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Synthesizer Basics Workshop: Oszillatoren, Filter & Envelopes

In der ersten Folge des Workshops erforschen wir die Grundstruktur eines subtraktiven Synthesizers. Es geht darum, was man mit Oszillatoren, Filter und Hüllkurven anstellen kann. Dabei erstellen wir zwei Beispielsounds – einen klassischen Synth-Bass und einen Flächensound.

synthesizer_basics_Folge1


Falls ihr an einer beliebigen Stelle dieses Workshops Lust bekommt, mehr über die technischen und akustischen Grundlagen zu erfahren, könnt ihr jederzeit einen Blick in unser Theorie-Kapitel werfen. Dort werden die Zusammenhänge ausführlich im Detail erklärt. Mitten bei der Programmierung eines Klanges würde das eher nerven. Deshalb habe ich es ausgeklammert, so dass ihr euch hier nur mit der Praxis beschäftigen müsst. Ihr werdet aber sehen: einen Synthesizer von Grund auf zu programmieren, ist viel leichter, als es zunächst scheint!
Zunächst solltet ihr euch das Tyrell-Soundset für diese Folge herunterladen. Wie ihr die Sounds in das Plugin hinein bekommt, steht hier.
Hinweis: Diese Workshop-Folge wurde noch mit der Version 2 des Tyrell N6 erstellt. Mittlerweile ist die Version 3 erhältlich. Wenn ihr die aktuelle Version benutzt, gibt es deshalb leichte optische Unterschiede bei den Screenshots. Die Funktionen sind aber identisch, sodass ihr die Sounds natürlich auch mit der aktuellen Version problemlos nachbauen könnt. Auch die Presets zum Download sind mit der neuen Version kompatibel.

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Als erstes basteln wir einen einfachen, klassischen Synth-Bass nach Art z.B. eines Minimoog. Hier hört ihr schon mal den fertigen Sound:

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Bass

Ladet im Tyrell das Preset bonedo_01_Start. In diesem “Reset-Programm” ist nur ein einziger Oszillator aktiv und die anderen Parameter des Synthesizers sind komplett neutral eingestellt. Viele Synths besitzen ein solches Start-Preset als Ausgangspunkt für eigene Klangprogrammierungen, oft heißt es INI, INIT oder Default. Unser Tyrell-Reset klingt so:

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Reset-Sound: bonedo_01_Start

Oszillatoren

Werft mal einen Blick auf die Oszillator-Abteilung des Tyrell:

Die Oszillatorsektion des Tyrell
Die Oszillatorsektion des Tyrell

Hier entsteht die Basis des Klangs: Ein Oszillator ist eine elektronische Schaltung, die eine Schwingung erzeugt. Diese lässt sich später mit verschiedenen Mitteln zum endgültigen Sound zurechtbiegen. Mehr Infos dazu findet ihr im Theorie-Artikel. Der Tyrell hat zwei Oszillatoren und einen sogenannten “Sub-Oszillator”. Damit lässt sich schon einiges anstellen. Einige legendäre Synthesizer kommen sogar mit nur einem einzigen Oszillator aus. Das heißt nicht unbedingt, dass sie schlechter sind – nur etwas weniger vielseitig. Beispiele sind der Korg MS10, der Roland SH-101 oder die Roland TB-303 Bassline – alles simpel aufgebaute Geräte mit nur einem Oszillator, für die heute dennoch Mondpreise auf dem Gebrauchtmarkt hingeblättert werden.
In der Mixer-Sektion werden die einzelnen Oszillatoren zusammengemischt, bevor sie gemeinsam den Rest des Signalweges durchlaufen. Der Mixer ist im Grunde selbsterklärend. Im Moment ist hier nur der Regler für OSC1 aufgedreht, also hören wir auch nur die Schwingung des ersten Oszillators. Wenn wir die Regler für OSC2 und SUB aufdrehen, kommen auch die Signale des zweiten Oszillators und des Suboszillators hinzu. Die drei Fader für NOISE, RING und FEEDBACK bieten drei weitere Möglichkeiten zur Klangerzeugung, denen wir uns später widmen werden. Fürs erste bleiben wir bei den Oszillatoren.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Mixer werden die Signale der Oszillatoren gemischt

Lasst OSC 2 und SUB zunächst einmal aus und dreht am Regler SHAPE 1 in der Oszillatorsektion. Dieser bestimmt, welche Schwingungsform der erste Oszillator liefert. Der Tyrell ist hier vergleichsweise luxuriös ausgestattet, weil er auch die stufenlose Überblendung der vier Grundwellenformen erlaubt. Bei vielen Synths gibt es nur Wahlschalter, mit denen man zwischen einigen festgelegten Schwingungsformen auswählen kann. In unserem Preset erzeugt Osc1 eine Sägezahnwelle (Saw). Das ist eine der üblichen Basiswellenformen, die bei so gut wie jedem Synth zu finden sind. Sie hat ihren Namen vom Aussehen der Schwingung auf einem Oszilloskop – sie erinnert an die Zähne einer Säge. Spielen wir ein paar Noten, um den “nackten” Sägezahnsound kennenzulernen:

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Sägezahnschwingung

Der Sägezahn ist eine sehr obertonreiche Schwingung, er klingt sehr hell und im wahrsten Sinne “sägend”. Stellt den Regler SHAPE 1 jetzt mal ganz nach rechts auf den Wert 4.00 ein (der aktuelle Wert wird beim Drehen im “Display” angezeigt). Nun hört ihr eine Rechteckwelle (Square). Sie ist ebenfalls sehr obertonreich, klingt aber etwas hohler und irgendwie “plastikmäßiger” als der Sägezahn:

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Rechteckschwingung

Wenn ihr SHAPE 1 nun nach links auf die Stellung 2.00 dreht, erklingt eine Dreieckwelle (Triangle). Diese hat wesentlich weniger Obertöne als Sägezahn und Rechteck. 

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Dreieckschwingung

Ganz links beim Wert 1.00 erzeugt der Oszillator eine Sinusschwingung. Sie hat (theoretisch) überhaupt keine Obertöne und klingt sehr dumpf:

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Sinusschwingung

Das sind die vier Grundschwingungsformen, die für unsere Klangexperimente als Basis dienen werden. Da der Tyrell den Luxus bietet, stufenlos zwischen Wellenformen überzublenden, eröffnet sich hier eine große Spielwiese. Viele moderne Synths haben noch etliche weitere Wellenformen, mit denen sich sehr komplexe Klänge realisieren lassen. Für den Anfang genügen uns aber diese vier.

Die vier Grundschwingungsformen
Die vier Grundschwingungsformen

Für den ersten Synth-Bass bleiben wir bei einer Sägezahnschwingung. Im Mixer dreht ihr jetzt den Fader für OSC 1 ganz auf. Zusätzlich regelt ihr den Fader für den Suboszillator etwa auf Null (hier meine ich den beim Regeln im “Display” angezeigten Wert und nicht die aufgedruckte Skala!). Nun hört ihr den ersten Oszillator und etwas leiser den Suboszillator, der immer eine Rechteckwelle erzeugt und eine Oktave unter dem Oszillator 1 klingt. Der Suboszillator bietet zwar keine weiteren Einstellmöglichkeiten, eignet sich aber hervorragend dafür, Sounds ein solides Fundament zu verpassen: genau das richtige für einen Bass!

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OSC 1 und SUB

Filter

Nach dem Mixer erreicht das zusammengemischte Signal der Oszillatoren das Filter. Es erlaubt bestimmte Teile des Frequenzspektrums “wegzuschneiden”. Deshalb heißt dieses Syntheseverfahren auch “subtraktive Synthese” – aus einer relativ obertonreichen Ausgangsschwingung werden Frequenzen entfernt, also subtrahiert, um den endgültigen Klang zu erreichen. Mehr Infos dazu findet ihr im Theorie-Artikel. Viele neuere Synths haben zwei oder mehr Filter, die flexibel miteinander verschaltet werden können. Beim Tyrell müssen wir uns mit nur einem (wenn auch recht flexiblen) Filter begnügen. Das reicht für den Anfang absolut aus.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Filtersektion des Tyrell

Der bei Synthesizern am häufigsten verwendete Filtertyp ist das Tiefpassfilter (“Low Pass” oder LP). Es lässt die Frequenzen unterhalb eines einstellbaren Punkts ungehindert passieren und filtert jene heraus, die über diesem Punkt liegen. Dieser Filtertyp ist in unserem Startpreset bereits voreingestellt. Der Punkt, an dem der Schnitt erfolgt, ist die sogenannte Grenzfrequenz, oder englisch “Cutoff”. Sie lässt sich mit dem CUT-Regler einstellen. So klingt es, wenn ihr das Filter zu- und wieder aufdreht:

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Filter Cutoff (Low Pass)
Die beiden wichtigsten Regler der Filtersektion: Cutoff und Resonanz
Die beiden wichtigsten Regler der Filtersektion: Cutoff und Resonanz

Je tiefer die Cutoff-Frequenz, desto dumpfer wird der Sound. Für unseren Basssound stellt ihr CUT auf etwa 80 ein (wie immer, wenn ich Werte angebe, meine ich den Display-Wert und nicht die Skala am Fader). Nun klingt das Ganze so:

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Bass: Filter ohne Resonanz

Jetzt fügt ihr noch ein wenig Filterresonanz hinzu, wodurch die Cutoff-Frequenz klanglich betont wird. Wenn ihr den Regler RES so ungefähr auf 50 stellt, sollte der Sound so klingen:

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Bass: Filter mit Resonanz

Hüllkurven

Das ist natürlich noch viel zu langweilig. Deshalb kümmern wir uns nun darum, dem Sound Leben einzuhauchen. Dafür sind unter anderem die sogenannten Hüllkurven (engl. “Envelopes”) zuständig, mit denen Klangeinstellungen wie Lautstärke, Filter oder Tonhöhe im Zeitverlauf gesteuert werden können. Der Tyrell hat zwei Envelopes: ENV1 und ENV2.

Die beiden Hüllkurven (Envelopes) des Tyrell
Die beiden Hüllkurven (Envelopes) des Tyrell

Beide Hüllkurven haben vier Regler für die vier Phasen einer klassischen ADSR-Hüllkurve: Attack-Zeit, Decay-Zeit, Sustain-Level und Release-Zeit. Die Einzelheiten dazu findet ihr im Grundlagen-Kapitel. An dieser Stelle möchte ich nur noch einmal betonen, dass Attack, Decay und Release (Regler 1, 2 und 4) Zeiten angeben, während Sustain (Regler 3) ein Level ist, das gehalten wird, bis die Taste losgelassen wird. Das sollte man sich unbedingt klarmachen, um die Funktionsweise einer solchen Hüllkurve zu verstehen. Zusätzlich stehen für beide Envelopes Regler für die Anschlagempfindlichkeit, das Key Tracking und Fall/Rise zur Verfügung, die aber erst später benötigt werden.
ENV1 trägt zusätzlich die Bezeichnung “VCA”. Das besagt, dass diese Hüllkurve in erster Linie zur Regelung der Lautstärke dient. Hinter dem Filter folgt im Signalweg nämlich der sogenannte “Voltage Controlled Amplifier”, der im Normalfall von diesem ENV1 moduliert wird. ENV2 steht zur freien Verfügung. Für den Beispielbass werden wir mit ENV1 die Lautstärke kontrollieren und mit ENV2 den Filter-Cutoff.
Weil der Effekt hier besser hörbar wird, beginnen wir mit ENV2 und dem Filter. Stellt die Decay-Zeit (den zweiten Fader) etwa auf den Wert 30 ein. Das Sustain (Regler Nr. 3) dreht ihr ganz herunter. Nun erzeugt die Envelope bei jedem Tastenanschlag eine abfallende Kurve. Die Release-Zeit (Regler 4) kommt hier nur zum Tragen, wenn wir die Taste schon vor Ende der Decay-Zeit wieder loslassen. Stelt sie auf einen kleinen Wert ein, z.B. 10.00.

So in etwa sieht die Kurve aus, die ENV2 in diesem Beispiel erzeugt
So in etwa sieht die Kurve aus, die ENV2 in diesem Beispiel erzeugt

Um den Filter-Cutoff mit ENV2 zu steuern, klickt ihr nun in der Filtersektion auf das Feld SOURCE 1. Hier öffnet sich eine Liste, in der ihr aus verschiedenen Möglichkeiten zur Steuerung des Filters auswählen könnt. ENV2 verbirgt sich hinter dem Eintrag ADSR2.

Fotostrecke: 2 Bilder Aus dieser Liste wird die Modulationsquelle für das Filter ausgewählt

Wenn ihr nun den darüber liegenden Regler MOD 1 aus der Mittelstellung nach rechts dreht, beginnt die Hüllkurve, die Cutoff-Frequenz des Filters zu beeinflussen. Bei positiven Werten wird die mit dem CUT-Regler eingestellte Frequenz durch die Hüllkurve nach oben moduliert. In unserem Beispiel beginnt die Filterfrequenz höher und fällt innerhalb der eingestellten Decay-Zeit auf den CUT-Wert ab. Dreht man MOD 1 hingegen nach links, wirkt die Hüllkurve negativ, wodurch der Filter-Cutoff von unten aufgeht, bis er nach der Decay-Zeit den CUT-Wert erreicht hat. Das kann übrigens nicht jeder Synth – die positive Modulation ist sehr viel verbreiteter und wird viel häufiger benutzt. Probiert das trotzdem einmal aus. Im nächsten Klangbeispiel hört ihr, was passiert, wenn man MOD 1 aus der Mittelstellung einmal ganz nach rechts, dann ganz nach links und wieder in die Mitte dreht:

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Filterhüllkurve positiv und negativ

Für unseren Basssound stellt ihr nun für MOD 1 den Wert +60 ein, so dass der Cutoff moderat positiv moduliert wird.
Auch die Lautstärke soll einer Hüllkurve folgen, wofür wir ENV1 benutzen. Hier stellt ihr für Decay (Regler 2) den Wert 20 ein, für das Sustain-Level den Wert 70 und für Release einen recht kurzen Wert, z.B. 10. Das beseitigt ein eventuelles Knacken beim Loslassen der Taste, ohne dass der Ton zu lange ausklingt. Die entstehende Kurve sieht in etwa so aus:

ENV1 erzeugt in diesem Beispiel eine solche Kurve
ENV1 erzeugt in diesem Beispiel eine solche Kurve

Nach dem Tastenanschlag fällt der Pegel also sehr schnell auf das Sustain-Level ab, wodurch bei jeder Note am Anfang ein kleiner “Punch” entsteht. Das macht unseren Bass druckvoller und knackiger. Beim Loslassen der Taste fällt der Pegel wegen der kurzen Release-Zeit ganz schnell auf Null zurück. Damit die Hüllkurve die Lautstärke beeinflusst, braucht ihr hier übrigens nichts extra einzustellen – das ist im Start-Preset schon voreingestellt. Das entsprechende Setting verbirgt sich hinter der Liste VCA in der Global-Abteilung ganz oben rechts. Wäre hier stattdessen “Gate” ausgewählt, würde der Ton einfach an und aus gehen wie bei einer Orgel, ohne durch ENV1 in der Lautstärke beeinflusst zu werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier stellt man ein, ob die Lautstärke von ENV1 kontrolliert werden soll

Im Ergebnis hört sich das nun so an:

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Bass

Und damit ist euer erster, einfacher Synth Bass fertig. Experimentiert ruhig mit den Wellenformen, dem Filter und den beiden Hüllkurven, um den Sound nach euren Wünschen zu gestalten! Zum Beispiel könntet ihr dem Oszillator 1 statt der Sägezahnwelle eine andere Wellenform geben, die Filterresonanz erhöhen, die Decay-Zeit der ENV 2 anders einstellen oder am MOD1-Regler des Filters drehen, ganz wie es euch beliebt. Probiert auch einmal, bei beiden Envelopes den VELO-Regler aufzudrehen. Dann wirkt sich die Anschlagstärke darauf aus, wie stark die jeweilige Hüllkurve eingreift – der Sound wird anschlagdynamisch.

So sieht der fertige Basssound im Tyrell aus
So sieht der fertige Basssound im Tyrell aus
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Als nächstes zeige ich euch, wie man einen Flächensound baut, und zwar ein typisches klassisches “analoges” String-Pad:

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Pad

Beginnt wieder mit dem Start-Preset bonedo_01_Start. Als erstes müsst ihr den Tyrell für unser Pad auf polyphonen Betrieb umstellen: Das geht in der Abteilung für globale Einstellungen ganz rechts oben. Hier wählt ihr aus der MODE-Liste “poly” aus. Nun könnt ihr auch mehrere Noten gleichzeitig spielen.

Hier wird der Tyrell auf polyphonen Betrieb geschaltet
Hier wird der Tyrell auf polyphonen Betrieb geschaltet

Oszillator 1 behält die voreingestelle Sägezahnwelle. Dieses Mal kommt aber auch der zweite Oszillator ins Spiel, der ebenfalls einen Sägezahn liefern soll. In die Benutzeroberfläche des Tyrell hat sich hier leider ein Fehler eingeschlichen: Dreht man den Regler SHAPE 2 ganz nach links, erzeugt der zweite Oszillator ganz eindeutig eine Sägezahnschwingung und nicht etwa das aufgedruckte Dreieck. Hoffentlich wird das in einem zukünftigen Update korrigiert! Dreht also SHAPE 2 ganz nach links und regelt beide Oszillatoren im Mixer etwa auf den Wert “0” hoch. Nun klingt das Ganze so:

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Pad: OSC 1 + OSC 2

Klingt schon etwas dicker als ein einzelner Oszillator. Einen breiteren Sound bekommt ihr, wenn ihr den zweiten Oszillator ganz leicht gegenüber dem ersten verstimmt. Das geht mit den Reglern TUNE 2 (für Halbtonschritte) und FINE (für das Feintuning). Stellt FINE auf etwa +5.00 ein. Probiert aber ruhig auch einmal eine stärkere Verstimmung aus! Nun klingt das so:

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Pad: OSC 1 + OSC 2 (detuned)
Mit den Reglern TUNE 2 und FINE lässt sich der zweite Oszillator gegenüber OSC1 verstimmen
Mit den Reglern TUNE 2 und FINE lässt sich der zweite Oszillator gegenüber OSC1 verstimmen

Zusätzlich dreht ihr den Suboszillator ein ganz kleines bisschen auf, zum Beispiel auf -85. Nicht zuviel – sonst “matscht” die Fläche nachher im Mix zu sehr! Das Grundgerüst unseres Sounds sollte nun so klingen:

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Pad: OSC 1 + OSC 2 + SUB

Für einen Flächensound ist das natürlich noch viel zu statisch. Doch kümmern wir uns zunächst um das Filter: Für den richtigen Klang wählt ihr ein Tiefpassfilter mit 12 dB/Oct Flankensteilheit, das etwas weicher eingreift als die voreingestellten 24 dB/Oct (nähere Infos dazu gibt’s wieder mal im Theorie-Artikel). Dafür klickt ihr in der Filtersektion auf das Feld VCF POLES und selektiert 12 dB/Oct. Danach stellt den CUT auf etwa 90.00 und RES auf moderate 20.00 ein.

Hier wird die Flankensteilheit des Filters eingestellt
Hier wird die Flankensteilheit des Filters eingestellt

Nun klingt der Flächensound so:

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Pad: Filter

Um den Sound interessanter zu gestalten, kommt jetzt wieder eine Hüllkurve ins Spiel. Ein Flächensound soll in der Regel langsam anschwellen (aber nicht zu langsam, damit er spielbar bleibt) und auch langsam wieder ausklingen. Deshalb stellt ihr die Attack-Zeit der ENV1 (Regler 1) auf ca. 60.00 ein und das Release (Regler 4) auf etwa 50.00. Bei Flächensounds muss man hier immer darauf achten, wie sich der Sound bei aufeinanderfolgenden Akkorden verhält – sind die Zeiten zu lang, klingen die Akkorde entweder zu stark ineinander und es entsteht kakophonischer Klangmatsch, oder es reißen Noten ab, weil die Polyphonie des Synths nicht ausreicht. Deshalb ist Ausprobieren angesagt. Zusätzlich wird auch das Decay (Regler 2) auf einen ähnlichen Wert gesetzt und das Sustain-Level auf etwa 80.00. Nun schwillt der Sound langsam an, fällt dann in einer Art Wellenbewegung langsam auf das Sustain-Level zurück und klingt langsam aus, wenn ihr die Taste loslasst. Die Kurve der ENV1 sieht nun in etwa so aus:

So könnte ein typischer Hüllkurvenverlauf bei einem Flächensound aussehen
So könnte ein typischer Hüllkurvenverlauf bei einem Flächensound aussehen

Hört euch das einmal an:

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Pad: VCA Envelope

Bei diesem Flächensound wollen wir auch das Filter per Hüllkurve steuern – diesmal mit der gleichen, die auch den VCA regelt. Das ergibt einen homogenen, fließenden Klang. Dafür wählt ihr in der Filtersektion bei SOURCE 1 die erste Hüllkurve aus (ADSR1) und stellt MOD 1 auf etwa +30.00. Das Ergebnis klingt so:

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Pad: Filter Envelope
So sieht der Signalweg bei unserem Pad-Sound aus
So sieht der Signalweg bei unserem Pad-Sound aus

Das kommt dem gewünschten Sound doch schon ziemlich nahe! Damit die Intensität der Hüllkurve etwas der Anschlagstärke folgt, setzt ihr bei ENV1 den VELO-Regler noch auf etwa +70.00. Jetzt wird der Sound bei stärkerem Anschlag nicht nur lauter, sondern auch heller, weil ja auch das Filter von ENV1 gesteuert wird.

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Pad: ENV1 Velocity

Nun fehlt eigentlich nur noch etwas Kosmetik : Um den Klang breiter und schwebender zu machen, fügt ihr etwas Chorus hinzu. Die Chorus-Sektion des Tyrell befindet sich ganz unten. Aktiviert den Chorus, indem ihr unterhalb des Wortes “CHORUS” auf “Off” klickt – jetzt steht dort “On”.  

Die Chorus-Abteilung des Tyrell
Die Chorus-Abteilung des Tyrell

In seiner Standardeinstellung ist der Chorus-Effekt zu heftig für unsere Fläche, daher regelt ihr die RATE (die Modulationsgeschwindigkeit) hinunter auf etwa 20.00, die DEPTH (Modulationsstärke) auf etwa 30.00 und WET (das Mischungsverhältnis zwischen unbearbeitetem Klang und Chorus-Sound) auf ca. 40.00. Und jetzt klingt das Ganze so:

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Pad
So sieht der fertige Flächensound im Tyrell aus
So sieht der fertige Flächensound im Tyrell aus

Damit ist der Flächensound erstmal fertig. Ich hoffe, dass euch der Workshop bis hierhin Spaß gemacht hat! In der nächsten Folge werden wir unter anderem das hier aus dieser Fläche machen:

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Pad Modulationen
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Profilbild von rolli

rolli sagt:

#1 - 02.08.2014 um 20:04 Uhr

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Hatte mich mit Synthesizern bisher noch gar nicht befasst. Der Workshop ist eine perfekte Einführung, noch dazu mit dem kostenlosen Synthesizer. Super! Vielen Dank

Profilbild von lukesega

lukesega sagt:

#2 - 03.08.2014 um 15:49 Uhr

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Das ist sehr gut, was hier geboten wird.
Vielen Dank!

Profilbild von Pixel

Pixel sagt:

#3 - 31.03.2015 um 19:22 Uhr

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Erstmal Danke!
Super schöner und ordentlicher Workshop!
Ein Problem hab ich leider trotzdem:
Das Preset bonedo_01_Start finde ich beim besten Willen nicht..
Habe halt auch die 3er Version.
Habe schon bei google nach dem Preset gesucht, jedoch ohne ein Ergebnis (interessanter Weise taucht nicht mal der Workshop auf).
Gibt es einen alternativen Download des Presets?
Px

Profilbild von Lasse Eilers (Redaktion bonedo

Lasse Eilers (Redaktion bonedo sagt:

#4 - 31.03.2015 um 19:57 Uhr

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Hallo Pixel,
vielen Dank für deinen Kommentar! Das Preset ist in der Zip-Datei enthalten, die du am Anfang dieser Folge herunterladen kannst. Wo du die h2p-Dateien speichern musst, damit der Tyrell sie findet, steht hier:
http://www.bonedo.de/artike...
Ob die Tyrell Version 2 oder 3 verwendet wird, sollte eigentlich keine Rolle spielen, die Presets sind kompatibel.
Ich hoffe es klappt jetzt! Viele Grüße, Lasse

Profilbild von Wolfgang Roessler

Wolfgang Roessler sagt:

#5 - 31.03.2017 um 20:31 Uhr

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Ich versuche gerade das Tutorial mit dem AL-1 vom Korg Kronos zu machen. Wenn ich OSC1 und 2 beide auf "Saw" einstelle, klingt das irgendwie nicht wie hier im Beispiel. Ich nehme an, dass im Kronos wirklich beide OSCs gleich sind und beim Tyrell nicht. Nur was ist der Unterschied?

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