Korg DDM-110 Super Drums Vintage Drum Machine

Gesampelte Drumsounds waren 1985 schwer angesagt: Die analoge Roland TR-808 hatte ausgedient, Linn Drum, Oberheim DX und E-mu Drumulator machten vor, wie zeitgemäße Beats zu klingen hatten. Leider hatte das alles auch seinen Preis. Da kam die Korg DDM-110 gerade recht, die „echte“ Drums in brillanter 8-Bit-Qualität zu einem erschwinglichen Kurs versprach!

Korg DDM-110 Vintage Drum Machine
Korg DDM-110 Vintage Drum Machine. (Quelle: Bonedo)

In unserem Vintage Drum Machine Special stellen wir die Korg DDM-110 Super Drums einmal genauer vor und bieten deren Sounds am Ende dieses Specials zum Download an!

Details

Korg DDM-110 Super Drums – echte Drums in 8 Bit

Die Korg DDM-110 Super Drums spielen für mich eine besondere Rolle: Die Drum Machine war damals meine erste digitale Maschine, die ich mir redlich verdient hatte, indem ich die Regale im örtlichen Supermarkt einräumte. Zusammen mit einem Korg Poly-800 Synthesizer und einer Fostex X-15 Vierspurmaschine bildete sie mein „Studio“. Heute würde man mit so einem Setup allerdings niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken – damals war das Setup aber gar nicht so schlecht. Und der Sound – das klang so echt, nach echtem Schlagzeuger (na ja, vielleicht war ich auch nur fehlgeleitet …). Hier ein kleiner Beispielbeat, bevor es ins Detail geht.

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Korg DDM-110 Demo Beat

Korg DDM-110: die Bedienoberfläche

Die Korg DDM-110 ist eine kompakte Drum Machine von der Größe zweier nebeneinander liegender VHS-Videokassetten (um einen geeigneten Größenvergleich anzustellen). Auf der linken Seite zeigt ein dreistelliges LED-Display Parameter-Kürzel, Taktposition, das gewählte Pattern oder einen der sechs Songs an. Daneben befinden sich noch fünf Drehregler: Zunächst ein Tempo-Regler, der sogar einen zweiten „Fine“-Regler für sehr genaue Tempoanpassungen bietet (warum die BPM nicht im Display angezeigt werden, ist allerdings unerklärlich) und eine Tempo-LED. Drei Mix-Regler erlauben dabei die Lautstärkeregelung von Metronom, HiHat/Becken sowie des Masterpegels des Stereoausgangs. Einzelausgänge bietet die DDM-110 leider nicht. In der unteren Gehäusehälfte befinden sich alle Bedienelemente zum Programmieren und Abspielen der Rhythmen: Sieben LEDs und 15 Taster sowie eine aufgedruckte Parameterliste sollen dem Beatkünstler Klarheit verschaffen.

Korg DDM-110
Fotostrecke: 3 Bilder Die Korg DDM-110 Drum Machine erschien 1985

Das Soundangebot der Korg DDM-100

Die Korg DDM-110 bietet nicht weniger als neun gesampelte Drumsounds, darunter auch den damals so wichtigen Handclap-Sound. Böse Zungen mögen die Echtheit des Clap-Samples infrage stellen, denn es könnte sich dabei auch um einen kaputten Scratch handeln. Die Sounds zeichnen sich ohnehin mehr durch „Charakter“ als durch Punch aus und können weder in der Länge noch in der Tonhöhe verändert werden. Im Folgenden also die Samples, mit denen man leben muss.

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Korg DDM-110 Sounds

Das Ganze ist auf jeden Fall originell. Meine Favoriten aus dem Angebot sind das herrlich aufdringliche Crash-Becken, das einfach „Splash!“ macht und dann abbricht und die viel zu kurzen Toms, die einfach „Pop“ zu machen scheinen, fast ohne Ton. Natürlich muss man sich auch an 80er Jahre Beats versuchen, wie zum Beispiel Blue Monday.

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Korg DDM-110 “Bluemondayish”

Patterns und Songs

Speicher war damals sehr teuer, deshalb sind nur die ersten 16 der 32 Patterns der Korg DDM-110 mit 32 Steps programmierbar, die andere Hälfte muss mit 16 Steps auskommen. Bei den Songs sollte man die Ballade in den ersten Speicherplatz packen, denn nur er kann alle bis zu 385 Takte verketten. Die Songs 2 bis 6 müssen dann mit 200 Takten auskommen. Aber wie gesagt: Nach insgesamt 385 Takten ist Schluss! Dafür erlaubt das Tape Interface das Sichern und Laden der Daten auf und von Kassette. Trigger Out (verwendet die Clap-Spur) und DIN-Sync (Korg-Standard in halber Geschwindigkeit des Roland-DIN-Formats) erlauben die Integration in andere Setups.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Korg DDM-110 ist mit DIN-Sync und einem Tape-Interface ausgestattet

Praxis

Die Bedienung der Korg DDM-110

Die Korg DDM-110 Super Drums kann man sowohl in Echtzeit als auch per Step-Eingang programmieren. Wer etwas Rhythmusgefühl hat, wird wohl eher in Echtzeit eintrommeln, denn die DDM-110 bietet nicht die Roland-typischen 16 Taster, man sieht die Taktposition nur auf dem 3-stelligen Display. Als Auflösungen stehen 16tel, 16tel Triole und 32tel zur Verfügung. Das Zusammenstellen der Songs erfolgt durch Auswahl des jeweiligen Patterns und Drücken der Enter-Taste – man kann es sich sogar vor dem Einfügen noch einmal anhören. Nach kurzer Einarbeitungszeit kommt man sowohl mit dem Song- als auch mit dem Pattern-Modus gut zurecht. Natürlich nur, wenn man die Bedienungsanleitung hat. Denn so ganz intuitiv ist es nicht. In der Anleitung gibt es übrigens auch einen Beispielrhythmus zum Nachprogrammieren, der irgendwie an frühen Hip-Hop erinnert.

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Korg DDM-110 Manual Preset

Eigenheiten der Korg DDM-110

Ein kleines Experiment: Wenn man die Korg DDM-110 über DIN-Sync synchronisiert, kann man die Sounds natürlich auch mit einer anderen Maschine kombinieren. Man muss nur bedenken, dass Korgs Sync auf 48ppqn läuft und Rolands auf 24ppqn. Die Korg läuft dann also mit halber Geschwindigkeit. Hier habe ich die DDM mit einer Roland TR-8 zusammen laufen lassen.

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Korg DDM-110 synchronisiert zur Roland TR-8

Was mir schließlich bei allen Beats auffällt, die aus der DDM-110 kommen, ist, dass sie irgendwie leicht „schleppen“. Auch in der Kombination mit der Roland TR-8 finde ich, dass die DDM-110 etwas hinterherhinkt – das gehört irgendwie zu ihrem Charakter.

Korg DDM-110 und Roland TR-8
Die 30 Jahre alte Korg DDM-110 versteht sich bestens mit der Roland TR-8. (Quelle: Bonedo)

Video no-talking: Korg DDM-110

Fazit

Wer Lust auf einen günstigen Sample-Exoten hat, ist mit der Korg DDM-110 Super Drums gut bedient. Sie hat Charakter und inspiriert durch ihre Eigenarten zu neuen Beats. Wenn es um den Sound geht, ist „knallig“ sicher nicht das erste Attribut, das einem in den Sinn kommt. Aber für House-Tracks könnte es durchaus funktionieren, denn die Samples klingen sehr Lo-Fi und trocken. Dank DIN-Sync-Anschluss lässt sich die Korg-Maschine problemlos auch mit anderem Equipment synchronisieren. Wer aber auf der Jagd nach Hammersounds ist oder einen Drumcomputer sucht, der richtig „nagelt“, sollte lieber weitersuchen!

Korg DDM-110
Die Korg DDM-110 hat Charakter, so richtig “punchy” ist sie aber nicht. (Quelle: Bonedo)

Korg DDM-110 Samples zum Downloaden

Zum Schluss bieten wir die Sounds der Korg DDM-110 Super Drums im WAV-Format zum Download. Unser Korg DDM-110 Sample-Pack enthält alle Sounds der Drum Machine jeweils mit und ohne Akzent.

Pro

  • Echtzeit- und Step-Programmierung
  • 9 verschiedene Taktarten, 3 Auflösungen
  • Songmodus
  • Trigger-Ausgang
  • Speicherbackup über Tape Interface

Contra

  • Sounds nicht editierbar
  • Keine Einzelausgänge
  • Bedienung nicht intuitiv
  • Eigenwilliger Stereomix der Sounds
  • Nur Becken / Hi-Hat im Pegel einstellbar
  • Kein Clap, wenn Trigger-Ausgang benutzt wird

Features

  • Erscheinungsjahr: 1984
  • Klangerzeugung: digital (8-bit / 15.6 kHz)
  • Polyphonie: 8
  • Sounds: Bass Drum, Snare Drum, Rim Shot, Hi Tom, Lo Tom, Closed Hi-Hat, Open Hi-Hat, Cymbal, Clap
  • Programmierbarer Akzent
  • Speicher: 32 Pattern, 6 Songs
  • 32 Steps für Pattern 1–16 / 16 Steps für Pattern 17–32
  • Sechzehntel Auflösung: 3/4, 4/4, 6/4 – 2/4, 3/4, 4/4 Triole – Zweiundreißigstel Auflösung: 2/4, 4/4
  • Synchronisation: DIN-Sync In & Out (48 ppqn), Trigger Out (Impuls pro prog. Clap)
  • Stereoausgang
  • Kopfhörerausgang
  • Tape Interface zum Backup eigener Daten
  • Stromversorgung: 6 × 1,5 Volt AA-Batterien, 9V DC Netzteilanschluss
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In unseren Vintage Drum Machine Specials präsentieren wir legendäre Drumcomputer der 70er und 80er Jahre und betrachten sie im Detail.

26.01.2024
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Korg DDM-110 Vintage Drum Machine

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Profilbild von Thereus

Thereus sagt:

#1 - 15.05.2015 um 23:53 Uhr

0

Hallo,
auch bei mir war es die erste digitale Drum, nach der Boss DR55 und DR110.
Voll im Preisrausch gekauft, kam dann mit der Zeit die Enttäuschung über
die recht dumpfen Klänge und den Clap (der von einem Freund immer
als Kabelbruch-Sound bezeichnet wurde. Naja aus Fehlkäufen musste
man lernen (obwohl ich auch lange gespart hatte) Zum Glück gab es
ein halbes Jahr später in der Einstiegsklasse die Yamaha RX 17, die dann
qualitativ schon deutlich im Sound besser war.

    Profilbild von Ralf

    Ralf sagt:

    #1.1 - 16.05.2015 um 13:04 Uhr

    0

    Ha ha - "Kabelbruchsound"! Sehr schön... :)
    Das trifft den Nagel auf den Kopf. Wie schon im Artikel geschrieben, ist auch dieser "klapperige Groove" nicht unbedingt eine Empfehlung für die Maschine... aber als ich sie neulich komplett mit Originalverpackung kaufen konnte, wurde ich doch schwach...

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