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Kurzweil SP3X Test

Praxis

Hat man das Gerät aufgebaut, braucht man erst einmal eine Viertelstunde, um sich auf der Bedienoberfläche zurechtzufinden. Da man die Anzahl der Knöpfe und Regler wohl möglichst gering halten wollte, mussten viele doppelt, dreifach und sogar fünffach belegt werden. Das ist optisch zwar ein Pluspunkt, verschlechtert aber die Übersicht.
Die schon erwähnte stabile Metallhülle ist sehr sauber verarbeitet und schön in einzelne Bediengruppen aufgeteilt. Lediglich die etwas billig wirkenden Controller aus grauem Plastik wollen sich nicht so ganz in das ansonsten edel wirkende Gesamtbild einfügen. Hier wären für meinen Geschmack Chrom- oder wenigstens Metallknöpfe passender gewesen. Auch wirken sie sehr wackelig und wenig stabil.

Scan externer Geräte
Ein wenig nervig ist auch, dass beispielsweise ein nachträglich angeschlossenes Sustainpedal erst nach erneutem An-und Ausschalten erkannt wird. Beim Anschalten scannt das Gerät nämlich sämtliche Anschlüsse auf Belegung.

Übersichtlichkeit
Hat man sich erst einmal einen Überblick verschafft, stellt man fest, dass entgegen dem ersten Eindruck doch alles gar nicht so kompliziert ist. Rechts des Displays wählt man den Sound, das Drumpattern oder den Effekt aus. Die jeweilige Farbe, in welcher der Knopf leuchtet, zeigt die Soundbank oder den Modus an, in dem man sich gerade befindet. Das wird zusätzlich auch im Display mitgeteilt.

Transpose, Velocity, Split, Zones und mehr …
Die untere rechte Tasterleiste ist für das Setup vorgesehen. Hier können unter anderem die Anschlagsstärke, das Tuning (+/- 100 Cent) und verschiedene Drum-Maps eingestellt werden. Außerdem bietet sie die Möglichkeit zum Transponieren und zum Ändern der Key- und Velocity-Range. Sehr praktisch für den Live-Einsatz ist die „PANIC“ Funktion, die bei gleichzeitigem Drücken der Key- und Velocity-Range-Tasten sämtliche hängenden Midi-Noten sofort beendet. Links neben dem Display finden wir zwei kleine Tasterleisten zum Einstellen der jeweiligen Sound-Modi Main, Layer oder Split oder der zu bearbeitenden Effekte. Durch gleichzeitiges Drücken der Layer und Split-Tasten lässt sich der Splitpunkt variabel einstellen. Die vier daneben liegenden Controller sind durch einen Knob Mode-Button auf drei verschiedene Arten nutzbar: als Midi-Controller, Zone-Volume und als Effektintensitäts- beziehungsweise Tempocontroller.

KRZWL_SP3X_Draufsicht

Akustische Pianos
Nach dem Anschalten wird standesgemäß ein Grandpiano aufgetischt. Meine Bedenken gegenüber Klaviersounds aus Lautsprechern werden prompt beiseite gewischt. Was sich mir hier auftut, ist überraschend positiv, vor allem in dieser Preisklasse.

Audio Samples
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Grand Piano Nr.1 Warm Piano Nr.3 Mono Grand Ragtime Piano Piano + Strings

Der Klavierklang ist kräftig, brillant, aber nicht zu spitz. Außerdem wurde darauf geachtet, nicht nur den ersten Anschlag aufzunehmen und das Ausklingen dann zu loopen, wie es bei anderen großen und bekannten Marken die Regel ist, sondern ewig lange Samples zu verwenden. Auch die Dynamik ist außergewöhnlich vielfältig. Dieser Klavierklang lebt! Wer nicht gerade einen Konzertflügel braucht, sondern irgendein Piano, der hat noch weitere 14 (!) davon zur Auswahl. Hier hat man wirklich das Gefühl, das jedes einzelne Piano seine Berechtigung hat, und nicht nur, weil es zum Standard gehört. Hier wurde sehr viel Arbeit investiert, und es hat sich gelohnt.

Audio Samples
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Dual Clavi Big Red Wurli Serious Classic (Rhodes) Organ

E-Pianos und Orgel
Weiter geht es mit einem großen Angebot an E-Pianos, die in ihrer Soundqualität nicht an das Grandpiano heranreichen, aber immer noch völlig akzeptabel klingen. Als Besitzer eines „echten“ Wurlis bin ich bei digitalen Abbildungen natürlich immer besonders kritisch. Aber dieser Sound geht im tiefen und mittleren Tastaturbereich absolut in Ordnung, nur in den höheren Lagen höre ich dann doch „Nullen und Einsen“ (siehe Audiobeispiel). Aber das ist sicherlich auch eine Frage des Geschmacks.
Die Organ-Section klingt zwar sehr gut, wäre mir aber aufgrund fehlender Zugriegel-Controller in der Handhabung zu unflexibel, um meiner „richtigen“ Orgel Konkurrenz zu machen. Wer aber in erster Linie ein Instrument mit Piano- und E-Pianoklängen benötigt und nur ab und zu einen Orgelsound, der ist hier richtig. Auf der Bühne und im Studio lassen sich diese Sounds auf jeden Fall alle gut einsetzen.

Audio Samples
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Soft Strings Cello Celesta

Weitere Klänge
Um die Beschreibung der insgesamt 512 Klänge komplett zu machen, sind noch Unmengen von Brass, Bässen, Strings, Drums sowie eine Auswahl an Doo-wop-/Jazz- und Scat-Vocals zu nennen. Das SP3X kann sogar mit einigen ziemlich analog klingenden Lead-Synths aufwarten!
Besonders zu erwähnen sind auch noch die orchestralen Werksounds, die im Layer-Modus sehr geschmackvoll beispielsweise zwei verschiedene Streichersounds und eine Gruppe Hörner übereinanderlegen. Jeder dieser Klänge ist mit den ZoneVolume-Controllern einzeln in der Lautstärke regelbar und lädt dazu ein, sich in Soundtrack-Improvisationen zu verlieren.

Audio Samples
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Erst trocken – dann mit Delay Hall und Tremolo Chorus

Effekte
Ergänzt wird die umfangreiche Soundausstattung noch von einem Dual High-End Effektblock mit 2x 64 Effekten. Das Vorgängermodell SP2X bot hier nur die hälfte. Der Effektblock des SP3X hat es wirklich in sich: Sämtliche gängige FX wie zum Beispiel Reverb, Delay, Tremolo, Flanger, Phaser, Compressor, Overdrive und andere sind hier vertreten. Das Tolle ist nicht allein die Vielfalt, sondern auch die vielen Kombinations-Möglichkeiten. Und das alles in einer beeindruckenden Soundqualität!

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