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Native Instruments ’57 Drawbar Organ Test

Details

Das Soundpack „’57 Drawbar Organ“ wird über die universelle Software-Plattform Kore Player, erst zum echten Software PlugIn. Und hier liegt bereits ein entscheidender Unterschied zur Native Instruments B4 II. Erwartet man also eine B3 bzw. B4 ähnliche Oberfläche wird man enttäuscht. Die Oberfläche des Kore Players muss nämlich für viele unterschiedliche Gattungen von Soundpacks herhalten. Daher ist sie unauffällig, schlicht und allgemein gehalten. Je nach Soundpack ändern sich lediglich die Bezeichnungen an den acht zur Verfügung stehenden Reglern und Buttons. Ein multifunktionaler Player also, der in der Tradition der Rompler und Workstations steht. Womit sich ein weiterer Kreis in der Weiterentwicklung von Softwareinstrumenten zu schließen scheint. Möchte der Kunde die einzelnen Parameter von Hand editieren, sollte er sich entweder nach einem entsprechenden Controller-Keyboard umsehen, oder ein weiteres Mal in das NI Regal aufsuchen und sich “Kore2” ansehen. Kore2 ist die „Pro Version“ der Kore Player Software und kommt mit schickem Hardware-Controller, dessen Oberfläche optimal auf den Player abgestimmt ist. Aber bleiben wir heute bei der „Geiz ist geil“ Version und laden das „’57 Drawbar Organ“ Soundpack in den kostenfreien Kore Player.

Ein Test eines Soundpacks ist also logischerweise immer auch ein Test des Kore Players. So liegt es nahe, dass man sich von Test zu Test das ein oder andere Mal wiederholen mag. Die Oberfläche des Kore Players ist angenehm schlicht gestaltet. Sie ist übersichtlichund intuitiv und macht den Blick in ein Tutorial eigentlich überflüssig. Nach dem Herunterladen des Soundpacks wird die neue Soundbank automatisch in die Bibliothek des Kore Players importiert, und beim nächsten Programmstart sind alle neuen Klänge verfügbar. Hier findet man die Sounds unter der Kategorie Organ und dem Soundpacknamen kinderleicht wieder. So einfach kann es sein!Im rechten Browserfenster erscheinen die einzelnen Namen, die Bank, eine Farbspalte und eine Rating-Spalte, in der der User seine Lieblingssounds mit Sternchen versehen darf. Man kommt sich also vor wie bei iTunes.

Browserfenster
Browserfenster

Ein Doppelklick auf den Soundnamen lädt den Sound – er ist spielbereit.
Oberhalb des Browserfensters befindet sich die Parametereinheit. Hier sind nun die typischen und wichtigsten Parameter eines Orgelsounds auf acht Buttons und acht Regler verteilt. Aus einem Drop-Down-Menü kann der User (je nach Sound) aus bis zu drei unterschiedlichen Kategorien („Drawbar“, „Organ“ und „Expert“) wählen, sodass sich die Parameteranzahl theoretisch auf bis zu 24 erhöht. Die Bedienung ist einfach und intuitiv, da sich bei jedem Dreh oder Tastendruck sofort etwas verändert. Das macht dieses Soundpack für denjenigen interessant, der sich mit den zahlreichen Regeloptionen einer echten Hammondoberfläche à la B4 II nicht so gut auskennt. Der Spezialist, soviel sei vorweggenommen, der den Umgang mit einer Hammond und ihrer Peripherie kennt, kommt allerdings an der B4 II nicht vorbei. Benötigt ein Produzent in seinem Projekt aber nur hier und da mal ein paar gute Hammond Sounds, ist er mit dem Sound Pack bestens ausgerüstet!

Zehn feilgebotene Sounds erscheinen auf den ersten Blick erst einmal recht dürftig. Beginnt man jedoch mit den Parameter zu experimentieren, ändert sich dieser Eindruck recht schnell und die Samples entwickeln ihr Potenzial. Nach und nach kommt man mit recht einfachen Editierungen seiner Soundvorstellung immer näher. Dabei hilft zunächst auch die Namensgebung der einzelnen Grundsounds. Namen wie z.B. „Real Book“, „Seventies“ oder „Reverent“ stehen für voreingestellte und unveränderbare Registraturen, die bereits eine voreingestellte Drawbarmixtur besitzen. Neun der zehn Sounds haben diese feste  Registraturen, für einen bestimmten Musikstil zugeschnitten. Bei diesen Registraturen ist die Parameteranzahl nicht so umfangreich wie beim Sound „’57 Drawbar Organ“, dem Sound für uneingeschränktes „Sound köcheln“. Tütensuppe oder selbst gekochtes Safran Risotto, hier kann der Gourmet zeigen, was er auf der Pfanne hat, da sich alle verschiedenen Zugriegel verändern lassen. Und so hat man die Möglichkeit der freien Soundgestaltung. Deshalb verteilt sich die Parameterauswahl hier auf satte drei Menüs. Leider können logischerweise nicht alle neun existierenden Zugriegel auf eine Oberfläche verteilt werden, da diese hier nur mit acht Reglern ausgestattet ist. So findet sich das 1´ Drawbar erst auf der nächsten Menueseite wieder. Das ist ein kleiner Schönheitsfehler bzw. ein Nachteil von universellen Plattformen, wie dem Kore Player, sollte aber den Kreativprozess nicht wirklich stören.

MIDI-Learn
Der Kore Player bietet die Funktion MIDI-Learn, also die einfache Zuweisung eines Hardware Controllers zu einem Software Parameter. Das ist grundsätzlich super! Gestört hat mich allerdings in diesem Fall, dass diese Verknüpfungen mit bestimmten Parametern abhängig vom jeweils geöffneten Menü-Fenster sind. Habe ich beispielsweise im ersten Menüfenster den Parameter “Rotorspeed” auf mein Mod-Wheel geroutet und wechsel danach in ein anderes Fenster, ist Rotorspeed hier nicht mehr mit dem Mod-Wheel verknüpft. Ein anderer Parameter, der sich auf dem aktuell geöffneten Menüfenster an der gleichen Stelle befindet, wird nun von meinem Controller angesteuert. Das finde ich irritierend und unpraktisch.

Fotostrecke: 2 Bilder Organ Menü

Kleine Einführung in das Drawbar-Prinzip
Die meisten Musiker kennen meist schon den Begriff „Drawbars“, aber den gewünschten Hammondsound mit den exakten Drawbareinstellungen, mit der richtigen Percussion und nicht zuletzt den effektiven Amp-Einstellungen zu versehen, erfordert oft jahrelange Erfahrung. So kommt die einfachere und beschränktere Parameterauswahl vielen Usern entgegen und die ist für den Normalbetrieb auch völlig ausreichend.

Die Bezeichnungen der einzelnen Drawbars oder zu Deutsch „Zugriegel“ stammt ursprünglich aus dem Instrumentenbau der Pfeifenorgel. Ein Register einer mechanischen Pfeifenorgel wird mit einem Zugriegel aktiviert, “gezogen“ und die Bezeichnungen am Registerzug, Name und Fussmass beschreibt prinzipiell nichts anderes als die Größe der einzelnen Pfeifengruppen. Je größer die Pfeife, desto tiefer ist der erklingende Ton. Das Häkchen hinter den Bezeichnungen, z.B. 16´ ist eine Kurzform für 16 Fuß, einer alten Längeneinheit, die man auch heute immer noch in der Luftfahrt wieder findet. Die tatsächliche Länge in cm variierte im Mittelalter noch beträchtlich von Region zu Region und wurde bekanntlich erst durch die napoleonischen Kriege in Europa, durch die feste Längeneinheit „Meter“ abgelöst. Heute entspricht 1 Fuss exakt 30,48 cm. Jeder kann sich nun selbst ausrechnen, wie gewaltig eine Orgelpfeife ist die bis zu 64´ groß sein kann (ca.19m). Da benötigt man schon eine etwas größere Kapelle.

Das Drawbarprinzip einer Hammond kopiert also diese Größenverhältnisse. Somit klingt ein „C“ 8´ genau eine Oktave höher als ein „C“ 16´usw. Die Grundregistraturen 16´, 8´, 4´, 2´,1´ fügen dem Klang also jeweils Oktaven hinzu. Die restlichen Drawbars 5 1/3´, 2 2/3´, 1 3/5´und 1 1/3´ fügen dem Klang Quinten und im Fall von 1 3/5´eine Terz hinzu und sind als selbstständige Registraturen nur bedingt brauchbar. Sie ergänzen die Grundregistratur vielmehr mit Obertöne.

Details

Um die Wirkungsweise der Zugriegel zu verdeutlichen, habe ich im Folgenden ein kleines Tutorial vorbereitet:

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