Slate Digital FG-Stress für VMR Test

Slate Digital hat ein neues Kompressor-Plug-in am Start! Und wie es sich für den Entwickler Fabrice Gabriel (FG) gehört, wurde wieder mal ein Hardware-Klassiker emuliert. 

 

Diesmal ging es dem Empircial Labs Distressor an die Schaltkreise, welcher seinerzeit einmal selbst antrat, den Vintage-Klassiker UREI 1176 in ein deutlich moderneres und flexibleres Gewand zu packen – und seitdem als moderner Klassiker gilt. 
Am Rande der Hinweis, dass Slate selbst bereits im Hardware-Metier wilderte und mit dem Dragon seine Interpretation des 1176 vorstellte. Heute geht es uns aber um Plug-ins für ein Zehntel des Hardwarepreises!
 

Details

Allgmeines

Slate Digital FG-Stress ist ein Plug-in, das den Empirical Labs Distressor Hardware-Kompressor emuliert. Das Plug-in ist Bestandteil des Slate Virtual Mix Rack, für das es neben dem Distressor auch noch weitere Emulationen und Erweiterung gibt. VST2/VST3/AU/AAXnative Formate stehen dabei für Windows und OSX parat – ein iLok 2 ist notwendig.
Aufgrund der fehlenden Lizenzrechte darf der FG-Stress allerdings nicht offiziell Distressor heißen – ganz im Gegensatz zu den über ein Drittel teureren Varianten von UAD oder dem Arousor. Der FG-Stress kommt aber nicht allein, sondern bringt auch noch andere Emulationen für seine 180 Euro Straßenpreis mit – doch dazu später mehr.

Das Vorbild: Empirical Labs EL8 Distressor

Der Distressor ist ein äußerst flexibler Hardware-Kompressor der für seine tollen, modernen Ergänzungen des alten 1176/LA-2A Vintage-Charmes geschätzt wird. Er klingt gut und sauber, ist aber eher ein Multi-Werkzeug als High-Endiger-Klangveredler – aber genau aus diesem Grund in vielen Studios und Live-Setups als wichtiger und verlässlicher Standard etabliert. So ist der Distressor seit rund 20 Jahren für sich selbst auch ein moderner Klassiker.
Es gibt ein klares Layout, große Regler und keine anfälligen Röhren oder sonstiges mysteriöses Voodoo. Ein typisches Workhorse eben, was für rund 1850 Euro als EL8-X aber gewiss kein Schnäppchen mehr ist und bei den heute erhältlichen Alternativen vor allem von seinem guten Ruf lebt.
Und genau diesen, „alten“ Distressor – ohne X und Zusatzfunktion – emuliert der FG-Stress. Damit betritt Slate allerdings kein Neuland, denn Empirical Labs selbst hat bereits mit dem Arousor eine virtuelle Variante im Angebot, welche aber durchaus umfangreicher und auch komplizierter ist. Der FG-Stress wiederum ergänzt das VMR-Konzept gut.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Original: Empirical Labs EL8 Distressor …

Klares Layout, klare Funktionen – wie beim Original

Markant sind die vier großen, EL-typischen Potis mit den lehrbuchmäßigen Kompressor-Parametern INPUT, ATTACK, RELEASE und OUTPUT. Optische Kontrolle erhält man mit den vielen „LEDs“, die bei Plug-ins aber durchaus Standard sind. Input- und Output-Level sind leider nicht einsehbar. Genau wie bei der Hardware – hier wäre weniger des Originals sinnvoller gewesen. 
Hinzu kommt ein Taster für die RATIO, wobei unter der Haube auch noch andere Parameter wie beispielsweise das Knee angepasst werden. Folgende Settings stehen jedenfalls zur Auswahl: 1:1, 2:1, 3:1, 4:1, 6:1, 10:1, 20:1 und Nuke. Es bleibt anzumerken, dass bei der Ratio von 1:1 logischerweise keine Kompression stattfindet, um die optionalen Sättigungsfunktionen auch solo nutzen zu können. Dass bei der 10:1 Ratio der kleine Hinweis „Opto“ prangert, legt nahe, dass es sich um das Regelverhalten des Teletronix LA-2A handelt (Attack auf “10” und Release auf “Null”). Nuke schlussendlich verweist auf den All-Buttons-In-Mode des legendären 1176
Hinzu kommen die Funktionen HP (18dB Low-Cut @ 80Hz) sowie Dist2 und Dist3 im AUDIO-Weg, um den klaren Grundklang zu beschmutzen. Nummer 2 entspricht dabei dem Übersteuerungsverhalten von Trioden– und Transistor–Schaltungen mit ihrem verzerrenden Fokus auf den zweiten Harmonischen. Nummer 3 hingegen stellt die dritten Harmonischen heraus, was dem typischen Klirr eines Tonbandes entspricht. 
Ein weiteres Hochpassfilter steht außerdem im Sidechain bzw. dem DETECTOR-Weg zur Seite, um auch dem Steuersignal Bass entziehen zu können, sodass pumpende Modulationen vermieden werden. Ein 6 kHZ Boost im Regelweg hingegen sorgt für die Entschärfung typischer S-Laute, sodass der Kompressor auch als De-Esser verwendet werden kann. 

Nicht ganz so offensichtliche Features

Normalerweise ist der „richtige“ Distressor ein Monogerät, was sich aber „Stereo-linken“ lässt. Das Plug-in arbeitet selbstverständlich gleich stereo, weswegen der Link-Taster durchaus verwirren mag. Man entsinne sich: Es gab beim Distressor eine Zusatzfunktion, um die Stereomitten bei zwei gelinkten Geräten noch „bombenfester“ zu machen – beim Plug-in kann man dies sozusagen wieder etwas schlechter machen, falls man auf minimales Wandern der Phantommitte steht. Nun gut, sinnvoller mutet das schon der Dry/Wet-Regler sowie einige, coole Shortcuts an – dazu aber im Praxis-Teil noch mehr.

Kompliziertes Pricing

Das Slatesche Preismodell ist auf der Herstellerseite etwas unglücklich artikuliert und auch in den bekannten Download-Shops wird man nicht unbedingt schlauer. Fakt ist: Neben dem eigentlichen FG-Stress gibt es beim Kauf der Einzellizenz zwar das Virtual Mix Rack, kurz VMR, hinzu – nicht aber das Mix Bundle. Das VMR gibt es inklusive „Revival“ und „The Monster“ aber ohnehin kostenlos, von daher hält sich der Zusatznutzen in Grenzen.

Fotostrecke: 2 Bilder Slate Digital ist der Distressor-Underdog. Dank fehlender Namens-Lizenz ist er auch die günstigste Lösung – und keinesfalls schlechter! Die restlichen abgebildeten u0022Geräteu0022 gibt es kostenlos im VMR.

Virtual Mix Rack Upgrade

Der FG-Stress ist sozusagen ein Upgrade des Virtual Mix Rack, was mein Kollege Marc Acardipance bereits vor geraumer Zeit getestet hat. Es enthält verschiedene weitere Hardware-Emulationen, die dank des flexiblen Plug-in-Racks frei konfiguriert und vertauscht werden können. So können verschiedene Reihenfolgen im Nu ausprobiert werden – oder Lieblingskonfigurationen als Rack gespeichert werden.

Der FG-Stress wird also aus dem VMR heraus geladen – und taucht damit nicht als eigenständiges Plug-in in eurem Plug-in-Ordner auf. Das hat Vor- und Nachteile, wie Marc sie auch anspricht, in der Gesamtheit sind sie aber für mich zu vernachlässigen. Wichtig zu wissen ist eher, dass auch ältere Sammlungen von „virtuellen“ Tubes, Konsolen und Preamps – wie damals bereits zu unserem Test angekündigt – nun auch aus dem VMR heraus geladen werden können. 

Folgende Teilprodukte gehören damit aktuelle beim Vollausbau zum VMR: 

  • FG-Stress
  • Mix Bundle (FG-N, FG-S, FG-401, FG-116)
  • Virtual Tube Collection– Virtual Console Collection
  • Virtual Preamp Collection
  • FG-116 FET Blue Series
  • FG-Bomber
  • Custom Series
  • Air & Earth Modules
  • The Monster
  • Revival
  • Trimmer
Kommentieren
Profilbild von Matthis Schvartz

Matthis Schvartz sagt:

#1 - 02.01.2018 um 16:10 Uhr

0

Hast du denn auch die von Slate herausgegebene Anleitung zum Kalibireren genutzt? Ansonsten sind die Vergleiche eigentlich haltlos. Die Erfahrung vieler Tester, die genau kalibriert haben ist, dass Unterschiede verschwindend gering sind.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 02.01.2018 um 17:11 Uhr

    0

    Hallo Matthis Schvartz, natürlich habe ich mich an der Anleitung orientiert. Und wie ich schreibe, sind die Unterschiede auch äußerst gering - aber eben nicht verschwindend. LG; Felix

    Antwort auf #1 von Matthis Schvartz

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