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Kawai CN14 Test

Mit dem CN14 erweitert Kawai seine Digitalpiano-Serie im unteren Preissegment und bietet den Einstieg in die Welt der Home-Pianos für etwa 850 Euro. Der japanische Hersteller, der auch im akustischen Klavierbau auf eine lange und erfolgreiche Tradition zurückblickt, hat mit dem CN14 offensichtlich ambitionierte Anfänger und Fortgeschrittene im Blick und setzt auf eine klassische Ausstattung, gepaart mit einer schnörkellosen Ästhetik.

Einschalten und losspielen: Das Kawai CN14
Einschalten und losspielen: Das Kawai CN14

Details

Gehäuse

Das Kawai CN14 präsentiert sich im Gewand eines klassischen Home-Pianos. Der schlichte Spieltisch sitzt auf einem absolut vertrauenswürdigen, dreiwandigen Holzgestell. Insgesamt bringt das Instrument 38 kg auf die Waage. Die Verarbeitung ist tadellos, nichts wackelt oder klappert an dem Digitalpiano, das mit seinem mattschwarzen Furnier und dem klassischen Design trotz seiner Größe unaufdringlich und dezent wirkt. Im unteren Rahmen befindet sich die Pedaleinheit mit den drei üblichen Pedalen für Sustain, Sostenuto und Soft. Diese haben einen bemerkenswert starken Widerstand, der laut Hersteller einem echten Konzertflügel nachempfunden ist. Tatsächlich benötigt man beim Betätigen der Pedale weitaus mehr Kraft als bei einem üblichen Digitalpiano.
Hebt man die solide Tastaturabdeckung an der Leiste aus gebürstetem Aluminium an und schiebt sie elegant ins Gehäuseinnere, steht das CN14 spielbereit vor einem und wartet nur darauf eingeschaltet zu werden. Zu diesem Zweck gibt es rechts neben der Tastatur den Powerknopf, direkt darunter lässt sich die Lautstärke mit einem Schieberegler einstellen. Auf der linken Seite der Tastatur sind lediglich sechs Buttons zu finden. Viele Knöpfe oder gar ein Display gibt es am CN14 also nicht, dementsprechend aufgeräumt und schlicht wirkt das Instrument.
Ein klappbarer Notenständer ist auf der Oberseite angebracht. Er wirkt stabil genug, um auch einen dickeren Notenband zu halten. Nett ist auch der mitgelieferte Haken, den man unter der Klaviatur anschrauben kann, um einen Kopfhörer aufzuhängen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Kawai CN14 setzt auf schlichte Eleganz

Bedienfeld

Mit den sechs Tastern am linken Seitenblock hat man (zumeist in Kombination mit der Klaviatur) Zugriff auf den gesamten Funktionsumfang des Instruments. Dazu gehören die Auswahl verschiedener Klangfarben, ein interner Recorder, das Metronom und einige weitere Optionen, die vor allem für den Klavierunterricht und das Üben interessant sind. Das CN14 wirkt also nicht wie ein Gerät, das mit einer Vielzahl von Knöpfen und Fadern beeindrucken möchte, sondern setzt primär auf schlichte Eleganz.

Anschlüsse

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite des Spieltisches. Auf eine allzu üppige Ausstattung wurde hier erwartungsgemäß verzichtet. Neben der Buchse für die Pedaleinheit und das Netzgerät gibt es zwei Kopfhörerausgänge, was für Unterrichtszwecke und vierhändiges Spiel natürlich sehr praktisch ist, außerdem Ein- und Ausgangsbuchsen für MIDI. Einen Line-Ausgang, der den Klavierklang an einen Verstärker oder eine Beschallungsanlage schickt, sucht man ebenso vergeblich wie einen Audioeingang oder USB. Im Hinblick auf den anvisierten Nutzerkreis und den Einsatzbereich in den heimischen vier Wänden oder in Musikschulen geht das aber in Ordnung, denn dafür braucht man (neben den vorhandenen Kopfhörerbuchsen) vor allem ein klangvolles Lautsprechersystem.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kopfhörerausgänge befinden sich an der Unterseite, daneben kann ein Haltebügel angeschraubt werden

Lautsprecher

Das CN14 verfügt über zwei Lautsprecher an der Unterseite. Angegeben ist die Membrangröße mit 12 cm, die Leistung liegt bei 2×13 Watt. Trotz dieser überschaubaren Eckdaten klingt das Piano voluminös und ist in der Lage, auch größere Räume zu beschallen. Sicherlich gibt es lautere Vertreter, und man darf von den Lautsprechern keine Wunder erwarten. So kommt man gegen ein größeres Ensemble oder gar eine Band mit den internen Lautsprechern gewiss nicht an. Wer aber einen kleinen Chor begleiten möchte, der hat mit dem CN14 eine realistische Chance. Auch für das heimische Wohnzimmer sollte die Leistung ausreichen und für Hintergrundmusik in der Hotelbar sowieso, denn da ist „zu leise“ ja eine unbekannte Kategorie.
Erfreulich ist, dass die Membranen auch bei maximaler Lautstärke nicht klirren oder verzerren. Sogar beim Fortissimo geht das Verstärkersystem nicht in die Knie, sondern liefert einen differenzierten Klang. Das Frequenzspektrum ist natürlich eingeschränkt, vor allem in den Bässen und Tiefmitten wirkt das CN14 etwas matt, was bei Speakern dieser Größe nicht verwunderlich ist. Trotz dieser kleinen Abstriche verrichtet das Lautsprechersystem seinen Dienst aber insgesamt überzeugend.
Belegt man die Kopfhörerbuchsen, werden die internen Lautsprecher abgeschaltet. Die Ausgänge liefern auch für leise Kopfhörer kräftigen Pegel. Leider rauschen die Ausgänge ein wenig, auch bei Minimallautstärke. Obwohl man sich an dieses Rauschen nach einiger Zeit gewöhnt, wird der Hörgenuss beim Spiel mit Kopfhörern dadurch etwas getrübt.

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Praxis

Tastatur

Die 88 Tasten des CN14 sind graduiert gewichtet. Das bedeutet, dass dem Pianisten das Spielgefühl eines echten Flügels vermittelt werden soll, dessen unterer Tastaturbereich konstruktionsbedingt ja auch etwas schwergängiger ist als der Diskant. Die Graduierung der Hammermechanik ist deutlich spürbar und trägt tatsächlich zu einem authentischen Spielgefühl bei, auch wenn die Tastatur mit einem guten Konzertflügel natürlich nicht mithalten kann. Das wäre in dieser Preisklasse auch unmöglich. Dennoch macht die Mechanik einen sehr guten Eindruck, wirkt straff und präzise, repetiert schnell und gleichmäßig und lässt ausdrucksstarke Dynamik zu. Außerdem ist die Tastatur beim Spiel mit Kopfhörern angenehm geräuscharm, was bei solch einem Instrument kein unwesentliches Kriterium ist. Andere Hersteller sind in dieser Preiskategorie nicht so gut aufgestellt.

Klänge

Das CN14 verfügt über 15 verschiedene Sounds. Darunter sind vier akustische Pianos, zwei E-Pianos, außerdem Jazz- und Kirchenorgel, Cembalo, Vibraphon, Streicher, Chor und Pads. Die Polyphonie beträgt beeindruckende 192 Noten – Etappensieg für das CN14 im Umfeld dieses Testmarathons.
Interessant ist natürlich vor allem das Concert Grand. So heißt der Sound, der beim Einschalten als Grundeinstellung aktiv ist. Das Concert Grand basiert auf Samples eines Kawai-Konzertflügels, der mit der firmeneigenen “Harmonic Imaging”-Technologie reproduziert wird. Das Resultat ist ein ausgewogener, natürlicher Klavierklang, der über die gesamte Tastatur überzeugt. Der Grundsound ist sauber und HiFi-mäßig, Artefakte oder gewollte Simulationen von Nebengeräuschen gibt es beim CN14 nicht. Dadurch klingt das Piano zwar nicht besonders charakteristisch, dafür aber klar und gradlinig. Das ermöglicht die Interpretation unterschiedlichster Klavierliteratur, ohne dass eine bestimmt Färbung stören würde. Sehr gelungen finde ich die harmonischen Dynamikabstufungen und das naturgetreue Ausklingverhalten. Insgesamt sagt mir das Concert Grand auf ganzer Linie zu.
Der zweite Klaviersound heißt (wenig überraschend) Concert Grand 2. Die Unterschiede zum Concert Grand sind nicht überwältigend, aber dieses Sample klingt ein wenig dezenter und mittiger. Auffällig ist der sehr viel höhere Hall-Anteil. Von der Natürlichkeit reicht es für mein Empfinden nicht ganz an das Concert Grand heran, eignet sich aber beispielsweise für romantische Klavierliteratur. Gelungener finde ich den dritten Pianosound, der Studio Grand heißt. Dieses Preset ist ein wenig durchsetzungsfähiger und drahtiger als die vorigen, hat schön viel Attack und macht sich gut als Jazz Piano. Der vierte und letzte Klaviersound heißt Modern Piano. Dieser kann als einziger leider nicht überzeugen, erinnert er doch (vermutlich unfreiwillig) an Yamahas CP70 und wirkt mit seinem mittigen und ein wenig synthetischen Klang ziemlich unnatürlich. Darüber täuscht auch nicht der kräftige Hall-Anteil hinweg. 

Audio Samples
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Concert Grand (Kopfhörerausgang) Concert Grand (Mikrofone) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone)

Die übrigen elf Sounds sind leider nicht ganz so gelungen. Den Anfang macht ein glockiges E-Piano, das einem Rhodes nachempfunden ist, aber nicht wirklich begeistern kann. Das „Modern E-Piano“ ist ein FM-Piano in DX7-Ästhetik. Auch die Jazz-Orgel bietet keine überzeugende Hammond-Simulation, aber immerhin kann man mit dem linken Pedal das Leslie in seiner Geschwindigkeit steuern. Die Kirchenorgel vermag ein wenig Gottesdienst-Feeling zu vermitteln, das Cembalo hingegen macht weniger Freude. Ferner gibt es ein anständiges Vibraphon, äußerst matte Streicher, einen brauchbaren Chor und zwei Synthpads, von denen eines laut Bedienungsanleitung „ein synthetisierter Science-Fiction-Klang“ ist.

Audio Samples
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E-Piano Church Organ Vibraphone New Age Pad

Die Anschlagsempfindlichkeit der Tastatur, die Stärke des Dämpfer-Effektes und die Art des Reverb-Effektes sind alle jeweils in drei Stufen regelbar. Auch Transponierung, Tuning und rudimentäre MIDI-Funktionen lassen sich einstellen. All zu viel Mühe muss man sich mit den Grundeinstellungen allerdings nicht machen, da alle Settings durch das Ausschalten verloren gehen und nach jedem erneuten Einschalten wiederholt werden müssen.

Weitere Funktionen

Das CN14 bietet einige recht nützliche Features, die für Klavierschüler interessant sind. Dazu gehört der Vierhand-Modus, der die Tastatur in zwei Hälften mit identischem Tonumfang teilt und das Softpedal zum Sustainpedal für den linken Spieler umdefiniert. Hierbei kann man sogar die Lautstärkeverhältnisse für beide Kopfhörer einzeln anpassen. Die Lesson-Funktion gibt dem aufstrebenden Schüler die Möglichkeit, 55 integrierte Etüden von Burgmüller und Czerny zu üben. Zu diesem Zweck kann man die linke und die rechte Hand separat stummschalten und das Tempo anpassen. Die dazugehörigen Noten muss man sich allerdings gesondert besorgen. Auch ein Recorder ist integriert, dieser kann maximal drei verschiedene Songs (mit insgesamt 15.000 Noten) speichern. Die Songs bleiben auch nach dem Ausschalten erhalten.
Eher fragwürdig finde ich die ConcertMagic-Funktion. Laut Bedienungsanleitung erlaubt dieser Modus „professionell klingende Darbietungen, auch wenn Sie im Leben noch nie eine Klavierstunde genommen haben“. Das kann ja nicht klappen. Man hat durch diese Funktion die Möglichkeit, 40 voreingestellte Songs auf dem CN14 zu spielen, indem man mit den Fingern geradezu wahllos auf der Tastatur herumhämmert. Anschlagsstärke und Geschwindigkeit regulieren Dynamik und Tempo, die richtigen Töne muss man allerdings nicht treffen. Dadurch kann man so tun, als könne man „Für Elise“, den „Entertainer“ oder andere Klassiker spielen. Ganz ehrlich, das braucht kein Mensch.

Bedienung

Da das CN14 wie bereits erwähnt nur über sechs Buttons zur Kontrolle aller Funktionen verfügt, sind diese Taster mehrfach belegt. Je nach Tastenkombination steuert man damit verschiedene Parameter. Das geschieht fast ausnahmslos mit Hilfe der Klaviatur, die einzelnen Töne sind also mit Steuerbefehlen versehen. Möchte man beispielsweise die Lautstärke des Metronoms ändern, hält man die Metronom-Taste gedrückt und spielt F#1. Für das Deaktivieren des Hall-Effektes drückt man Sound Select und C#2. Um die Klangfarbe zu ändern, drückt man Sound Select und eine Taste zwischen A-1 und A1. Alternativ dazu kann man aber auch den Sound Select Button mehrfach drücken, um durch die einzelnen Klänge zu steppen.
Die Bedienungsanleitung ist sinnvoll gegliedert, reich bebildert und verständlich geschrieben. Daneben legt Kawai dem Gerät einen so genannten Operation Guide in Form einer beidseitig bedruckten DIN-A-4-Seite bei. Ohne diesen Leitfaden kann man den Funktionsumfang des Instruments auch kaum nutzen, ist doch die Klaviaturbelegung bisweilen so kryptisch, dass man sich die Tastenkombinationen kaum merken kann. Ob man aber beispielsweise den Hallanteil häufig ändern möchte, ist ohnehin fraglich. Ein wenig zu umständlich ist die Bedienung vor allem beim Metronom, das durch diesen Umstand viel von seiner Nutzbarkeit einbüßt. Pianisten, die ein Metronom zum Üben nutzen, werden sich dafür wohl ein extra Gerät auf’s Piano stellen oder eine entsprechende Smartphone-App benutzen wollen, was allerdings nur beim Spiel ohne Kopfhörer praktikabel ist. 

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Fazit

Das Kawai CN14 ist ein solides Homepiano ohne große Besonderheiten. Es eignet sich als preisgünstiger und nachbarschaftskompatibler Klavierersatz, zumal die Tastatur sehr angenehm ist und das Instrument über einen guten Pianosound verfügt. Auch das schlichte, zeitlose Design, die tadellose Verarbeitung und das anständige Lautsprechersystem sprechen für das Instrument. Obwohl die Anschlussmöglichkeiten sehr begrenzt sind und die zusätzlichen Klänge nicht wirklich überzeugen können, sind vor allem Anfänger und Gelegenheitspianisten mit dem CN14 sehr gut beraten. Getreu dem Motto: einschalten und losspielen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Tastatur
  • schöner, ausdrucksstarker Klaviersound
  • Pedaleinheit mit realistischem Widerstand
  • tadellose Verarbeitung
  • edles, schlichtes Design
Contra
  • Zusatzsounds nicht überzeugend
  • Kopfhörerausgang rauscht leicht
  • Bedienung etwas umständlich
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Kawai CN14 Test
Für 799,00€ bei
Einschalten und losspielen: Das Kawai CN14
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