Basics – Raumakustik

MOBILE TRENNWÄNDE

Kostengünstig und effektiv sind einfache, mobile Trennwände. Wenn man den Platz hat, dann sollte man sie vielleicht in einer Größe von ungefähr 2 x 3 m planen. Zum einfachen Verschieben dieser Hilfswände baut man an den Enden kleine Metallfüße quer an und befestigt dort jeweils zwei Rollen. So lassen sich jederzeit die akustischen Gegebenheiten durch ein Umstellen verändern. In großen Bürofachgeschäften kann man solche Wände auch fertig erwerben, muss aber an den Oberflächen und den Rollen sicherlich noch nacharbeiten. Auf den beiden Flächen der Stellwände trägt man dann unterschiedliche Materialen auf und ist so flexibel für verschiedene akustische Situationen. Dabei kann es sich um Holz, gelochtesHolz, Stoff oder Kork handeln.

Fotostrecke: 3 Bilder Foto mit feundlicher Genehmigung von Auralex / ICM Consult

Wird zum Beispiel eine einzelne akustische Gitarre in einem größeren Raum aufgenommen, kann man mit zwei oder drei Stellwänden schnell eine Art offener Kabine im Raum schaffen. Klingt die Gitarre zu tot, dreht man die glatten Flächen der Trennwand in Richtung Instrument, um gewollt ein paar weitere Reflexionen zu erhalten. Je nach Entfernung, Winkel und Anzahl der verwendeten Wände entstehen neue, unterschiedliche Klangbilder.

Bei Übungs- oder Recordingsessions erweisen sich diese Stellwände ebenfalls als große Hilfe. Man platziert die Wände zwischen Backline und Musikern, sodass jeder mit jedem optischen Kontakt hat, die Amps und Boxen ihre Arbeit aber „hinter Gittern“ verrichten . Eventuelle Hörprobleme können durch entsprechendes Umpositionierung der Wände, der Amps oder durch ein Monitoring beseitigt werden.

Der Boden

Ein ebenfalls nicht ganz unwichtiger Faktor ist die Beschaffenheit des Fußbodens. Holz lässt vieles sehr warm klingen und unterstützt die meisten Akustikinstrumente; außerdem sieht ein Parkettboden durchweg sehr edel aus. Für andere laute Instrumente ist er oft störend und man sollte über die Anschaffung von ein paar Teppichen nachdenken. Wenn man mehrere einzelne verwendet, dann kann man auch mit ihnen schnell die Akustik und die erzeugten Reflexionen verändern. So werden viele Schallwellen weitgehend absorbiert, aber Geheimrezepte gibt es auch hier keine, Ausprobieren ist angesagt.

MOE5

Wie bei Wänden gelten auch beim Boden die gleichen physikalischen Eigenschaften: Glatte Oberflächen reflektieren mehr Schall als poröse Strukturen. Allerdings gilt das ganz grob nur für Frequenzen oberhalb von 1kHz. Darunter lässt die Absorption nach und man muss andere Maßnahmen ergreifen, um sogenannte stehende Wellen, Flatterechos und vielleicht auch Frequenzauslöschungen zu verhindern. Diese Phänomene sorgen oft für eine schlechte Ortung der Schallquelle, verschlechtern die Sprachverständlichkeit und lassen jeden Klang als stumpf erscheinen.

In den unteren Mitten und im Bassbereich tritt in vielen Räumen eine Bodenkopplung auf. Wenn Raumgröße, Konstruktion und verwendete Materialien ungünstig mit dem Schall von Bass oder Bassdrum zusammenwirken, dann können plötzlich stehende Wellen oder dröhnende Bässe entstehen. Aber auch für diese Fälle gibt es Abhilfe. Wenn ein Bassamp auf dem Boden steht, so besteht in der Regel eine direkte mechanische Verbindung zum Fußboden, der beim Anspielen bestimmter Töne unter Umständen mitschwingt. Abhilfe kann hier eine Bierkiste aus Kunststoff, eine Isomatte oder ein kleines Podest bringen. Ziel ist es dabei, den mechanischen Weg zwischen der Box und dem Boden zu stören und Energie aus den Schwingungen zu ziehen, sodass die Störfrequenzen leiser werden. So ein kleines Podest könnte man auf Gummi, Schaumstoff oder auf Tennisbälle stellen und es so vom Boden entkoppeln. Tipp: Auf jeden Tennisball einen passenden Gummiring aus dem Baumarkt kleben, damit das Podest nicht wegrollt!

ABSORBER / TRAPS

Wenn diese Maßnahmen nicht weiter helfen, kann man immer noch versuchen, mit Akustikmodulen, auch Absorber oder Traps (Fallen) genannt, einzugreifen.
Die einfachsten Absorber, sogenannte Bassfallen, sind je nach Frequenz verschieden große Holzboxen. Sie haben eine Oberfläche aus MDF, die mit der Frequenz, die man absorbieren will, mitschwingt. In der Box sind verschiedene dämmende Materialien eingelagert, welche die Energie der entsprechenden Frequenz mindern, also in einem bestimmten Maße absorbieren. Die Bassfallen kann man frei im Raum aufstellen oder an eine Wand hängen. Alternativ lassen sich diese Absorber aber auch direkt in eine Wand mit einbauen. Ein im Allgemeinen sehr effektiver Standort hierfür sind die Ecken in Übungsräumen oder Studios, da es dort gerne zu Überhöhungen der tiefen Frequenzen kommt.

Foto mit feundlicher Genehmigung von Auralex / ICM Consult
Foto mit feundlicher Genehmigung von Auralex / ICM Consult

Aber Achtung: Berechnung und Bau dieser Fallen sind komplexe Themen und nicht unbedingt ein einfaches Thema für den Hobbykeller. In der Regel muss dafür eine Messung vor Ort gemacht werden, damit man an den verschiedenen kritischen Stellen im Studio oder im Übungsraum genau die Frequenzen ermitteln kann, um die es geht.

Handwerklich versierte Zeitgenossen finden im Internet verschiedene Baupläne für den Selbstbau der Bassfallen. Es ist aber immer reichlich Mathematik im Spiel, um eine effektive Falle für eine bestimmte Frequenz oder einen Frequenzbereich zu bauen.
Inzwischen gibt es aber auch im Handel optisch ansprechende Fallen. Sie bestehen häufig aus einem farbigen Kunstoffprofil oder aus stehenden Röhren (Tubes), sind extrem leicht und passen sich auch architektonisch gut an die jeweiligen Räumlichkeit an.

SCHALLKABINEN

Für Recording-Anwendungen in einem Raum kann  auch über den Bau einer Schallkabine nachgedacht werden. Dabei sollte das Innenmaß nicht zu klein geplant werden, damit man hier auch Noppenplatten oder Dämm-Matten installieren kann. Ein Sprecher, ein Sänger oder ein sitzender Gitarrist sollten ausreichend Platz haben. Die in der Kabine fehlende schöne Akustik lässt sich dann nur über künstlichen Nachhall erzeugen. Auch sollte man darauf achten, dass das Gewicht der Kabine eine bestimmte Größe nicht überschreitet, damit man sie bewegen und flexibel einsetzen kann. Auch hier hilft das Internet mit vielen Bautipps oder bei der Suche nach fertigen Produkten – oder ihr lest euch unseren Workshop zum Bau einer Sprach-/Aufnahmekabine durch.

Grundsätzlich sollten zwischen einem guten Übungsraum und einem Aufnahmeraum keine gravierenden akustischen Unterschiede bestehen. In beiden Fällen geht es darum, dass es toll klingt, dass die Musiker sich wohlfühlen und beim Musizieren Spaß haben. Und wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, dann ist auf jeden Fall schon weit mehr als nur die halbe Miete für gute Ergebnisse.

Die Sprach-/Aufnahmekabine im Eigenbau aus unserem bonedo-Workshop
Die Sprach-/Aufnahmekabine im Eigenbau aus unserem bonedo-Workshop
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