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Kawai ES110 Test

Praxis

Klang

Fangen wir doch direkt da an, wo es wirklich interessant wird: mit dem Klang des Kawai ES110. Acht Klänge stehen in der Piano-Sektion zur Verfügung und können durch mehrfaches Drücken des Piano-Tasters durchgesteppt werden. Das erste Preset „Concert Grand 1“ greift dabei auf Samples des Kawai EX Flügels zurück, wobei jede der 88 Tasten einzeln gesampelt wurde. Hören wir uns das Ergebnis an.

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Concert Grand (Vergleichs-MIDI-File) Concert Grand 2 (Vergleichs-MIDI-File) Concert Grand 2 Studio Grand 2 (Vergleichs-MIDI-File) Rock Piano Modern Piano

Das klingt wirklich sehr gut! Alle Pianosounds klingen ausgewogen und lassen sich sehr dynamisch spielen. Die Bässe klingen – typisch für Kawai-Pianos – sehr druckvoll und bei lautem Spiel zeigt auch der Diskant seine „Zähne“. Mit 192 Stimmen reicht die Polyphonie auch für beherztes Akkordspiel mit viel Pedaleinsatz.

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Alle regelbaren Nebengeräusche auf Maximum

Erfreulich ist auch, dass es im Vergleich zum Vorgänger nun möglich ist, gezielt auf Nebengeräusche und Resonanzen von Hammermechanik, Saiten und Dämpfer einzuwirken. Auch die Beschaffenheit der Hammerköpfe (Intonation) kann angepasst werden. Leider gibt es für die Einstellungen meist nur drei Stufen (normal, schwach und sehr stark). Dennoch ist das ein nettes Feature und in dieser Preisklasse selten. Im folgenden Hörbeispiel habe ich alle Geräusche angehoben, damit man den Effekt deutlich hört. Die Intonation habe ich auf „Dynamic“ gestellt, d.h. bei leisem Spiel klingt der Flügel dann dumpfer und im Gegensatz dazu bei ausdrucksstarkem Spiel noch etwas heller. Aus meiner Sicht ginge das bestimmt auch noch extremer und für meinen Geschmack dürften die Nebengeräusche gerne immer so laut sein, aber das ist natürlich Geschmackssache. Mit einem iPad lassen sich diese Einstellungen auch über die schon erwähnte Kawai-App „Virtual Technician“ vornehmen, was die Bedienung erheblich erleichtert.

Weitere Sounds

Natürlich dürfen die typischen Vertreter aus der E-Piano-Sektion, wie etwa ein Rhodes, Wurlitzer Piano und DX-E-Piano nicht fehlen. Daneben verstecken sich unter „Others“ auch noch weitere Sounds wie Streicher oder Vibraphon, die man in einem Digitalpiano z.B. für Split- und Layersounds verwenden kann. Die Auswahl fällt hier im Gegensatz zu manchen Konkurrenten zwar etwas kleiner aus, allerdings reicht das Angebot aus meiner Sicht vollkommen. Gerade der Klang der E-Pianos ist für ein Digitalpiano wirklich gut und braucht sich nicht hinter so manchen Workstations und Keyboards zu verstecken.

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Rhodes Wurlitzer DX E-Piano Hammond-Orgel Kirchenorgel

Tastatur

Den größten Anteil am erfreulich geringen Gewicht hat vermutlich die neue Tastatur des Kawai ES110. Mit der neuen „Responsive Hammer Compact Action” Tastatur verbaut Kawai eine neue, kompakte Hammermechanik mit neuer Sensorik. Die Tastatur macht mir schon beim ersten Anspielen richtig Spaß! Für die Einsteiger-Klasse ist das ES110 hier sehr gut ausgestattet. Die graduierte Gewichtung ist – so kennt man es bei Kawai – etwas schwergängiger als bei anderen Pianos, lässt sich aber trotzdem sehr präzise spielen. Im Diskant ist der Anschlag wie bei einem Flügel etwas leichter als im Bassbereich. Im Übrigen kommt die Tastatur ohne Federn aus und ist – trotz der kompakten Maße des Pianos – einer Flügeltastatur schon sehr ähnlich. Mir persönlich fehlt ein deutlich spürbarer Druckpunkt, der höherklassigen Digitalpianos vorbehalten bleibt. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau – ingesamt ist die Tastatur sehr gelungen und lädt zum beherzten Spielen und Üben ein.

Weitere Funktionen

Natürlich lassen sich mit dem Kawai ES110 auch zwei Sounds schichten oder aber auf der Tastatur in zwei Bereiche aufteilen. Wie beim Vorgänger ist der Splitpunkt leider nicht veränderbar. Das Lautstärkeverhältnis der beiden Klänge kann jedoch angepasst werden.
Neben einem eingebauten Metronom verfügt das Kawai ES110 noch über einen integrierten Recorder, welcher bis zu drei Musikstücke als MIDI-Daten speichert. Daneben ermöglicht die Lesson-Funktion das Üben einiger vorprogrammierter Musikstücke.
Ebenso wie beim Vorgänger gibt es auch hier vier Speicherplätze für Registrierungen zum Sichern der persönlichen Lieblingseinstellungen. Vier Plätze sind nicht üppig, reichen aber für das übliche Einsatzprofil eines Digitalpianos in der Regel aus.

Speaker EQ

Wegen der nach unten strahlenden Lautsprecher hängt der Klang des Kawai ES110 ein wenig davon ab, ob das Piano auf einem Stativ oder einem Tisch aufgestellt wird. Mit dem Speaker EQ, der über die drei EQ-Presets „Normal“, „Table“ und „Off“ verfügt, kann dies ansatzweise ausgeglichen werden. Im Grunde werden beim „Table EQ“ die Bässe ein wenig abgesenkt und die Höhen dafür etwas angehoben. Um den Effekt der drei EQ-Einstellungen zu veranschaulichen, habe ich drei kurze Hörbeispiele aufgenommen. Der eingestellte EQ betrifft nämlich auch den Line-Ausgang, welcher hier für die Klangbeispiele verwendet wurde.

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Table EQ aus Table EQ Stativ Table EQ Tisch

Bedienung

Die Grundfunktionen des Kawai ES110 werden über die Taster bedient, was sehr einfach vonstatten geht. Wer tiefer einsteigen möchte, sollte die wichtigsten Tastenkombinationen aus Function-Taster und Klaviatur am besten auswändig lernen, denn sonst muss man wegen der fehlenden Beschriftung häufig in die Anleitung schauen. Wahrscheinlich wurde aus Design-Gründen darauf verzichtet, die Funktionen auf das Gehäuse zu drucken. Am komfortabelsten ist die Bedienung, wenn man über ein iPad verfügt, da die „Virtual Technician“ App die vielen Klangparameter sehr einfach zugänglich macht. Allerdings ist diese Möglichkeit bisher Besitzern des Apple-Tablets vorbehalten. Hoffentlich bessert Kawai hier bald nach und macht die App auch für andere Mobilgeräte verfügbar.

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