Sadowsky MetroExpress 21-5 Vintage Test

Praxis

Als ich den Sadowsky MetroExpress-Fünfsaiter aus der Gigbag gehoben hatte und in den Händen hielt, fiel mit zuallererst das sehr angenehm moderate Gewicht auf. Mein Testexemplar bringt knappe 4,1kg auf die Waage und liegt damit für einen ausgewachsenen Fünfsaiter absolut im grünen Bereich. In der Tat legt Roger Sadowsky viel Wert darauf, dass seine Bässe eine gewisse Gewichtsgrenze nicht überschreiten, und offensichtlich behält dieser Grundsatz auch bei der günstigen MetroExpress-Serie seine Gültigkeit.

Beim Halsprofil ist Sadowsky ein guter Kompromiss gelungen: Der Hals ist eine Spur handfester und dicker als bei so manchem modernen Fünfsaiter, dennoch lassen sich alle Spieltechniken mühelos umsetzen, und selbst virtuose Flitzefinger werde die Haptik als angenehm und komfortabel empfinden. Die Halsrückseite wurde lediglich mit einem dezenten Satin-Finish versehen, sodass sich der Hals sehr organisch anfühlt – fast wie unbehandelt!
Keinerlei Kritikpunkte gibt es ebenfalls bezüglich der Werkseinstellung meines Testbasses: Er wurde mit einer sehr niedrigen Saitenlage und perfekt justierter Halskrümmung ausgeliefert, sodass ich keinerlei Korrekturen vor dem Praxistest vornehmen musste. Der MetroExpress Vintage 21-5 lässt sich sowohl im Stehen mit Gurt als auch im Sitzen äußerst komfortabel spielen. Das kann man von einem Bass für rund 850,- Euro wahrlich nicht als selbstverständlich voraussetzen, deshalb “Daumen hoch” für die Warwick-Endkontrolle!

Die Werkseinstellung unseres Testbasses war absolut vorbildlich!
Die Werkseinstellung unseres Testbasses war absolut vorbildlich!

Gehen wir nun ohne weitere Umwege zum Kapitel “Sound” über und hören uns den eleganten Sadowsky aus der MetroExpress-Serie anhand einiger Audiobeispiele an. Bei der Aufnahme kamen, wie bei jedem Test, keinerlei zusätzliche Preamps, EQs oder sonstige klangbeeinflussende Komponenten zum Einsatz.
Wir steigen frei nach Roger Sadowsky mit dem “Notlösungsmodus” ein und hören uns des Bass im passiven Betrieb an. Der Blend-Regler steht in der Mitte, ihr hört also beide Pickups in gleicher Lautstärke. Kaum überraschend liefert der Sadowsky hier einen wuchtigen und sehr präsenten Jazz-Bass-Sound, wie wir ihn in ähnlicher Form von Jazz-Bässen aus den 1070er-Jahren kennen. Der Sadowsky MetroExoress klingt allerdings etwas aufgeräumter und kommt dadurch eine Spur moderner daher als beispielsweise ein Fender-Modell mit ähnlichen Spezifikationen.

Auf Wunsch auf passiv - die AKtivelektronik umgeht man durch Ziehen des Push/Pull-Potis.
Auf Wunsch auf passiv – die AKtivelektronik umgeht man durch Ziehen des Push/Pull-Potis.

Ein wichtiges Kriterium bei Fünfsaitern ist natürlich der Klang der H-Saite, und hier liefert mein Testkandidat absolut keinen Anlass zur Kritik. Ganz im Gegenteil: die tiefen Töne klingen straff und fügen sich ausgezeichnet in das Klangbild des Basses ein!

Audio Samples
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Beide Pickups, passiv

Mit dem toll abgestimmten Preamp kann man die moderne Note im Sound natürlich bei Bedarf noch auf die Spitze treiben. Für das nachfolgende Slap-Beispiel habe ich die Bässe etwa zur Hälfte und die Höhen nur dezent angehoben, und beim darauf folgenden Beispiel waren beide EQ-Regler noch weiter aufgedreht.
Die große Qualität der Sadowsky-Klangregelung besteht darin, dass die beiden EQ-Regler ganz ausgezeichet zupacken, den Sound dabei aber in keiner Weise “aus der Spur” bringen. Kurz gesagt: Das satte Fundament dröhnt nicht und der extrem klare und präsente Höhenbereich ist frei von allzu harschen Klanganteilen. Erfreulicherweise arbeitet der Preamp zudem sehr nebengeräuscharm:

Audio Samples
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Beide Pickups, Bass: 50%, Treble: 30%, Slapping Beide Pickups, Bass: 70%, Treble: 70%

Auch wenn der Sadowsky MetroExpress Vintage grundsätzlich sehr kultiviert und ausgewogen klingt, eignet er sich trotzdem ohne Frage auch für rockigere Sounds. Im nächsten Beispiel hört ihr den Bass mit dem Halstonabnehmer im Solomodus. Ein deutlicher Höhen-Boost sorgt für den nötigen Biss, das Fundament wird mit einer leichten Bassanhebung zusätzlich gestützt. Im zweiten Clip hört ihr den Halstonabnehmer zum Vergleich abermals, allerdings ohne Höhen-Boost.

Audio Samples
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Neck-PU, Bass: 20%, Treble: 60% Neck-PU, Bass: 20%
Lupenreiner Jazz-Bass-Ton mit einem Schuss "Moderne"!
Lupenreiner Jazz-Bass-Ton mit einem Schuss “Moderne”!

Der Stegtonabnehmer sitzt beim Sadowsky relativ nahe an der Brücke (das sogenannte “70’s Spacing”) und überträgt dementsprechend nicht allzu viel Tiefbass. Mit dem Equalizer lässt sich der Sound aber problemlos aufpumpen, sodass die Tragfähigkeit nicht leiden muss. Ich habe den Bassregler für die Aufnahme etwa zur Hälfte aufgedreht – das Resultat ist ein erstklassiger, super präsenter Jazz-Bass-Sound, der im Bandsound definitiv niemals untergehen wird:

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass: 50%
Kaum zu glauben, was für eine Qualität einem hier angesichts eines derart günstigen Preises geboten wird!
Kaum zu glauben, was für eine Qualität einem hier angesichts eines derart günstigen Preises geboten wird!
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Profilbild von Stefan

Stefan sagt:

#1 - 22.06.2022 um 10:53 Uhr

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Eine Sattelbreite: 38,5mm scheint mir für einen 5-Saiter recht schmal. Hier stimmen die techn. Spezifikationen nicht mit dem getesteten Modell überein.

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