Tech21 SH1 Steve Harris Signature TEST

Tech21 feuerte in den letzten Jahren aus allen Rohren und schickte innerhalb kurzer Zeit zahlreiche neue Produkte für uns Tieftöner ins Rennen. Aktuell legt die New Yorker Effektschmiede den Fokus augenscheinlich auf Signature-Preamps, denn nach dUg Pinnick von King’s X und Geddy Lee von Rush ist Steve Harris nun bereits die dritte Bass-Ikone aus dem Rock’n’Roll-Zirkus, welcher die Ingenieure von Tech21 ein Sansamp-Pedal auf den Leib geschneidert haben. Ziel der Zusammenarbeit mit Steve Harris war die Entwicklung eines kompakten Pedals, mit dem der Meister seinen markanten Signature-Sound, für den er bei Iron Maiden logischerweise ziemlich viel technischen Aufwand betreiben kann, auch auf kleineren Touren mit seiner Zweitband “British Lion” immer im Gepäck hat. Die Basslegende ist laut Tech21 vom Ergebnis der Kollaboration so begeistert, dass der Signature-Preamp inzwischen wohl auch einen Platz im aufwändigen Tour-Setup von Iron Maiden gefunden hat. Was der Tech21 SH1 Steve Harris Signature Sansamp für uns Normalbasser zu bieten hat, könnt ihr in diesem Test erfahren.

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Details

Sowohl die Form als auch die Größe hat der brandneue Steve Harris Preamp mit dem schon länger erhältlichen dUg Pinnick Sansamp Pedal gemein. Das pultförmige Metallgehäuse misst 198 x 66 x 26 mm und wirkt insgesamt sehr robust. Qualitativ gibt es an dem Gerät auch sonst nichts zu meckern – alle Komponenten wirken hochwertig und strapazierfähig.
Ein heikler Punkt in Sachen Zuverlässigkeit könnten allerdings die Regler auf der Frontplatte sein. Sie sitzen, bedingt durch die Bauweise im Querformat, nämlich relativ nahe bei den Fußtastern und werden deshalb im Lauf der Zeit sicherlich mal den einen oder anderen Fußtritt abbekommen. Um etwaigen Problemen entgegenzuwirken, hat Tech21 die Potis mit sehr flachen Knöpfen ausgestattet – allein die Zeit wird zeigen, ob die kleinen Regler den Belastungen standhalten.

Fotostrecke: 3 Bilder Optisch ist der Tech21 SH1 auf jeden Fall schon mal ein Volltreffer!

Auf der Rückseite des Pedals sitzt die Klinke zur Verbindung mit dem Bass und eine weitere Klinke, mit der das Signal zum Amp geleitet wird. Direkt daneben parkt die Buchse für das Netzteil (9 Volt, Minuspol innen), das im Lieferumfang des SH1 Steve Harris Signature sogar enthalten ist – sehr schön!
Mit an Bord ist außerdem ein symmetrischer XLR-Ausgang für die direkte Weiterleitung des Signals zu einem Pult oder Audio Interface. Die Buchse sitzt seitlich am Gehäuse und auf der Front finden wir einen kleinen Schalter, mit dem der XLR-Ausgang von der Erdung getrennt werden kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Rückseitig haben die Entwickler von Tech21 …

Mit einem Blick auf die Front und die Anordnung der Regler wird dem fachkundigen Auge schnell klar, dass der Sansamp SH1 einen schaltbaren Zwei-Kanal-Modus mit getrennten Gain- und Level-Reglern bietet. Dieses Feature ermöglicht einen zweiten Sound mit wahlweise mehr oder weniger Verzerrung und einer anderen Endlautstärke, der mittels Fußtaster (1-2) abgerufen werden kann. Alle Klangveränderungen, die mit dem Vierband-Equalizer, dem Bite-Switch oder der Cabsim eingestellt werden, sind allerdings immer in beiden Kanälen gleichermaßen präsent.

Damit wären wir auch schon bei den zahlreichen Features, die das Signature-Pedal des Iron Maiden Bassisten zur Klangabstimmung bietet. Ein zentrale Rolle spielt hierbei natürlich der flexible Vierband-Equalizer mit zwei Mitten-Reglern (200 und 500 Hz) und zwei weiteren Potis für Bässe (50 Hz) beziehungsweise Höhen (3 kHz). Dazu gibt es ein EQ-Preset, das die Bezeichnung “Bite” trägt. Aktiviert man den kleinen “Bite”-Schalter, wird der Sound deutlich klarer und bissiger – der Name ist hier also Programm!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Front des kleinen Pedals hält zahlreiche Möglichkeiten …

Auch an eine Boxensimulation hat Tech21 gedacht – sie wird ebenfalls mit einem kleinen Schalter auf der Front aktiviert oder deaktiviert und liegt an beiden Ausgängen des Pedals. Mittels Blend-Regler kann außerdem das Verhältnis zwischen dem cleanen Basssignal und dem Sound der “Sansamp Tube Amplifier Emulation” bestimmt werden. Dreht man den Regler gegen den Uhrzeigersinn, nimmt man zunehmend den Röhrensound (mitsamt eventuell eingestellter Verzerrung), Boxensimulation und das Bite-Preset aus dem Sound, die Einstellung des Vierband-Equalizer bleibt allerdings auch im cleanen Bass-Sound konstant.

Die Ausstattung mit einem Tuner ist bei Bass-Preamps sicherlich sinnvoll und willkommen – ein Tool weniger, das zum Gig eingepackt werden muss. Der chromatische Tuner des Tech21 SH1 lässt sich mit einem Tuner-Fußtaster aktivieren, gleichzeitig werden beide Ausgänge stummgeschaltet. Ein kleines Display zeigt dann den zu stimmenden Ton und die Stimmrichtung an, bei korrekter Tonhöhe leuchtet die grüne LED – ein super simpler Tuner für Standardaufgaben eben.

Vollausstattung - sogar ein Tuner ist an Bord!
Guter Wurf: Der simulierte Röhrenton des Tech21 SH1 ist überaus gelungen!

Praxis

Die Bedienung des Sansamp SH1 Steve Harris Signature ist erfreulicherweise ziemlich unkompliziert, weil die Regler logisch beschriftet sind und die meisten Features zumindest erfahrenen Tieftönern von ähnlichen Geräten bekannt sein dürften.
Wie im Details-Kapitel bereits erwähnt, bietet das Pedal einen Zwei-Kanal-Modus, der per Fußtaster einen zweiten Sound mit anderem Gain-Pegel und anderer Endlautstärke zur Verfügung stellt. Der Vierband-EQ samt Bite-Preset und die Cabsim wirken allerdings stets auf beide Kanäle – zwei extrem unterschiedlich geshapte Sounds, wie etwa ein cleaner Hifi-Scoop-Sound und ein mittenstarker, aggressiver Overdrive-Sound, sind mit dem Zwei-Kanal-Modus des SH1 also nicht umsetzbar.

Die Bedienung der zahlreichen Features geht vergleichsweise intuitiv vonstatten!
Die Bedienung der zahlreichen Features geht vergleichsweise intuitiv vonstatten!

Soviel zur grundsätzlichen Funktionsweise des Signature-Preamp – jetzt gehen wir direkt in medias res und hören uns an, was der SH1 Steve Harris Signatur Sansamp klanglich zu bieten hat. Zum Einstieg verschaffen wir uns einen Eindruck vom Sound der Sansamp Tube Amp Emulation, also dem grundsätzlichen Voicing des Steve Harris Preamp.

Die Röhrensimulation kommt voll zum Tragen, wenn der Blend-Regler komplett auf Rechtsanschlag steht. Dreht man den Regler gegen den Uhrzeigersinn, so blendet man zunehmend das direkte Basssignal hinzu. Zum Vergleich habe ich für den anschließenden Clip also zuerst das direkte Basssignal aufgenommen und in der zweiten Hälfte den Blend-Regler dann komplett nach rechts gedreht. Der Equalizer war bei der Aufnahme natürlich in Neutralstellung und die Cabsim habe ich ausgeschaltet.

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Clean vs. Tube Amp Emulation Circuitry

Die Tube Amp Emulation von Sansamp klingt in meinen Ohren wirklich fantastisch. Sie wirkt bei meinem Jazz Bass wie ein Klangveredler und sorgt für einen komplexen und obertonreichen Sound mit mehr Fülle und Wärme. Tech21 ist hier wirklich eine höchst überzeugende Röhrensimulation gelungen, wie ich finde!
Das ist zweifellos ein gute Ausgangsbasis für weitere charakterstarke Basssounds, wovon ihr euch mit einer Reihe weiterer Beispiele überzeugen könnt. Für die Aufnahmen habe ich Beispiel-Einstellungen aus der Bedienungsanleitung verwendet und kleinere EQ-Anpassungen vorgenommen, damit sie mit meinem Jazz Bass optimale Ergebnisse liefern.

Guter Wurf: Der simulierte Röhrenton des Tech21 SH1 ist überaus gelungen!
Guter Wurf: Der simulierte Röhrenton des Tech21 SH1 ist überaus gelungen!

Das erste Setting heißt “Steve Harris’ Personal Setting” und geht direkt in die Vollen: Die EQ-Einstellung ist zwar nicht allzu extrem, es kommen aber direkt alle Features inklusive Bite und Cabsim zum Einsatz.

Audio Samples
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Steve Harris Setting

Die Wirkung des Bite-Features kann man hier sehr deutlich hören – der Sound ist nämlich trotz moderater EQ-Einstellung extrem attackstark und klar. In der Tat klingt das Bite-Preset ziemlich extrem und liefert eigentlich nur in Verbindung mit der Cabsim gute Ergebnisse. Die Boxensimulation mildert harsche Frequenzen nämlich deutlich ab und boostet gleichzeitig die Bässe, sodass der Sound insgesamt homogener und ausgewogener wirkt. Beide Features funktionieren zusammen also hervorragend, einzeln eingesetzt sind unter Umständen aber stärkere Anpassungen mit dem Equalizer nötig.
Im nächsten Beispiel (“Geezer Setting”) schalten wir einen Gang hoch und drehen den Gain-Regler weiter auf, Bite und Cabsim sind weiterhin aktiv.

Audio Samples
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Geezer Setting

Der Sound wird jetzt stärker mit dem Equalizer geformt. Die Höhen sind stark zurückgenommen, um noch mehr Schärfe aus dem Sound zu nehmen, und die Anhebung beider Mittenbänder sorgt für viel Durchsetzungskraft und mehr Verzerrung. Das Ergebnis ist ein warmer, organischer klingender Overdrive-Sound, der zu vielen Rockstilen passt.

Dieser kleine Treter bietet einen Top-Röhrensound - ganz ohne Röhren!
Dieser kleine Treter bietet einen Top-Röhrensound – ganz ohne Röhren!

Der Klang im nächsten Clip (“Cliff Burton Setting”) ist deutlich weniger verzerrt, obwohl der Gain-Pegel gleich geblieben ist. Der Trick ist, das Bite-Feature zu deaktivieren und die Mitten nur moderat zu boosten. Auch der Low-Gain-Overdrive-Sound klingt wirklich klasse, wie ich finde!

Audio Samples
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Cliff Burton Setting

Das Tech21 SH1 Steve Harris Signature ist sicherlich kein Hi-Gain-Pedal, stark verzerrte Sounds sind aber dennoch möglich, wenn man an den richtigen Parametern dreht. Beim anschließenden Lemmy-Setting steht der Gain-Regler und der Mitten-Regler (500 Hz) auf Rechtsanschlag. Bite und Cabsim sind ebenfalls aktiviert.

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Lemmy Setting

Nicht weniger überzeugend performt der SH1 Steve Harris aber auch, wenn es um cleane Basssounds geht. Grund dafür ist die absolut gelungene, auch bei niedrigen Gain-Pegeln hervorragend klingende Tube Amp Emulation – sowie nicht zuletzt auch der sehr gut abgestimmte und wirklich effektive Vierband-Equalizer des Pedals. Der nachfolgende Sound im Motown-Style-Sound (“Jamerson Setting”) wird überwiegend durch die Tube Amp Emulation und die Boxensimulation geshapt, der Equalizer kommt nur sehr subtil in den Mitten zum Einsatz.

Für das letzte Beispiel habe ich einen moderneren Fingerstyle-Sound ohne Boxensimulation aufgenommen – die EQ-Einstellung mit deutlich geboosteten Bässen,Tiefmitten und Höhen sorgt hier für ein knackig-volles Fundament und transparente Höhen. Unangenehme Frequenzen werden lobenswerterweise aber nicht verstärkt.

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Motown-Style: High-Boost, Low-Boost, Mid1-Boost, no Cabsim, no Bite
Nicht nur "Brett" - unter der Haube des Steve Harris Preamps schlummern wirklich erstaunlich viele höchst praxistaugliche Sounds!
Nicht nur “Brett” – unter der Haube des Steve Harris Preamps schlummern wirklich erstaunlich viele höchst praxistaugliche Sounds!

Fazit

Die Kollaboration zwischen Tech21 und Steve Harris kann ich nur als überaus gelungen bezeichnen! Zum einen ist die Tube Amp Emulation wirklich sehr überzeugend und liefert sowohl cleane also auch verzerrte Sounds mit edlem Röhrencharakter in bester Qualität, zum anderen wurden sämtliche Features zur Klangbeeinflussung sehr gut abgestimmt und machen es dem User leicht, tolle Sounds mit dem Pedal zu erzeugen. Sehr willkommen ist zudem der Zwei-Kanal-Modus mit der Möglichkeit, einen zweiten Sound mit mehr oder weniger Sättigung und einer anderen Endlautstärke abzurufen. Noch nützlicher und flexibler wäre das Feature allerdings, wenn man den Vierband-Equalizer gesondert deaktivieren können. Das ist aber wirklich Jammern auf hohem Niveau, denn davon abgesehen gibt es wirklich nichts zu meckern und auch der relativ stramme Preis von derzeit 379,- Euro geht in Anbetracht der erstklassigen Klangqualität des Preamps meiner Meinung nach voll in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragende Tube Amp Emulation
  • warme Overdrive-Sounds in vielen Variationen
  • sehr gut abgestimmte EQ-Tools
  • Zwei-Kanal-Modus
  • nebengeräuscharm
  • beste Verarbeitung
Contra
  • EQ immer in beiden Kanälen gleich aktiv
  • Cabsim- und Bite-Status schlecht ablesbar
Artikelbild
Tech21 SH1 Steve Harris Signature TEST
Für 326,00€ bei
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Einzig die Potis könnten möglicherweise Sollbruchstellen darstellen.

Technische Spezifikationen:

  • Hersteller: Tech21
  • Modell: Sansamp SH1 Steve Harris Signature Bass-Preamp
  • Herstellungsland: USA
  • Anschlüsse: Klinke In, Klinke Out (auch für Kopfhörer-Betrieb), XLR-Out (Ground-Lift), Netzanschluss
  • Regler / Schalter: Gain 1, Gain 2, Level 1, Level 2, Blend, Bass, Mid 1, Mid 2, Treble, Bite, Cabsim, Groundlift, 1-2, On, Tuner
  • Sonstiges: Röhren-Emulation, Cabsim, chromatisches Stimmgerät
  • Maße: 198 x 66 x 26 mm
  • Stromversorgung: 9 – 12 Volt DC center negative, 150mA
  • Zubehör: Netzteil
  • Preis: 379,- Euro (Ladenpreis im März 2020)
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