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Manley Core Test

Praxis

Bedienung und Paperwork

Die Bedienung des Core gestaltet sich aufgrund seines didaktisch äußerst sinnvoll aufgebauten Bedienkonzeptes einwandfrei. Das beiliegende, englischsprachige Handbuch habe ich somit nicht gebraucht. Als ich es dann später doch einmal in die Hand nahm, war ich über dessen Detailreichtum positiv überrascht: Angefangen von den „Tipps für Musiker“, über die „Calibration Procedure“ (falls man selber Röhren wechseln will bzw. mit anderen Röhren experimentieren möchte), hin zu den „Recall Sheets“, um Einstellungen mit dem Stift festhalten zu können. Vorbildlich!
Widmen wir uns nun aber dem wichtigen Thema, dem Sound. Lasst uns dazu am besten beim Mic-Preamp anfangen, welcher natürlich am besten erstmal mit Gitarre und Shaker gefüttert wird:

Audio Samples
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Lakewood Acoustic / AKG C414 – mit Low-Cut 120 Hz Lakewood Acoustic / AKG C414 – mit Comp, EQ und Limiter Lakewood Acoustic / AKG C414 – ohne Alles Shaker / AKG C414 – High Gain Shaker / AKG C414 – Low Gain

Das klingt doch schon mal ziemlich dick, sahnig, brilliant und gut. Wenden wir uns nun dem DI-Eingang und dem Bass zu, welcher ja leider nicht vom „Eisen“ profitiert, allerdings trotzdem auch „sau-fett“ klingt.

Audio Samples
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Bass / D.I. – Direct In, Direct Out Bass / D.I. – Compression, 4dB Gainreduction Bass / D.I. – Bass, Comp, EQ, Limit Bass / D.I. – Bass, Comp, EQ, more Limit = Distortion

Next Stop: Kompression und EQ. Der Grundsound des Preamps ist schon mal ziemlich gut, es bleibt also die Frage, ob auch die weiteren Werkzeuge einen Mehrwert bieten. Um es vorwegzunehmen: Ja. Und da im Rack auch noch ein Tube-Tech MP 2A geparkt war, hab ich diesen als Referenz auch gleich noch mit aufgenommen.

Audio Samples
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Vocals Loud / Shure SM7 – High Gain Vocals Loud / Brauner VM1 – Low Gain Vocals Loud / Shure SM7 – High Gain, Comp, EQ, Limit Vocals Loud / Brauner VM1 – Low Gain, Comp, EQ, Limit Vocals Soft / Shure SM7 – High Gain Vocals Soft / Brauner VM1 – Low Gain Vocals Soft / Shure SM7 – High Gain, Comp, EQ, Limit Vocals Soft / Brauner VM1 – Low Gain, Comp, EQ, Limit Vocals Soft / Shure SM7 – Tube-Tech MP1A Vocals Soft / Brauner VM1 – Tube-Tech MP1A

Routingdefizite

Das einzige echte Manko was es hier gibt: Der EQ bietet keinen Bypass – und das ist schon äußerst schade, da man so nicht schnell genug zwischen trockenem und bearbeitetem Signal wechseln kann. Was es auch nicht gibt, ist eine Art Flip-Funktion, um den EQ vor den Kompressor oder gar den Limiter vor den Kompressor zu setzen. Das finde ich jetzt allerdings gar nicht so schlimm, da dies hier sicherlich technisch (aufgrund des Kompressors vor der Röhrenstufe) auch nicht ohne weiteres zu realisieren gewesen wäre. Mit einer kreativen Verkabelung an der Patchbay und der Konfiguration des Core als Insert-Effekt kann man dies aber, wenn man denn unbedingt muss, auch anderweitig realisieren. Das Einzige, was definitiv nicht während des Trackings geht, ist einen noch schnelleren Kompressor/Limiter vor den optischen, eingebauten Komporessor zu klemmen, um den alten „1176 into LA2A“-Trick nutzen zu können. 
Nutzt man den Direct-Out, kann man den Core übrigens auch als „Zwei-Geräte-Einheit“ betrachten, wo zum einen der Preamp mit Kompressor wäre und zum anderen ein EQ mit Limiter, wenn man denn den unsymmetrischen Insert-Return als zweiten Eingang nutzt. Der Direct-Out hat somit auch keine Halbleiter im Weg und ist damit auch deutlich übersteuerungsfester, sprich lauter als der Main-Out ( max. 35dBu statt 20dBu). Es ergeben sich aber auch noch weitere Szenerien durch die Nutzung beider Ausgänge: Entweder recorded man beide Outputs und hat so eine Aufnahme mit und ohne EQ; oder aber man recorded den Direct-Out und nutzt den Main-Out für das Monitor-Signal. Ihr seht: Hier geht trotzdem eine Menge.
Aufpassen muss man eigentlich nur beim Limiter, welcher bei zu schnellen Settings gern mal verzerrt, siehe Bass-File mit Limiter. Nach drei bis vier Aufnahmen geht einem aber auch das in Fleisch und Blut über, sodass man hier einfach entsprechend konservativ regelt. Im Übrigen sind meiner Meinung nach auch die Zeiten vorbei, bei denen man Peaks bei max. -1dBFS einpegelt. Ich versuche deshalb beispielsweise immer Signale bei -12dBFS einzufangen, entsprechend würde ich den Limiter also nur äußerst behutsam einsetzen und wenn, dann auch nur um „Ausreißer-Peaks“ abzufangen. Nichtsdestotrotz kann man diese Verzerrungen sicherlich auch irgendwie kreativ nutzen. It´s just not my cup of tea.
Im Großen und Ganzen macht „der neue Manley“ also eine äußerst gute Figur und das auch zu einem ziemlich guten Preis, vergleichbar in etwa mit dem ADL700 von Presonus, welcher bei einem etwas geringeren Straßenpreis sicherlich mehr Funktionen, aber auch deutlich weniger Charakter bietet. Laut Manley wurde bei der Planung des Core übrigens auch erstmals von Anfang an auf den Preis geachtet, welcher sonst immer erst zum Schluss festgelegt wurde. Wenn ich mich recht an meine BWL-Zeit erinnere, nennt sich das Cost-Targeting, was auch das Fehlen des ein oder anderen Features erklären dürfte, wie beispielsweise einer (Stereo)-Link-Funktionalität, die man sich allerdings auch kostenpflichtig bei Manley einbauen lassen kann. Per E-Mail gibt es sogar die Unterlagen, falls man denn selber löten möchte oder aber die Kosten für das Hin-und Herschicken in die USA bzw. die langen Lieferzeiten aus den Staaten scheut.
Gut finde ich im Rahmen der Kostenkalkulation auch, dass hier kein Wandler verbaut oder Platz für irgendwelche Expansions gelassen wurde, welche im mittleren Preissegment ja doch gerne Pseudo-Modularität vorgaukeln sollen. Mir erschließt sich eine solche Strategie allerdings meist nie, denn wer bereit ist, „zwo Düsenjäger“ für einen Channelstrip auf die Theke zu kloppen, der sollte auch bereits zumindest über ein vernünftiges Audio-Interface verfügen und nicht versuchen, den S/PDIF der HiFi-Anlage zu missbrauchen.

So einen bunt-bedruckten Karton hat es bei Manley auch noch nicht gegeben, zumindest kenn ich nur die Pappe-braune Allgemeinverpackung, welche durchaus Rückschlüsse auf Stückzahlen zulässt und somit trotz Öko-Look den Hauch von Exklusivität vermittelt.
So einen bunt-bedruckten Karton hat es bei Manley auch noch nicht gegeben, zumindest kenn ich nur die Pappe-braune Allgemeinverpackung, welche durchaus Rückschlüsse auf Stückzahlen zulässt und somit trotz Öko-Look den Hauch von Exklusivität vermittelt.
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