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Casio Privia PX-A800 Test

Beim Anblick des Casio Privia PX-A800 Digitalpianos könnte man glatt meinen, man sei im Showroom eines Herstellers von Landhausmöbeln gelandet. Aber keine Angst, ihr seid noch bei bonedo! Das Piano mit der extravaganten Farbe ist ein Jubiläumsmodell zum zehnten Geburtstag der Privia-Reihe und mit einem Preis von knapp 1.050 Euro eines der teuersten Instrumente in diesem Testmarathon. Unter der Haube steckt im Wesentlichen die gleiche Technik wie in den anderen aktuellen Privia- und Celviano-Modellen, aber es gibt auch ein paar Neuigkeiten.

Die Farbe polarisiert – was steckt unter der Haube des Casio Privia PX-A800?
Das Casio Privia PX-A800 bietet einen soliden Funktionsumfang – die Qualität überzeugt aber nicht restlos

Details

Gehäuse

Das Casio Privia PX-A800 ist bislang nur in braun erhältlich. Und dabei handelt es sich nicht etwa um den klassischen, dezenten Rosenholz-Farbton, den einige andere Hersteller im Programm haben, sondern um ein Finish in heller Holzoptik. So gekleidet fällt das Instrument sofort auf und passt sicherlich nicht zu jeder Einrichtung. Wer jedoch einen Hingucker und Farbtupfer im Wohnzimmer möchte, könnte Gefallen am PX-A800 finden, das wir im Verlauf des Testmarathons liebevoll „Country Piano“ nannten. Ein modisches Statement ist die Farbe auf jeden Fall.
Das PX-A800 ist als Standmodell in Klavieroptik konzipiert und wiegt etwa 35 kg. Im Vergleich zu anderen Modellen mit dieser Bauform ist es etwas weniger tief, was Platz im Wohnzimmer spart. Das Gehäuse besteht wie bei den meisten Digitalpianos in dieser Preisklasse aus furnierter Spanplatte. Das macht das Instrument leichter, aber im Falle des PX-A800 fühlt sich die Beschichtung leider etwas künstlich an.
Der Tastaturdeckel ist als Schiebemechanismus ausgeführt und verschwindet im offenen Zustand im Inneren des Pianos. In den Unterbau ist eine Pedaleinheit mit den drei Flügelpedalen integriert (Dämpferpedal mit Halbpedaleffekt). Das mitgelieferte Notenpult wird oben aufgesteckt und wirkt im Vergleich zu den Plastikteilen einiger Konkurrenten erfreulich stabil. Wie beispielsweise auch das Celviano AP-450 verfügt das PX-A800 über einen aufklappbaren Deckel, mit dem sich der akustische Eindruck verändern lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Privia PX-A800 ist nur in heller Holzoptik erhältlich

Bedienfeld

Das Bedienfeld befindet sich im linken Bereich oberhalb der Tastatur und verschwindet im geschlossenen Zustand unter dem Tastaturdeckel. Es gleicht dem des Celviano AP-450. Links findet man den Netzschalter und einen Drehregler für die Lautstärke. Rechts daneben folgen sieben schmale Taster. Der Function-Knopf macht Einstellungen über die Tastatur zugänglich und dient auch zum Aktivieren des Audio-Recorders. Zwei Taster sind für die MIDI-Aufnahmefunktion, die integrierten Songs und die Übungsfunktionen zuständig. Sie werden von einigen LEDs begleitet. Dann gibt es noch einen Knopf für das Metronom und drei weitere, mit denen sich die wichtigsten Sounds direkt anwählen lassen. Alle weiteren Klänge werden über den Funktionstaster und die Tastatur aufgerufen.

Fotostrecke: 3 Bilder An der Vorderseite gibt es zwei Kopfhörerbuchsen und darunter einen Haltebügel

Anschlüsse

Die beiden Kopfhörerausgänge sind an der bewährten Position vorne links angebracht. Hier befindet sich auch eine LED, die anzeigt, dass das Instrument in Betrieb ist – praktisch, so ist sie auch bei geschlossenem Deckel sichtbar und man vergisst nicht so leicht, das Piano auszuschalten. Ein Haltebügel für Kopfhörer wird mitgeliefert und kann im linken Bereich unter den Korpus des Pianos geschraubt werden, es soll schließlich alles seine Ordnung haben im Landhaus!
Um die übrigen Anschlüsse zu erreichen, muss man unter das Piano kriechen. Hier findet man zwei USB-Buchsen. Eine davon dient zur Verbindung mit einem Computer. Wie auch bei den anderen getesteten Casio Pianos kann sie nicht nur MIDI senden und empfangen, sondern dient auch zum Austausch von Song- und Benutzerdaten zwischen Piano und Computer. Der zweite USB-Anschluss ist für einen Speicherstick vorgesehen, auf dem z.B. Aufnahmen als Audio- oder MIDI-Daten gespeichert werden können. Auf die traditionelle MIDI-Schnittstelle hat Casio verzichtet, diese ist bei einem Wohnzimmerpiano mit USB aber inzwischen auch wirklich überflüssig. Ein willkommenes Extra des PX-A800 ist der Line-Ausgang, dessen zwei Klinkenbuchsen sich ebenfalls an der Unterseite befinden. Hierüber lässt sich das Piano an eine Verstärkeranlage, ein Mischpult o.ä. anschließen. Das hätten wir uns auch bei einigen der transportablen, bühnentauglichen Digitalpianos gewünscht!

Lautsprecher

Das PX-A800 hat vier Lautsprecher, die von einem 2 x 20 Watt starken Verstärkersystem versorgt werden. Je zwei 12 cm und 5 cm große Speaker sitzen in den schwarzen Kästen links und rechts an der Unterseite. Sie strahlen nach oben in das Gehäuse ab. An der Vorderseite gibt es zu beiden Seiten des Bedienfelds stoffbespannte Öffnungen, durch die der Klang den Spieler erreicht. Außerdem kann man den Deckel des Pianos in zwei Stufen öffnen. Das hat tatsächlich einen gewissen akustischen Effekt, der aber bei weitem nicht vergleichbar ist mit den Klangveränderungen, die durch das Öffnen eines echten Klaviers erreicht werden.
Die Lautsprecher des PX-A800 kommen mit dem Volumen eines Flügelklangs deutlich besser zurecht als die kleinen Speaker vieler günstigerer Modelle. Sie wirken recht ausgewogen und verzerren nicht. Allerdings gibt es auch in dieser Preisklasse bei einigen anderen Herstellern Lautsprechersysteme, die uns klanglich noch mehr überzeugen konnten.

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Praxis

Tastatur

Wie bei allen anderen aktuellen Casio-Digitalpianos wird im PX-A800 die Tastatur mit dem Namen „Tri-Sensor skalierte Hammermechanik II“ verbaut. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine skaliert gewichtete Mechanik mit drei Sensoren pro Taste. Letzteres ist ein Feature, das man bei manch anderem Hersteller erst in höheren Preisregionen bekommt und das für eine hoch auflösende Erkennung des Anschlags sorgen soll. Die Tastatur ist mit einer Beschichtung aus Elfenbeinimitat versehen, deren Maserung bei Casio vergleichsweise rau und deutlich spürbar ist. Geschmackssache! Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen eingestellt oder auf Wunsch auch deaktiviert werden. Mit dem Parameter “Hammer Response” kann eine leichte Verzögerung zwischen Tastenanschlag und Note eingestellt werden (4 Stufen), was ein natürlicheres Gefühl vermitteln soll.
Die Tastatur lässt sich ausdrucksstark spielen und macht insgesamt einen guten Job. Während sie aber zum Beispiel beim günstigen PX-150 noch regelrecht luxuriös wirkt, kann sie in dieser Preisklasse mit der direkten Konkurrenz von Roland, Kawai und Yamaha nicht ganz mithalten. Das Spielgefühl empfanden wir als etwas schwammiger und undefinierter als bei den preislich vergleichbaren Modellen der Premium-Hersteller.

Klänge

Das PX-A800 bietet 18 Sounds, darunter zehn verschiedene Flügelklänge. Casio hat bei diesem neuesten Modell also zugunsten weiterer Klaviersounds auf einige der Zusatzsounds seiner anderen Pianos verzichtet. Außerdem wurde die Polyphonie auf satte 256 Stimmen verdoppelt – das sollte auch für opulente Werke mit viel Pedaleinsatz reichen.
Neben dem Grand Piano Concert sind die üblichen Variationen vorhanden, wie zum Beispiel Grand Piano Jazz, Grand Piano Classic und Grand Piano Mellow sowie eine balladeske Kombination aus Piano und einem Flächensound. Die Flügelklänge basieren auf Casios AiR-Technik (Acoustic and intelligent Resonator). Sie verfügen über in vier Stufen justierbare Saitenresonanzen und einen Key Off Simulator für einen natürlicheren Ausklang beim Loslassen der Taste. Zusätzlich zur physischen Deckelöffnung am Gehäuse gibt es einen Parameter namens Lid Simulator, der die vier möglichen Stufen eines Flügeldeckels elektronisch simuliert (geschlossen, leicht geöffnet, geöffnet, Deckel entfernt). Damit bietet Casio im PX-A800 vergleichsweise viele Einstellmöglichkeiten für die Klaviersounds an, was wir natürlich begrüßen.
Das Grand Piano Concert hat den gleichen Grundklang wie bei den anderen Casio-Modellen. Es handelt sich um einen gefälligen und sehr dynamischen Flügelklang, der eher auf der etwas helleren, „drahtigen“ Seite des Spektrums angesiedelt ist. Im Bassbereich empfanden wir den Klang als etwas topfig, er erreicht nicht ganz die gleiche Tiefe wie einige Konkurrenzmodelle. Vor allem in der Ausklangphase wirkt der Sound etwas künstlich. Insgesamt kann das PX-A800 beim Flügelklang nicht ganz mit der direkten Konkurrenz mithalten – die preislich vergleichbaren Modelle anderer Hersteller klingen einfach noch etwas natürlicher.
Hier hört ihr das Grand Piano Concert und einige andere Flügelklänge des PX-A800, jeweils über den Line-Ausgang und über Mikrofone aufgenommen.  

Audio Samples
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Grand Piano Concert (Line-Ausgang) Grand Piano Concert (Mikrofone) Piano 2 (Line-Ausgang) Piano 2 (Mikrofone) Jazz Piano 1 (Line-Ausgang) Jazz Piano 1 (Mikrofone) Jazz Piano 2 (Line-Ausgang) Jazz Piano 2 (Mikrofone)

Weitere Funktionen

Das integrierte Metronom kann in verschiedenen Taktarten ticken und lässt sich in der Lautstärke einstellen. Weiterhin bietet das PX-A800 60 integrierte Songs, die einen Querschnitt durch die Klavierliteratur abdecken. Bei der Wiedergabe kann man das Tempo einstellen und die linke oder rechte Hand getrennt an- und abschalten, um sie einzeln zu üben. Über einen USB-Stick oder die direkte USB-Verbindung mit einem Computer kann man weitere MIDI-Songs in diese Musikbibliothek laden, wofür es zehn Speicherplätze gibt.
Der Song-Recorder zeichnet das eigene Spiel als MIDI-Daten auf. Er verfügt über zwei Spuren, die man getrennt aufnehmen kann. Intern ist der Recorder auf einen Song beschränkt, aber bis zu zehn aufgenommene Songs können auf den USB-Stick kopiert werden. Über die USB-Verbindung mit einem Computer kann man die eigenen Aufnahmen auf dem Rechner archivieren.
Daneben gibt es noch einen Audio-Recorder, der direkt Audiodateien im WAV-Format (16 bit, 44,1 kHz) auf einem USB-Stick erzeugt. Sehr praktisch! Auch die Wiedergabe von WAV-Dateien vom USB-Stick ist möglich.

Bedienung

Das PX-A800 bedient sich einer Kombination aus direkter Bedienung – die wichtigsten Sounds, das Metronom und der Recorder lassen sich über eigene Taster erreichen – und dem bekannten Konzept mit Funktionstaster und bestimmten Tasten der Klaviatur für erweiterte Einstellungen. Diese Sonderfunktionen vieler Tasten sind zum Glück aufgedruckt, bei der Vielzahl der Möglichkeiten ist das ein Segen. Wer möchte schon jedes Mal zur Anleitung greifen, etwa um einen bestimmten Halleffekt hinzuzufügen?
Da es kein Display gibt, werden die gewählten Einstellungen über Pieptöne signalisiert. Das ist natürlich besser als gar kein Feedback (was man leider auch oft genug sieht), reicht aber nicht an den Komfort von Status-LEDs oder gar eines Displays heran. In der Praxis ist es ein ganz guter Kompromiss. Allerdings stößt das Konzept an seine Grenzen, wenn es um die Verwaltung von Daten auf dem USB-Stick geht. Das Speichern, Laden und Löschen von Songs auf dem USB-Stick ist ein hakeliger Prozess, bei dem man sich trotz blinkender LEDs immer wieder fragt, was nun eigentlich gerade passiert. Hierfür wäre ein Display definitiv vorteilhaft gewesen.

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Fazit

Das Casio Privia PX-A800 ist ein umfangreich ausgestattetes Digitalpiano in einer extravaganten, hellen Holzoptik. Das ungewöhnliche Design ist auch der Hauptgrund, sich für dieses Modell zu entscheiden, denn unter der Haube steckt (mit Ausnahme der verdoppelten Polyphonie und der neuen Halleffekte) die gleiche Technik, die es auch in anderen, zum Teil günstigeren Pianos von Casio gibt. Die Tastatur lässt sich gut spielen, kann es in dieser Preisklasse aber nicht mehr ganz mit der Konkurrenz aufnehmen. Das gilt auch für die Flügelklänge, die zwar mit Extras wie z.B. Saitenresonanzen ausgestattet sind, aber im direkten Vergleich etwas flach wirken. Für das PX-A800 sprechen der neue Hallsimulator mit zehn verschiedenen Hallräumen und der Audio-Recorder, der direkt WAV-Files erzeugen kann. Insgesamt bleibt das Piano für seinen Preis etwas hinter den Erwartungen zurück. Aber wer das Design mag, kommt am PX-A800 nicht vorbei!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • selbstbewusstes Design
  • Saitenresonanzen, Lid Simulator, Hammer Response
  • üppige Polyphonie
  • Audio-Recorder
  • Line-Ausgang
Contra
  • nur in braun erhältlich
  • Flügelklänge etwas künstlicher als bei der Konkurrenz
  • Zusatzsounds nicht überzeugend
Artikelbild
Casio Privia PX-A800 Test
Für 1.049,00€ bei
Das Casio Privia PX-A800 bietet einen soliden Funktionsumfang – die Qualität überzeugt aber nicht restlos
Das Casio Privia PX-A800 bietet einen soliden Funktionsumfang – die Qualität überzeugt aber nicht restlos
Bauform: Heimpiano mit festem Unterbau, aufklappbarer Pianodeckel
  • Farbe: braun (BN)
  • Tastatur: Tri-Sensor Skalierte Hammermechanik II, synthetische Ebenholz- und Elfenbein-Textur, Hammer Response
  • Anschlagdynamik: 3 Stufen, aus
  • Pedale: Dämpfer (Halbpedal-fähig), Leise, Sostenuto
  • Klangfarben: 18, darunter 10 Flügelklänge
  • Piano-Klangerzeugung: AiR (Acoustic & intelligent Resonator)
  • Ausstattung der Flügelklänge: Dämpfergeräusch, Saitenresonanzen, Deckelöffnungssimulator, Key-Off-Simulator
  • Polyphonie: 256 Stimmen
  • Layer: ja
  • Split: ja (fester Splitpunkt, linke Hand beschränkt auf Basssound)
  • Duett-/Vierhand-Modus: ja
  • Effekte: Hall (10 Typen), Chorus (4 Typen), Brillianz
  • Metronom: ja
  • Rhythmen: nein
  • Interne Songs: 60
  • User-Songs: 10
  • Übungsfunktionen: Part an/aus
  • MIDI-Recorder: 2 Spuren, 1 Song (bis zu 5000 Noten)
  • Audio-Recorder: auf USB-Stick, max. 99 Songs, max. 25min/Song (44,1kHz WAV)
  • Audio-Wiedergabe: ja
  • Skalen (Temperierungen): 17
  • Anschlüsse: 2x Kopfhörer, USB-to-Host, USB-to-Device, Line Out (2x Klinke)
  • Lautsprecher: 2 x 12cm, 2 x 5cm
  • Verstärkungsleistung: 2 x 20W
  • Abmessungen (BxTxH): 1367 x 299 x 837 mm (Deckel geschlossen, ohne Notenhalter)
  • Gewicht: 35,5 kg
  • Lieferumfang: Netzteil, Notenbuch, Notenhalter, Kopfhörerhaltebügel
PREIS
  • UVP: 1099,00 Euro
  • Straßenpreis: gut 1000 Euro
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Profilbild von Georg Metz

Georg Metz sagt:

#1 - 17.12.2016 um 17:59 Uhr

0

Hallo ich habe das PX A800 und suche jemanden der mir die Funktionen zeigt .
Wer dann auch noch den Quintenzirkel für Anfänger zeigen kann ... Dann wäre es perfekt. Gegen Honorar versteht sich. In München Süd .2054@gmx.de

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