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ZOOM LiveTrak L-8 Test

Praxis

Das Zoom L-8 soll den Spagat zwischen Podcasting-Zentrale und Kleinstmixer für kompakte Bandbesetzungen schaffen. Natürlich stößt man wegen der begrenzten Anzahl an Eingängen bei Letzterem recht schnell an Grenzen. Doch ist der Nutzer zu Kompromissen bereit und in der Anwendung kreativ, ergeben sich tolle Möglichkeiten. 

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Ab ins kalte Wasser

Zum Test habe ich das Gerät in verschiedenen Situationen eingesetzt. Zunächst als mobile Einheit für den In-Ear-Mix eines Rocktrios bei einem Clubkonzert. Am Abend vor dem Konzert habe ich das Gerät erhalten und bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Ich habe bereits vorhandene Spuren auf die SD-Karte kopiert, in ein neues Projekt importiert und, als Grundlage für einen schnelleren Start auf der Bühne, EQ-Einstellungen, Vocal-Hall sowie drei provisorische In-Ear-Mischungen erstellt.
Hier tat sich der erste große Pluspunkt des L-8 auf: Trotz fehlender Vorkenntnisse konnte ich weitgehend auf die Bedienungsanleitung verzichten. Denn das Gerät ist herrlich einfach aufgebaut und hat nur sehr wenige Untermenüs. Überhaupt vergisst man sehr bald das Display. Alle wichtigen Parameter werden über die vier Hauptmenüs Mixer, Effect, Scene und Recorder gesteuert, welche bei Aktivierung jeweils eine eigene Ebene mit 8 dediziert beschrifteten Druckschaltern erleuchten lassen. Speichern ist ebenfalls nicht notwendig, denn das L-8 tut dies automatisch vor dem Abschalten. Sogar dann, wenn die AA-Batterien den Geist aufgeben. Daran dürfen sich andere Hersteller gern ein Beispiel nehmen!
Die von ZOOM vorbestimmten Frequenzen erscheinen mir sinnvoll gewählt und ermöglichen mit wenigen Handgriffen ein leichtes Strahlen in den Höhen auf Gesängen oder Mittendurchsetzung bei E-Gitarren. Mit Lo-Cuts bin ich grundsätzlich nicht geizig. Als Bassist möchte ich diesen Frequenzbereich ganz egoistisch für mich reservieren und beschneide rigoros Vocal- und Gitarrensignale. Das erwies sich am Tag darauf im Live-Einsatz als sehr sinnvoll, da die Subwoofer vor der kleinen Bühne auch nach hinten zur Band ordentlich Tiefgang ausgaben.
Die digitale Effektsektion scheint mit vier unterschiedlichen Reverbs, Delay, Chorus sowie zwei speziellen Vokaleffekten auf den ersten Blick viel zu bieten und klingt durchaus passabel. Vocal 1 gefällt mir besonders gut, der Hall wird mein Favorit. Der Nutzer muss sich an dieser Stelle allerdings festlegen, denn es kann immer nur ein einziger Effekt genutzt. Leider fiel mir dabei der folgende Umstand negativ auf: Die FX-Feeds der Mixe A, B & C sind von der Fader-Stellung des Main-Mix abhängig. Also mit anderen Worten Post-Fader. Werden in der Hauptmischung, aus welchen Gründen auch immer, alle Fader stumm gestellt, haben die anderen drei Mixe keine Chance einen der Effekte zu hören, denn die Effektsektion wird nicht mit Signalen gespeist. Das ist bedauerlich und auch vom ZOOM L-12 bekannt. 

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Im Live-Einsatz

Zeit für den ersten Soundcheck. Mit XLR-Splits und einem freundlichen Lächeln bewaffnet, gelang es mir dreimal Vocals, Gitarre und Bass vom hauseigenen FoH-Mann des Hannoveraner Clubs zu ergattern. Zur Abnahme der Drums nutze ich bei solchen Quick-and-dirty-Einsätzen meist ein Sennheiser 421 in der sogenannten Wurstposition. An einen der beiden Stereoeingänge schließe ich das Telefon des Schlagzeugers für Clicktracks an. Die Preamps liefern überraschend heiße Signale, sodass ich froh über die integrierten PAD-Schalter bin. Natürlich müssen die zu Hause vorbereiteten Mixe nachjustiert werden. Das geschieht aufgrund der intuitiven Bedienung wirklich fix und wieder einmal denke ich: „Nichts geht über echte Fader!“. Auch wenn sie einen recht kurzen Regelweg haben und ich immer erst ihre alte Position abholen muss, weil es keine Motorfader sind, bevorzuge ich die Handhabung gegenüber virtuellen Fadern auf einem Smartphone oder Tablet. 
Leider kann ich nicht ganz verschmerzen, dass ein Kompressionseffekt zugunsten von mehr Platz (und bestimmt auch Abgrenzung zu den größeren LiveTrak-Pulten) geopfert wurde. Zum einen erzeugten die großen Dynamiksprünge des Rocksängers den Wunsch nach Begrenzung der Pegelspitzen. Aber auch das 421 an den Drums hätte durch Kompression für mehr Spaß auf den Ohren gesorgt.
Zudem ist das Pult doch auch vordergründig für Sprachaufnahmen bei Podcasts gedacht. Gerade hier hätte ZOOM für mein Empfinden auf Effekte wie Delay oder Chorus verzichten oder einen der vier Reverb-Typen streichen und stattdessen digitale Kompression verbauen können.
Die knapp einstündige Show verlief jedenfalls völlig problemlos. Sechs Mono- sowie eine Stereospur wurden ohne Ausfälle auf SD-Karte mitgeschnitten. Dank USB-Betrieb konnte ich am nächsten Tag auch mit meiner Powerbank auf der Autobahn in Richtung Heimat das Ergebnis anhören. Das ist wirklich super praktisch!
Was mir nicht gefällt, ist die Platzierung der USB-Buchse. Diese befindet sich versteckt auf der Unterseite des Gerätes, innerhalb einer Mulde. Vielleicht soll dies ein versehentliches Herausziehen des Kabels verhindern. Trotzdem hätte ein Port an der Rückseite das Anschließen weniger umständlich gestaltet.
Froh bin ich, dass ich nicht auch noch den Livesound schrauben musste. Denn leider gibt es auch beim L-8 noch immer keinen Summen-EQ zur Raumanpassung.

Podcast-Recorder und Anwendung als Audio Interface

Auch wenn ich als Live- und Studiomusiker selbst noch keine Podcasts erstellt habe, so hege ich keinen Zweifel, dass der Funktionsumfang eine absolute Bereicherung in diesem Sektor darstellt.
Natürlich muss hier abermals der Batteriebetrieb hervorgehoben werden. Je nach Typ (Alkaline, Lithium, NiMH) ermöglichen vier AA-Batterien eine Betriebszeit von bis zu 6,5 Stunden. Darüber hinaus unterstützt das Gerät USB-Stromversorgung, sodass ihr, mit einer großen Powerbank bewaffnet, an den entlegensten Orten podcasten könnt.

Audio Samples
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Vocals RE20 ohne Bearbeitung Vocals RE20 Low Cut EQ Vocal 1 Effekt E-Bass Chorus aus an Soundpads Beispielsounds

Mix-Minus-Funktion

Für die Einbindung von externen Gästen, beispielsweise über Anrufe, Skype- oder Facetime Video-Calls, ist die Mix-Minus-Funktion wirklich Gold wert. Der Gast am anderen Ende der Leitung hört hierbei den Master-Mix des Mischpults inklusive aller Effekte und Soundpads. Der virtuelle Eingang kann völlig problemlos als Audiospur gehandhabt und aufgenommen werden. Im Test funktionierte das spielend leicht und außerordentlich gut.

Soundpads & Szenenspeicher

Apropos Soundpads. Der Hersteller wirbt mit sechs Tasten, die entweder mit Klängen der internen Bibliothek oder mit euren eigenen Jingles, aufgezeichneten Interviews, Werbung, etc. frei belegt werden können. Das hebt eure Show auf das nächste Level und macht in der Anwendung richtig Spaß!
In der Realität sieht es allerdings so aus, dass je drei Soundpads für die Kanäle 7 und 8 verfügbar sind, welche ja auch als Klinke-, USB-, oder Telefon-Eingänge herhalten können. Diese Inputs sind nicht gleichzeitig nutzbar. Ist beispielsweise ein dauerhafter Gast am Telefon Bestandteil eurer Show, entfallen automatisch drei Soundpads. Befindet sich das ZOOM im Aufnahmemodus, so ist es nicht möglich, die Inputs umzuschalten oder andere Sounds auf die Pads zu legen. Ich habe versucht diesen Umstand zu umgehen, indem ich mir die sieben verfügbaren Szenen zu Nutze machen und verschiedene Sounds auf Pad 1 legen wollte. Leider werden diese Einstellungen nur pro Projekt gespeichert, nicht aber in den Szenen.

Kommentieren
Profilbild von microbug

microbug sagt:

#1 - 04.07.2020 um 01:36 Uhr

0

Das mit dem nicht Classcompliant ist nicht korrekt, denn genau wie beim L-12 kann man das umschalten, muß das aber im Menü machen.

    Profilbild von Stephan

    Stephan sagt:

    #1.1 - 06.07.2020 um 07:10 Uhr

    0

    Hallo, danke für den Hinweis. An mobilen Geräten konnte ich das L-8 mangels Adapter nicht testen. Es stimmt, dass der Hersteller diese Funktionalität bewirbt. Mit macOS musste ich allerdings die passenden Treiber installieren, was eigentlich gegen CC spricht. Hast du es auch ohne Treiberinstallation hinbekommen?

    Antwort auf #1 von microbug

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Profilbild von VER hoert

VER hoert sagt:

#2 - 27.04.2021 um 13:36 Uhr

0

Moin, vielleicht liest ja jemand mit, der eine schnelle Antwort für mich hat. Nutze das l-8 zum podcasten, bzw. für Hörspiele. Leider habe ich das Problem, dass mein rode nt1a eigentlich nur mit ziemlich weit aufgerissenem gain was rausholt - und dann ist das natürlich übel verrauscht."zoom" selbst reagiert nicht - "thomann" stottert auch ein wenig. Möchte aber gern ein wenig vorran kommen, Darum meine Frage: Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ist das bei mir vielleicht ein Defekt zu berfürchten?Gruß
D

Profilbild von Pro Audio Ultra

Pro Audio Ultra sagt:

#3 - 27.03.2022 um 11:28 Uhr

0

Ich möchte ehrlich gesagt nicht solche offensichtlich von ahnungslosen Amateuren geschriebenen Fake Reviews lesen, das ist wirklich eine Beleidigung des Lesers.

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