Rickenbacker 4003S/5 Test

Der Rickenbacker 4003 kam bereits 1980 auf den Markt und hat sich über vier Jahrzehnte mühelos gegen alle anderen Trends in der Bassszene behauptet – dieses Modell wird tatsächlich bis zum heutigen Tag nahezu unverändert gebaut! Parallel zum 4003 stellte der amerikanische Traditionshersteller die Modellvariante 4003S vor. Das “S” in der Modellbezeichnung steht für “Standard” – beim 4003S muss man dementsprechend auf einige Features, wie etwa dem Bindung, den auffälligen Triangle-Inlays und der exotischen Rick-O-Sound-Stereoschaltung verzichten. Was viele nicht wissen: Der Rickenbacker 4003S war ab 1987 sogar schon einmal als Fünfsaiter erhältlich. Anfang der 90er-Jahre ist das Modell allerdings wieder aus dem Portfolio verschwunden und alle Rickenbacker-Fans, die auf die tiefe H-Saite nicht verzichten wollten, mussten den Gebrauchtmarkt nach einem gut erhaltenen Exemplar abgrasen. Das gehört nun Gott sei Dank der Vergangenheit an, denn mittlerweile ist der 4003S auch wieder als Fünfsaiter in einer leicht modifizierten und modernisierten Ausführung erhältlich. Die typischen Toaster- und Treble-Pickups mussten schicken Singlecoils in Dreiecksform weichen und statt der aufwändigen Tailpiece-Stegkonstruktion wird eine zeitgemäße Schaller-Bridge verbaut. Interessenten haben die Wahl zwischen den vier Finish-Varianten Matte-Black, Walnut, Jetglo, Mapleglo und Fireglo. Wir haben uns ein Exemplar in schickem Fireglo liefern lassen und sind gespannt, ob der legendäre Ricky auch als Fünfsaiter überzeugen kann!

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Details

Ausgeliefert wird der 4004S/5, wie alle Rickenbacker-Bässe, in einem stabilen, rechteckigen Kunststoffkoffer. Das Case besitzt vier einzeln abschließbare Schnappverschlüsse und bietet reichlich Platz für Zubehör wie Kabel und Stimmgerät. Das Interieur wurde zudem genau an den Bass angepasst, sodass er beim Transport nicht im Koffer umherrutschen kann. Im Case liegt außerdem eine kleine Plastiktüte, welche ein Poliertuch und eine knappe und ganz allgemein gefasste Bedienungsanleitung für Rickenbacker-Instrumente beinhaltet.

Fotostrecke: 5 Bilder Ausgeliefert wird der 4003S/5 in einem stabilen Formkoffer.

Trotz einiger Modernisierungsmaßen und der fünften Saite handelt es sich beim 4004/5 um einen waschechten “Made in USA”-Ricky, der sich in der Konstruktion und optisch nicht wesentlich von den Viersaitern unterscheidet. Ein durchgehender Hals und Korpusflügel aus hartem Ahornholz sind die traditionellen Zutaten, die auch für den neuen 4003S/5 in der Variante “Fireglo” zum Einsatz kommen und sicherlich zu einem großen Teil für den markant-strahlenden Sound der Rickenbacker-Bässe verantwortlich sind.
Beim Finish gibt es von mir minimalen Punktabzug, denn die Lackierung ist nicht ganz fehlerlos: An den Kanten finden sich teilweise etwas raue Stellen. Klar, bei Rickenbacker ist noch alles Handarbeit, aber angesichts des Preises kann man eigentlich ein Instrument mit perfekter Lackierung erwarten.

Fotostrecke: 4 Bilder Der durchgehende Hals eines Rickenbacker-Basses …

Typisch für die Instrumente der US-Traditionscompany ist ein klarlackiertes Griffbrett aus Palisander(Caribbean Rosewood). Wie in der Einleitung bereits erwähnt, muss man bei den etwas schlichter ausgeführten S-Modellen auf die Triangle-Inlays als Lagenmarkierungen verzichten. Im Griffbrett meines Testkandidaten sitzen daher lediglich simple Punkte (“Dots”) sowie die 20 Bünde im üblichen Jumbo-Format, die absolut akkurat abgerichtet und poliert wurden.
Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Rickenbacker-Bässe ist die große asymmetrische Kopfplatte, auf dem eine weiße, spitz zulaufende Kunststoffplatte mit dem markanten Rickenbacker-Schriftzug prangt. Die auffällige Kunststoffabdeckung ist natürlich nicht nur Deko, sondern dient gleichzeitig als Abdeckung für den Zugang zu den beiden Halsspannstäben des 4003S/5.

Fotostrecke: 3 Bilder Der geschwungene Headstock sorgt schon aus der Ferne für gute Sichtbarkeit!

Auf der Kopfplatte sitzen außerdem fünf Deluxe-Mechaniken aus dem Hause Schaller – womit wir auch schon mitten im Thema Hardware- und Elektronikausstattung wären. Die traditionelle dreiteilige Rickenbacker-Stegkonstruktion wäre für den Fünfsaiter vermutlich zu klobig gewesen, sodass hier eine zeitgemäße Brücke zum Einsatz kommt.
Rickenbacker verbaut eine Schaller 3D-Bridge, die in der Handhabung übrigens auch deutlich komfortabler als die dreiteilige Tailpiece-Brücke ist. Der Steg verfügt über die üblichen Einstellmöglichkeiten für Saitenlage und Intonation, und selbst die Saitenabstände können in einem gewissen Rahmen justiert werden. Ab Werk besitzt der 4003S/5 ein relativ enges Spacing von 16mm, was für viele Tieftöner sicherlich erstmal gewöhnungsbedürftig sein dürfte.

Fotostrecke: 4 Bilder Von Schaller aus deutschen Landen stammen nicht nur die Tuning Pegs, sondern auch die Brücke, die …

In Sachen Tonübertragung setzt Rickenbacker zwar auch beim neuen Fünfsaiter auf zwei Singlecoils, es werden allerdings nicht die traditionellen Modelle mit Chromrahmen und Bügel verbaut. Die Singlecoils für den Fünfsaiter sitzen in relativ kleinen dreieckigen Kunststoff-Gehäusen und wirken im Vergleich zum Viersaiter eher schlicht, dafür aber äußerst elegant.
Geregelt und geschaltet werden die beiden Singlecoils mit einem Dreiwege-Schalter und insgesamt vier Reglern, die allesamt auf dem markanten weißen Pickguard des 4003S/5 montiert sind. Die Bedienung ist einfach und übersichtlich: Für jeden Tonabnehmer stehen ein Lautstärkeregler und eine Tonblende zur Verfügung, und mit dem Schalter werden die Tonabnehmer angewählt (Steg/beide/Hals).

Fotostrecke: 6 Bilder Die dreieckigen Tonabnehmer des Fünfsaiters suchen …

Hinter der Tonblende für den Stegtonabnehmer verbirgt sich allerdings noch eine Besonderheit: Zieht man das Push/Pull-Poti heraus, so wird ein Kondensator mit dem Stegtonabnehmer in Reihe geschaltet. Diese Schaltung wirkt wie ein High-Pass-Filter und macht den Sound schlanker und durchsetzungsstärker.
In der Tat war der Kondensator bei allen Rickenbacker-Bässen bis 1984 serienmäßig fest installiert, bei den Modellen danach wurde darauf verzichtet, weil die meisten Bassisten den fetteren Sound ohne Kondensator wohl besser fanden. Vor ein paar Jahren jedoch entschlossen sich Rickenbacker allerdings, den Vintage-Sound als Option mit dem Push/Pull-Poti wieder zurückzubringen und nimmt konsequenterweise auch den neuen Fünfsaiter davon nicht aus.

Hand auf's Herz - ist er nicht ein Schmuckstück?
Hand auf’s Herz – ist er nicht ein Schmuckstück?

Praxis

Ricks sind relativ handliche Instrumente – und auch der neue Fünfsaiter zeigt sich in der Handhabung überraschend wendig und angenehm! Der Korpus ist sehr flach und für mein Gefühl kaum größer als bei den Viersaiter-Modellen. Zudem erfordert der schmale und schlanke Hals keine lange Umgewöhnungszeit – für eingefleischte Rickenbacker-Spieler wird sich der Bass trotz zusätzlicher Saite auf Anhieb vertraut anfühlen!
Arrangieren muss man sich allerdings mit der leichten Kopflastigkeit: Mein 4,3 kg schwerer Testbass pendelt sich am Gurt eher in der Waagerechten ein. Mit einem breiten und rutschsichern Gurt relativiert sich dieses leichte Ungleichgewicht allerdings etwas, sodass sich der Bass auch über längere Zeiträume angenehm spielen lässt.

Mit einer gewissen Kopflastigkeit muss man bei diesem Modell leben - echte Fans wird das jedoch kaum stören!
Mit einer gewissen Kopflastigkeit muss man bei diesem Modell leben – echte Fans wird das jedoch kaum stören!

In Sachen Spielkomfort gibt es beim 4003S/5 prinzipiell also nichts zu meckern. Allerdings musste ich am Werks-Setup einige Parameter nach meinem Gusto optimieren, denn sowohl die Saitenabstände als auch die Saitenhöhen waren etwas ungleich justiert. Die Mängel konnte ich zwar mit wenigen Handgriffen beseitigen, doch stellte ich danach darüber hinaus fest, dass die H-Saite nur dumpfe und leblose Töne von sich gab. Dieses Problem konnte ich mit einer neuen Saite aus meinem Vorrat zwar beseitigen, doch wäre es schön, wenn diese Arbeiten bereits vom Hersteller erledigt würden.

Aber kommen wir doch wieder zu den positiven Seiten und hören uns an, was der 4003S/5 klanglich so zu bieten hat. Schon ohne Amp macht mein Testexemplar einen tollen Eindruck: Der Sound ist klar und alle Töne schwingen gleichmäßig aus. Von Deadspots fehlt hier jede Spur – sicherlich nicht zuletzt aufgrund des durchgehenden Halses.
Im ersten Clip hört ihr beide Tonabnehmer mit voller Lautstärke und komplett geöffneten Tonblenden. Keine Frage, der 4003S/5 liefert den klassischen Rickenbacker-Sound. In meiner Wahrnehmung klingt der Fünfsaiter allerdings nicht ganz so strahlend und drahtig wie ein viersaitiges Modell. Von der H-Saite darf man außerdem keinen extrem transparenten, pianoartigen Sound erwarten: Die tiefen Töne werden, bedingt durch etwas verkürzte 33,25″-Mensur, etwas kompakter abgebildet.

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Beide Pickups, Tonpotis offen

Wenn man den vorderen Tonabnehmer in der Lautstärke etwas zurückregelt, so wird der Sound deutlich straffer und aggressiver:

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Beide Pickups, Hals-PU: 80%, Bridge-PU: 100%, Tonpotis: offen

Für den nächsten Clip habe ich meinen Testkandidaten standesgemäß mit dem Plektrum bearbeitet. Beide Tonabnehmer sind abermals gleich laut und die Tone-Regler stehen auf Rechtsanschlag. Damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie der Bass über ein großes Bass-Rig klingen könnte, habe ich in der Nacharbeitung eine Ampeg-SVT-Simulation verwendet.

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Beide Pickups, Tonpotis: 100%, Pickstyle via Ampeg SVT

Jetzt regeln wir einmal den Halstonabnehmer komplett zurück und hören uns den Stegtonabnehmer im Solomodus an. Im ersten Beispiel ist Tonblende voll offen, im zweiten nur zu etwa 20%. Der Sound geht nun sehr in Richtung Jazz Bass – erfeulicherweise liefert der hintere Singlecoil ausreichend tiefe Frequenzen für einen tragfähig-bandtauglichen Sound – hier ist keinerlei EQ-Unterstützung erforderlich!

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Bridge-PU, Tonpoti: offen Bridge-PU, Tonpoti: 20%
Klanglich präsentiert sich ein 4003 erstaunlich vielseitig - sogar einige typische "Jazz Bass"- und "Precision"-Sounds rücken in greifbare Nähe!
Klanglich präsentiert sich ein 4003 erstaunlich vielseitig – sogar einige typische “Jazz Bass”- und “Precision”-Sounds rücken in greifbare Nähe!

Der Halstonabnehmer sitzt beim Rickenbacker sehr weit vorne und liefert dementsprechend starke Tiefbässe. Die Reise geht mit dieser Einstellung zweifellos in Richtung Precision-Bass, der Sound ist jedoch hohler und offener. Wenn man die Höhen mit der Tonblende deutlich absenkt, wirkt der Sound fast schon Synth-mäßig.

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Neck-PU, Tonpoti: 100% Neck-PU, Tonpoti: 20%
Schon im Jahr 1987 gab es - wenn auch nicht allzu lange - die ersten Fünfsaiter-Bässe von Rickenbacker!
Schon im Jahr 1987 gab es – wenn auch nicht allzu lange – die ersten Fünfsaiter-Bässe von Rickenbacker!

Fazit

Fans von Rickenbacker-Bässen entscheiden sich nicht nur wegen des charakterstarken Sounds für einen Ricky – auch die Optik und der Ikonen-Faktor spielen bei der Wahl stets ein große Rolle. Mit dem 4003S/5 hat die amerikanische Company nun auch für Fünfsaiter-Spieler wieder etwas Passendes im Programm. Die H-Saite liefert trotz der leicht verkürzten Mensur gut definierte Töne, klanglich präsentiert sich der Fünfsaiter allerdings nicht ganz so bissig und drahtig wie die viersaitigen Modelle. Beim Werks-Setup sehe ich noch etwas Luft nach oben, und auch eine tote H-Saite sollte bei der Qualitätskontrolle eigentlich nicht durchgehen. Aber vielleicht hatte ich hier bei meinem Exemplar auch einfach nur Pech! Erfreulich hingegen: In Sachen Handhabung erfordert der 4003S/5 keine allzu große Umstellung. An der Korpusform gibt es nämlich kaum Veränderungen und der Hals ist für Fünfsaiter-Verhältnisse angenehm schmal. Der 4003S/5 lässt sich daher fast ebenso leicht wie ein viersaitiger 4003 spielen. Unterm Strich kann ich den 4003S/5 daher jedem Ricky-Fan empfehlen, der seinen Tonumfang nach unten erweitern will!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • klassische Optik
  • leichte Handhabung, guter Spielkomfort
  • klanglich sehr flexibel
Contra
  • leichte Ungenauigkeiten bei der Lackierung
  • Testbass kam mit schlechtem Setup und toter H-Saite
Artikelbild
Rickenbacker 4003S/5 Test
Für 1.999,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Rickenbacker
  • Modell: 4003S/5 Fireglo
  • Herstellungsland: USA
  • Mensur: 33 1/4“, 84,5cm
  • Korpus: Ahorn, weißes Pickguard, Fireglo Finish
  • Hals: Ahorn, Palisander (Caribbean Rosewood) Griffbrett, lackiert, Dot Inlays, 20 Bünde, 16 mm Saitenabstand an der Brücke
  • Hardware: Schaller Deluxe Mechaniken, Schaller 3D Brücke
  • Tonabnehmer: 2 x Singlecoil, passiv
  • Regler/Schalter: 2 x Tone, 2 x Volume, Dreiwege-Wahlschalter
  • Zubehör: Standard Hardshell Case
  • Gewicht: 4,3 kg
  • Preis: 1.999,- Euro (Ladenpreis im Dezember 2020)
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Profilbild von Till

Till sagt:

#1 - 30.12.2020 um 14:25 Uhr

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Ich steh zwar auf den Rickenbacker Klang und Stil, aber für die genannten Setup- und Veratbeitungsmängel würde ich ja locker noch nen Stern abziehen beim Blick aufs Preisschild. Für so einen Betrag kann man sich bei so manchem Instrumentenbauer ein Brett auf den Leib schneidern lassen

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 31.12.2020 um 12:31 Uhr

    0

    Hallo, lieber Till!Über die Vergabe der Punkte/Sterne entscheiden bei uns allein die Autoren der Tests - insofern ist das natürlich rein subjektiv!
    Aber du hast natürlich Recht damit, dass es hierzulande Bassbauer gibt, die einem für einen vergleichbaren Betrag ein perfekt gebautes Instrument eigens an den Leib schneidern - inklusive der Berücksichtigung zahlreicher Kunden-Sonderwünsche.
    Andererseits schwingt bei einer Company wie Rickenbacker stets eine Menge History und "Mojo" mit - der spezielle Ricky-Sound mit seinem hohen Wiedererkennungswert ist einfach weltbekannt und auch irgendwie zeitlos, was wiederum bei einem Boutique-Instrument nicht automatisch gegeben ist.
    Ich denke, letztlich muss jeder selbst entscheiden, wie wichtig oder unwichtig ihm die verschiedenen Parameter sind. Wobei es natürlich trotzdem zu begrüßen wäre, wenn die Lackierungen und das Werks-Setup bei Rickenbacker allesamt perfekt ausgeführt würden! :-)Guten Rutsch und alles Gute für 2021, Lars Lehmann

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