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Reloop RP8000 Test

Der Reloop RP8000 im bonedo.de-Test: Mit einem neuen Turntable bemüht sich Reloop, am bis in die Gegenwart wirkenden Erbe des kultigen Technics SL1210 MK2 zu kratzen. Trotz jährlich steigender Vinylumsätze wagt sich schon seit längerem kaum eine DJ-Equipment-Schmiede daran, einen Thronfolger zu etablieren. Sicherlich auch deshalb, weil sich im DJ-Pult nicht mehr alles um die Platte dreht. DJ-Controller und Multimedia-Player übernehmen zunehmend das Ruder. Wird es Reloop trotzdem gelingen, mit dem neuesten Advanced Hybrid Torque Turntable RP8000 dieses wieder herum oder gar an sich zu reißen?


Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern: “Hast du gehört, der Technics soll eingestellt werden?!“ Selbst Blogs orakelten das Ende der Legende herbei, bis es im Oktober 2010 Panasonic offiziell bestätigte. Es traf mich wie ein Schlag! Galt doch der Technics SL-1210 MK2 und seine Upgrades MK3/5 und M5G als unsterblich! Denn bei regelmäßiger Wartung begleitet der Technics seinen DJ über die komplette Karriere, es sei denn, der Gast-DJ hatte einen Stich, denn schließlich ist ein Turntable kein Getränkeabstellplatz und schon gar kein Aschenbecher. Selbst mit einem Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde wurde dem Plattenlaufwerk aus Japan als einziges Konsumprodukt gehuldigt, das 30 Jahre unverändert über das Produktionsband lief. Nur leichte Modifikationen wie der Null-Prozent-Reset-Knopf oder eine Erweiterung des Pitch-Umfangs, wahlweise auf 16 Prozent, bestätigen, dass er zumindest in den ersten 20 Jahren „State Of The Art“ war. Gegenüber den Mitbewerberprodukten von Vestax, Stanton, Numark und Reloop, die hinsichtlich der Ausstattung deutlich zulegten, manifestierte er allein durch seine Dominanz in allen DJ-Kanzeln und durch seine Zuverlässigkeit seinen wohlverdienten Status. Der Technics SL-1210 MK2 ist bis heute noch DER Club-Standard. Mit ihm muss man umgehen können. Mit der Bekanntgabe des Produktionsstopps aus Gründen rückläufiger Absatzzahlen und Zulieferproblemen bei den Bauteilen stellte sich die Frage, wer sein Erbe antreten wird? Vestax PDX 3000 MKII, seines Zeichens ein sehr ausgereiftes Gerät, das auch schon zu Technics-Produktionszeiten vor allem unter Turntablisten beliebt war, brachte aber beim Mixen manchen „Wheels Of Steel“-Anhänger unter die Räder, denn das manuelle Pitchbending mit ihm musste geübt sein. Ein Wechsel auf den Numark TTX? Sicherlich keine Frage der Technik. Schließlich waren seine Features, wie der Ultra High Torque bis 4,7 Kilogramm und Key-Lock-Funktion zum Einfrieren der Tonhöhe, völlig überlegen. Auch Stantons ST-150 galt als ernstzunehmendes Statement: Der Technics SL-1210 MK2 ist Geschichte, wir schreiben sie weiter. Mit kantigem Design, das schon etwas an die Optik des Urgesteins erinnert, kombinierten sie die gewohnte Ästhetik mit dem dreifachen an Drehmoment, stufenlos einstellbar und Einstellungsmöglichkeiten für Brake und Pitch-Range. Zwar ohne geraden Tonarm, aber mit den gleichen technischen Features, überzeugte auch Reloops RP6000 MK2, allerdings zu einem wesentlich günstigeren Preis.
Einige Jahre standen auf dem Plattenteller-Markt die Räder still, bis im Herbst 2013 Reloop verkündete: „Partners in vinyl! Raise the vinyl culture!“ Mit dieser Kampfansage stellte Reloop den ersten Advanced Hybrid Torque Turntable vor, den RP8000, der gleichzeitig als Controller dient. Schon sein Design ist vielversprechend: Die softe Form des RP6000 samt gummierter, matter Oberfläche weicht einem straighten Chassis mit dunkelanthrazitfarbigen, hochwertigen Finishing. Die beiden sehr auffallenden Start/Stop-Tasten erinnern an die eines Technics. Aber auch die Geschwindigkeitstasten, der Pitch-Fader und die Anordnung sind Design-Parallelen. Dies lässt vermuten, dass Reloop der Zielgruppe einen Turntable bieten möchte, der optisch vertraut, aber mit Features ausgestattet ist, die an die digitalen Ansprüche der DJs angepasst sind.

Details

Bevor sich der RP8000 meinem Urteil stellen kann, wird er von mir erst mal von seiner Kartonage befreit. Mit 9,7 Kilogramm bringt er zwei Kilogramm weniger als sein Vorbild auf die Waage. Für den mobilen DJ ein (ge)wichtiger Vorteil, zumal, wenn er im Doppelpack anreist. Apropos Transport: Aus Sicherheitsgründen sind Einzelteile wie Plattenteller samt Slipmat, Nadelbeleuchtung und Auflagegewicht separat verpackt und müssen manuell montiert werden. Zum weiteren Lieferumfang gehören diverse Kabel für Netzanschluss, Cinch-Ausgang, USB- und Link-Port.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Reloop RP8000 mit seinem Packungsinhalt.

Schon beim Herausheben des Chassis aus dem Karton bin ich sofort von seiner Oberfläche und Verarbeitung beeindruckt. Massiv wirkt der Turntable. Ein vibrationshemmender Sockel, gestützt auf vier, gegen Schock gedämpften Füßen, verstellbar in der Höhe, um auch kleine Unebenheiten beim Aufstellen zu korrigieren. Reloop zeigt hinsichtlich des Designs des RP8000 viel Liebe zum Detail: Die beiden Außenseiten sind mit dem Firmenlogo gebrandet. Eine mattschwarze Zierleiste verläuft um das Chassis. Sowohl die links vom Plattenteller platzierten Pads der Performance Mode-Sektion als auch der rechts angeordnete Pitch-Control sind eingelassen, ebenfalls gebettet auf mattem Schwarz. Über dem Pitch-Fader befinden sich die Tasten für seinen einstellbaren Umfang, wahlweise zwischen acht, sechzehn und fünfzig Prozent. Ein wichtiger Vorteil zum Vorgängermodell, der als kleinste Range zehn Prozent umfasste. Turntablisten, die ihre Routine auf Technics und den standardisierten acht Prozent einstudierten, konnten ihre Routine auf dem RP6000 daher nicht spontan performen.
Der RP8000 punktet mit weiteren neuen Features wie einem LC-Display, unter anderem für die Anzeige des momentan eingestellten Pitch-Wertes in Prozent. Ganz zu schweigen von der links platzierten Performance Mode-Sektion einschließlich einem schwarzen Rädchen, dem Trax/Browser. Darunter reihen sich vier kleinere Modi- und acht größere Trigger-Pads auf, die von ihrer Haptik hochwertig wirken, für den notwendigen Grip gummiert sind und sich sehr leichtgängig bedienen lassen. Dagegen altbewährt, der S-förmige Tonarm, der mit seiner Aufhängung komplett vom Vorgängermodell übernommen wurde.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Design definiert sich u00fcber Details wie Firmen-Branding und versenkte Bedienelementen.

Mein Blick schweift zur Rückseite und entdeckt zunächst zwei Halterungen für die optionale Abdeckung. Hier wurde mitgedacht: die zwischen den Halterungen versteckten Anschlüsse befinden sich in einer Mulde, um auch bei hochkanter Aufstellung des Turntables trotz herausragender Kabel ein nahes Aufstellen am Mixer zu gewährleisten. In der Mulde befindet sich links der Vinyl-Out auf Cinch-Basis, der per Schalter auf Line- oder Phono-Preamp gestellt wird. Je nachdem, welcher Eingang am Mixer oder Receiver noch frei ist. Daneben schließt sich die USB-Sektion an, untergliedert in den TT-Link Port, der mehrere RP8000 untereinander vernetzt, und den USB-Port für den digitalen Datenaustausch mit dem Laptop. Ganz rechts sorgt der Netzanschluss für die Stromversorgung. Über einen daneben platzierten Spannungswahlschalter lässt sich das Ganze auf europäische oder amerikanische Norm einstellen. Wer ein zu kurz geratenes Erdungskabel wie das des Technics vermisst…der RP8000 löst das Erdungsproblem generell über das Cinchkabel. Elegant. Alles verkabelt und angeschlossen? – Dann lassen wir nun die Teller drehen!

Fotostrecke: 2 Bilder In einer Mulde sind die Anschlu00fcsse versteckt.
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Praxis

Wie wird sich der Herausforderer RP8000 wohl in den Kategorien Klang und Performance schlagen? Als Gegner und somit Titelverteidiger schicke ich den Technics SL-1210 M5G in den Ring und bewerte beide unter den gleichen Bedingungen und Parametern. Auch wenn mittlerweile unter DJs das Auflegen mit herkömmlichem Vinyl etwas Staub angesetzt hat, teste ich ebenfalls unter den typischen Anforderungen die analogen Tugenden hinsichtlich Signalwiedergabe und Spurtreue. Dafür wähle ich ein elliptisches und sphärisches Cartridge, die ich jeweils abwechselnd am Tonarm des RP8000 und Technics SL-1210 M5G montiere. Für die Beurteilung des Klangbildes mit herkömmlichem Vinyl, sprich analog, entscheide ich mich für ein Ortofon Nightclub MK2 Concorde, seines Zeichens elliptisch geschliffen. Daher sollte die Wiedergabe des Signals besonders transparent und natürlich erfolgen. Für den Performance-Test hingegen favorisiere ich das Ortofon Qbert Condorde, ein sphärisches System, optimiert auf Scratching.
Vor dem Test muss noch der einzeln verpackte Plattenteller vorsichtig auf die Plattentellerachse gesetzt und das Nightclub MK2 am SME-Verschluss montiert werden. Abschließend den Tonarm entsprechend den Vorgaben des Tonabnehmerherstellers justieren: Für beide Systeme empfiehlt Ortofon ein Auflagegewicht von drei Gramm. Dieses Gewicht sollte es auch sein, denn ein größeres könnte bei der Signalwiedergabe zu Verzerrungen und erhöhtem Verschleiß führen. Zunächst das Auflagegewicht auf den Tonarm drehen, bis sich der Tonarm in einer Balance befindet. Dabei fällt auf, dass bei einem Anti-Skatingwert von Null der Tonarm in Höhe des Plattentelleraußenrands ganz leicht nach außen driftet. Ob sich dies auf die Spurtreue im Playback und Cueing auswirkt, wird sich zeigen. Für meinen Test jedenfalls justiere ich das Antiskating auf 1,5, denn der eingestellte Anti-Skating-Wert sollte maximal die Hälfte des verwendeten Auflagegewichts betragen und nicht überschreiten, um zusätzliches Skipping zu vermeiden. Außerdem drehe ich den Tonarmkranz auf Null, damit während der Wiedergabe der Tonarm gegenüber dem Plattenteller waagerecht liegt und somit die auf den Rillenflanken sitzende Nadel nicht verkantet.
Schaltet man den RP8000 ein, bestätigt das weiß leuchtende Stroboskop, das mit seiner Frequenz von 50 Hz flackert und auf die Stroboskopspiegel des Plattentellers angepasst ist, seinen Ready-Status. Auch die zwölf Pads durchlaufen farblich eine La-Ola, um deren Bereitschaft zu signalisieren. Ohne angeschlossenen Laptop reagieren die Pads zunächst auf keine weiteren Aktivitäten. Starte ich den Teller, spüre ich eine sehr angenehme weiche Dämpfung der Start-Stop-Taste. Wie schnell und mit welcher Kraft der Plattenteller dabei anzieht, hängt nicht nur von der eingestellten Brake ab, vielmehr vom gewählten Drehmoment, stufenlos zwischen 1600 bis 4500 g/cm einstellbar. Beide Rädchen sitzen oberhalb vom Pitch-Control. Im Vergleich zum Technics S-1210 M5G, der es laut seiner Parameter auf maximal 1500 g/cm bringt, zieht dieser gefühlt stärker als der Reloop RP8000 mit seiner minimal eingestellten Zugkraft an. Denn um den Plattenteller mit purem Fingerdruck auf dem Plattentellerrand anzuhalten, fordert der Japaner mich mehr heraus. Hingegen bei 4500 g/cm und einer äußerst harten Brake zeigt der RP8000 seine gewaltige Überlegenheit. Der Plattenteller dreht sich wahlweise  33, 45 und sogar 78 Mal pro Minute. Allerdings wird die zuletzt genannte Abspielgeschwindigkeit selten vom Vinyl abverlangt und ist daher eher als Spielerei anzusehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Stroboskop bestu00e4tigt den Gleichlauf des Plattentellers.

Ob mit oder ohne (über eine separate Taste zuschaltbaren) Quartz-Lock, der Plattenteller läuft bei Null-Prozent sehr stabil, dokumentiert von der gleichmäßigen, ruhigen, nicht schwankenden Position der Stroboskopspiegel. Schließlich profitiert der RP8000 wie sein Nebenbuhler von sehr geringen Gleichlaufschwankungen um die 0,01 Prozent. Bei der Null-Position des Schiebereglers rastet dieser nicht ein, sondern lediglich eine zusätzlich leuchtende LED und das erwähnte Display bestätigen das nicht gepitchte Tempo. Mit Verschieben des Pitch-Faders zeigt das Display jede Geschwindigkeitsänderung bis auf das Hundertstel Prozent und in 0,02er Schritten an. Synchron wandern auch die Stroposkopspiegel am Plattenteller.

Per Tastendruck wird die Geschwindigkeit resetet und vom Quartz stabilisiert.

Ich traue zwar meinen Augen, dennoch lege ich in unserem Test aber mehr Wert auf das, was meine Ohren mir vermitteln. Schließlich reitet man auch audiophil auf den unendlichen Wellen der analogen Signalverarbeitung, zumindest in den eigenen vier Wänden. Wie schon erwähnt, für die Bewertung einer möglichst transparenten Wiedergabe auf beiden Turntables montiere ich jeweils ein fabrikneues Ortofon Nightclub MK2. Am Mixer gelten auf beiden Kanälen die gleichen Gain- und linearen EQ-Einstellungen. Unter einem Kopfhörer, Sennheiser HD25, vergleiche ich beide Signale im ständigen Wechsel mit geschlossenen Augen. Das Signal des RP8000 schicke ich zunächst an den Phono-Eingang des Mixers, wie auch das des Technics. Vom Pegel liegen RP8000 und SL-1210 M5G auf gleichem Level. Die Signal-Transparenz hingegen lässt einen Sieger erkennen: der SL-1210 MK2 gibt das Signal in den Höhen einen Ticken brillanter wieder. Dennoch: im Vergleich mit einem Gerät, dass seiner Zeit auch als HiFi-Referenzgerät gehandelt wurde und dem die Fachpresse entsprechend viele „Ohren“ (ver-)lieh, muss sich der RP8000 nicht verstecken und bietet eine Performance, die sich hören lassen kann. Wird dagegen keine Schallplatte abgetastet, nehme ich mit voll aufgedrehtem Gain und Kopfhörerlevel abgesehen von einem gleichstarken Grundrauschen beider Turntables ein leichtes Brummen auf dem Kanal des Reloop wahr. Wechsel ich hingegen auf den Line-Eingang des Mixers und schalte entsprechend den Signalausgang am RP8000 auf Line um, reduziert sich nicht nur das Brummen, sondern auch das Grundrauschen drastisch. Allerdings verliert das Ausgangssignal auch damit etwas an Power. Ist der RP8000 nicht in Betrieb, fährt er das Line-Signal nach ein paar Sekunden sogar auf einen Stand-By-Modus, um sämtliche störenden Geräusche zu eliminieren.  

Audio Samples
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Vergleich Line alle 4 Takte Wechsel MK2 beginnt Vergleich Phono alle 4 Takte Wechsel MK2 beginnt Grundrauschen RP8000 Line-In 12 dB verstärkt Grundrauschen RP8000 Phono-In 12 dB verstärkt

Darüber hört aber ein auflegender DJ eh hinweg. Denn die Performance eines Plattenspielers, insbesondere seine Spurtreue beim Cueing und Scratching, bleibt das wichtigste Indiz, das seine professionelle Clubtauglichkeit bescheinigt. Für einen objektiven Test lege ich auf beiden Tellern dieselbe Platte auf, montiere abwechselnd dasselbe System, um meinen Test nicht mit unterschiedlichen Betriebsstunden (und dem damit einhergehenden eingespielten Zustand des Systems) zu verfälschen. Selbst die gecuete Stelle auf der Rille ist identisch. Bilanz: Beide Schallplattenspieler halten die Spur auch bei schnelleren, scratchartigen Moves sehr genau und geben entsprechend das Signal ohne nennenswerte Verzerrungen wieder. Auch das beim Justieren des Tonarms beobachtete, leichte Driften lässt keine Auswirkungen auf die Performance erkennen. Daher ein Unentschieden in dieser Runde.
Aber was kümmert einen digital auflegenden DJ die analoge Signalverarbeitung? Vermutlich eher wenig! Denn wer sich bewusst für den RP8000 entscheidet, möchte sein wahres Talent nutzen: die Performance Mode-Sektion. Zwölf Pads, vier Mode- und acht Drum-Pads an der Zahl. Ein Trax-Knob sorgt für die Navigation durch die Library samt Load-Vorgang der ausgewählten Tracks. Das von Reloop angebotene Preset ist zunächst auf Serato Scratch Live und Serato DJ zugeschnitten. Ein weiteres für Traktor Scratch wurde auf der NAMM vorgestellt. Die Performance Mode-Sektion ermöglicht aber grundsätzlich auch die Nutzung jedweder andereren MIDI-fähigen DJ-Applikation. Und wie funktioniert das? Zunächst, Serato Scratch Live erkennt den RP8000 nicht automatisch und führt ihn daher nach Anschluss an den Laptop nicht unter dem Reiter MIDI auf. Um dies zu beheben, lade ich mir über die Reloop-Website die entsprechende Datei herunter. In den MIDI-Ordner von Serato kopiert, wird dieser anschließend gelistet. Auf „Load“ geht’s los. Umfasst mein Setup mehr als einen RP8000, so verlinke ich diese über den TT-Link-Port, um somit USB-Ports am Laptop einzusparen. Einfach den USB- des einen mit dem TT-Link-Port des anderen verbinden. Den Plattenspieler mit dem freien USB-Port schließe ich am Laptop an. Sollte nur ein RP8000 im Spiel sein, so kann ich mit der Performance Mode-Sektion auch alle weiteren drei Decks navigieren. Denn mit dem Trax/Browser und seiner kombinierten „Turn on“- and „Push“-Funktion wähle ich das gewünschte Deck aus. Drei Sekunden auf den Knob drücken, im Display wird mir das aktuelle Deck, beispielsweise Channel 1 (CH-1), angezeigt. Durch Drehen des „Trax/Browser“ wechsele ich zwischen CH-1 und CH-4. Durch Drücken des Trax-Knobs oder einer der ersten vier Drum-Pads bestätigt man abschließend das ausgewählte Deck. Die Hauptfunktion des Trax-Browsers besteht natürlich im Durchstöbern der Library. Zwischen Crates und den Tracks wechsele ich, indem der Knob gedrückt und gleichzeitig gedreht wird. Steht der als nächste aufzulegende Track fest, einfach mit dem Trax-Drehregler per Druck bestätigen und das Laden in das aktive Deck erfolgt. Die zwölf nativen Pads, die physisch robust und qualitativ sehr ansprechend wirken, sind leicht gedämpft. Vier von ihnen dienen der Auswahl eines Modus. Ob Cue-, Loop-, Sample- oder User-Mode, jedes leuchtet in seinem aktiven Zustand unterschiedlich farblich. Dies gilt auch für die acht Drum-Pads, die in weiß ihren belegten beziehungsweise aktiven Status bestätigen. Sollte dies nicht von Haus aus funktionieren, gilt es ein Bug von Serato Scratch Live durch Löschen der Auto Save-Datei im Serato-MIDI-Ordner zu umgehen. Danach erneut Serato Scratch Live starten, Plattenspieler einschalten und in dem MIDI-Reiter den RP8000 nochmals laden. Tricky, but it works!

Fotostrecke: 2 Bilder Mit dem Trax/Browser navigiert man sich durch die Library

Der Cue-Modus lässt einerseits über acht Drumpads das Speichern, Antriggern und auch Löschen der Cue-Points zu, letzteres mit gleichzeitig gedrücktem Cue-Mode-Pad. Im Loop-Modus aktiviere ich die auf die acht Pads vorgemappten Autoloops mit einer Länge von einem Viertelbeat bis zu acht Takten. Auch bis zu 16 Sample-Slots des SP6 können vom RP8000 abgerufen werden. Mit den letzten beiden Pads wähle ich zwischen den Bänken A und B. Obwohl im User-Mode auf den Loop-Roll-Effekt von Serato Scratch Live zugegriffen wird, ist dieser für die freie Konfiguration vorgesehen. Eine Belegung mit Effekten bietet sich meines Erachtens ebenfalls an. Zudem besteht die Möglichkeit, zwei Modi gleichzeitig zu aktivieren. Drückt man beispielsweise die Performance-Mode-Tasten für Cue und Loop, so triggern die ersten vier Pads die Cues, die verbleibenden die ersten vier Loop-Längen der Auto-Loops. Äquivalent steuere ich die Samples zusammen mit den Loops oder Cues über die acht Drumpads. Generell kann ich mir alle Mode- und Drumpads nach meinen Vorstellungen über den MIDI-Modus mappen, auch unabhängig von Scratch-Live.

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Fazit

Mit dem RP8000 läuft bei Reloop alles rund: sei es die Verarbeitung, der Klang oder die Ausstattung. Das Chassis wurde gegenüber dem Vorgänger RP6000 optisch und qualitativ stark modifiziert. Die einst matte Oberfläche, die sehr empfindlich war und bei der sich hartnäckige Gebrauchsspuren mitunter bis zum Metall „durchfraßen“, ist einem sehr hochwertigen und robusten Finish gewichen. Das seitliche Reloop-Branding, die Tasten, die Control-Pads der Performance Mode-Sektion und der Pitch-Fader unterstreichen die edel anmutende Optik des RP8000. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vorbild ist daher sicherlich kein Zufall. Schließlich wartet die DJ-Zunft seit über drei Jahren auf einen würdigen Nachfolger, der technisch, aber auch preislich eine echte Alternative darstellt. Mit 599,00 Euro liegt er deutlich unter dem momentanen Schwarzmarktpreis eines neuen Technics SL-1210 MK2, zudem ist er technisch weit überlegen. Er verfügt über das Dreifache an Zugkraft, stufenlos von 1600 bis 4500 g/cm einstellbar. Die Start-Stop-Taste sorgt entsprechend mit einer hart eingestellten „Brake“ für einen schlagartigen Kick Off. Auch beim Cueing und Scratchen rollen seine „Wheels Of Steel“ sehr sicher. Klanglich macht der RP8000 einen sehr guten Eindruck, der nur minimal von einem leichten (nur bei lauter Abhörlautstärke wahrzunehmenden) Brummen über den Phono-Out getrübt wird. Regelkonform eingepegelt bleibt dies während des Playbacks von Vinyl allerdings unhörbar.
Für den digital auflegenden DJ spielt das alles sowieso keine Rolle, schließlich dürfte er vorrangig seinen Fokus auf die Performance Mode-Sektion richten. Mit dem Trax-Knob navigiert man sich durch die Library und lädt die Tracks in die Decks. Vier Modi entscheiden mit den entsprechend aktiven Mode-Pads, ob Cues, Autoloops, Sample-Slots oder frei gemappte Features über acht Drum-Pads angetriggert werden sollen. Bis zu vier RP8000 lassen sich untereinander per USB-Kabel verlinken, um USB-Slots am Laptop einzusparen. Nach dem Anschluss an den Rechner erkennt Serato ihn zwar nicht auf Anhieb, aber die dafür notwendige manuelle Installation der heruntergeladenen MIDI-Datei ist schnell erledigt. Zumal Reloops auf Serato Scratch Live gemapptes Preset sehr überzeugen kann und einem größtenteils das Handling am Laptop erspart. Wer trotzdem lieber auf eigene Faust knechten möchte…alle gängigen MIDI-fähigen DJ-Programme bieten sich hierfür an.
Mit dem RP8000 setzt Reloop qualitativ ein echtes Zeichen im professionellen DJ-Segment. Sicherlich wird er zwar nicht den Status des unsterblichen Technics SL-1210 MK2, aber dank seiner technischen und preislichen Überlegenheit in manchem DJ-Setup alternativ, seine Rolle übernehmen können.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hochwertiges Design
  • Robustes Gehäuse gegen Erschütterungen
  • Guter Sound
  • Variable Pitch-Range von 8, 16 & 50 Prozent
  • Stufenlos einstellbares Drehmoment bis zu 4500 g/cm
  • Justierbares Brake-Verhalten
  • Display für Pitch-Control
  • Performance-Modus Sektion als Controller
  • MIDI-fähiger Controller für bis zu vier Decks
  • Freies Mapping für jede MIDI-fähige DJ-Software
  • Bis zu vier RP8000 verlinkbar
Contra
  • Leichtes Brummen auf dem Phono-Ausgang
Artikelbild
Reloop RP8000 Test
Für 599,00€ bei
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