Orange Bass Butler Test

Die älteren Semester unter der werten Leserschaft werden das Bi-Amping-Konzept vielleicht noch aus den 1980er-Jahren kennen. Damals, in den Zeiten von bleischweren und turmhohen Bassanlagen, waren durchaus einige Bassisten mit ganz großem Besteck unterwegs und setzten separate Stacks für die verschiedenen Frequenzanteile ihres Sounds ein. Der prominenteste und konsequenteste Bi-Amping-Tieftöner ist wohl Billy Sheehan – schon sein Signature-Bass von Yamaha besitzt getrennte Onboard-Ausgänge für die Pickups, sodass die Signale mit jeweils geeigneten Verstärkern und Boxen verstärkt werden können. Heutzutage ist Bi-Amping nicht mehr wirklich angesagt – die meisten Tieftöner arbeiten lieber mit unkomplizierten und leicht zu transportierendem Setups. Adrian Emsley, seines Zeichens technischer Direktor bei Orange, hat sich deshalb zusammen mit seinem Team Gedanken gemacht, wie man das Bi-Amping-Konzept am besten in eine kleine Kiste packen kann, damit die Tieftöner auch ohne große Materialschlacht in denn Genuss des Bi-Amp-Sounds kommen können. Das Ergebnis der Entwicklungsarbeit ist ein kompakter Preamp namens Bass Butler, der wie ein Bi-Amp-Rig funktioniert und zwei komplett getrennte analoge Signalwege für cleane und verzerrte Sounds bietet.

... dieses Mal in vornehmer Zurückhaltung - ganz ohne Orange-Farbgebung!
… dieses Mal in vornehmer Zurückhaltung – ganz ohne Orange-Farbgebung!

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Details

Der Bass Butler kommt in einem pultförmigen, sehr stabilen Metallgehäuse, ist allerdings nicht ganz so kompakt wie manch anderer Bass-Preamp. Unhandlich ist der Bass Butler deshalb aber noch lange nicht – er besitzt Maße von 17 x 8,5 x 16,5 cm und kann somit durchaus in der Fronttasche einer geräumigen Gigbag verstaut oder auf ein Pedalboard installiert werden.
Das Regler-Layout der abgeschrägten Front ist super simpel und verständlich strukturiert, sodass man prinzipiell auch schon ohne Bedienungsanleitung sofort loslegen kann. Für alle Fälle liegt im Karton aber auch eine einfache Beschreibung mit den wichtigsten Erläuterungen zu den Features.

In typischer Orange-Manier gibt es für die Funktionen der Regler natürlich keine normalen Beschriftungen, sondern die allseits bekannten Piktogramme. Die untere Reglerreihe mit den vier großen Potiknöpfen repräsentiert den sogenannten “Bass-Kanal” für das cleane Signal des Preamps, der zur Klanganpassung einen optischen Kompressor sowie einen Zweiband-Equalizer mit den entsprechenden Reglern für Bässe und Höhen bereithält. Mit dem vierten Regler der unteren Reihe wird die Lautstärke des Bass-Kanals eingestellt.
Die kleinen Regler in der oberen Reihe sind allesamt für den sogenannten “Gitarren-Kanal” und damit in der Hauptsache für die verzerrten Sounds des Bass Butlers zuständig. Zur Justierung des Eingangspegels bietet dieser Signalweg einen Gain-Regler. Alle weiteren Anpassungen werden mit mithilfe eines Dreiband-Equalizers (Bässe, Mitten, Höhen) erledigt. Ganz links in der Reihe sitzt der Lautstärkeregler.

Fotostrecke: 3 Bilder Kleine schwarze Kiste – hinsichtlich der Optik …

Damit ist die Front schon fast erklärt, zu erwähnen bleiben aber noch der Fußtaster und die große LED im unteren Bereich. Die Funktion des Fußtasters wird den meisten wohl schon klar sein – klar, er dient zum Aktivieren des Gitarren-Kanals, denn der cleane Bass-Kanal ist beim Bass Butler ohnehin permanent aktiv. Sobald man den Gitarren-Kanal dazuschaltet, wechselt die große LED von Blau auf Grün, sodass man immer über den Betriebszustand visuell informiert ist.

Soweit so gut – entscheidend für echtes Bi-Amping ist aber auch, dass man die beiden Signalwege wirklich getrennt voneinander zur Verstärkung an ein Pult oder zum Aufnehmen an ein Interface weiterleiten kann. Zu diesem Zweck bietet der Bass Butler auf der Rückseite für jeden der beiden Signalwege einen separaten symmetrischen Ausgang in Form einer XLR-Buchse (inklusive Groundlift).
Doch damit nicht genug: An den beiden Ausgängen sitzen zudem unterschiedliche Boxensimulationen. Der Bass-Kanal wird durch eine virtuelle Orange OBC410 geschickt, und auf dem Gitarren-Kanal liegt die Simulation einer Orange PPC412-Gitarrenbox. Wer den Bass Butler lediglich als Preamp vor einer normalen Bassanlage verwenden will, kann das zusammengemischte Signal der beiden Kanäle auch einfach an der Amp-Klinkenbuchse abzapfen. Das Mischungverhältnis der beiden Kanäle wird in diesem Fall mit den beiden Lautstärke-Reglern vorgenommen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ein- und Ausgänge liegen auf der Rückseite des Pedals, wobei …

Last but not least gibt es auf der Rückseite des Bass Butler noch ein Klinke zum Anschluss eines Expression-Pedals und natürlich die Input-Klinke für den Bass. Mit einem Expression-Pedal lässt sich der Gain-Pegel für den Gitarren-Kanal fernbedienen. Das ist sicherlich ein interessantes Feature, wenn man die Klangmöglichkeiten des Bass Butlers voll ausschöpfen möchte!

Unglaubliche Flexibilität: Mit diesem Pedal beschreiten Orange definitiv neue Wege!
Unglaubliche Flexibilität: Mit diesem Pedal beschreiten Orange definitiv neue Wege!

Praxis

Für die folgenden Aufnahmen im Praxistest habe ich die beiden XLR-Ausgänge des Orange Bass Butler direkt mit meinem Audiointerface verbunden und die Sounds mit Logic Pro X aufgenommen. Wir hören den Preamp also immer inklusive Boxensimulation – die meisten Bassisten werden den Bass Butler sicherlich auf diese Art im Live-Betrieb oder im Studio einsetzen, um in den Genuss des vollen Bi-Amp-Sounds zu kommen.
Zum Einstieg habe ich mit meinem passiven Jazz Bass den Bass-Kanal separat aufgenommen, denn ich wollte herausfinden, was der Bass Butler in Sachen Clean-Sounds zu bieten hat.

Audio Samples
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Clean, Bass-Cut, Treble-Boost, Comp: 50%

Das klingt doch schon richtig satt! Für den räumlich-vollen Klang ist im Wesentlichen natürlich die Simulation der 4×10 Orange-Bassbox verantwortlich. Wirklich drastische Klangveränderungen sind mit dem Zweiband-Equalizer leider nicht möglich, weil Orange beim Bass-Kanal auf einen Mitten-Regler verzichtet hat. Bei der Aufnahme waren die Höhen bereits deutlich geboostet; die Bässe habe ich etwas abgesenkt, damit der mächtige Sound knackiger und transparenter rüberkommt.

Schon der Bass-Kanal des Bass Butlers im Solobetrieb klingt ungemein mächtig und satt!
Schon der Bass-Kanal des Bass Butlers im Solobetrieb klingt ungemein mächtig und satt!

Der nächste Clip klingt durch die EQ-Anpassungen noch etwas fetter und vintagemäßiger – ich habe die Bässe geboostet und die Höhen deutlich abgesenkt. Außerdem kommt der optische Kompressor jetzt noch stärker zum Einsatz. Mir gefällt die Abstimmung der Schaltung wirklich sehr gut, denn der Sound wird schon bei dezenter Komprimierung merklich dichter und voller, während unerwünschte Effekte oder Nebengeräusche bleiben weitestgehend außen vor bleiben.

Audio Samples
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Clean, Treble-Cut, Comp: 2h

Noch mehr Freude kommt auf, wenn man den Gitarren-Kanal per Fußtaster dazuschaltet. Jetzt liefert der Bass Butler nämlich die klangliche Flexibilität, die ich beim cleanen Bass-Kanal etwas vermisst habe. Wenn man den Gain-Pegel relativ niedrig belässt, bleibt nämlich auch der Gitarren-Kanal nahezu clean und mit dem Dreiband-Equalizer kann der Sound sehr effektiv verändert werden – von mild und transparent bis aggressiv und extrem durchsetzungsstark ist hier alles möglich. Mir gefallen die obertonreichen und charakterstarken Sounds im Lo-Gain-Bereich jedenfalls wirklich ausgesprochen gut!

Der Orange Bass Butler - Bi-Amping 2.0!
Der Orange Bass Butler – Bi-Amping 2.0!

Für die erste Aufnahme habe ich die Mitten und die Höhen des Gitarren-Kanals geboostet und die Bässe etwas zurückgenommen. Der zweite Sound ist schon deutlich angezerrt und klingt noch eine Spur fetter.

Audio Samples
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LoGain 1 LoGain 2
Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Innovationsgeist auch nach all den Jahrzehnten im Business noch bei Orange herrscht!
Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Innovationsgeist auch nach all den Jahrzehnten im Business noch bei Orange herrscht!

Jetzt schalten wir ein paar Gänge höher und drehen den Gain-Regler ordentlich auf, denn zur Kernkompetenz des Bass Butlers zählen ohne Frage heftig verzerrte Sounds. Beeindruckend ist, wie transparent und durchsetzungsstark die mächtigen Overdrive-Sounds auch im High-Gain-Bereich bleiben. Es reicht wirklich schon, wenn man dem cleanen Bass-Kanal einen dumpfen Subbass-artigen beimischt, um das Fundament des Basssounds stabil zu halten.

Den Rest erledigt dann der Gitarren-Kanal: Je nach Einstellung können hier deftige High-Gain-Sounds in allerlei Richtungen abgerufen werden, und durch die gelungene Boxensimulation klingt das Ergebnis nie harsch, so lange man bei praxistauglichen Einstellungen bleibt. Die beiden Signalwege mischen sich zudem sehr gut und verschmelzen zu einem organischen Klangbild – das habe ich in dieser Qualität bisher noch von keinem anderen Preamp oder Verzerrer gehört!

Audio Samples
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HiGain 1 HiGain 2
Durch das Zusammenspiel der beiden Kanalzüge entsteht eine klangliche Wandelbarkeit, die schwer zu toppen ist!
Durch das Zusammenspiel der beiden Kanalzüge entsteht eine klangliche Wandelbarkeit, die schwer zu toppen ist!

Fazit

Die Idee von Adrian Emsley, das Bi-Amp-Konzept in einen vergleichsweise handlichen Preamp zu verpflanzen, ist wirklich klasse – und auch die Umsetzung kann ich nur als gelungen bezeichnen! Die mächtigen Sounds des Bass Butlers sind dank separater Signalwege selbst im heftig verzerrten Bereich noch ungemein druckvoll und transparent, dazu sorgen Boxensimulationen für den realistischen Eindruck von mikrofonierten Stacks und einen insgesamt sehr organischen Gesamtsound des Preamps. Durch die jeweiligen EQs der Kanäle ist für ein hohes Maß an Klangflexibilität gesorgt. Wünschenswert wäre für meinen Geschmack allerdings noch ein zusätzlicher Mittenregler beim Bass-Kanal. Damit könnte der Bass Butler auch ohne Zuschaltung des Gitarren-Kanals ein noch breiteres Spektrum von cleanen Sounds abdecken und der Gitarren-Kanal wäre dann für die Overdrive-Sounds reserviert. Das ist aber wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn davon abgesehen habe ich wirklich nur Lob für diesen außergewöhnlichen Preamp übrig. Der Bass Butler ist zudem extrem robust konstruiert, und selbst der Preis geht in Anbetracht des durchdachten Konzepts und der hervorragenden Klangqualität meiner Ansicht nach völlig in Ordnung. Unbedingte Ancheckempfehlung!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Klangqualität
  • originelles Konzept
  • ausgezeichnet abgestimmter Kompressor
  • sehr flexibel einsatzbar
  • robuste Bauweise
Contra
  • kein Mitten-EQ
Artikelbild
Orange Bass Butler Test
Für 379,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Orange Amps
  • Modell: Bass Butler, Bi-Amping Bass-Preamp
  • Herstellungsland: UK
  • Regler/Schalter: Bass-Kanal: Kompressor, Bässe, Höhen, Volume, Gitarren-Kanal: Gain, Bässe, Mitten, Höhen, Lautstärke, Groundlift, Fußtaster
  • Maße: 17 x 8,5 x 16,5 cm
  • Gewicht: 1,3 kg
  • Zubehör: Netzteil, 18 Volt
  • Preis: 379,- (Ladenpreis im Mai 2020)
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