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Empress Effects Zoia Euroburo Test

Über ein Jahr lang mussten Eurorack-Freunde auf das Zoia Euroburo warten, nachdem es während der NAMM 2020 vorgestellt wurde. Doch viele dürften das gern getan haben – immerhin ist das Modul eine Variante des vielleicht beliebtesten Multieffekt-Gitarrenpedals der letzten Jahre. Mit seinem modularen Software-Konzept, bei dem mehrere Effekte, Klangquellen und Modulationssignale zu digitalen Patches kombiniert werden können, eroberte das Empress Effects Zoia die Pedalboards dieser Welt. Nun ist es als Zoia Euroburo quasi da angekommen, wo es im Geiste schon längst war: Im Eurorack. Dort ist es ein Modul unter vielen, aber doch irgendwie ganz anders …

Empress Effects Zoia Euroburo Test
Empress Effects Zoia Euroburo Test

Details

Hintergrund-Infos

Für alle, die das Zoia-Konzept noch nicht kennen, zu Beginn eine kurze Einführung: Hinter dem Zoia-Pedal und jetzt auch dem Euroburo-Modul für Eurorack steckt ein DSP-Prozessor mit unterschiedlichen Algorithmen für Sounddesign und -Bearbeitung. Digitale Oszillatoren, Filter, Effekte, LFOs und andere Bausteine können in Patches kombiniert und als Presets abgespeichert werden. Die Elemente werden anwenderseitig über die Button-Matrix auf der Oberseite angeordnet, verbunden und in ihren Parametern konfiguriert. Zoia ist eine Spielwiese zum Erstellen eigener Sounds und Effektketten. Dies als Bestandteil einesEuroracks nutzen zu können, bedeutet besonders viel Flexibilität dank Modulation der digitalen Zoia-Module von und mit Steuerspannung sowie der freien Integrationsfähigkeit des Zoias in größere Patches.

Erscheinungsbild

Im Grunde wurde für die Gestaltung des Euroburo-Moduls das Interface des Zoia-Pedals übernommen. Nur die Stompbox-Schalter wurden sinnigerweise durch CV-Eingänge und die großen Audio- bzw. MIDI-Buchsen hinten durch Kleine an der Vorderseite ersetzt. Mit dem großen Dreh-Encoder, einem Display und vor allem dem Raster aus farbigen Kunststofftasten sind die wichtigsten Eingabemittel aber gleichgeblieben. Auch die Shift-Funktionen des Zoia-Pedals wurden übernommen, um Dinge zu kopieren, Patches zu benennen und mehr.

Fotostrecke: 5 Bilder Empress Effects Zoia Euroburo in der Aufsicht …

Weitere Details rund um die Bedienelemente können Interessierte in unserem Test des Zoia-Pedals nachlesen. Wir wollen uns jedoch hier eher auf die Besonderheiten der Eurorack-Version konzentrieren. Die liegen technisch insbesondere in der Stromversorgung und der Integration von Steuerspannungen in das Zoia-Konzept. Erfahrene Modularmusiker werden es wissen: Digitale Module wie das Euroburo verbrauchen gern viel Strom: Ganze 300 mAh auf der +12V-Rail braucht das Teil. Aufgrund dieser hohen Anforderung wird es nicht in jedes Rack bzw. nicht zu jedem Eurorack-Netzteil passen. Dazu kommt dann noch die Tiefe von 28 mm. Das ist kein absoluter Extremwert, aber man sollte doch vor dem Kauf einmal die Größe des Cases und seine Leistung überprüfen. Sonst bleibt das Euroburo-Display dunkel oder das Modul steht über.

Display und CV-Integration

Der Bildschirm ist wie beim Effektpedal sehr klein. Weil man aus weiten Entfernungen zu ändernde Parameter schlecht erkennt, macht es weniger Sinn, das Zoia Euroburo in ein dynamisches Live-Case zu integrieren. Auf der Bühne würde es extrem schwierig zu bedienen sein – unter all den Kabeln und neben zig anderen, ebenfalls blinkenden Modulen. Wohl nicht umsonst bietet Empress Effects daher ein dediziertes Case für das Modul mit eigener Stromversorgung an. In dieser Form ergibt es in meinen Augen mehr Sinn: Als kleiner, eigenständiger Effektprozessor bzw. Digitalsynth, der bei Bedarf mit ein paar anderen Eurorack-Modulen kombiniert werden kann. Warum nur „ein paar“? Weil das Euroburo nur vier CV-Eingänge und vier CV-Ausgänge bietet.

Das Empress Effects Zoia Euroburo hier in einem speziellen Case, das Empress Effects für das Modul anbietet. (Quelle: Empress Effects)
Das Empress Effects Zoia Euroburo hier in einem speziellen Case, das Empress Effects für das Modul anbietet. (Quelle: Empress Effects)

All diese Aspekte zeigen zusammengenommen: Das Empress Effects Zoia Euroburo ist eine Preset-Maschine, kein Gerät für Live-Performances. Man kann im Studio viele verschiedene Patches mit ihm erstellen und sie für Aufnahmen verwenden. Doch sie lassen sich nur bedingt live verändern und experimentell anpassen. Das gibt das Interface mit nur einem Drehregler einfach nicht her.

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Praxis

Wie kann das Zoia Euroburo Modul optimal eingesetzt werden? Wir haben es für unseren Test in ein kompaktes Studio-Case (94 TE, 6U) zusammen mit dem Metropolix-Sequenzer, einer analogen Synthstimme bestehend aus Oszillator, Filter und VCA sowie ein paar Modulationsquellen platziert. In dieser Umgebung fühlt sich das Euroburo pudelwohl. Es kann dann entweder als Multieffekt oder auch als zweite Synthstimme verwendet werden. Beides führte zu spannenden Ergebnissen.

Das Empress Effects Zoia Euroburo kann als Synth oder Effektgerät eingesetzt werden. (Foto: Lukas Hermann)
Das Empress Effects Zoia Euroburo kann als Synth oder Effektgerät eingesetzt werden. (Foto: Lukas Hermann)

Das Euroburo als Effektmodul

Es ist sinnvoll, das Euroburo nach dem ersten Einschalten zunächst einmal als Effektmodul zu verwenden, denn diese Herangehensweise hilft dabei, den Workflow schneller zu verstehen. Um etwa eine Mono-Sequenz mit einem Hall zu versehen, muss diese oben rechts in die CV-Eingänge gepatcht und das Ausgangssignal darunter abgegriffen werden. Dann beginnt das virtuelle Verkabeln: Durch einen Druck auf einen der Buttons des Rasters lassen sich Bausteine der Signalkette auswählen. Der erste muss, um eine Effektkette zu generieren, ein Audio-Interface-Modul sein, das die Signale der Audio-Eingänge abgreift. Am anderen Ende muss ein Output-Modul gewählt werden, damit das Signal auch wieder aus dem Euroburo herauskommt.

Hall, Delay, Modulation und mehr

Dazwischen finden dann die virtuellen Effektmodule Platz. Wie auch schon den Kollegen aus der Gitarrenabteilung haben mich vor allem die Modulations-, Delay und Reverbeffekte überzeugt. Hier ein paar Beispiele aus diesen und anderen Kategorien:

Audio Samples
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1978 Reverb Chorus + Reverb lite Compressor + Fuzz Delay mit Modulation Gated Reverb Ghostverb Hall Reverb Phaser + Reverb lite Plate Reverb Room Reverb Ringmodulation

Vor allem das Vorhandensein von Chorus-, Flanger- und Phaser-Effekten ist erfreulich, denn dieser Bereich ist im Eurorack nach wie vor unterbesetzt – obwohl gerade sie sich eigentlich ideal für den Eurorack-Einsatz eignen, können sie doch mittels CV kreativ moduliert werden. 

Im Audioeffekt-Bereich ist das Zoia Euroburo sehr gut aufgestellt. (Foto: Lukas Hermann)
Im Audioeffekt-Bereich ist das Zoia Euroburo sehr gut aufgestellt. (Foto: Lukas Hermann)

CV rein, CV raus

Sollen dafür bestimmte Elemente der (Effekt-)Module angesteuert werden, kommen die CV-Eingänge am unteren Rand des Euroburos ins Spiel. Sie sind, wie gesagt, mit die größte Änderung, die Empress Effects am Zoia Euroburo vorgenommen hat. Wie auch die Ein- und Ausgänge der Audioketten auf der Matrix darüber können sie mittels der Kunststoff-Buttons mit anderen Elementen eines Zoia-Patches verbunden werden. Im Falle eines Phasers könnte man etwa LFOs in die CV-Eingänge schicken und die darüber liegenden Patchpunkte mit den Parametern des Effekts verbinden, um so mithilfe anderer Module dessen Breite, Resonanz oder den Dry-Wet-Anteil zu modulieren.

Die beiden Orange-farbenen Kabel senden Modulationsspannungen in das Euroburo. (Foto: Lukas Hermann)
Die beiden Orange-farbenen Kabel senden Modulationsspannungen in das Euroburo. (Foto: Lukas Hermann)

Umgekehrt geht das genauso vom Zoia in Richtung anderer Module, denn es sind ja ebenfalls vier CV-Ausgänge vorhanden. Interne LFOs, Hüllkurven und sogar vom Euroburo generierte Sequenzen können auf diese Weise nach draußen gelangen. Wer also in einem Patch ein paar CV-Modulationsspannungen braucht, kann das Zoia Euroburo auch einfach dafür nutzen.

Das Zoia Euroburo als Synthesizer

Ein solcher Einsatz nutzt allerdings kaum die Möglichkeiten aus, die in dem Gerät stecken – insbesondere nicht seine Synthese-Fähigkeiten. Dabei kann das Euroburo mit ein wenig Kreativität beim Patch-Design ein kreativ modulierbarer Synth mit FM- oder Granularsynthese sein oder als Audio-Looper fungieren. Dem Nutzer offenbaren sich all diese Optionen, wenn ein ganz neuer Patch über das Scroll-Menü gestartet und als erstes Modul eines aus der Audio-Kategorie wählt wird. Hier stehen Oszillatoren, Filter, Rauschgeneratoren, besagte Looper- und Granular-Module und vieles mehr zur Wahl. Das Angebot ist immens.

Immer auf die CPU achten!

Beim Scrollen durch die Modulliste merkt man schnell: „The sky is the limit“ – na ja, nicht ganz vielleicht. Irgendwann gibt die CPU des Euroburo auf, einen Prozentwert bekommt man zur Orientierung auf dem Startbildschirm angezeigt. Manche Module und Funktionen erfordern dabei mehr Rechenleistung als andere. Hier muss man etwas Erfahrung sammeln; grundsätzlich gilt aber, dass man bei einem komplexen Synth-Patch vielleicht erst einmal Abstand von komplexen Stereo-Panningeffekten und Hall-Algorithmen nehmen sollte. Tut man das, kann das Zoia problemlos als vierstimmiger Polysynth programmiert werden, das hält die CPU aus. Es  ist nicht zu leugnen, dass das Euroburo als Synth sehr digital klingt. Das ist aber kein Nachteil per se – man muss dann eben mit FM-Synthese und kreativer Modulation experimentieren. Das habe ich auch bei den folgenden Aufnahmen getan, für die einige Werkspresets externer Modulation unterzogen wurden:

Audio Samples
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Acid-Sounds Feedback FM Drums FM Piano Multivox Random Synth Swarm

Wichtig zu wissen: Wird drei- oder vierstimmig polyphon programmiert, kann die Sound-Engine des Euroburo nicht mehr so leicht mit CV gespielt werden, dafür reichen vier CV-Eingänge nicht aus. Zum Glück gibt es dann noch die MIDI-Alternative rechts auf dem Panel, für deren Gebrauch ein passender 5-Pin-auf-Klinke-Adapter mitgeliefert ist. Über ein dediziertes MIDI-Modul in der Zoia-Software kann Polyphonie entsprechend konfiguriert und auf die unterschiedlichen Oszillatoren bzw. Stimmen verteilt werden. Diese können eigene Signalwege mit unterschiedlichen Filtern und Effekten haben – und bei einem anschlagdynamischen Controller mit Modwheel mittels dieser MIDI-Parameter moduliert werden.

Das Euroburo als CV-Prozessor

Und dann gibt es noch einen dritten großen Anwendungsbereich, den ich noch kurz anreißen will und der sich – anders als die andern beiden – eher in fortgeschrittenen Systemen als nützlich erweisen kann. Noch größer als die Abteilung der Audio-Module ist nämlich die der „Control“-Funktionen. Dies sind CV-Module, die in Synth-Stimmen und für komplexe Effektwege intern ‚verdrahtet‘ werden können. Viele von ihnen nehmen aber genauso gut externe Signale auf und manipulieren sie. Im Angebot stehen CV-Mixer, Mults, Switches, Inverter und einiges mehr – alles Funktionen, die man in größeren Patches immer wieder braucht, ob mit Zoia-eigenen Sounds oder ohne.

Das Empress Effects Zoia Euroburo in der Schrägansicht von vorne.
Das Empress Effects Zoia Euroburo in der Schrägansicht von vorne.

Das Beste daran ist nämlich: Sie können unabhängig vom Rest eines Zoia-Patches betrieben werden. Dafür können die digitalen Module in einem Euroburo-Patch auch auf mehrere Seiten der farbigen Matrix verteilt werden, zwischen denen man mit den Pfeiltasten unter dem Display wechselt. Ein Beispiel wäre eine Kombi aus Halleffekt und CV-Manipulation denkbar: Oben rechts eingehende Audiosignale könnten in einem solchen Patch durch eine Hall-Effektkette geschleift und wieder ausgespuckt werden. Diese Signalkette fände dann auf Seite eins des Patches Platz – und auf der zweiten platziert man dann einen CV-Mixer, der Signale aus den CV-Eingängen aufnehmen kann und gemischt wieder über die CV-Outs ausgibt. Oder man macht das Euroburo auf diese Weise zum Quantisierer für extern generierte Melodiesignale. Oder, oder, oder …

Empress Effects Zoia Euroburo Sound Demo (no talking)

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Fazit

Es ist wie so oft bei Multieffekten: Man muss dem Zoia Euroburo etwas Zeit geben, bis es einen wirklich umhaut. Das Interface benötigt Einarbeitungszeit, vor allem die Shift-Kombinationen gehen erst nach ein paar Tagen leicht von der Hand. Was noch längere Zeit störend sein kann, ist das kleine Display und die Tatsache, dass es nur einen Encoder gibt, der manchmal lange braucht, um beim Einstellen zu einem bestimmten Zielwert zu scrollen. Auch deshalb ist der Hinweis mit der Zeit wörtlich zu nehmen: Schnell sind Patches auf dem Euroburo selten erstellt. Man muss sich hinsetzen, eine Idee im Kopf entwickeln und dann am Gerät umsetzen. Aufgrund der komplexen Verschaltungsstruktur ist das dann leider manchmal ‚Trial-and-Error‘ und mit dem Risiko verbunden, am Ende nicht das Ergebnis zu erhalten, das man erwartet hat. Das ist nicht jedermanns Sache.
Dafür überrascht einen das Gerät auch immer wieder, und besonders dann, wenn man es experimenteller angeht. Es ist modular im besten Sinne: Wer unkonventionell mit dem Modul umgeht, erhält am meisten von ihm zurück. Besonders die vielen internen Modulationsoptionen wie auch die (vielleicht etwas knapp bemessenen) CV-Ein- und Ausgänge laden zum Ausprobieren ein. Heißt: Wenn einmal ein paar eigene Patches auf der SD-Karte gesichert und ihre Funktionalität verinnerlicht wurden, ist das Euroburo ein machtvolles „Set-and-Forget“-Modul, dessen Sound zugleich jederzeit angepasst werden kann. Und soll dem so sein, ist es deutlich leichter – und günstiger – ein paar virtuelle Module im Zoia-System auszutauschen als echte aus dem Rack zu bauen und durch andere zu ersetzen. Ist der Platz, das Geld und der Wille zur Beschäftigung mit dem Euroburo da, wird man mit einem Modul belohnt, das quasi alles kann – und das meiste davon auch extrem gut.

Das Empress Effects Zoia Euroburo zeigt sich als wahrer Klangkünstler im Eurorack.
Das Empress Effects Zoia Euroburo zeigt sich als wahrer Klangkünstler im Eurorack.
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