Spitfire Audio Olafur Arnalds Stratus Test

Praxis

Klang

Arnalds Klavierklang ist grundsätzlich relativ dunkel, das ist Geschmackssache. Trotzdem war ich vom klanglichen Gesamteindruck enttäuscht, speziell wenn ich da Spitfire-Maßstäbe setze. Will man es positiv formulieren, dann klingt alles sehr soft, selbst wenn man richtig in die Tasten haut. Scheinbar hat man nur eine Velocity-Einstellung gesampelt. Das ist bei heutigen Maßstäben einfach zu wenig. Aber gut, wir hatten ja bereits festgestellt, dass Stratus keine Piano-Library im klassischen Sinne ist. Trotzdem hätte man klanglich mehr draus machen können. Da helfen auch die drei Pianoklänge (links, rechts, Overlay) nicht, die man auch separat auf der gesamten Tastatur spielen kann. Leider ist die Qualität recht bescheiden. 

Anwendbarkeit

Stratus bietet ohne Zweifel eine Vielzahl verschiedenster Patterns an, trotzdem bleibt das Klangerlebnis immer sehr ähnlich. Mal ist das musikalische Geschehen komplexer, mal simpler. Der Charakter ändert sich aber nicht. Die anvisierte Abwechslung und Lebendigkeit erlebe ich persönlich nicht. Das klappt mit den Synth-Patterns sogar noch etwas besser. Ich kann insgesamt nicht erkennen, dass hier „zwei bis drei“ Pianisten am Werk sind. Am Ende des Tages bleibt immer ein wenig der Eindruck, man hätte ein „intelligentes“ Echo in Gebrauch. 
Das bedeutet, dass man stets prüfen muss, an welchen Stellen man Stratus in seiner Musik einsetzt. Man darf den Einsatz nicht überreizen. Stratus will das Klavierspiel lebendiger gestalten, dagegen ist auch nichts einzuwenden – aber: Bei permanentem und zu prominentem Einsatz ist der ADHS-Faktor ein wenig zu hoch. Olafur Arnalds Musik steht eigentlich für Ruhe und Emotionalität, und die geht mir mit der teilweisen Hyperaktivität manchmal sogar komplett verloren.
Dann bleiben noch die Synth-Sounds. Klänge vom Korg PS-3100 plus Juno-60 – das könnte reizvoll sein. Könnte! Das Ergebnis ist recht bescheiden, das Potential der beiden Instrumente wird noch nicht mal angekratzt.  Und wenn man Stratus nur hier und da als „Icing on the Cake“ einsetzt, dann dürfte die Investition von 299 Euro zu hoch sein.
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