Anzeige

Ashun Sound Machines Hydrasynth Sounddesign Workshop

Mit dem Hydrasynth präsentierte der neue Hersteller Ashun Sound Machines (ASM) im letzten Jahr einen Wavetable-Synthesizer, dessen weitreichende Möglichkeiten zum kreativen Sounddesign geradezu einladen. Ausführlich getestet haben wir den Hydrasynth natürlich bereits. In diesem Workshop werden wir nun die kreativen Möglichkeiten der Klangerzeugung erforschen und drei Beispielsounds programmieren, die davon reichlich Gebrauch machen.

ASM Hydrasynth Sound Workshop
Inhalte
  1. Beispielsound 1: Pad
  2. Beispielsound 2: Rhythmisches Sounddesign
  3. Beispielsound 3: Drone
  4. Schlusswort
  5. Patch Download


Unter dem Motto „digital is the new analog“ vereint der Hydrasynth drei mächtige Oszillatoren (davon zwei mit Wavetables), vier sogenannte „Mutant“-Module, die von PWM und Sync über FM bis hin zu ausgefalleneren Varianten viele Möglichkeiten zum „Verbiegen“ von Schwingungsformen bieten und zwei äußerst vielseitige Filter mit flexiblem Routing. Hinzu kommen je fünf Hüllkurven und LFOs, die sich in der üppigen Modulationsmatrix mit einer großen Zahl von Zielen verknüpfen lassen. Fast alles kann hier moduliert werden, weshalb der Hydrasynth für Sounds mit viel Bewegung geradezu gemacht ist. Eine gut ausgestattete Effektsektion, viele Performance-Controller und eine gute Verbindung zur Außenwelt (u. a. mit umfassender CV/Gate-Schnittstelle) runden den Synthesizer ab. Beim ASM Hydrasynth kann man bei der Klanggestaltung so richtig aus dem Vollen schöpfen und es gibt kaum etwas, was nicht geht.
Mithilfe der folgenden werden wir einige dieser Möglichkeiten erforschen. Wir haben die Programmierung auch per Video dokumentiert, sodass ihr sehen und hören könnt, wie die Sounds Schritt für Schritt entstehen.

Beispielsound 1: Pad

Der erste Sound soll ein breiter, warmer Pad-Sound werden. Ich stelle mir eine Kombination aus einem beinahe analog klingenden Flächensound und etwas digitalem Glitzern vor, das langsam hinzukommt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Zunächst setzen wir den Hydrasynth auf das einfache Init-Preset zurück – sozusagen ein weißes Blatt Papier. Das geht ganz einfach, indem man zweimal den Knopf INIT drückt. Sehr angenehm, dass man nicht – wie bei manchen anderen Synthesizern – tief in Menüs abtauchen muss, um diese Funktion zu finden.
Das Init-Preset besteht aus einer einfachen Sägezahnschwingung von Oszillator 1 und klingt so:

Audio Samples
0:00
Init-Sound
Oszillator 1

Die Oszillatoren 1 und 2 des Hydrasynth können im Single- oder Wavescan-Modus betrieben werden. Den Wavescan-Modus brauchen wir später noch. Oszillator 1 bleibt im Single-Modus und aus der langen Liste der Schwingungsformen wählen wir Orland 5. Diese Schwingungsform klingt einem Sägezahn nicht unähnlich, ist aber etwas weicher.

Audio Samples
0:00
Oszillator 1: Wave u201eOrland 5u201c

Im Modul Mutant 1 wählen wir den Modus Wavstack, der an mehrere, übereinander geschichtete Oszillatoren erinnert. Im nächsten Beispiel steht Depth auf etwa 20 und Dry/Wet auf ca. 40%.

Audio Samples
0:00
Mutant 1: Wavstack

Die Mutant-Module werden beim Hydrasynth auch zur Pulsbreitenmodulation (PWM) genutzt, die sich nicht nur auf die Pulsschwingung, sondern auf sämtliche Schwingungsformen anwenden lässt. In Modul Mutant 2 wählen wir den Modus PW-Orig und setzen Dry/Wet auf 100%.
Die Pulsbreite soll von LFO 3 moduliert werden. Die Zuweisung von Modulationen ist trotz der vielen Möglichkeiten zum Glück sehr einfach: Einfach die Taste für LFO 3 gedrückt halten und dann den Knopf für Mutant 2 drücken und es wird in der Modulationsmatrix ein Slot mit der entsprechenden Verbindung eingerichtet. Nun müssen wir nur noch Depth als Ziel einstellen und die Modulationsintensität aufdrehen, in diesem Fall auf ca. 30. LFO 3 kriegt eine Dreieckschwingung mit einer Rate von etwa 0,4 Hz.

Audio Samples
0:00
PWM
Zuweisung von LFO3 zu Mutant 2

Als nächstes kommt Oszillator 3 ins Spiel, der im Gegensatz zu den anderen beiden keinen Wavescan-Modus bietet. In der Voreinstellung liefert er eine Sägezahnschwingung eine Oktave unter Oszillator 1. In diesem Fall soll er jedoch in derselben Oktave klingen, weshalb wir Semi auf ‘Null’ stellen. Außerdem können wir die Oszillatoren 1 und 3 um ein paar Cent gegeneinander verstimmen, was dem Sound schöne Schwebungen hinzufügt. Im Mixer verteilen wir die beiden Oszillatoren zudem etwas im Stereobild.

Audio Samples
0:00
Oszillatoren 1 und 3

Im Voice-Modul gibt es noch weitere Einstellungen, die den Sound breiter und voller machen. Hier drehen wir das Analog Feel etwas auf, aktivieren den Warm Mode und vergrößern die Stereobreite (Stereo Width).

Audio Samples
0:00
Analog Feel und Warm Mode

Envelope 2 wird beim Hydrasynth standardmäßig als Amp-Hüllkurve verwendet. Sie wird mit einer Attack-Zeit von etwa einer Sekunde sowie etwas längeren Decay- und Release-Zeiten bestückt. Das Sustain wird von 128 auf etwa 100 reduziert. Im Modul Amp drehen wir Vel Env auf etwa 45 auf, wodurch sich die Anschlagstärke auf die Wirkung der Amp-Hüllkurve und damit die Lautstärke auswirkt.

Audio Samples
0:00
Amp Envelope

Die beiden Filter des Hydrasynth können seriell oder parallel betrieben werden. Da ich die beiden Oszillatoren 1 und 3, die derzeit zu hören sind, durch Filter 2 schicken und Filter 1 später für Oszillator 2 verwenden möchte, stelle ich das Filter-Routing im Mixer auf Parallel. Dieselbe Einstellung findet man übrigens auch direkt in der Filtersektion bei Filter 1.
Filter 2 ist ein State-variable-Filter nach dem Vorbild des Oberheim SEM. Mit dem Parameter Morph lässt es sich stufenlos von Tiefpass über Bandpass bis Hochpass überblenden. Wir wählen einen Morph-Wert von etwa 10, wodurch das Filter den Sound im Bassbereich leicht ausdünnt, sich aber insgesamt noch wie ein Tiefpassfilter verhält. Dann wählen wir einen recht niedrigen Cutoff-Wert von etwa 16 – die Filterhüllkurve wird gleich dafür sorgen, dass das Filter wieder weiter öffnet. Die Resonanz wird auf etwa 20 eingestellt. Mit dem Parameter Env1Amt wird gesteuert, wie stark Envelope 1 sich auf das Filter auswirkt. Hier wählen wir einen Wert von ca. 45. Außerdem drehen wir Keytrack auf etwa 20% auf, wodurch das Filter umso weiter öffnet, umso höher wir auf der Tastatur spielen.
Die Filterhüllkurve (ENV 1) bekommt ungefähr die folgenden Werte: Attack = 4,5 Sek., Decay = 3 Sek., Sustain = 75%, Release = 2 Sek.

Audio Samples
0:00
Filter 2
Filter 2

Damit steht der Grundsound. Da wir noch Oszillator 2 mit seinen beiden Mutant-Modulen und Filter 1 zur Verfügung haben, können wir dem Klang aber noch eine weitere Facette hinzufügen: Etwas hochfrequentes Glitzern, das nach dem Anschlagen eines Akkords langsam hinzukommt.
Nachdem wir Oszillator 2 im Mixer aufgedreht und zunächst auf solo gestellt haben, wählen wir den Wavescan-Modus. Ein Druck auf Wavelist Edit bringt uns zu einer Ansicht, wo wir die Möglichkeit haben, bis zu acht verschiedene Waves auszuwählen, zwischen denen dann stufenlos überblendet werden kann. Für diesen Sound benötigen wir die Waves ‘ChriMey 1’ bis ‘ChriMey 8’. Übrigens lassen sich mehrere Waves schnell zuweisen, indem man Shift gedrückt hält, während man die Wave in Slot 1 auswählt. Die anderen Slots werden dann automatisch mit weiteren Waves in aufsteigender Reihenfolge gefüllt.
Beim Drehen am Wavescan-Regler klingt das ChriMey-Set so:

Audio Samples
0:00
Oszillator 2: ChriMey 1-8
Oszillator 2 Waves

Um Bewegung in den Sound zu bringen, modulieren wir den Wavescan-Parameter mit LFO 4. Die Zuweisung funktioniert wie gehabt: Taster für LFO 4 gedrückt halten und den Taster für Oszillator 2 drücken. Dann als Ziel Wavescan auswählen und die Modulationsintensität aufdrehen. In diesem Fall verändere ich noch die Quelle zu LFO4+, was den LFO zu einer unipolaren Modulationsquelle macht.
Für LFO 4 wählen wir den Modus Sample&Hold (S&H) und belassen die Rate auf 1 Hz.

Audio Samples
0:00
Wavescan per LFO

Zusätzlich soll dies auch durch eine Hüllkurve moduliert werden. Dafür weisen wir nach dem eben beschriebenen Schema ENV 4 dem Wavescan-Parameter von Oszillator 2 zu. Die Hüllkurve 4 wird mit langen Zeiten belegt (ca. 5 Sekunden) für Attack und Decay. Den Sustain-Level regeln wir auf ‘Null’ herunter und fügen etwas Release hinzu. Jetzt morpht Oszillator 2 durch die Hüllkurve und den LFO gesteuert durch die verschiedenen Schwingungsformen:

Audio Samples
0:00
Wavescan per LFO und Envelope

Auch die Lautstärke von Oszillator 2 soll von einer Hüllkurve gesteuert werden, damit der Oszillator langsam hinzukommt. Dafür regeln wir die Lautstärke zunächst im Mixer auf ‘Null’ herunter. Dann weisen wir in der Modulationsmatrix die Quelle ENV 5 dem Ziel Osc2Volume zu.
Envelope 5 erhält ebenfalls lange Zeiten. Attack steht auf ca. 4-5 Sekunden, Decay auf ca. 8 Sekunden, Sustain etwa auf der Hälfte und Release auf etwa 2 Sekunden. Da es nach dem Anschlagen einer Taste eine Weile dauern soll, bis Oszillator 2 hinzukommt, geben wir der Hüllkurve außerdem etwa eine Sekunde Delay. Denselben Delay-Wert bekommt auch die Hüllkurve 4, die den Wavescan-Parameter steuert.

Audio Samples
0:00
Lautstärkehüllkurve für Oszillator 2

Oszillator 2 durchläuft Filter 1, das wir in einen Bandpass-Modus versetzen (BP 3-Ler). Den Cutoff-Wert setzen wir auf etwa ein Drittel und fügen etwas Resonanz hinzu. Dann nutzen wir die Hüllkurve, die den Wavescan-Parameter steuert, auch zur Modulation von Filter 1, sodass sich mit dem Morphen durch die Schwingungsformen auch die Filterfrequenz ändert.

Audio Samples
0:00
Filter 1
Filter 1

Um den Klang noch interessanter zu machen verwenden wir das Modul Mutant 3, das wir in den Harmonic-Modus versetzen. Wenn wir nun Envelope 4 auch zur Steuerung von Mutant 3 Depth verwenden, klingt das Ganze so:

Audio Samples
0:00
Mutant 3: Harmonic

Zu guter Letzt nehmen wir noch LFO 5 hinzu, um Oszillator 2 langsam im Stereobild umherwandern zu lassen. Dazu weisen wir LFO 5 dem Ziel Osc2Pan zu und drehen die Modulationsintensität etwas auf. LFO 5 kriegt eine Sinusschwingung und eine Rate von etwa 0,5 Hz.

Audio Samples
0:00
Panning von Oszillator 2

Zusammen mit den anderen Oszillatoren klingt das nun so:

Audio Samples
0:00
Alle 3 Oszillatoren

Zum Schluss fügen wir noch einige Effekte hinzu, um den Sound abzurunden. Im Modul Pre FX nehmen wir Chorus 2. Außerdem kann etwas Reverb nicht schaden – aber nicht zu viel, sonst wird der Sound matschig.
Und damit ist unser Pad-Sound fertig! Hier hört ihr das Endergebnis:

Audio Samples
0:00
Pad
Anzeige

Beispielsound 2: Rhythmisches Sounddesign

Zwar bietet der ASM Hydrasynth keinen integrierten Sequenzer (zumindest keinen, der so heißt), aber es gibt dennoch viele Möglichkeiten, Sounds eine rhythmische Komponente zu verleihen. Indem wir uns die rhythmischen Möglichkeiten der LFOs und Hüllkurven zunutze machen, können wir Patches erstellen, die so klingen, als seien sie auf mehreren Spuren eines Sequenzers programmiert.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wir beginnen wieder, indem wir ein Patch initialisieren (2x INIT drücken):

Audio Samples
0:00
Init-Sound

Zunächst regeln wir im Mixer die Lautstärke von Oszillator 1 auf ‘Null’ herunter. Wir beginnen diesen Sound mit Oszillator 3, den wir auf 0 Semitones setzen. Die Sägezahnschwingung behalten wir bei.

Audio Samples
0:00
Oszillator 3

Auch die Lautstärke von Oszillator 3 regeln wir wieder herunter, denn sie soll vollständig von einer Hüllkurve gesteuert werden. Dafür verknüpfen wir ENV 1 in der Modulationsmatrix mit dem Ziel Osc3Vol und drehen die Modulationsintensität auf. Die Hüllkurve bekommt eine kurze Decay-Zeit von etwa 250 ms. Sustain steht auf ‘Null’ und Release ebenfalls auf 250 ms.

Audio Samples
0:00
Envelope 1 regelt die Lautstärke von Oszillator 3

Jetzt regeln wir die Modulationsintensität wieder herunter, denn sie soll durch LFO 1 gesteuert werden. Der LFO regelt also, wie stark sich Envelope 1 auf die Lautstärke von Oszillator 3 auswirkt. Zugleich soll der LFO die Hüllkurve triggern, womit wir bei der rhythmischen Komponente wären. Unter ENV 1 wählen wir also LFO 1 als Trigger Source.
Nun weisen wir LFO 1 dem Slot der Modulationsmatrix zu, der die Verknüpfung von ENV 1 mit Osc3Vol enthält. In diesem Fall ist das Slot 1. Die Modulationsintensität wird ganz aufgedreht.

LFO1 steuert, wie stark sich ENV1 auf die Lautstärke von Oszillator 3 auswirkt

LFO 1 versetzen wir in den Step-Modus, hinter dem sich eine Art Modulationssequenzer verbirgt. Mit dem OS-Update 1.5 für den Hydrasynth wurde die maximale Anzahl von Steps auf 64 erhöht, was recht komplexe Sequenzen ermöglicht. Wir aktivieren BPM Sync, setzen die Rate auf Sechzehntelnoten und setzen den Parameter Trig Sync auf Single, wodurch sich der LFO auf alle Stimmen des Synthesizers gleichermaßen auswirkt. Ein Druck auf Step Edit öffnet die Ansicht zur Eingabe der einzelnen Steps, wo wir unsere Sequenz erstellen können.

LFO1 im Step-Modus mit 32 Steps

Und so klingt das Ganze:

Audio Samples
0:00
LFO1 im Step Mode regelt die Intensität von Envelope 1 und triggert die Hüllkurve

Kommen wir zum Filter. Wie beim Pad-Sound verwenden wir die beiden Filter auch hier in einer parallelen Konfiguration. Im Mixer wählen wir Parallel für das Filter-Routing und setzen den Parameter Osc3Filt auf 0:100, wodurch Oszillator 3 zu Filter 2 geleitet wird.
Das State-variable Filter 2 wird mit einem Morph-Wert von etwa 25 belegt. Der Cutoff steht auf ca. 20. Auch fügen wir etwas Resonanz hinzu und drehen die beiden Parameter für die Hüllkurven- und LFO-Intensität, die sich auf ENV 1 und LFO 1 beziehen, jeweils etwas auf. Nun steuern Envelope 1 und LFO 1 jeweils auch die Cutoff-Frequenz von Filter 2.

Audio Samples
0:00
Filter 2, gesteuert von Envelope 1 und LFO 1

Damit ist unser erstes rhythmisches Element fertig. Weiter geht’s mit Oszillator 2, den wir im Mixer etwas aufdrehen und auf Solo schalten, um die Einstellung zu vereinfachen. Diesen Oszillator betreiben wir im Wavescan-Modus, der mit den acht Schwingungsformen namens „Chendom“ bestückt ist. So klingt es, wenn man den Wavescan-Parameter von Hand moduliert:

Audio Samples
0:00
OSC2 Wavescan manuell

Dies soll durch LFO 2 moduliert werden. Also weisen wir LFO 2 dem Wavescan-Parameter von Oszillator 2 zu und drehen die Modulationsintensität ganz auf. Auch hier verwende ich als Quelle „LFO2+“, was eine unipolare Variante des LFOs ist.
Auch LFO 2 nutzen wir im Step-Modus. Dies ermöglicht uns, eine rhythmische Sequenz zu definieren, die auf jedem Step eine andere Position innerhalb der acht Waves anspricht. Bei LFO 2 wird BPM Sync aktiviert und als Rate wählen wir wieder Sechzehntelnoten. Diese Sequenz erhält 16 Steps:

LFO2 im Step-Modus mit 16 Steps

Und so klingt es:

Audio Samples
0:00
OSC2 Wavescan, gesteuert durch LFO2 im Step Mode

Wenn wir nun Oszillator 2 im Mixer auch zu Filter 2 leiten (Osc2Filt auf 0:100), ergibt sich zusammen mit Oszillator 3 der folgende Sound:

Audio Samples
0:00
Oszillatoren 2 und 3

Filter 2 soll noch durch einen zweiten LFO moduliert werden, der eine langsame Öffnung des Filters im Verlauf eines Taktes bewirkt. Dafür nutzen wir LFO 3 – beim Hydrasynth kann man in Sachen Modulatoren zum Glück aus dem Vollen schöpfen. Nach dem gewohnten Prinzip – Taster für die Quelle gedrückt halten und Taster für das Ziel drücken – weisen wir LFO 3 den Cutoff- und Resonance-Parametern von Filter 2 zu und drehen die Modulationsintensität jeweils etwas auf.
LFO 3 wird mit der Schwingungsform des aufsteigenden Sägezahns (Saw Up) belegt. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate auf eine ganze Note. Jetzt öffnet LFO 3 im Verlauf eines Taktes leicht das Filter und auch die Resonanz steigt leicht an.

Audio Samples
0:00
LFO3 öffnet Filter 2 im Verlauf eines Taktes
LFO3 öffnet das Filter leicht im Verlauf eines Taktes

Im nächsten Schritt nutzen wir einen weiteren LFO, um die Decay-Zeit von Envelope 1 zu modulieren, die unseren Basis-Groove liefert. Die Modulation von Hüllkurven-Zeiten kann in einem solchen, rhythmischen Patch sehr zum Groove beitragen. Schließlich beeinflusst auch ein Live-Spieler ständig den Groove, indem er Töne etwas länger oder kürzer hält. Wir weisen LFO 4 der Decay-Zeit von Envelope 1 zu und drehen die Modulationsintensität etwas auf.
LFO 4 erhält als Schwingungsform eine Dreieckschwingung. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate auf eine ganze Note. Dann justieren wir die Phase des LFOs so, dass er sein Maximum ungefähr auf der vierten Zählzeit jedes Taktes erreicht. Im Ergebnis werden die Noten im Verlauf eines Taktes etwas länger und kürzer, was den Groove unterstützt.

Audio Samples
0:00
Modulation der Decay-Zeit durch LFO4
LFO4 steuert die Decay-Zeit von ENV1

Jetzt fügen wir etwas Delay hinzu, um dem Groove noch eine zusätzliche Facette zu geben. Ich nutze das Delay des Hydrasynth im Modus LRC Delay mit aktiviertem BPM Sync, einer Delay-Zeit von Achtelnoten und etwas Feedback.

Audio Samples
0:00
Delay

Ein bisschen Hall kann auch nicht schaden, jedoch sollte man es nicht übertreiben – gerade, wenn der Sound in einem Track neben anderen eingesetzt wird.

Audio Samples
0:00
Reverb

Und wo wir gerade bei den Effekten sind, fügen wir noch einen Phaser im Modul Pre FX hinzu.

Audio Samples
0:00
Phaser

Mit Oszillator 1 und Filter 1 stehen uns noch die Bausteine für ein weiteres Element zur Verfügung. Wir drehen Oszillator 1 im Mixer auf und stellen ihn für den Moment auf solo.
Oszillator 1 wird ebenfalls im Wavescan-Modus betrieben. In diesem Fall habe ich mich für die Waves Alweg 4, Alweg 3 und Alweg 8 entschieden – in genau dieser Reihenfolge.

Audio Samples
0:00
OSC1 Waves

Im Modul Mutant 1 fügen wir etwas Wavstack hinzu.

Audio Samples
0:00
Mutant 1 Wavstack

Bei diesem Oszillator verfahren wir genau wie bei Oszillator 3. Seine Lautstärke wird durch eine Hüllkurve gesteuert, die von einem LFO getriggert wird. Zugleich steuert der LFO, wie stark sich die Hüllkurve auf die Lautstärke auswirkt. Also regeln wir Oszillator 1 im Mixer wieder herunter, weisen ENV 3 seiner Lautstärke zu und drehen die Modulationsintensität auf.
Die Hüllkurve 3 kriegt eine kurze Attack-Zeit sowie etwas Decay und Release. Sustain steht auf ‘Null’. Als Trig Source wählen wir LFO 5.
Jetzt regeln wir die Modulationsintensität für diesen Slot wieder herunter, weil sie ja von einem LFO gesteuert werden soll. Dazu weisen wir LFO 5 so zu, dass er die Modulationsintensität (Depth) des betreffenden Slots der Modulationsmatrix steuert – in diesem Fall ist es Slot 7.
Auch LFO 5 wird im Step-Modus betrieben. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate diesmal auf Achtelnoten. Hier verwenden wir eine Sequenz mit acht Steps:

Audio Samples
0:00
OSC1 Volume, gesteuert durch ENV3 und LFO5
LFO5 im Step-Modus mit 8 Steps

Neben der Hüllkurvenintensität soll LFO 5 auch den Wavescan-Parameter von Oszillator 1 steuern. Also weisen wir ihn nach dem gleichen Schema wie vorhin bei LFO 2 und Oszillator 2 zu und drehen die Modulationsintensität etwas auf – hier steht sie auf 17,0.

Audio Samples
0:00
OSC1 Wavescan, gesteuert durch LFO5

Oszillator 1 durchläuft Filter 1, das wir in einem Bandpass-Modus (BP Stn12) verwenden. Die Cutoff-Frequenz wird fast ganz herunter geregelt und wir fügen ein bisschen Resonanz hinzu. Und auch dieses Filter modulieren wir durch LFO 5, indem wir in der Modulationsmatrix die entsprechende Verknüpfung vornehmen:

Audio Samples
0:00
Filter 1, gesteuert durch LFO5

Einen weiteren Parameter möchte ich noch durch LFO 5 steuern, und zwar die Attack-Zeit der Hüllkurve 3, die ja die Lautstärke von Oszillator 1 steuert. Diese Modulation soll umgekehrt (invertiert) wirken, sodass die Attack-Zeit kürzer wird, wenn die Amplitude des LFOs steigt. So klingen lautere Steps perkussiver, was den Groove unterstützt.

Audio Samples
0:00
ENV3 Attack, gesteuert durch LFO5 (invertiert)
LFO5 wirkt sich invertiert auf die Attack-Zeit von ENV3 aus

Um dieses Element abzuschließen, nutzen wir noch LFO 4, um das Panning von Oszillator 1 zu beeinflussen:

Audio Samples
0:00
OSC1 Pan, gesteuert durch LFO4

Zusammen mit den anderen Oszillatoren klingt das nun so:

Audio Samples
0:00
Alle 3 Oszillatoren

Um den Sound live während des Spielens beeinflussen zu können, erstellen wir jetzt noch ein Makro, das mehrere Parameter gleichzeitig steuert. Ein Druck auf Macro Assign öffnet die Seite zur Makro-Zuweisung. Ähnlich der Modulationsmatrix stehen hier verschiedene Slots zur Verfügung, in denen wir die gewünschten Zuweisungen vornehmen können. Dann lassen sich die gewählten Parameter durch den entsprechenden Makro-Regler gemeinsam steuern. Slot 1 weisen wir der Cutoff-Frequenz von Filter 2 zu, Slot 2 verlängert die Decay-Zeit von Envelope 1 und Slot 3 erhöht den Effektanteil (Dry/Wet) des Delays.

Audio Samples
0:00
Makro
Makro-Zuweisung

Indem wir dieses Makro in der Modulationsmatrix dem polyphonen Aftertouch zuweisen, können wir beim Spielen einzelne Noten durch Druck auf die Tastatur entsprechend beeinflussen und somit hervorheben. Dadurch wird der Klang sehr organisch; obwohl verschiedene Sequenzen ablaufen, können wir in Echtzeit über die Tastatur darauf einwirken.
Und damit ist dieses vielschichtige Patch abgeschlossen:

Audio Samples
0:00
Rhythmisches Sounddesign u2013 der fertige Sound
Anzeige

Beispielsound 3: Drone

Der dritte Beispielsound soll ein düsterer Drone-Sound werden, den wir durch Druck auf den Ribbon-Controller beeinflussen können. Außerdem möchte ich mir die Möglichkeit zunutze machen, über die CV-Eingangsbuchsen des Hydrasynth ein externes Signal in das Sounddesign mit einzubinden.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wir beginnen wieder, indem wir den Sound auf das Init-Preset zurücksetzen. Außerdem setzen wir das Patch im Voice-Modul auf monophon, drehen das Analog Feel etwas auf und aktivieren den Warm Mode.
Oszillator 1 wird für diesen Sound im Wavescan-Modus betrieben. Die acht Wave-Slots füllen wir mit dem Waveset „Horizon 1-8“.

Audio Samples
0:00
OSC1: Horizon 1-8
Oszillator 1

Der Wavescan-Parameter wird durch LFO 3 moduliert, der eine Dreieckschwingung mit sehr langsamer Frequenz erhält:

Audio Samples
0:00
OSC1 Wavescan, gesteuert durch LFO3

Außerdem verwenden wir noch eine Hüllkurve, um die verschiedenen Waves langsam zu durchlaufen. ENV 5 erhält sehr lange Attack- und Release-Zeiten von jeweils rund 20 Sekunden. Den Sustain-Level regeln wir auf ‘Null’ herunter. Diese Hüllkurve wird im Loop-Modus verwendet (Env Loop auf „Inf“), wodurch sie sich wie ein sehr langsam schwingender LFO verhält.

Audio Samples
0:00
OSC1 Wavescan, gesteuert durch LFO3 und ENV5

Im nächsten Schritt fügen wir Oszillator 3 hinzu. In der Voreinstellung klingt er eine Oktave unter Oszillator 1, was wir beibehalten. Dieser Oszillator mit der Wave „Horizon 1“ versehen. Auch verstimmen wir die Oszillatoren 1 und 3 ganz leicht gegeneinander.

Audio Samples
0:00
Oszillatoren 1 und 3

Im Modul Mutant 2 wählen wir den Modus Wavstack und drehen Depth und Dry/Wet etwas auf.

Audio Samples
0:00
Mutant 2 Wavstack

Die Amp-Hüllkurve (ENV 2) bekommt lange Attack- und Release-Zeiten:

Audio Samples
0:00
Amp Envelope

Im Mixer setzen wir das Filter-Routing auf parallel. Die Oszillatoren 1 und 3 sollen Filter 1 durchlaufen, während Oszillator 2 durch Filter 2 geschickt wird.
Filter 1 nutzen wir im Modus „LP Fat12“. Der Cutoff-Wert wird etwa auf die Hälfte gesetzt und wir fügen ein wenig Resonanz hinzu. Außerdem können wir den Klang durch etwas Filter Overdrive etwas aufrauen.

Audio Samples
0:00
Filter 1

Das Filter soll durch einen weiteren, sehr langsam schwingenden LFO moduliert werden. Dafür nutze ich LFO 4, dem ich ebenfalls eine Dreieckschwingung zuweise, die mit einer ähnlich langsamen, aber etwas anderen Rate als LFO 3 schwingt.

Audio Samples
0:00
Filter 1, gesteuert durch LFO4

Der Hydrasynth lässt sich auf viele Weisen kreativ mit anderem Equipment kombinieren. Zum Beispiel lassen sich die beiden CV-Eingänge MOD 1 und MOD 2 nicht nur für CV-Signale nutzen, sondern auch für Audiosignale, die dann zur Frequenzmodulation eingesetzt werden können. Auf einem anderen Synthesizer läuft diese kurze Sequenz:

Audio Samples
0:00
Externe Sequenz
In die CV-Eingänge Mod 1 und Mod 2 lassen sich auch Audiosignale zur Frequenzmodulation einspeisen (Foto: Numinos)

Dieses Signal speisen wir nun in den Eingang MOD 1 des Hydrasynth ein. Dann rufen wir das Modul Mutant 1 auf und versetzen es in den Modus FM-Lin. Als FM-Quelle wählen wir Mod In 1 und drehen sowohl Depth als auch Dry/Wet etwas auf. Jetzt moduliert das externe Signal die Schwingungsform von Oszillator 1. Zur Veranschaulichung habe ich Oszillator 1 in diesem Beispiel auf solo geschaltet.

Audio Samples
0:00
Frequenzmodulation von OSC1
Frequenzmodulation von Oszillator 1 durch externes Signal im Modul Mutant 1

Nun möchte ich eine Modulation programmieren, die ich manuell über den Ribbon-Controller starten kann. Dafür mache ich mir die vielfältigen Optionen zum Triggern von Hüllkurven zunutze. Zunächst weise ich ENV 4 dem Filter 1 Cutoff und der Filter 1 Resonance zu, sodass die Hüllkurve beides etwas steigert.
Diese Hüllkurve wird mit sehr langen Zeiten belegt. Attack steht auf etwa 9 Sekunden und Decay sogar auf ca. 20 Sekunden. Sustain steht auf ‘Null’ und die Release-Zeit entspricht etwa der der Amp-Hüllkurve. Zudem wählen wir als Trig Source die Option RibbonOn aus, sodass die Hüllkurve gestartet wird, wenn man auf den Ribbon-Controller drückt. Dafür müssen wir außerdem im Menü Ribbon die Option Mod Only wählen, damit der Controller nicht zusätzlich Pitchbend-Daten produziert.

Audio Samples
0:00
ENV4, getriggert durch Druck auf Ribbon-Controller

Ein weiteres Ereignis soll eintreten, wenn der Ribbon-Controller losgelassen wird. Dafür nutzen wir Oszillator 2, den wir bisher nicht verwendet haben. Im Mixer drehen wir seine Lautstärke auf und stellen ihn zunächst auf solo.
Oszillator 2 weisen wir die Schwingungsform SquRoo 10 zu, die wir um 16 Halbtöne nach oben transponieren; das entspricht einer Oktave plus einer großen Terz.
Im Modul Mutant 3 wählen wir den Modus Harmonic, mit dem wir interessante Obertöne betonen können. Depth steht in diesem Beispiel auf 33.

Audio Samples
0:00
OSC2 mit Mutant 3 im Harmonic Mode

Als nächstes setzen wir das Modul Mutant 4 im Modus Wavstack ein, um den Klang etwas voller und breiter zu machen.

Audio Samples
0:00
Mutant 4 Wavstack

Dieser Oszillator durchläuft Filter 2. Hier stellen wir Morph auf ‘Null’, Cutoff etwa auf die Hälfte und fügen etwas Resonanz hinzu.

Audio Samples
0:00
Filter 2

Dann regeln wir Oszillator 2 im Mixer wieder herunter und weisen eine Hüllkurve zu, die seine Lautstärke steuert. Ich nutze dafür ENV 3, die ich zugleich verwende, um auch Filter 2 leicht zu modulieren. Sie bekommt eine recht lange Decay-Zeit von ca. 10 Sekunden. Sustain steht auf ‘Null’ und Release auf etwa 5 Sekunden. Damit diese Hüllkurve ausgelöst wird, wenn der Ribbon-Controller losgelassen wird, setzen wir Trig Source auf RibbonRls.
Nun startet Envelope 4, die Filter 1 moduliert, beim Druck auf den Ribbon-Controller. Beim Loslassen des Controllers startet Envelope 3, die mit dem “Ping” von Oszillator 2 einen Akzent setzt.

Audio Samples
0:00
ENV4, getriggert durch Loslassen des Ribbon-Controllers
Envelope 4 wird beim Loslassen des Ribbon-Controllers getriggert

Nun fehlen nur noch einige Effekte. Im Modul Pre FX verwende ich Chorus 2. Außerdem fügen wir etwas Delay mit reichlich Feedback sowie etwas Reverb hinzu. Zu guter Letzt nutze ich das Modul Post FX, um etwas Overdrive hinzuzufügen.
Und damit ist unser Drone-Sound fertig!

Audio Samples
0:00
Drone u2013 der fertige Sound

Schlusswort

Diese drei Beispielsounds zeigen, zu welcher klanglichen Bandbreite der ASM Hydrasynth fähig ist. Seine äußerst flexiblen Oszillatoren und Mutant-Module, die umfassenden Modulationsmöglichkeiten sowie die beiden Filter, die im OS-Update 1.5 noch einmal um etliche neue Modelle erweitert wurden, sorgen dafür, dass es fast nichts gibt, was sich nicht realisieren ließe. Obwohl er durch und durch digital ist, klingt der Hydrasynth dabei – falls gewünscht – sehr organisch und fett. Mir hat es viel Spaß gemacht, die Beispielsounds für diesen Workshop zu erstellen – ich hoffe euch auch!

Patch Download

Die drei Beispielsounds aus diesem Workshop könnt ihr euch hier herunterladen, um sie auf eurem Hydrasynth selbst auszuprobieren. Nach dem Entpacken der ZIP-Datei könnt ihr die .hydra-Datei in den Hydrasynth Manager (kostenlos erhältlich von Ashun Sound Machines) laden und die Patches auf den Synthesizer übertragen. Viel Spaß!

Kommentieren
Profilbild von Nichtverstehen

Nichtverstehen sagt:

#1 - 10.09.2021 um 03:16 Uhr

0

Ich hab eine tolle Idee:
Wenn schon in Tutorialvideos in einer fremden Sprache gesprochen wird, dann schreibt doch auch die Texte hier in der selben Sprache - und am Besten noch uns Leser auffordern, die Kommentare nicht in der "hässlichen" Mutter-, sondern auch in der schönen Fremdsprache zu verfassen. Ist doch logisch und gerecht oder liebe Leute von Bonedo?

    Profilbild von Lernenglischdudepp

    Lernenglischdudepp sagt:

    #1.1 - 11.09.2021 um 17:34 Uhr

    0

    Das ist doch alles kontenlos hier, also was regst du dich künstlich auf? Wenn es dir nicht passt, brauchst du dir die Tutorialvideos doch nicht anzuschauen.

    Antwort auf #1 von Nichtverstehen

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von TimoS

TimoS sagt:

#2 - 30.09.2022 um 23:06 Uhr

0

Klingt großartig. 0:25 erinnert mich an Miami Vice.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.