Source Audio Ultrawave Test

Mit dem Source Audio Ultrawave legt die in Boston ansässige Firma ein Effektpedal aufs Parkett, das wesentlich mehr unter der Haube hat als die wenigen Potis auf der Pedaloberseite zunächst vermuten lassen. Auch wenn das Gerät auf den ersten Blick simpel erscheint, verbirgt sich hier doch ein sehr ausgefuchster Multiband-Prozessor, der eine Vielzahl an Verzerreffekten, Tremolos und einen Kompressoran Bord hat.

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Ganz überraschend ist das Konzept aus dem Hause Source Audio nicht, hat die Firma doch bereits vor zehn Jahren mit dem Multiwave Distortion ein Pedal releast, mit dem sich unterschiedliche Frequenzbänder getrennt bearbeiten ließen. Das Ultrawave ist nun der nächste konsequente Schritt in dieser Entwicklung und man darf gespannt sein, was das neue Pedal zu leisten imstande ist.

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Details

Gehäuse/Optik

Der Source Audio Ultrawave kommt in einem schwarzen Aluminiumgehäuse mit den Maßen 116 x 73 x 52 mm. Sämtliche Bedienelemente sind in der vorderen Hälfte angesiedelt und bestehen aus vier schwarzen Kunststoffpotis sowie einem Dreiweg-Kippschalter und einer Funktions-LED. Unterhalb davon präsentiert sich eine grüne LED, die den Betriebszustand anzeigt und der obligatorische Fußschalter, der den Effekt aktiviert.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Source Audio Ultrawave Pedal zeigt sich im schlichten Pedalgehäuse, aber unter der Haube werkelt ein echter Funktions-Gigant.

Rechts und links warten jeweils zwei Ein- und Ausgänge im 6,3 mm-Format, die mit Metallmuttern robust verschraubt sind. Weitere Anschlüsse sind stirnseitig anzutreffen. Hier befindet sich der Eingang für das im Lieferumfang enthaltenen 9 V-Netzteil, das den Ultrawave mit satten 150 mA speisen muss. Ein Wert, der für komplexere digitale Effekte durchaus üblich ist.
Neben der Netzteilbuchse befinden sich ein USB-Anschluss und ein Miniklinkeneingang, an dem ein Source Audio Tap Tempo-Schalter, ein Expression-Pedal oder der Neuro Hub angeschlossen werden kann. Über den kleinen Taster links außen gelangt man zur alternativen Potibelegung oder aktiviert die externe Steuerung. Das Gehäuse ist seitlich sicher verschraubt, muss jedoch außer zu Wartungsarbeiten nicht geöffnet werden, da der Batteriebetrieb nicht unterstützt wird. Zum Lieferumfang gehören ein passendes Netzteil, vier anklebbare Gummifüße, ein Klinke auf Miniklinken-Adapterkabel sowie ein USB-Kabel.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Anschlüsse sind auf die beiden Gehäuseseiten und die Stirnseite des Pedals verteilt.

Bedienung

Beim Ultrawave handelt es sich um einen zweikanaligen digitalen Multiband-Prozessor, der das Signal in verschiedene Frequenzbänder unterteilt, die man nun getrennt bearbeiten kann. Hierzu bietet es 37 verschiedene Band-Splitting-Optionen, die von einfacher Bandbearbeitung bis hin zu einer 2-, 3-, 4-, 8-, und 10-Bandtrennung reichen. Für die Verzerrung stehen 44 Distortion-Typen bereit, worunter man sich natürlich nicht primär den warmen Overdrivesound eines Röhrenamps vorstellen darf, sondern vielmehr speziellere Zerrsounds wie z. B. Fuzz-artige Klänge, Tube-Distortion, Diode-Clipping, Foldback, Negative Flip Diode, Octave-Up und noch einiges mehr. Auch ein Dual Channel Compressor/Expander, der sowohl hinter als auch vor der Verzerreinheit platziert werden kann, ist an Bord. Genau wie eine LFO-Kontrolle, mit der sich Ringmodulator-Effekte oder ein Tremolo generieren lassen und mit der auch eigene LFO-Shapes erstellt werden können.
Ein besonderes Feature ist das “Morphing”, das zwischen zwei Settings überblendet und per Envelope, Controller oder LFO gesteuert werden kann. Beispielsweise kann somit ein hart angeschlagener Akkord clean erklingen und nach dem Abfallen unter einen Schwellenwert in eine zweite Verzerr-Ebene mit anderen Settings “gemorpht” werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Alle Bedienelemente sind auf der Oberseite platziert und setzen sich aus vier Potis und einem Mini-Switch sowie einem Fußschalter zusammen.

Verbindungen:
Das Source Audio Ultrawave besitzt zwei Ein- und Ausgänge und gestattet damit den Stereobetrieb. Input 1 ist für die Verbindung mit dem Instrument ausgelegt, wohingegen Input 2 entweder als zweiter Instrumenteneingang oder aber als Dateneingang für die Neuro App fungiert. Übrigens kann der Datentransfer auch über mehrere Source Audio-Geräte erfolgen, da das Informationssignal über die In- und Outputs 2 durchgeschleift wird. Die Belegung der Outputs ist dann analog zu den Inputs: Output 1 und Output 2 geben das Signal entweder mono oder stereo weiter, wobei Output 2 ebenfalls zum Weitergeben des Datentransfers fungiert. Auf sonstige interne Routingoptionen gehe ich weiter unten ein.
Der Control Input erlaubt den Anschluss eines externen Fußschalters wie z. B. den Source Audio Tap Tempo Switch, das Source Audio Dual Expression-Pedal oder den Neuro Hub. Über den USB-Port kann das Ultrawave mit einem Rechner verbunden werden, um Updates zu erhalten, oder aber um via Editor seine Presets zu programmieren. MIDI-Steuerung ist sowohl über den USB- als auch den Control-Input zu realisieren, wobei hier Control und Program Change Befehle empfangen können.

Editieren:
Für die Bedienung stehen nun drei Optionen bereit: am Gerät selbst mithilfe der Potis, über die Source Audio Neuro App oder aber am Editor, der sowohl für Apple als auch Windows auf der Website bereitsteht.
Nutzt man nur den Bodentreter, so stehen einerseits die vier Potis für Drive, Level, Sustain und Treble zur Verfügung, wovon die beiden letztgenannten mit einer Zweitbelegung versehen wurden. Um diese zu aktivieren, betätigt man den Alt-Button und kann nun, während die grüne Funktions-LED blinkt, Bass und Mid am vormaligen Sustain- und Treble-Poti regeln. Der mittig angeordnete Dreifachschalter schaltet derweil zwischen drei Quick Access Presets. Das Betätigen des Alt-Buttons führt hier zu einer zweiten Bank, sodass insgesamt sechs Presets direkt am Pedal erreichbar sind. Die obige Beschreibung der Potibelegung ist übrigens nur das Default-Setting, denn im Editor können jeder Knopf und auch die Presets frei nach Gusto individuell belegt werden.
Um das Mobiltelefon zum Editieren einzusetzen, lädt man sich die Source Audio Neuro App herunter und verbindet das Handy über das mitgelieferte Klinke- auf Miniklinken-Adapterkabel. In meinem Fall kam ein iPhone 8 per Adapter zum Einsatz. In der App wird man nun durch einen Kalibriervorgang geleitet und nach dessen Abschluss funktioniert das Editieren einwandfrei.

Fotostrecke: 9 Bilder Mit der Neuro App lässt sich das Ultrawave auch über das Smartphone editieren.

Die luxuriöseste Art der Soundprogrammierung ist sicherlich am Software-Editor, der sich bei mir problemlos installieren ließ. Die Verbindung des Ultrawaves mit meinem PC lief hierbei nach dem Plug&Play-Prinzip und gänzlich ohne zusätzliche Treiber.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Editieren kann auch über den PC erfolgen.

Das GUI präsentiert sich sehr anschaulich und intuitiv. Auf der linken Seite sieht man das Verbindungs-Icon, über das Firmwareupdates und Hardwareeinstellungen vorgenommen werden können. Auch gelangt man über das Schraubenschlüssel-Symbol zum Editier-Interface. Auf meinem Ultrawave ist bereits die aktuelle Firmware-Version 1.10 (Stand Juni 2021) installiert und es kann direkt losgehen.
Da das Ultrawave über zwei verschiedene Kanäle verfügt, können diese zunächst in der oberen Zeile entweder einzeln angewählt oder aber über den Link-Button verbunden werden. Auch lassen sich Kanaleinstellungen des einen Kanals durch die Pfeil-Icons problemlos auf den anderen Kanal übertragen. Die Routingoptionen sind hierbei sehr üppig, denn neben dem Standard-Mono- auf Monobetrieb oder Stereo- auf Stereo-Betrieb besteht die Möglichkeit, die Kanäle seriell zu kaskadieren oder aber zwei Inputs auf einen Output bzw. einen Input auf zwei Outputs zu legen. Auch der Parallelbetrieb beider Kanäle in einer Monokonfiguration ist hier möglich. Die Master Controls entsprechen in etwa der Hardware-Potibelegung, kommen jedoch wesentlich detaillierter daher und erlauben sogar die Festlegung der Bass-, Mitten- und Höhenfrequenzen. Über die Morphing-Kontrollpotis kann festgelegt werden, wie stark die Überblendung sein soll und wie intensiv sich der Envelope oder der LFO auf das Morphen auswirkt.
Im Kompressor/Expandermodul kann man nun zunächst die Arbeitsweise festlegen, denn in der Funktion als Kompressor wird die Dynamik verringert, wohingegen der Expander gegenteilig arbeitet. Wie bei den meisten Kompressorpedalen findet man hier die typischen Parameter wie Ratio, Attack, Release und noch vieles mehr. Besonders hervorzuheben ist, dass der Kompressor wahlweise vor oder hinter den Multibandprozessor geschaltet und dass über den Mixregler Parallelkompression vorgenommen werden kann. Das Kompressionsverhalten ist hierbei in einem Kurvendiagramm grafisch sehr ansprechend aufbereitet.
Im Distortionblock habe ich nun die Auswahl aus meinen 37 verschiedenen Split-Optionen, die von der einfachen Bandbearbeitung bis hin zur 2-, 3-, 4-, 8-, und 10-Bandtrennung reichen, wobei sich die unterschiedlichen Splittings durch verschiedene Frequenzband-Aufteilungen unterscheiden. Die einzelnen Frequenzbänder können hinsichtlich der Verzerrung und der Lautstärke individuell geregelt werden. Auch hier gibt es die Morph-Funktion, die zwischen zwei verschiedenen Drive-Typen und verschiedenen Settings überblendet. Aktiviert man die Funktion, so erscheint in Gelb eine zweite Fader-Belegung und man kann genau einstellen, welches der Start- und der Zielwert der Überblendung sein soll.
Die Auswahl an verschiedenen Zerrtypen ist mit 44 Algorithmen fast uferlos und von cleanen Settings über Basic-Distortion bis hin zu fuzzigen Sounds oder dem synthi-artigen Foldback-Modus ist hier alles vertreten.
Als Nächstes erscheint der Tremoloblock, der entweder deaktiviert oder Pre- und Post-Distortion platziert werden kann. Depth stellt die Effektintensität ein und über das “Band Phase Offsets”-Poti kann der Startpunkt des Tremolos auf der LFO-Wellenform festgelegt werden. Das “Band Phase Offsets”-Menü zeigt eine große Auswahl an Voreinstellungen und die Zahl am Anfang jedes Presets signalisiert bereits die Subdivision bzw. den Takt, in dem pulsiert wird.
Für das LFO-Modul, das vom Multi-Tremolo verwendet wird, kann nun entweder eine Sinuswelle oder aber eine frei konfigurierte Wellenform gewählt werden. Für den letzteren Fall stehen Parameter wie Attack, Release, On Time und Shape zur Verfügung, sodass Sequenzer-, Stutter- oder Phaser-Effekte in allen Facetten problemlos möglich sind. Die Geschwindigkeit, sprich Rate, kann hier wahlweise als BPM oder Hz eingegeben oder aber über einen Tap-Button eingeklopft werden. Für noch abgehobenere Effekte ist auch ein Ringmodulator zur Stelle, der den LFO so hoch aufdreht, dass quasi ein eigener Ton entsteht. Über den “Phase Offset”-Regler sind nun tolle Stereoeffekte machbar und Kanal 1 und 2 lassen sich in diversen Rhythmen zueinander synchronisieren.

Der nächste Absatz beschäftigt sich mit dem Thema EQing und bietet dazu einen grafischen 8-Band Equalizer, der mit einem zusätzlichen Hi- und Lowcut-Filter versehen ist und der ebenfalls das oben erwähnte Morphing gestattet.
Neben dem EQ-Block zeigt sich ein weiteres Tremolomodul, das sich allerdings eher um konventionelle Wabersounds kümmert und auch vom LFO-Modul gesteuert wird. Die Effektintensität ist hier in Pre- und Post-Distortion Depth aufgeteilt. Unmittelbar darunter befindet sich ein Noisegate, dessen Threshold sich flexibel einstellen lässt und das mit einer Fülle an unterschiedlich hoch angesetzten Low-Cut-Filtern zwischen 10 und 250 Hz ausgestattet ist.
Schließlich kommen wir zum Envelope-Generator, der bestimmt, welche Auswirkungen die Anschlagsstärke auf den Sound hat. Input Gain arbeitet hierbei wie eine Sensitivity Control, sprich, je niedriger dieser Wert, desto härter muss ich anschlagen. Attack bestimmt dabei die Reaktionszeit des Envelope-Generators.Der Balance-Block arbeitet wie ein Mixer, der die Kanäle 1 und 2 verwaltet. Auch kann die Kontrolle über die Kanalbalance über den Envelope oder den LFO bestimmt werden. Weitere Funktionen, die man an dieser Stelle des Editors einfach vornehmen kann, sind zum einen die Belegung der physikalischen Potis am Gerät sowie die Konfiguration der externen Controller.
Im GUI-Bereich rechts außen gelangt man zur Preset-Verwaltung. Hier können alle Voreinstellungen auf den 128 Preset-Plätzen abgespeichert werden. Über den Cloud-Zugriff gelangt man an eine Fülle von User-Presets, unter denen auch einige von Pete Thorn oder R.J. Ronquillo zu finden sind.

Source Audio ULTRAWAVE MULTIBAND PROCESSOR

Für die Soundfiles setze ich das Pedal zunächst im Monobetrieb direkt vor ein 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks.
Ich taste mich vorsichtig heran und ihr hört zunächst einige Presets, die ich am Gerät umschalten kann. Selbstverständlich haben die Zerrsounds hier etwas Digitales im Grundsound, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das bei einem Gerät, das ohnehin sehr abgefahrene und spezielle Effekte generieren soll, nicht im Mindesten stört, denn die Gesamtergebnisse sind mehr als überzeugend. Die Bedienung ist am Gerät kinderleicht, erlaubt jedoch im Default-Setting nur rudimentäres Tweaken des Grundsounds.

Audio Samples
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Preset 1
DriveLevelSustainTrebleMode
13:0013:0015:0012:00L Green
Audio Samples
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Preset 2
DriveLevelSustainTrebleMode
15:0012:0015:0013:00M Green
Audio Samples
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Preset 3
DriveLevelSustainTrebleMode
14:0012:0014:0014:00R Green
Audio Samples
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Preset 4
DriveLevelSustainTrebleMode
16:0014:0013:0013:00L Red
Die Kernkompetenz des Source Audio sind abgedrehte Sounds, die sehr eigen klingen und nur schwer vergleichbar sind.
Die Kernkompetenz des Source Audio sind abgedrehte Sounds, die sehr eigen klingen und nur schwer vergleichbar sind.

Die Fülle an Presets, die ich über den Editor beziehen kann, ist zahlreich und hier zeigt sich ein wesentlich repräsentativeres Abbild dessen, was das Ultrawave alles vermag. Die Soundvielfalt ist wirklich gigantisch und von “Brot-und-Butter”-Kompressor-, Tremolo- oder Drivesounds bis hin zu vollkommen abgefahrenen Effektklängen wird hier alles geboten.

Audio Samples
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Dirty Harpsi Harps Brrrr Articulate Drive

Natürlich besitzt das Pedal mit seinen vier Potis und der Alternate-Funktion eine gewisse Flexibilität was die Programmierung angeht, allerdings muss man sagen, dass man ohne Zuhilfenahme des Editors nicht einmal einen Bruchteil des Potenzials abschöpft. Insofern ist das reine Hardwarepedal in der Livesituation für Gitarristen und Bassisten eher als “Preset-Lieferant” zu verstehen, und um den Zugriff auf die sechs Voreinstellungen zu ermöglichen, die man idealerweise zu Hause vorgenommen hat. Allerdings benötigt die Programmierung eine gewisse Einarbeitungszeit, denn die Vielfalt an Optionen ist nicht allzu leicht zu durchschauen. Gitarristen und Bassisten, die eher den Drei-Poti-Betrieb ihrer Pedale gewohnt sind, müssen hier möglicherweise etwas Geduld mitbringen.
Zunächst taste ich mich durch einzelne Effekte wie den Kompressor, vereinzelte Distortion-Typen und das Tremolo. Hierzu bleibe ich vorerst noch im Monobetrieb vor meinem Amp. Der Kompressor arbeitet sehr effektiv und kann auch im Standalone-Betrieb eingesetzt werden. Dank der Parametervielfalt ist hier einiges an Kompressorsounds geboten und es lässt sich sehr detailreich am Ton schrauben. Der Distortionblock liefert von clean, einfachen Overdrive- und Distortionsounds bis hin zu Oktav-Fuzz und Synthi-Zerrungen wie den Fold-Modellen eine wahre Zerrspielwiese. Auch der Equalizer erweist sich als sinnvolles Tool und setzt an gut gewählten Frequenzen an, die den Sound ordentlich verbiegen können. Von abgefahrenen Settings bis zu gewöhnlichen Mid-Boosts ist hier alles möglich. Das Tremolo bietet durch die flexible Wellenformgestaltung eigentlich alle erdenklichen Sounds, die man allerdings ebenfalls im Gesamtbild der Pedalkonzeption begreifen muss. Warme Tremolosounds, wie man sie von alten Fender-Amps kennt, haben hier keine Top-Priorität, sondern vielmehr geht es um den Einsatz des Effekts in Kombination mit spezielleren Sound-Zutaten.

Audio Samples
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Pedal Off/On – Kompressor Basic Distortion Fold 1 Mid Boost EQ Tremolo LFO

Nun möchte ich das Ultrawave im Stereo-Setup testen. Hierzu verbinde ich die beide Outputs mit meinem Audio-Interface und belege den DAW-Stereokanal mit einem Audified AmpLion Plugin, auf das ich einen cleanen Amp lege. Übrigens lässt sich das Pedal auch ohne Amp und Cabsimulation einsetzen, allerdings erhält man hier den typischen DI-Sound und im Zerrbereich mitunter zu kratzige Höhen, weshalb ich die Kombination mit einer Speakersimulation vorziehe.
Für Stereosounds löse ich die Link-Verbindung und wähle für die Kanäle verschiedene Verzerrungen, nämlich das Fold-Modell für Kanal 1 und eine oktavierte Zerre für Kanal 2. Die rhythmische Synchronisierung stelle ich dabei auf den Wert 1:2. Ganz klar, im Stereo-Setup kann der Ultrawave seine Trümpfe nun vollends ausspielen.

Audio Samples
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Stereo Fold und Oktave Distortion

Jetzt betrachten wir den Morph-Effekt, der zwei verschiedenen Zerrsounds überblendet. Hierdurch wird eine weitere Möglichkeit eröffnet, eigene Zerrsounds zu entwickeln. Die Überblendung kann über Envelope Follower, einen konfigurierten Controller, wie z. B. ein neu belegtes Poti oder eben per LFO geschehen. Ich entscheide mich hier für Letzteres und lasse über die Oszillation zwischen einem einfachen Distortion und einem Octave Fold Distortion hin und her pendeln.

Audio Samples
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Morph Effekt

Erneut wähle ich ein Fold-Distortionmodell, schalte den Kompressor jedoch diesmal hinter die Verzerrung, wodurch sich der Charakter des Sounds wesentlich gravierender ändert und deutlich empfindlicher auf den Anschlag oder die Pickups auswirkt. Zusätzlich wähle ich einen Dreier Offset-Rhythmus, lasse das Tremolo in einem kantigen Rechteckformat wabern und erhalte dadurch einen sequenzerartigen Effekt.

Audio Samples
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Distortion Pre Compressor

Im letzten Beispiel erhöhe ich den “Env->Rate” Regler im LFO-Block, was dazu führt, dass das Tremolo zuerst beschleunigt und nach Abfallen unter einen Schwellenwert langsamer wird. Durch das Setzen des “Envelope to Volume” auf Pre-Distortion im Single Tremoloblock erhält man fast eine Art Volume-Swell im Anschlag.

Audio Samples
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Envelope to Rate and Volume

Source Audio ULTRAWAVE MULTIBAND BASS PROCESSOR

Der Source Audio ULTRAWAVE MULTIBAND BASS PROCESSOR bietet sechs Speicherplätze für Presets, die mit dem kleinen Dreiwege-Schalter auf der Oberseite abrufbar sind. Für die Speicherplätze 4 bis 6 muss man das Pedal allerdings zunächst mittels des rückseitigen Control-Tasters in den Alt-Modus schalten – die Lösung empfinde ich für den Livebetrieb als nicht optimal, auch wenn das Umschalten zugegebenermaßen mit nur einem Handgriff schnell erledigt ist.
Wer eine große Preset-Sammlung verwalten möchte oder die Werkssounds austauschen will, muss nur die kostenlose Neuro-Software herunterladen, die sowohl für mobile Geräte als auch für den stationären Rechner erhältlich ist. Die Software bietet 128 Speicherplätze und den Zugriff auf die Source-Audio-Cloud, in der jeder User seine selbst erstellten Presets zur Verfügung stellen kann. Hier findet man momentan schon eine ganze Menge toller Sounds, die teilweise wirklich inspirierend sind und durchaus auch als Grundlage für eigene Kreationen verwendet werden können.

Der Source Audio Ultrawave Bass Processor ist einzigartig und eröffnet Tieftönern neue Klangwelten.
Der Source Audio Ultrawave Bass Processor ist einzigartig und eröffnet Tieftönern neue Klangwelten.

An dieser Stelle fängt der Spaß mit dem Ultrawave Multiband Processor wirklich an, denn die Möglichkeiten, die per Neuro-Editor zur Verfügung stehen, erscheinen schier unendlich! So hat man beispielsweise die Wahl zwischen 44 verschiedenen Verzerrer-Typen, die bei Bedarf mit Tremolo-Effekten und Filtern bearbeitet werden können. Die Signallevel werden schließlich mit einem Kompressor in Schach gehalten, und am Ausgang steht noch ein graphischer Equalizer zur Feinabstimmung zur Verfügung.
Daneben bietet das ultra flexible Routing weitere zahlreiche Optionen, die Sounds nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Berührungsängste muss man mit dem zugegebenermaßen recht komplexen Neuro-Editor dennoch nicht haben: Die App ist übersichtlich aufgebaut, sodass sich jeder Tieftöner, der beispielsweise regelmäßig mit Software-Plugins arbeitet, auf Anhieb gut zurechtfinden wird. Zudem steht eine sehr detaillierte 41 Seiten umfassende Bedienungsanleitung (auf Englisch) als Download zur Verfügung, in der sämtliche Funktionen des Pedals und des Neuro-Editors beschrieben sind.

Aber genug der Worte – jetzt wollen wir natürlich auch hören, was das Source Audio Ultrawave in der Bassversion klanglich zu bieten hat, und hören uns eine Auswahl verschiedener Presets an.
Im ersten Beispiel hört ihr einen der tendenziell eher simpleren Sounds, die mit unserem Testkandidaten möglich sind. Es handelt sich um ein Preset mit dem Verzerrertyp “Basis Distortion” sowie einer zusätzlichen Kompression. Der klassische Distortion-Sound klingt direkt aufgenommen bereits angenehm und warm, über ein Bassstack gespielt wirkt die Verzerrung logischerweise noch deutlich organischer:

Audio Samples
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Classic Overdrive

“Future Retro” ist ein verzerrter synthartiger Sound, der stark auf die Spieldynamik reagiert – je stärker der Anschlag, desto aggressiver wird der Klang:

Audio Samples
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Future Retro

Beim nächsten Sound wird das Distortion-Signal in zehn Bänder aufgesplittet und anschließend mit den Mulitband Drive Controls feinjustiert. Die Splitting-Möglichkeit in Verbindung mit den Control-Reglern ist wirklich ein beeindruckend mächtiges Werkzeug zur Anpassung des Distortion-Charakters, das ich so tatsächlich noch bei keinem anderen Pedal gesehen habe!

Audio Samples
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Earth Invader

Jetzt kommt ein extrem cooler Synth-Sound, der rhythmisch vom LFO und vom Multiband-Tremolo getrieben wird:

Audio Samples
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Pulsar 4
Fotostrecke: 5 Bilder Der Source Audio Ultrawave Bass Processor unterscheidet sich optisch zunächst nur marginal von der Gitarrenversion.

Für das nächste Preset wurden beide Kanäle des Ultrwave mit einer Kompression belegt und unterhalb von 250Hz mit dem graphischen EQ beschnitten. Das Resultat ist ein aggressiver, stark komprimierter Sound, der am besten mit perkussiven Spielweisen harmoniert. Die Kompressor-Sektion liefert wirklich hervorragend klingende Ergebnisse und ist extrem flexibel konfigurierbar – ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich für einige Bassisten alleine deswegen die Anschaffung des Ultrawave Bass lohnt:

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Dual Compressor

Bei Eletron, einem weiteren Werks-Preset von Source Audio, handelt es sich wieder um ein eher simpel aufgebautes Preset, bei dem der Distortion-Typ “Diode Harder Gate” zum Einsatz kommt:

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Eletron

Bei meiner Suche in der Source Audio Cloud nach einem Sound, der sich gut für das Solospiel in den höheren Lagen eignet, bin auf das Preset “Bell Ringer” gestoßen. Der komplexe metallische Ring-Modulator-Sound spricht extrem dynamisch auf die Spielweise an und ändert sich so ständig im Charakter:

Audio Samples
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Bell Ringer

Zum Abschluss gibt es einen extrem coolen Sound, der von den Source-Audio-Soundtüftlern stammt. Ihr hört hier ein 4-Step Multiband-Tremolo mit einer steilen LFO-Kurve; als Distortion kommt die Einstellung “Diode” zum Einsatz.

Audio Samples
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Figure 88

Fazit Gitarre

Der Source Audio Ultrawave ist ein tadellos konzipierter Prozessor, der sowohl Gitarristen und Bassisten, aber auch Keyboarder begeistern dürfte. Seine Kernkompetenz sind abgedrehte Sounds, die sehr eigen klingen und nur schwer vergleichbar sind. Gitarristen, die sich hier ein Multieffektgerät aus klassischem Kompressor, Tremolo und eine Handvoll Distortions erhoffen, werden möglicherweise enttäuscht sein, denn die gewonnenen Sounds sind eher speziell und im Rahmen der klassischen Synthi-Klangästhetik angesiedelt. Hier zeigt das Gerät aber eine enorme Vielfalt und Programmiertiefe, die jedoch nur mit dem Editor wirklich ausgeschöpft werden kann, will man das volle Potenzial nutzen. Die Gestaltung der Sounds ist dank der intuitiven Software sehr leicht umzusetzen, wenn man minimale Erfahrung mit Begriffen wie LFO oder Envelope und generell der Synth-Thematik mitbringt. Für knapp unter 300 Euro erhält man eine tolle Sound-Spielwiese mit vielen Möglichkeiten und kreativen Räumen, wenn man sich des Einsatzbereichs bewusst ist. Antesten lohnt sich!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kreatives und charaktervolles Soundpotenzial
  • riesige Flexibilität (Sound, Routing, Potibelegung)
  • intuitiver Editor
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
Source Audio Ultrawave Test
Für 169,00€ bei
Sowohl Gitarristen als auch Bassisten, aber auch Keyboarder mit Hang zu abgedrehten Sounds oder Experimentieren finden im Source Audio Ultrawave einen zuverlässigen Spielpartner.
Sowohl Gitarristen als auch Bassisten, aber auch Keyboarder mit Hang zu abgedrehten Sounds oder Experimentieren finden im Source Audio Ultrawave einen zuverlässigen Spielpartner.

Fazit Bass

Mit dem Ultrawave Multiband Bass Processor hat Source Audio ohne Frage ein einzigartiges Pedal geschaffen, welches für viele Tieftöner neue Klangwelten eröffnen dürfte! Wer bereit ist, etwas Zeit für die Einarbeitung zu investieren, bekommt mit dem Pedal ein super flexibles Tool für Overdrive- und Kompressionsaufgaben. In Verbindung mit dem Tremolo und den zahlreichen Routing-Möglichkeiten lassen sich zudem wirklich erstaunliche synthartige Sounds umsetzen, die größtenteils in eine aggressivere Richtung gehen. Die Verarbeitung des Pedals ist – typisch für Source Audio – tadellos und die Neuro-Desktop-Software läuft absolut stabil und macht einen ausgereiften Eindruck. Schade finde ich im Grunde nur, dass auf dem Pedal lediglich sechs Speicherplätze zur Verfügung stehen. Dennoch gibt es von mir eine uneingeschränkte Empfehlung, die sich vor allem an Klangtüftler und Individualisten richtet!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kreatives und charaktervolles Soundpotenzial
  • riesige Flexibilität (Sound, Routing, Potibelegung)
  • intuitiver Editor
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • keins
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Source Audio Ultrawave Test
Für 169,00€ bei
Der Ultrawave Multiband Bass Processor ist ein super flexibles Tool für Overdrive- und Kompressionsaufgaben und eine uneingeschränkte Empfehlung, die sich vor allem an Klangtüftler und Individualisten richtet!
Der Ultrawave Multiband Bass Processor ist ein super flexibles Tool für Overdrive- und Kompressionsaufgaben und eine uneingeschränkte Empfehlung, die sich vor allem an Klangtüftler und Individualisten richtet!

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Source Audio
  • Name: Ultrawave
  • Typ: Multiband Prozessor
  • Herstellungsland: China
  • Anschlüsse: 2x Input, 2x Output (jeweils 6,3 mm Klinke), Control Input, USB, Netzteil (9 V)
  • Regler: Drive, Level, Sustain (Bass), Treble (Mid)
  • Schalter: Bypass, Alt/Control
  • True Bypass: schaltbar zwischen Buffer oder Relay-basierter True Bypass
  • Stromverbrauch: 150 mA
  • Abmessungen (L x B x H): 116 x 73 x 52 mm
  • Ladenpreis: 299,00 Euro (August 2021)
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