Sire Marcus Miller F10-6 NT Test

Gesundes Gewicht

Ein voll ausgestatteter Sechssaiter in Singlecut-Bauweise bringt naturgemäß ordentlich Material mit sich – und ist damit für gewöhnlich alles andere als ein Leichtgewicht. Das bestätigt auch meine Waage: Mein Testexemplar liegt bei 4,9 kg, was ihn für Rückenleidende nicht unbedingt zur ersten Wahl für Marathon-Gigs macht. Überraschenderweise wirkt der Sire Marcus Miller F10-6 NT beim Spielen jedoch deutlich weniger sperrig, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Dank der hervorragenden Ergonomie und einer ausgewogenen Balance überzeugt er mit respektablem Spielkomfort.

Erst recht am Gurt präsentiert sich der F10-6 NT erfreulich ausgewogen: Der Bass hängt stabil vor dem Körper und kippt in keine Richtung weg. Durch die rückseitige Abflachung schmiegt sich der Korpus angenehm an und drückt auch bei längeren Sessions nicht unangenehm in die Rippen.

Sire Marcus Miller F10 6 NT
Die Kopflastigkeit ist nur für das Foto: Unser Testbass ist ausgezeichnet ausbalanciert!

Alle Lagen gut erreichbar

Trotz der stattlichen 35″-Mensur bleiben alle Lagen gut erreichbar – was in dieser Instrumentenklasse längst keine Selbstverständlichkeit ist. Und dank des großzügigen unteren Cutaways kann man sich auch wirklich bis zum 24. Bund ungehindert austoben. Gerade bei einem Sechssaiter, der bekanntlich gerne für solistische Ausflüge oder Chords in den hohen Lagen genutzt wird, ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Mit 48 mm Sattelbreite ist der Hals freilich recht breit, schließlich müssen hier sechs Saiten Platz finden. Durch das sehr flache Profil wirkt dieser Teil unseres Testbasses jedoch weniger massiv, als die nackten Zahlen vermuten lassen, und lässt sich bereits nach kurzer Eingewöhnung äußerst komfortabel bespielen.

Unterstützt wird das Ganze durch das bereits erwähnte seidig-matte Finish, das in Kombination mit den abgerundeten Griffbrettkanten für absolut geschmeidige und hochwertige Haptik sorgt. Positiv überrascht haben mich auch die ab Werk aufgezogenen DR Dragon Skin-Saiten: Obwohl es sich um beschichtete Modelle handelt, fühlen sie sich komplett wie „normale“ Saiten an – die Beschichtung ist praktisch nicht wahrnehmbar, und auch die Spannung wirkt völlig unauffällig. Ob sie bzgl. der Haltbarkeit mit anderen Herstellern, z. B. Elixir mithalten können, muss sich natürlich zeigen – spannend wäre dieser Versuch allemal, denn dann hätten sie definitiv das Zeug dazu, auf meinen eigenen Bässen zu landen.

Ein kleiner Kritikpunkt betrifft die Brücke, denn die Kanten wirken tatsächlich recht scharf. Mich persönlich stört das nicht, da ich beim Spielen ohnehin so gut wie keinen Kontakt zur Brücke habe. Bei bestimmten Techniken könnte es für manche Spieler allerdings möglicherweise unangenehm werden.

Sire Marcus Miller F10 6 NT
Für einen ausgewachsenen Sechssaiter verfügt der F10 über ein gutes Handling.

Werks-Setup

Beim Thema „Setup“ zeigte sich mein Testexemplar leider nicht unbedingt von der besten Seite. Der Bass kam mit einer recht hohen und daher unnötig unangenehm zu bespielenden Saitenlage bei mir an – also schnell das Werkzeug raus und auf eigene Faust nachjustieren. Ich habe die Einstellung wie gewohnt auf etwa 1,5 mm bei den hohen bis 2,0 mm bei den tiefen Saiten (bei gedrückter Saite gemessen) optimiert. Beim ersten Anspielen musste ich jedoch feststellen, dass die Bundierung eine derart flache Saitenlage nicht zulässt: Auf der C-Saite produziert ein Ton im oberen Bereich nur noch Sitar-artige Klänge, und auch einige andere Töne schnarren bei normaler Spielweise.

Schade, denn bei einem Bass, der klar in der Boutique-Liga mitspielen will und laut Sire einen besonders strengen Qualitätscheck durchläuft, hätte ich ein besseres Ergebnis erwartet. Zumal ich bereits viele Sire-Bässe in den Händen hatte, bei denen sich eine solche Saitenlage problemlos realisieren ließ. Ich gehe daher mal stark davon aus, dass mein Testbass hier eher eine Ausnahme sein dürfte.

Davon abgesehen gibt es an der Verarbeitungsqualität aber nichts auszusetzen: Der Sire Marcus Miller F10-6 NT wirkt durchweg solide gebaut, fühlt sich hochwertig an und vermittelt insgesamt deutlich mehr „Boutique-Feeling“, als man es bei einem Preis von knapp 1700,- Euro erwarten würde.

Sire Marcus Miller F10 6 NT
Schade, beim Werkssetup usneres Testbasses war durchaus noch “Platz nach oben”!

Sire Marcus Miller F10-6 NT: Sound

Zeit für den Praxistest am Amp: Wie klingt der Sire Marcus Miller F10-6 NT? Hält er, was die edle Optik verspricht? Zur Orientierung habe ich wie gewohnt einige Audiobeispiele eingespielt, die verschiedene Pickup- und EQ-Settings zeigen.

Wir starten im passiven Betrieb mit drei Klangvarianten. Viel Holz bedeutet bekanntlich auch viel Ton – vorausgesetzt, die Konstruktion stimmt. Und hier punktet der F10-6 NT ohne Frage, präsentiert er doch satt-ausgewogene Sounds mit konturierten Bässen und gut austarierten Mitten und Höhen, die ohne weitere Anpassungen sofort einsatzbereit sind. Ein echtes Plus der Sire-Bässe sind ohnehin die sehr geschmackvoll abgestimmten Pickups, die artikuliert und lebendig klingen.

Die H-Saite überzeugt mit klarer Definition und fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Auch von Deadspots keine Spur – der Bass bietet reichlich Sustain und schwingt über das gesamte Griffbrett gleichmäßig aus.

Audio Samples
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Passiv, beide PU seriell, Ton: full Passiv, Neck-PU parallel, Ton: full Passiv, Bridge-PU seriell, Ton: 50%

Schaltet man beide Pickups in den Singlecoil-Modus und hebt mit der Elektronik Bässe und Höhen leicht an, so liefert der Sire Marcus Miller F10-6 NT einen absolut überzeugenden Jazz-Bass-Sound mit modernem Touch – nachzuhören im folgenden Slap-Beispiel. Möglich macht dies das klassische Pickup-Spacing, das neben modernen eben auch traditionelle Klangfarben bereithält. Ein großes Plus, das den edlen Sechssaiter zu einem vielseitigen Werkzeug für unterschiedlichste Stilistiken macht.

Den Rest steuert der bewährte Marcus Heritage-3 Preamp bei, der nicht nur durch seine Klangqualität, sondern vor allem dank der semiparametrischen Mittenregelung auch mit hoher Flexibilität überzeugt.

Audio Samples
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Beide PU als Singlecoil, Bass-Boost: 30%, Treble-Boost: 30%
Sire Marcus Miller F10 6 NT
Nobel, nobel: Beim Serien-Flaggschiff F10 lassen sich die Koreaner sich nicht lumpen!

Mehr Dampf im Parallelbetrieb

Im parallelen Betrieb wirken die beiden Humbucker erwartungsgemäß deutlich kräftiger als im Singlecoil-Modus, ohne dass die Artikulation darunter leidet. Für den punchigen Bridge-Pickup-Sound habe ich die Bässe etwa zur Hälfte geboostet, die Mitten bei rund 500 Hz leicht (+20 %) angehoben und die Höhen fast voll aufgedreht. Auch mildere Klänge mit Vintage-Vibes kommen überzeugend. Für den Preci-artigen Sound habe ich die das Fundament mit einer Tiefmittenanhebung gestärkt und den oberen Bereich mit der Tonblende stark abgemildert.

Audio Samples
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Bridge-PU parallel, Bass-Boost: 50%, Mid-Boost: 20%, Treble-Boost: 90% Neck-PU parallel, LowMid-Boost: 20%, Ton: closed

Zum Abschluss gibt’s noch den Hals-Pickup im seriellen Betrieb zu hören, mit deutlicher Anhebung von Bässen, Hochmitten und Höhen. Das Resultat ist ein kräftig-knurriger Sound – ideal für Situationen, in denen es mal etwas rauer zugehen darf:

Audio Samples
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Neck-PU seriell, Bass-Boost: 40%, HighMid_Boost: 80%, Treble-Boost: 50

Sire Marcus Miller F10-6 NT – das sind die Alternativen

FeaturesSire Marcus Miller F10-6 NTIbanez BTB866SC-WKLWarwick RB Corvette Basic 6 SBHP
Mensur35“35“34“
Elektronik3-Band-EQ mit durchstimmbaren Mitten und passiver Tonblende3-Band-EQ mit Mittenwahl  2-Band-EQ
Tonabehmerzwei Marcus Pure-H Revolution Humbuckerzwei Bartolini BH2 Humbuckeraktive MEC J/J
KorpusSumpfesche, Poplar Burl TopEsche / OkoumeErle
Halsdurchgehend, fünfteilig Ahorn / Mahagonidurchgehend, fünfteilig Ahorn / Walnussgeschraubt, fünfstreifig Ahorn mit Ekanga-Furnierstreifen
Koffer /GigbagSire-Koffer  neinGigbag
Preis1.699,- Euro1.149,- Euro1.049,- Euro
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Sire Marcus Miller F10-6 NT – Alternativen
Sire Marcus Miller F10 6 NT
Sire Marcus Miller F10 6 NT
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