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Line6 M9 Test

Details

Gehäuse/Optik
Im Vergleich zu ihm wirkt der M9 mit den Maßen 267 x 165 x 70 (B x T x H) mm schon fast winzig. Kein Stress also beim Aufbau auf kleinen Bühnen, der M9 passt wirklich überall hin. Sogar im Gitarrengigbag findet er Platz und benötigt keine zusätzlichen Taschen oder Cases. Trotz der geringen Abmessungen wurde bei der Konstruktion des Gehäuses in keiner Weise gespart. Das sehr stabile schwarze Stahlblech und die sechs Gummifüße, die für einen extrem rutschfesten Halt des Pedals sorgen, sprechen eine deutliche Sprache. Auf der Oberseite sind die Schalter aus Metall mit integrierter LED in zwei Reihen angeordnet, unten vier, oben drei; allesamt sehr leichtgängig und beim Aktivieren des Effekts ohne Knackgeräusche. Damit man auch die oberen Schalter gut erreicht, sind diese etwas erhöht angebracht. Allerdings sorgt besagte LED am Schalter für etwas Verwirrung. Denn auch, wenn der Effekt ausgeschaltet ist, glimmt sie schwach in der Farbe des Effektblocks, ist er eingeschaltet, leuchtet sie hell. Mit dem Resultat, dass bei direkter Lichteinstrahlung der Bühnenscheinwerfer nicht immer zu erkennen ist, ob der Effekt nun ein- oder ausgeschaltet ist. Rechts oben finden wir das Bedienfeld mit sechs Reglern und einem 58 x 18 mm großen Display, das deren jeweiligen Status anzeigt. Unterhalb der Regler hat man einen kleinen Metallbügel angebracht, damit der grobmotorische Gitarrist in der Ekstase seines Bühnenauftrittes nicht versehentlich die Knöpfe beschädigt. Das könnte dann der Fall sein, wenn er den Tap-Schalter – zu dem wir später noch kommen werden – unten rechts mehrmals bedienen muss, um mit dem Schlagzeuger synchron zu bleiben, der permanent schneller wird…

Rückseite/Anschlüsse
Auf der Pedal-Rückseite finden sich alle Anschlüsse, wobei Ein- und Ausgänge in Stereo zur Verfügung stehen. Der jeweils linke Kanal dient auch als Mono-Anschluss. Außerdem wird die Möglichkeit geboten, zwei zusätzliche Expression-Pedale anzuschließen, mit denen bestimmte Effekt-Parameter in Echtzeit gesteuert werden können. Und das sind beim M9 fast alle. Bei Effekten wie Wah-Wah oder der Whammy-Simulation ist das natürlich extrem wichtig, aber es kann auch sehr interessant sein, zum Beispiel den Verzerrungsgrad des Overdrives über das Pedal zu steuern. Damit keine Sounds verloren gehen, lassen sich über die MIDI In/Out Buchsen die System-exclusive-(SysEx)-Daten an einen Sequenzer senden und so alle Effekteinstellungen extern sichern.    

Effekte/Bedienung
Aber was kann das Teil? Ist es auch ohne Pilotenschein zu bedienen? Und wie klingt es? Diese drei Fragen stellt ein Gitarrist beim Thema Multi-Effekt zuallererst. Und deshalb vorab schon einmal Entwarnung, denn das Motto des M9 könnte lauten: viele Effekte – einfache Bedienung. Einzelheiten zum Sound erfahrt ihr im Praxisteil, hier erst einmal die technischen Fakten: Das Gerät hat 109 verschiedene Pedalklassiker in Modeling- Form an Bord. Das ist auf jeden Fall eine ganze Menge, vor allem im Hinblick auf den Preis, den man für den Erwerb der Originale hinlegen müsste. Kein Vergleich zum Preis des M9, denn der ist mehr als moderat. Kommen wir zu den Effekten, die in fünf Gruppen eingeteilt sind:  

Delay (grün)
Hier gibt es 19 verschiedene Delay-Effekte, unter anderem ein Digital Delay Stereo, Tape Echo, Memory Man Simulation, Echo mit Chorus, Multi Head Delay, Simulation vom Roland Space Echo (Bandecho mit vier Wiedergabeköpfen), Reverse Delay und Delay mit Fade in.  

Modulation (blau)
Dahinter verbergen sich 23 verschiedene Modulationseffekte wie Tremolo, Phaser (MXR Phase 90 Simulation), Chorus (Boss CE-1 Simulation), Uni Vibe, Flanger, Vibrato, Rotary-Simulation des rotierenden Lautsprechers beim Leslie Cabinet, Ring Modulator und Octaver.  

Distortion inklusive Compressor & EQ (gelb)
17 legendäre Verzerrerpedale in gemodelter Form sorgen für dreckigen, lauten Sound: Tube Screamer, Boss Metal Zone, Proco The Rat, Fuzz Face (Hendrix-Sound), Maestro Fuzz (Rolling Stones – Satisfaction) und einige mehr.   Außerdem finden wir in dieser Kategorie zwölf verschiedene Kompressor- und EQ-Modelle wie die Nachbildungen von MXR Dynacomp und Boss Compressor/Sustainer, einen grafischen 5-Band-EQ und Simulationen von Studioequalizern mit parametrischen Mitten zur definierten Absenkung des Mittenbereichs – sehr gut für Metal Sounds geeignet.  

Filter (lila)
Hier wird es etwas abgefahrener: Alles, was wabert und quakt, ist an Bord; eine sehr illustre Versammlung zum Erzeugen von spacigen Gitarrensounds. 26 Effekte, viele davon aus dem Filter Modeler FM4 von Line 6, wie zum Beispiel die Simulation eines Mu-Tron® III. Auch neuere Filtereffekte wie die Nachbildung eines Z-Vex Seek Wah fehlen nicht. Pitch Glide – Whammy Effekte, verschiedene Wah-Pedale, Pitch-Shifter; sogar die Simulation eines damals sündhaft teuren Eventide Harmonizers wurde in die kleine Kiste gepackt.  

Verb (orange)
Unter diesem Motto verbergen sich zwölf Halleffekte (Reverb), darunter der legendäre 63er Fender Spring Reverb und der Hall aus dem 65 Deluxe Reverb Amp, außerdem die üblichen Verdächtigen wie Plate Reverb, Room, Hall und andere.  

Das ist schon Einiges! Das M9 ist in drei Effektblöcke mit jeweils zwei Schaltern aufgeteilt. Vergleichbar ist das mit drei hintereinandergeschalteten Effektgeräten, bei denen je zwei Sounds abrufbar sind. Das heißt, dass man sich aus dem imaginären Effekteschrank mit 109 Effekt-Klassikern sechs Pedale aussuchen und auf die einzelnen Fußtaster (A und B) der drei Effektblöcke legen kann. Gleichzeitig können zwar nur drei davon benutzt werden, aber auch wenn es nach recht wenig aussieht, es reicht völlig aus, einen „effektiven“ Gitarrensound zu erzeugen. Wer mehr Flexibilität benötigt, der kann sich seine Setups in 24 verschiedenen Scenes (Speicherplätzen) sichern, zum Beispiel ein Setup für die Metalband, eines für die Bluesband und eines für Omas Geburtstag, die das Teil ja schließlich bezahlt hat ;-)). Damit auch dieser Gig nicht langweilig wird, hat man dem M9 einen Looper mitgegeben, mit dem man eine Akkordfolge von 28 Sekunden aufnehmen und dann schön Solo gniedeln kann. Alle tempoabhängigen Effekte wie Delay, Tremolo, Chorus können über den Tap-Taster geregelt werden. Einfach beim Wert ´Rate´ (Modulation) oder ´Delay Time´ (Delay) einen Notenwert anwählen, dann ist die Effektgeschwindigkeit im entsprechenden Notenwert zum eingegebenen Tempo eingestellt und kann jederzeit per Tap-Taster verändert werden.   Die Bedienung der Effekte ist denkbar einfach: Man drückt auf einen Schalter und die Einstellungen des angewählten Effekts werden im Display angezeigt. Aufgrund der Farbe sieht man schon sofort (auch an der LED im Schalter) aus welcher Gruppe der Effekt stammt: Delay – grün, Modulation – blau … siehe oben. Die angezeigten Werte können nun mit den sechs Reglern wie bei einem herkömmlichen Bodentreter verändert werden. Will man ein anderes Pedal innerhalb der Gruppe auswählen, dann ist dafür der Raster-Regler oben links zuständig. Drückt man diesen, kann man auf eine andere Effektgruppe schalten, wobei alle Effekte in der Reihenfolge frei programmierbar sind.

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