den „Roland-Swing“ sowie Synchronisation über DIN-Sync. Erstmal ein Beispielbeat zur Einstimmung – am Ende dieses Artikels könnt ihr ihn übrigens als Beat Construction Kit herunter laden:
Details
Ein Grund für die geringere Beliebtheit der CR-8000 könnte die Optik sein: Sie sieht mit ihrem Desktopgehäuse aus beigem, leicht vergilbtem Plastik nicht so wertig aus und hat etwas Heimorgel-mäßiges. Die bunten Knöpfe erinnern immerhin an einen Juno-60 und die Drehregler sehen aus wie bei einer 808. Übrigens soll die Klangerzeugung technisch verwandt sein – was man beim Anspielen der Sounds sofort glaubt:
Arranger
Das Bedienfeld ist auf zwei Panels verteilt. Im oberen wählt man die programmierbaren Sounds an, schaltet den Abspielmodus um und stellt Mischung sowie Lautstärke ein. Das untere Panel beginnt links mit zwei Tastern zur Programmierung der Beats (mit Doppelfunktion „Register“ und „Crash“). Daneben ist eine Reihe an Tastern, die es in sich haben. Diese „Arranger“ genannte Sektion ermöglicht es, Rhythmen auf einfachste Weise zu verändern: Der Rock Beat ist gut, aber eine offene Hihat fehlt? Der Disco Beat braucht noch Percussion? Ein Clap unter der Snare gefällig? Einfach eine der gewünschten Tasten drücken – fertig. Sie lassen sich auch alle kombinieren. Als letztes in der Reihe findet sich der „Groove-Knopf“ für den Roland-Shuffle. Allein diese Funktionen sorgen für jede Menge Varianten!
Intro / Fill In & Tempo Sektion
Wie es sich für eine Preset-Rhythmusmaschine gehört, dürfen Fill-ins natürlich nicht fehlen. Sie lassen sich per Fußschalter oder automatisch in einstellbaren Intervallen auslösen. Der obere Drehregler dient zur Anwahl eines von 12 möglichen Fills (Platz 9 bis 12 sind programmierbar). Der untere Regler legt fest, ob ein Fill automatisch gar nicht, alle 2/4/8/12 oder 16 Takte kommt. Als letztes in der Sektion findet sich ein Schalter zum manuellen Auslösen von Fills. Zur daneben liegenden Temposektion mit seiner großen dreistelligen Anzeige (Beats per Minute), Einstellrad und Start/Stop-Taste muss man wahrscheinlich nicht viel sagen.
Patternwahl
Links unten am Rand wählt man eine der drei Presetbänke, über den 16 Tastern sind die Presetnamen aufgedruckt. Die 24 Rhythmen sind grob nach Stilistik sortiert: in der ersten Bank finden sich Standards wie Walzer, Swing oder Tango – in der zweiten Bank die damals „modernen“ Rhythmen von Rock bis Disco sowie Foxtrott, in der 3. Bank lädt Lateinamerika zum Tanz mit Samba, Rhumba und Bossanova. Man wählt ein Preset immer per Bankselektor und einem der acht farbigen Taster an – die untere weiße Reihe ist exklusiv den programmierbaren Rhythmen vorbehalten. Wer auf eine Step-Programmierung a la TR-808 hofft: Leider Fehlanzeige! Obwohl eigentlich genügend Taster und LEDs vorhanden wären, sind nur die beiden Taster oben links für die Programmierung nutzbar. Später mehr dazu.
Rückseite: die Anschlüsse
Der DIN-Sync-Anschluss erlaubt die problemlose Synchronisation zu anderen Roland-Geräten aus jener Zeit. Über einen MIDI/DIN Adapter wie das Doepfer MSY2 oder auch die aktuelle Roland SBX-1 Sync Box könnt ihr die CR-8000 in ein MIDI-Setup integrieren (ich nutze dazu einen Kenton Pro-2000). Daneben findet sich ein Trigger Output, der zwischen 8“, 16“ und dem Accent schaltbar ist. Mehrere Anschlüsse machen Register-, Intro/Fill In-, Restart- und Start/Stop-Funktionen per Fußschalter steuerbar. Als letztes kommt der Summenausgang für das Audio. Genau: Es gibt nur einen Monoausgang – keine Einzelausgänge. Das ist ein Manko dieser Maschine, ließe sich aber mit einer Modifikation beheben. Mich hat das aber nie wirklich gestört – im Praxisteil zeige ich euch, warum.

Praxis
Da man bei einer Presetmaschine sofort aus dem Vollen schöpfen kann, muss man eigentlich nur den Anschalter finden, einen Rhythmus wählen und auf Start drücken. Es geht bei der CR viel mehr ums direkte Spielen, als bei einer rein programmierbaren Maschine.
Die Presets der CR-8000
24 Presets von Walzer bis Disco stehen bereit – acht weitere Speicherplätze lassen sich mit Eigenkreationen füllen. Die Presets sind in drei Bänken sortiert: Bank 1 bietet Tanzschulklassiker von Walzer über Swing bis Tango, Bank 2 hält sechs „moderne“ Rock-Rhythmen, Disco und Foxtrott parat und Bank 3 präsentiert die Welt des Latin von Samba über Mambo bis Bossanova. Hier die Presets zum Anhören (bis auf Preset 8, das nur aus einer Viertel-Bassdrum besteht):
Zusätzlich gibt es Fill-Ins, von denen acht vorprogrammiert und die Plätze 9 bis 12 programmierbar sind. Die Fill-Ins beginnen sofort, wenn man die entsprechende Taste drückt, und halten an, solange man sie gedrückt hält. Startet man die Wiedergabe mit der Intro/Fill-In Taste, wechselt der Rhythmus automatisch ins gewünschte Preset. Das klingt dann zum Beispiel so:
Einsatz des Arrangers
Songverkettungen gibt es nicht. Wählt man ein neues Pattern an, wird nahtlos an der jeweiligen Taktpostion weitergespielt. Trotzdem gibt es allein durch die Kombination von Intro/Fill-In und Rhythmus schon eine Menge Varianten. Und dann kommt die Arranger-Sektion ins Spiel: Hier lassen sich Instrumente hinzu schalten, bzw. die im Preset vorhandenen verändern (und wer es wirklich wissen will, drückt alle Knöpfe gleichzeitig):
- Becken in Viertel- oder Achtel-Figuren
- Hihat als Viertel, 16tel und Open Hihat auf dem Off-Beat
- eine Conga-Figur
- Hand Clap auf 2 und 4
Damit kann man aus den vorprogrammierten Presets der CR-8000 noch jede Menge herausholen! Wendet man die Arrangerfunktionen nacheinander auf Rock 3 an, klingt das so:
Mit dem Shuffle-Knopf wird der Shuffle aktiviert, der sich auf alle Rhythmen anwenden lässt. Am Beispiel von Rock 3 klingt das so:
Doppelpattern: Kombi-Beats
Programmieren lassen sich Umschaltungen nicht, man drückt und es passiert unmittelbar. Allerdings lassen sich über die „Register“-Funktion Arrangersettings mit einem Pattern verbinden, dann kann man durch Druck auf die Taste wechseln, ohne dass man die Arrangersettings noch mal machen muss. So ganz intuitiv ist der Vorgang nicht.
Man kann auch zwei Pattern einer Bank gleichzeitig anwählen (bzw. eine Eigenkreation zuschalten). Da lassen sich dann Experimente wie Enka-Swing oder Slow-Rock-Tango realisieren:
Allein mit diesen Funktionen kann man schon jede Menge Spaß haben. Und wenn man die Maschine synchronisiert, lassen sich die Presets problemlos mit anderen Beats kombinieren. So wie hier, wo ich den Beguine mit einem technoiden Beat aus der TR-8 verbunden habe. Allerdings sollte man nicht frame-genauen Sample-Lock erwarten: Die DIN-Synchronisation ist nicht so tight, wie man es heutzutage gewohnt ist:

Programmieren eigener Beats
Wer die Roland-typische Programmierung wie bei einer TR-X0X erwartet, wird enttäuscht sein: Es funktioniert eher wie bei einer Boss DR-55 oder Roland CR-78. Am Drehrad wählt man den gewünschten Sound an und steppt sich dann durch die 32 Schritte eines Patterns. Die linke Taste mit der Note für einen Sound, die rechte mit der Pause entsprechend für Stille. Man spielt also Mäuseklavier: Note – Pause – Pause – Pause – Note – Pause – Pause – Pause – Note – Pause – Pause – Pause – Note – Pause – Pause – Pause. Und das war erst die Hälfte… Danach wählt man den nächsten Sound und weiter geht’s. Immerhin hört man bereits programmierte Sounds beim Durchsteppen, so dass man etwas Orientierung hat. Der Speicher ist übrigens Batterie-gepuffert, die Rhythmen bleiben also auch nach dem Ausschalten erhalten. Das Hauptproblem ist, dass die Taster der CR-8000 recht anfällig für Doppeltrigger sind. Um einen Rhythmus sauber zu programmieren, bedarf es also einiger Geduld. So intuitiv der Presetbereich sein mag, so nervig ist das Programmieren! Das hier brauchte einige Anläufe:
Integration in DAW-Setups: Multi-Channel-Aufnahmen
Wie oben beschrieben, lässt sich die Maschine über DIN-Sync in einen MIDI-Verbund integrieren. Es lassen sich per Mod auch Einzelausgänge nachrüsten – aber auch mit dem Monoausgang kann man problemlos Multi-Channel Aufnahmen machen. Man dreht an der CR-8000 einfach alle Kanäle bis auf einen herunter und nimmt nacheinander die Einzelsounds auf. Dieses Beispiel (mit mehreren Hihat-Variationen und zusätzlicher Percussion) ist in Einzelspuren in unserem CR-8000 Download-Paket am Ende des Artikels enthalten, so dass ihr es für eigene Produktionen nutzen könnt:
Fazit
Die Roland CompuRhythm CR-8000 ist (noch) ein echter Geheimtipp für alle, die eine klassische analoge Drum Machine von Roland suchen und nicht bereit sind, horrende Summen zu bezahlen. Vor allem Snare, HiHat und Clap sind klasse. Die Bass Drum lässt den Wumms der 808 vermissen, ist aber nicht schlecht. Toms und Percussionsounds klingen so, wie man es erwartet. Die klassische 808 Cowbell sowie Percussion wie Claves und Conga sind auch nicht zu verachten. Die Presets sind natürlich sehr retro – House, HipHop oder Techno sollte man nicht erwarten. Doch da kommen die acht Speicherplätze für eigene Rhythmen ins Spiel. Besonders wenn man die Presets mit Beats anderer Maschinen als „analoge Percussion“ kombiniert, bringt die CR-8000 interessante Farben in Tracks. Sind alle Kanäle aufgedreht, rauscht die Maschine etwas. Einziges echtes Problem: Die Tasten, die gern Doppeltrigger auslösen – und leider nicht mehr neu zu bekommen sind. Man findet im Internet ein paar Tipps für die Reinigung – selbst probiert habe ich das noch nicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen alten Beat-Boliden mal anzutesten!
Wer die CR-8000 mal virtuell ausprobieren möchte, findet hier eine Roland CR-8000 Emulation für NI Kontakt: http://www.forgottenkeys.co.uk/fk12-roland-cr8000-for-kontakt.php
Roland CR-8000 Samples zum Download
Hier könnt ihr euch unser Roland CR-8000 Sample-Paket herunterladen. Es enthält die Einzelsounds im WAV-Format, die Preset-Rhythmen in den Formaten WAV, Apple Loops (CAF) und REX sowie das Beat Construction Kit in den gleichen Formaten. Viel Spaß damit!
PRO- Sound
- Shuffle
- Programmierbar und Preset-Rhythmen
- Mixer für die Sounds
- Arrangerfunktion für Varianten
- Synchronisierbar (DIN)
- Sounds ohne Mod nicht editierbar
- Programmierung eigener Rhythmen frickelig
- Taster sind anfällig und nicht mehr zu bekommen
- Keine Einzelausgänge
- Rauschen einiger Kanäle

- Erscheinungsjahr: 1981
- Klangerzeugung: analog
- Polyphonie: 10
- 13 Sounds: Kick, Snare, Rim, Hi Tom, Lo Tom, Clsd HiHat, Open HiHat, Cymbal, Cowbell, Mid Conga, Lo Conga, Claves, Hand Clap
- Programmierbarer Akzent, im Anteil regelbar
- Speicher: 24 Presetrhythmen, 8 Preset Fills – 8 programmierbare Pattern, 4 Fill-Ins
- 16 Steps pro Pattern / 12 Steps bei Aktivierung von Shuffle
- Synchronisation: DIN-Sync In & Out (24 ppqn), Trigger Out (Impuls pro 8″, 16″ oder Accent)
- Monoausgang
- Stromversorgung: Netzteilanschluss, Memory-Backup über 3x 1,5 Volt AA Batterien