Studio-Dämmung – DIY-Raumakustik-Workshop #6

Wer unseren bisherigen DIY-Akustikratgeber (Eckabsorber, Seitenabsorber, Breitbandabsorber, Plattenabsorber und Deckensegel) aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich das Thema Schallschutz immer wieder ausgeklammert habe. 

Daemmung im Studio

Das liegt daran, dass all unserer bisherigen Akustik-Maßnahmen kaum was an der Emission von Schall im Studio nach außen – und umgekehrt – bewirkt haben. Schallschutz ist nur mit enormen baulichen Maßnahmen zu bewerkstelligen und damit recht aufwendig und teuer. 

Da es viele verschiedene Faktoren zu beachten gilt, ist ein solches Projekt von Laien kaum zu stemmen. Trotzdem ist nichts unmöglich und ich möchte mit dieser Mischung aus Ratgeber und Erfahrungsbericht ein paar Tipps und Tricks für den engagierten Hobby-Heimwerker zusammentragen, die ich vor allem beim Bau meines letzten Studios – mit strengstem Blick aufs Budget – gewinnen konnte. 

DETAILS

Akustik-Grundlagen

Schall ist im Allgemeinen eine schnelle Luftdruckänderung und breitet sich als solche durch die uns umgebende Luft aus. Im Weltall gibt es keine Luft – oder konkreter: Im Vakuum gibt es keine Gase – und deshalb auch keine „Klangausbreitung“. 

Schall kann sich aber nicht nur in Gasen und Flüssigkeiten sonder auch in Festkörpern ausbreiten, was wir dann als Schwingung oder Vibration – manchmal auch nur durch Handauflegen – spüren können. Das nennt sich Körperschall.

An den Grenzen von Materialoberflächen und Luftraum gehen Körperschall und Luftschall ineinander über – und das beliebig oft. So breitet sich Schall aus.

Raum in Raum

Werden wir konkret: Möchte man nun, dass der Schall des Proberaums, des Studios oder gar des HiFi-Zimmers in diesem bleibt, so muss man die Ausbreitung des Schalls verhindern. Das heißt, die direkten Luftverbindungen müssen unterbunden und Körperschallübertragungen deutlich verringert werden. Ein erster guter Tipp: Fenster geschlossen halten! 

Auch wenn dieser Tipp neunmalklug anmuten mag, er zeigt bereits deutlich: Durch das Einbringen der richtigen Festkörper in die Luftausbreitung kann man schon einiges an Schallausbreitung (und Konfliktpotential mit den Nachbarn) vermeiden.

Und wenn man jetzt noch ein Zimmer im Zimmer hätte oder noch ein Fenster vor dem Fenster, dann wäre es nach außen hin auch gleich viel leiser. Von der Außenwelt bekommt man so natürlich ebenfalls viel weniger mit, was insbesondere für Aufnahmeräume besonders wichtig ist. Und so sieht es in der Praxis dann auch tatsächlich aus: Man baut einen „Raum im Raum“.

Trocken oder nass

So ungewöhnlich es für Novizen mit dem Raum in Raum klingen mag, im Trockenbau macht man das schon immer so. Da besteht jede Wand aus mindestens zwei Teilwänden, die Mineralwolle einschließen. Im Prinzip könnte man also auch da schon von einem extra Raum sprechen. 

Je nach Begabung oder Lust des Trockenbauers – und vor allem dem Budget – kann man mit der richtigen Trockenwand schon richtig gute Schallisolation erzielen. Wenn man aber eine Vorliebe für 15-Zoll-Bässe oder Schlagzeug hat, ja dann reichen zwei Platten, ein bisschen Holz/Alu und 5 cm Isover nicht aus. 

Faustregel 1: Die Masse macht´s! Masse ist träge und Trägheit ist bei Schalldämmung gut! Drei oder vier Platten Gipskarton auf jeder Außenseite dämmen somit besser als nur eine je Seite . Oder man nimmt gleich nochbesser, sogenannte Diamantplatten, die noch schwerer und steifer sind. Das entsprechende Gewicht muss das Ständerwerk aber später auch abkönnen!

Faustregel 2: Entkoppeln und abdichten! Das wird von vielen Laien und Profis oft vernachlässigt. Was nützt uns eine 10 cm dicke Wand, wenn man an den Seiten ein Blatt Papier durchschieben kann? Eben, nicht viel. Genauso wichtig ist die Entkoppelung und das richtige Ständerwerk.

Fausregel 3: Asymmetrisch beplanken! Eine Kombination aus 2 Schichten Gipskarton auf der einen Seite und 3 Schichten auf der anderen ist ideal! Bei gleichen Resonanzen gibt es Ankopplung sprich Übertragung.

Faustregel 4: Die Anzahl der trennende Wände ist nicht so wichtig, die Dicke der Dämmung entscheidender!

Zu erklären, wie man eine Trockenbauwand setzt und ein Ständerwerk baut, würde leider den Rahmen sprengen, aber Hornbach hat ein Video, das super hilfreich ist. Fun Fact: Den Hornback-Yippieyay-Jingle hat unser Autor Mark Ziebarth vor über 20 Jahren geschrieben.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Geht man wie im Video vor, kann man schon mal nichts falsch machen – allerdings geht noch mehr, wenn man besser entkoppelt und vor allem dicker baut!

Tipp 1: Zwischen Boden, Decke, den bestehenden Wänden und allen anschließenden Alu-Profilen sollte man unbedingt Entkopplungsband einbringen, das wird im Video klar. Gummischnitzelmatten aka Waschmaschinenmatten aka Bauschutzmatten sind aber noch besser, besonders wenn man viele Gipskartonplatten abringt. Zwischen Trägerprofile und Gipskarton sollte man ebenfalls Entkopplungen anbringen. Zwischenspachteln und ordentliches Verfugen ist ebenfalls wichtig, an den Außenkanten sogr besser Silikon anstatt Acryl verwenden!

Tipp 2: „Estrich schlitzen“. Jetzt greifen wir ein Stück vor, aber ein großer Teil von Schall wandert ja auch über den Fußboden – und so von einem Raum in den nächsten. Im obigen Video wird die Trockenwand auf einen Dielenboden geschraubt, was akustisch natürlich nicht so effektiv ist. In Neubauten wird Estrich gegossen, eine Betonplatte, die auf einer Isolierung schwimmt und den Schall ordentlich „nach unten“ bremst.

Ein MacGyver-Trick, den man aber besser nur in den eigenen vier Wänden nutzen sollte, besteht im Schlitzen dieses Estrichs bis runter zu Styropor-Dämmung. So werden aus einer Platte mehrere Teilstücke, die untereinander kaum noch Körperschall übertragen. Aber Achtung: Alle Angaben ohne Gewähr und vor allem auf eigenes Risiko!

Doppelt hält besser

Wir haben gelernt: Eine Trockenwand kann schon ordentlich Schall schlucken. Wenn man jetzt weiterdenkt, kann man am besten gleich zwei Wände bauen. Das heißt, es gibt pro Wand zwei unabhängige Ständerwerke, die entsprechend beide vom Boden entkoppelt sind und keine Verbindung miteinander haben. Wenn man so eine Wand neu setzt, dann schlitzt man den Estrich zwischen diesen, damit so jeder neue Raum seine eigene Bodenplatte hat. 

Idealerweise beplankt man jede Seiten dann gleich mit drei oder vier Lagen Gipskarton, um sie noch schwerer und steifer zu machen. Die Luft zwischen den Wänden arbeitet nun als Isolator und zusätzliche „innere“ Gipskarton-Platten sind nicht notwendig. Die Dicke der Wolle ist entscheidend! Die Minerallwolle sollte außerdem locker sitzen und nicht gequetscht werden. Sämtliche Öffnungen und Durchgänge, inklusive Stromleitungen, ordentlich mit Bauschaum versiegeln!

Dreifach hält noch besser

Man kann das Ganze jetzt noch weiterspinnen. Und dann mauert man am besten gleich eine solide Wand und bringt an diese sogenannte Vorsatzschalen an. Also Trockenwände, die vor der „echten Mauer“ stehen. Die Prinzipien bleiben die gleichen, wobei bei diesem Aufwand der Estrich eher nicht geschlitzt wird, sondern gleich neu gegossen werden sollte. Die Mauer befindet sich dann zwischen den beiden schwimmenden Estrichplatten und das Ständerwerk wiederum sitzt auf dem Estrich – schön entkoppelt vom Rest. Wir kommen dem Raum im Raum immer näher!

Alles Gute kommt von oben

Alles, was ich bisher über einzelne Wände gesagt habe, gilt gleichermaßen für Decken, die selbstverständlich auch entkoppeln werden sollten – was in der Praxis aber oftmals aufwändiger ist. Der Schall sucht sich seinen Weg – und wenn er nicht über Boden oder die Wand nach nebenan kriecht, dann eben über die Decke. 

Man hängt die Decke im Trockenbau oft ab und sorgt so für eine entsprechende Dämmung mithilfe der Schale. Sind alle Wände, der Boden und die Decke dann mit Vorsatzschalen versehen und untereinander entkoppelt sowie versiegelt, hat man bereits einen Raum im Raum. Dabei kann es durchaus Verbindungen zu den umgebenden „tragenden“ Wänden geben, wenn diese Verbindungen ordnungsgemäß entkoppelt wurden. 

Im Netz finden sich teils kuriose Baubeschreibungen, wo manch einer sich ein freistehendes Holzgerüst in einen bestehenden Raum zimmert – und sich das Leben unnötig schwer macht. Ich habe mir verschiedene Varianten angeschaut und bisher immer von solchen statisch durchaus fragwürdigen Versuchen abgesehen, bis ich den entscheidenden Hinweis in den Tiefen einiger amerikanischer Studio-Foren fand. Die Rede ist von Tecsound-Folie, die Auto-HiFi-Freaks durchaus ein Begriff sein sollte. Und der Hersteller hat ein äußerst aufschlussreiches Werbevideo im Netz, das wir uns im Praxisteil einmal genauer anschauen sollten.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.