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Basics – Gitarrenverstärker

AMP-TALK
Und Leo Fender war es auch, der mit seinen Aktivitäten im Bereich des Röhrenverstärker-Designs neue Maßstäbe setzte und so – neben Gibson und ihren legendären Goldtone-Verstärkern – den Sound der 50´s entscheidend mitprägte. In den 60ern gesellten sich dann zwei britische Hersteller dazu: Die Amps der Firmen Vox und Marshall buhlten mit stetig wachsendem Erfolg um die Gunst der Rock-Szene. Namentlich die Beatles waren es, die dem unwiderstehlich klaren Sound der Vox-Amps zu einem weltweiten Siegeszug verhalfen. Womit wir beim Thema wären: Bis dato ging es den Herstellern nämlich ausschließlich darum, klare Sounds in ansprechenden Lautstärken zu produzieren. In Ermangelung entsprechender PA-Systeme mussten Gitarristen damals ihre Röhrenamps auf der Bühne allerdings häufig so weit aufdrehen, dass ihre Endstufen in die Sättigung gerieten und in der Folge anfingen, zu übersteuern. Das Ergebnis waren ungewollte Verzerrungen. Doch ungewollt sollten diese nicht lange bleiben. Musiker wie Ritchie Blackmore, oder Eric Clapton (um nur die bekanntesten zu nennen) entdeckten die „Nebenwirkung“ für sich, rissen ihre Marshalls bis zum Anschlag auf und nutzten die Verzerrung aktiv für ihre Zwecke. Und noch ein weiteres „Enfant Terrible“ der Szene sprang auf den Marshall-Zug auf: Jimi Hendrix. Der amerikanische Ausnahmegitarrist besuchte England zum ersten Mal im Herbst 1966. Auf einer Session mit Eric Clapton nutze er die Chance und testete dessen Marshall Super 100 Stack an – und  war total aus dem Häuschen! Über den Drummer seiner neu zusammengestellten Band, den Londoner Mitch Mitchell, der zufälligerweise ab und zu in Jim Marshalls Laden in Hanwell jobbte, nahm er Kontakt mit dem Amp-Guru auf. An einem Samstag im Herbst 1966 betrat der große,  schlacksige Mann schließlich endlich das legendäre Ladenlokal und verließ es nach einigen Stunden als stolzer Besitzer mehrerer Marshall-Stacks. In der Folge wurde er zum wichtigsten Botschafter des „Marshall-Evangeliums“. Zum Ende des Jahrzehnts war der Wunsch nach mehr Verzerrung stetig gewachsen und so lernten die Musiker nicht nur die Vorteile der leistungsstarken Humbucker zu schätzen (die Les Paul erlebte ihren zweiten Frühling). Mit Fuzz-Pedalen rückten die Gitarristen ihren Amps mehr und mehr auf die Pelle und kitzelten sie so zu immer mehr Zerre.

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INFO:
Da die Verzerrung von Röhrenamps bei höheren Lautstärken von vielen Herstellern zunächst nur als ungewollter Nebeneffekt angesehen wurde, begann man in den 60ern mit der in dieser Hinsicht wesentlich unempfindlicheren Transistortechnik zu experimentieren. Die Entwicklung in der Musikszene machte diesen Unternehmungen allerdings zunächst einen Strich durch die Rechnung und so wurden Transistoramps im Gitarrenbereich in erster Linie dort eingesetzt, wo sehr klare Sounds bei hohen Lautstärken angesagt waren: Im Jazz- und der Soul/Funkmusik. Rocker setzten weiterhin auf Röhrenamps. Eine Spaltung war vollzogen, die lange Zeit Gültigkeit haben sollte. Und das obwohl man den, auch in Sachen Overdrive-Sounds immer besser klingenden Transistor-Gitarrenamps damit eigentlich ziemlich unrecht tat.
(Nächste Seite: Die Evolution der Röhrenamps in den 70ern)

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