Blackstar Dept.10 Dual Drive Test

Der Blackstar Dept.10 Dual Drive versucht, die Energie einer satten Röhrenvorstufe in ein handliches Bodentreterformat zu packen. Das Pedal kommt mit zwei Kanälen, die jeweils noch mal zwei verschiedene Voicings besitzen, und bietet sogar DI-Ausgänge, die mit einer Auswahl aus drei Cab-Simulationen versehen werden können. Dazu stehen drei Speicherplätze bereit, die sich über eine externe Software mit diversen Cabinets und Settings frei belegen lassen und eine tolle Flexibilität ermöglichen.

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Auf der Bedienoberfläche warten acht schwarze Potis mit Skalenstrich auf ihren Einsatz.


Der Name Dept.10 steht für das Forschungs- und Entwicklungsteam von Blackstar, das im englischen Northampton sitzt und sich für die neue Serie verantwortlich zeigt. Die besteht aus unserem Testkandidaten, dem Dual Distortion und einem einkanaligen Röhren-Booster/Line Driver. Die flexible Vorstufenröhre, der DI-Out und die gesamte Pedalkonzeption machen extrem neugierig, weshalb ich dem Neuzugang einmal gehörig auf den Zahn fühlen möchte.

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Details

Gehäuse/Optik

Der Dual Drive kommt in einem rechteckigen, rot lackierten Metallgehäuse mit den Maßen 116 x 150 x 74 mm. In die vordere Pedalhälfte wurden alle Bedienelemente verfrachtet, die sich dort in Form von acht schwarzen Kunststoffpotis und drei Kippschaltern einfinden. Inmitten des Geschehens thront die ECC83-Röhre, die dem Pedal den charakteristischen Sound verleihen soll und von einem kleinen Überrollbügel vor Beschädigungen geschützt wird. Dahinter zwei Fußschalter, die als On/Off-Schalter für die beiden Kanäle fungieren. Jeder Kanal ist mit einer LED versehen, sodass der Betriebszustand von Channel 1 mit einem weißen und der von Channel 2 mit einem roten Leuchten angezeigt wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Kaum zu glauben, aber im Blackstar Dept.10 Dual Drive steckt eine echte Röhrenvorstufe.

Die Anschlüsse befinden sich an den Pedalseiten. Rechts lediglich der Eingang, während links der Ausgang zum Amp führt und dort auch der Cabrig-Output im 6,3 mm Klinkenformat angebracht ist. Deutlich üppiger kommt die Stirnseite daher, die mit einer Send- und Returnbuchse, einem symmetrischen XLR-Line-Out und einem USB-Typ B-Anschluss aufwartet. Auch befindet sich hier die Buchse für das im Lieferumfang enthaltene Netzteil, das 500 mA und 9 Volt bereitstellt, die intern jedoch auf 200 Volt “hochgepumpt” werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Linke und rechte Gehäuseseite sowie die Stirnseite sind die Heimat der Anschlüsse.

Die Unterseite ist mit vier Schrauben arretiert und mit vier Gummifüßen versehen. Das Öffnen des Pedals und der eigenständige Röhrenwechsel ist vom Hersteller nicht vorgesehen und es wird das Aufsuchen eins Fachmanns empfohlen. An dieser Stelle muss allerdings gesagt werden, dass Vorstufenröhren um ein Vielfaches langlebiger sind als ihre Endstufenkollegen.
Zum Lieferumfang gehört ein Quickstart-Guide und das passende Netzteil, wobei ein detailliertes Manual auf der Website zum Download bereitsteht. Um das volle Potential des Pedals auszuschöpfen, sollte man sich noch ein USB-Kabel bereitlegen.

Bedienung

Der Dual Drive wurde als zweikanaliger Röhren-Preamp bzw. -Overdrive konzipiert, dessen Signal entweder in einen Gitarrenamp oder aber über den Cab Rig Out bzw. Line Out auch direkt an eine DAW oder den FOH gesendet werden kann. Dabei lassen sich die letztgenannten Ausgänge mit flexiblen Speakersimulationen belegen. Die beiden Kanäle sind übrigens nur separat und nicht simultan nutzbar, was folgende Schaltoptionen mit sich bringt: Pedal aus, Kanal 1 oder Kanal 2. Kanal 1 besteht aus zwei Modi bzw. Voicings, nämlich CL für Clean und CR für Crunch, die über den kleinen Zweifach-Kippschalter links außen angewählt werden. Jeder Kanal ist regelbar in Gain für den Zerrgrad und Level für die Gesamtlautstärke. Kanal 2 bringt etwas mehr Zerre ins Spiel und hält die Modes CR für Crunch und OD für Overdrive bereit.
Beide Kanäle teilen sich eine gemeinsame Klangregelung, die aus einem Dreiband-EQ mit Bass-, Middle- und Treble-Poti besteht und den von Blackstar patentierten ISF-Regler inkludiert hat. Das Kürzel steht für “Infinite Shape Feature“ und beschreibt die Möglichkeit, die EQ-Kurve bzw. das “Tonestack”, an dem Bass-, Mitten- und Höhenregler ansetzen, zu verschieben. Das Drehen gegen den Uhrzeigersinn führt hierbei zu einer tighten und fokussierten Reaktion, wie man sie von amerikanischen Amps erwarten würde, wohingegen das Drehen im Uhrzeigersinn zu einer wärmeren, crunchigen Charakteristik führt, der man eher das Attribut „britisch“ zuschreiben würde. Anders und lapidar ausgedrückt: Links ist das Tonestack mehr Fender, rechts mehr Marshall.
Das Pedal ist mit einem FX-Loop ausgestattet, sodass sich Pedale wie Delays oder Modulationseffekte bequem einschleifen lassen. Wer sich fragt, warum ein Einschleifweg in einem Preamp nötig ist: Diese Loops liegen meistens kurz vor dem Ausgang und nach der Klangerzeugung, sodass die Ausgangsverstärkung hinter dem Return angesiedelt ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Bedienoberfläche warten acht schwarze Potis mit Skalenstrich auf ihren Einsatz.

Cab Rig und Architect Software

Eine große Besonderheit ist sicherlich der Cab Rig Switch, der zwischen drei Speakersimulationen wählt. Doch damit nicht genug, denn die drei Slots sind über die kostenlose Architect Cab Rig Software frei belegbar. Nach dem Erstellen eines User-Accounts und Registrierung des Pedals lässt sich die Software von der Blackstar-Seite herunterladen, die keiner weiteren Installation bedarf. Der Dual Drive wurde nach Anschluss über den USB-Port auch sofort erkannt und die Anbindung verlief vollkommen problemlos. Auch die interne Firmware des Pedals wurde von mir umgehend auf diesem Weg auf den neuesten Stand gebracht.
Das schlanke Architect Programm bietet einige Optionen: Neben dem virtuellen Speaker lassen sich Raumanteile hinzufügen und auch eine virtuelle Endstufe kann genauer spezifiziert werden. Hierzu steht zum einen die freie Auswahl aus EL34, EL84 und 6L6 Poweramp Tubes sowie ein Resonance-, Presence- und Drive-Regler zur Verfügung. Unter den virtuellen Reglern finden sich drei Blöcke, nämlich Cabinet, Room und Master, deren Level frei regelbar ist.
Die Cab-Abteilung liefert eine Auswahl aus 23 Speakerbestückungen, die gängige Modelle von 1×10″, 4×10″, 1×12″, 2×12″ und 4×12″ Boxen abbildet. Mit “DI” wird die Cabsimulation sogar gänzlich deaktiviert, wenn man beispielsweise in der DAW das Signal mit eigenen Faltungen belegen will. Für die Mikrofonierung stehen 6 Typen von Kondensator- über Bändchen- bis zu dynamischen Mikrofonen bereit an jeweils zwei virtuellen Positionen.
„Room“ bietet 6 Reverb-Typen in Small, Medium und Large, in denen jeder Raum als normale oder als „damped”-Variante verfügbar ist und in Mono, Stereo und Wide konfiguriert werden kann.
Klickt man auf das „Master”-Icon, öffnet sich ein Equalizer, der aus einem Low- und High-Cut Filter mit frei wählbaren Frequenzen und einem grafischen 4-Band-EQ besteht. Der EQ kann auch gänzlich umgangen werden und bietet sogar acht Werkspresets, aus denen man auf die Schnelle eine Voreinstellung wählen kann. Wer besonders abenteuerlustig ist, kann von dem kleinen Würfelsymbol in der rechten oberen Ecke Gebrauch machen, über das sich Zufallseinstellungen in Bezug auf Lautsprecher, Mikrofon, Mikrofonposition und EQ ergeben.
Alle Einstellungen können nun abgespeichert oder gleich auf einen der drei Slots gelegt werden, die sich dann über den Cab Rig Switch anwählen lassen.
Auch die Verwendung als Audio-Interface ist möglich, wobei sich Mac-User auf ein Plug&Play-Erlebnis freuen können, während PC-User einen externen Asio-Treiber wie beispielsweise den Asio4All zuhilfe nehmen müssen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die kostenlose Architect Cab Rig Software – Hauptansicht
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