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Kawai CA 99 und CA 79 Test Preview

Digitalpianos von Kawai erfreuen sich einer konstanten Beliebtheit – auch und gerade, weil der Hersteller seine Kompetenz aus dem klassischen Klavierbau mitbringt und daher über ein entsprechendes Knowhow im Design hochwertiger Klaviaturen verfügt. In dieser Traditionslinie steht auch die „Grand Feel“-Mechanik, die bei den hier getesteten Modellen der „Concert Artist“-Serie in der nun dritten Version vorliegt. Damit das Gespielte auch wohlklingend ans Ohr gelangt, kooperieren Kawai schon seit Jahren mit dem Hifi-Spezialisten Onkyo, der sich um die Verstärker-Schaltung und das Soundprocessing kümmert. Entsprechend erwartungsvoll haben wir die beiden zurNAMM 2020 vorgestellten Digitalpianos CA 99 und CA 79 einem Kurztest unterzogen, für die uns Vorserienmodelle zur Verfügung standen.

Kawai Digitalpianos CA 99 (links) und CA 79 (rechts)
Kawai Digitalpianos CA 99 (links) und CA 79 (rechts)

Details

CA 99 und CA 79 sind die logischen Weiterentwicklungen der 2017er Modelle CA 98 und CA 78. Geblieben sind beiden Modellen die Bedienung über ein grafisches 5-Zoll-Farb-Touch-Display, die Klangerzeugung, die auf einer Mischung aus Samples und dynamischem Resonanz-Rendering (verbessertes SK-EX Multi Channel Rendering und Harmonic Imaging) basiert und natürlich eine hochwertige Tastatur, die über einen Echtholz-Kern verfügt und länger ist, als bei den meisten Digitalpianos im Markt. Die Tastatur wurde im Vergleich zur Vorgänger-Ausführung noch weiter verbessert und hört jetzt auf den Namen „Grand Feel III“.
Dadurch kommt dann tatsächlich auch das physische Waagebalken-Spiel der Tasten voll zum Tragen, das durch zusätzliche Gewichte im vorderen Bereich der Tasten unterstützt wird. Beide Digitalpianos verfügen – neben den zehn virtuellen Piano-Modellen – nun auch über eine Auswahl Sample-basierter Standard-Klänge (CA 99: 90 / CA 79: 66 Klänge). Darunter: Electric Piano, Orgel, Cembalo, Streicher und Bass Klänge. Flankierend stehen beim SK-EX-Rendering zehn Ambience-Simulationen zur Verfügung und beim Harmonic Imaging XL 30 verschiedene Effektprogramme (6 Reverb, 24 Effekte). 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Kawai CA 99 vermittelt das Gefühl …

Seitens der Abmessungen und der gesamten Anmutung, kommt das CA 99 einem klassischen „Upright“ Piano schon sehr nahe. Man sollte allerdings darauf verzichten, Noten auf dem Deckel zu stapeln. Denn auf der Oberseite sitzen die Lautsprecher. Etwas niedriger ist das CA 79. Beide Modelle wurden einem Design-technischen „Facelift“ unterzogen und wirken nun noch etwas eleganter und wohlproportionierter. Weiterhin gibt es beide Pianos in den Varianten Schwarz, Schwarz poliert, Weiß und Rosenholz. Uns standen für diesen Test das CA 99 in der schwarzen und das CA 79 in der weißen Version zur Verfügung. 

Konnektivität

Ebenfalls bei beiden Modellen identisch ist die Anschluss-Sektion, die sich unterhalb der linken Seite der Klaviatur befindet. Dort befinden sich zwei Module: Ein kleineres, weiter vorne sitzendes, wo sich ein USB-Port zum Anschluss eines Datenträgers und zwei Kopfhörer-Ausgänge (Mini- und Standard-Stereo-Klinke, Parallelbetrieb möglich) befinden. Ein weiter hinten platziertes, zweites Modul, wo ein regelbarer Stereo-Line-In (Mini-Klinke), ein Stereo-Line Out, eine USB-To-Host-Schnittstelle (MIDI) und ein MIDI-In/Out-Duo sitzen. Daneben gibt es noch eine separate USB-Buchse, die allein der Entgegennahme von USB-Medien für Update-Vorgänge dient. Unsichtbar, aber doch vorhanden: Die Bluetooth-Funktionalität. Sie ermöglicht es gekoppelten Geräten, Audiomaterial an das Piano zu senden und stellt zudem eine bidirektionale MIDI-Kommunikation bereit.

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Praxis

Funktionen und Bedienung

Auch die grafische Bedienoberfläche des Touch-Displays (das GUI: Graphical User Interface) wurde aufgefrischt. Das ist auch gut so, denn die Einstellmöglichkeiten zur Anpassung des Klangs an die persönlichen Vorlieben sind gewaltig. Erste Instanz zur Soundmodifikation ist der Piano-Editor, der in das Fenster der Soundauswahl integriert ist. Hier hat man – je nach Piano-Modell – die Wahl aus bis zu zehn verschiedenen Rendering-Modellen, die von Classic und Full, über Romantic und Jazz bis zu Vintage und Boogie reichen und sich sowohl auf die Mikrotonalität, wie auch das Frequenzverhalten auswirken. Auch die Transposition, Stimmung und Hall-Effekt lassen sich hier modifizieren. Noch tieferen Zugriff auf die Klanggestaltung liefert der „Virtual Technician“, der sich wahlweise direkt am Gerät selbst, aber auch über iOS- und Android-App aufrufen lässt.
Hier lassen sich die Klangparameter der SK-EX-Engine bis ins Detail konfigurieren: Von der Anschlagempfindlichkeit, über die Stimmung und den Öffnungsgrad des Deckels, bis hin zu geradezu detailverliebten Parametern, wie etwa die diversen „Nebenklänge/geräusche“ eines Pianos wie etwa Hammer-, Pedal- und Saiten-Geräusche, bis hin zur Gesamtresonanz der Saiten, der Tonalität der Filze und der Hammerverzögerung. So viel Detailtiefe lässt die Kawai-Engine tatsächlich sogar für den Studioeinsatz ausgesprochen interessant erscheinen. Mir ist jedenfalls keine Sample-Library bekannt, bei der sich die Klavierklänge so detailliert verändern lassen. Wer nicht so tief in die Modellierung seines Pianos-Sounds einsteigen will, wählt eine der zwölf Voreinstellungen.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht das Hauptfenster aus. Gut: Metronom und Recorder sind direkt erreichbar.

Fast schon wohltuend einfach ist dagegen der Music-Player, der Musik (MP3, WAV, SMF, KSO) aus dem internen Speicher oder via USB-Medium wiedergeben kann und über die „Lesson-Funktion“ auch definierbare Bereiche als Loop abspielt. Hübsches Detail: Die Wellenform läuft während der Wiedergabe in dezent-abstrakter Visualisierung über das Display.

Sehr gut auch: Die Recorder-Funktion ist vom Startbildschirm weg zugänglich, sodass ein Tippen genügt, um schnell spontane Ideen festzuhalten. Auch das Metronom hat ein zugehöriges Symbol auf dem Start-Display und eröffnet so den Weg ins Untermenü, wo alle denkbaren Tempi und Taktmaße zu Auswahl stehen. Wahlweise assistiert klanglich auch eine einfach Drumspur mit wählbaren Pattern. Unter dem Menüpunkt „Sounds“ finden sich weitere neue Klänge in einem weiten Feld von Orgeln, E-Pianos, Vibraphone, über Bass, Chöre und Streicher, bis hin zu Pads und Gitarren. Hier lassen sich auch gesplittete Sounds anlegen.
Die Bedienung über das Display geht gut von der Hand, auch wenn die Touch-Ansprache bei unserem Vorserienmodell an manchen Stellen noch nicht so responsiv war, wie man sich das im Praxisbetrieb wünscht. Auffällig war eine gewisse Trägheit beim virtuellen Regler für die Bluetooth-Audio-Lautstärke.

Klang

Wie bei allen Digitalpianos gilt es zwischen dem reinen Sound der Klangerzeugung (dem, was man über Kopfhörer und ohne Effekte hört) und dem zu unterschieden, was die eingebauten Lautsprecher an die Umgebung liefern. Das Anspielen über Kopfhörer liefert ein höchst überzeugendes Klangbild: Die SK-Ex-Engine, die in ihrer Charakteristik nach dem „Shigeru Kawai EX“-Konzertflügel modelliert ist, liefert einen ausgesprochen homogenen, sehr nuanciert spielbaren Klangkörper. Die Frequenz- und Dynamikverteilung ist über die gesamte Klaviatur ausgewogen, sehr gut kontrollierbar und mit einer schönen Plastizität. Man erhält hier den authentischen Eindruck, vor einem realen Instrument zu sitzen und nicht vor einer multigesampelten Reproduktion.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier im Bild das CA 99 – gut zu erkennen: Der Echtholz-Kern der “Grand Feel III”-Tastatur.

Das liegt vor allem an der wunderbaren Ausdifferenziertheit der Dynamik in Verbindung mit der hervorragend nuanciert spielbaren Tastatur – es entsteht so das authentische Gefühl, mit der Ballistik der Tasten arbeiten zu können. Als einzigen Makel im insgesamt ausgezeichneten Klangbild fiel uns beim Pedalieren das repetitive Sample auf, das erklingt, wenn der Dämpfer sich von den Saiten hebt. Dieses erklingt immer in der gleichen Lautstärke und Dynamik – egal wie nuanciert (schnell / langsam) man das Legato-Pedal auch bedient.

Audiobeispiele

Audio Samples
0:00
Pedal off Hammer off Chopin Direktklang Improvisation Direktklang Chopin Raumklang Improvisation Raumklang

Auch der Raumklang ist ausgezeichnet, wobei sich im Fall des CA 99 der rückseitige Resonanzboden bemerkbar macht und dem Sound noch eine gewisse Präsenz mit auf den Weg gibt, der das Gefühl, dass die Klänge „wirklich“ aus dem Gerät kommen, deutlich unterstützt. Mit der Verstärkerleistung beider Modelle gelang es problemlos, den Testraum mit seinen ca. 50 Quadratmetern klanglich befriedigend auszufüllen.

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Fazit (vorläufig)

Kawai zeigen mit dem CA 99 und CA 79 eindrucksvoll, wo der Standard im Bereich hochwertiger Digitalpianos im Jahr 2020 liegt. Dabei ist der „gute Klang“ fast schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden und andere Aspekte treten in den Vordergrund: Nämlich, wie detailliert sich der Sound an die eigenen Präferenzen anpassen lässt und wie gut dieser vom integrierten Lautsprechersystem transportiert wird. In beiden Disziplinen legen die neue Kawai-Modelle die Messlatte sehr hoch. Auch, und besonders da die aktuelle „Grand Feel III“-Tastatur eine hervorragende Kontrolle und ein authentisches Piano-Gefühl vermittelt. 

Kawai Digitalpianos CA 99 (links) und CA 79 (rechts)
Kawai Digitalpianos CA 99 (links) und CA 79 (rechts)
Features: Kawai CA 99:
  • Grand Feel III Holzmechanik
  • LCD Touchscreen mit neuem UI
  • “Virtual Technician”-App Android/ iOS App (ab April 2020)
  • Electric Piano, Orgel, Cembalo, Streicher und Bass Klänge
  • Onkyo Lautsprechersystem mit 360 Grad Abstrahlverhalten
  • SK-EX Rendering Engine mit 256-Stimmen Polyphonie
  • Integriertes Bluetooth MIDI und Bluetooth Audio mit aptX Unterstützung
  • Modernes Design
  • Schwarz, Schwarz poliert, Weiß oder Rosenholz
Features Kawai CA 79:
  • Grand Feel III Holzmechanik
  • LCD Touchscreen mit neuem UI
  • “Virtual Technician”-App Android/ iOS App (ab April 2020)
  • Electric Piano, Orgel, Cembalo, Streicher und Bass Klänge
  • Onkyo Lautsprechersystem mit 360 Grad Abstrahlverhalten
  • SK-EX Rendering Engine mit 256-Stimmen Polyphonie
  • Integriertes Bluetooth MIDI und Bluetooth Audio mit aptX Unterstützung
  • Modernes Design
  • Schwarz, Schwarz poliert, Weiß oder Rosenholz
Preise
  • Kawai CA 99: 4.189 €
  • Kawai CA 79: 3.239 €

Weitere Informationen zu den Digitalpiano-Modellen gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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Profilbild von S.W.

S.W. sagt:

#1 - 21.10.2024 um 13:30 Uhr

0

Ich habe das Instrument nun seit ca. 4 J. und es ist beeindruckend, wie man sich den Klang - auch über Kopfhörer - und den Anschlag der Tastatur individualisieren kann. Immer noch sehr happy damit.

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