Reloop RP-1000 MK2 Test

Der neu aufpolierte RP-1000 MK2 von Reloop liebäugelt laut Pressemitteilung mit DJs und Hi-Fi-Enthusiasten gleichermaßen. Reloop verlangt 220 Euro inklusive Tonabnehmer, das mag für einen Vinyl-Einsteiger recht attraktiv klingen. Aber der Stanton T.92 M2 USB punktet zum selben Preis mit Direktantrieb, integrierter Soundkarte und sogar DSP-Keylock. Auch innerhalb der Reloop-Familie lauert die Konkurrenz: 30 Euro mehr investiert, gibt’s das 2000er-Modell mit Direktantrieb. Reine Vinyl-Abspieler müssen für einen Reloop Turn2 schon 80 Euro mehr blechen, bekommen aber dafür ein sehr schickes Laufwerk, allerdings dafür gänzlich ohne DJ-Attitude. Damit sieht sich der Reloop RP-1000 MK2 etlicher Konkurrenz konfrontiert, denen er sich stellt, aber sie auch auf Abstand hält

Reloop RP-1000 MK2: Turntable für DJs und Hi-Fi-Anwendungen

Details

Der Reloop RP-1000 MK2 präsentiert sich schon vom Verpackungsdesign her recht vielversprechend. Nach dem Öffnen und dem Auspacken des Chassis werden die hochgesteckten Erwartungen erfüllt: Ein DJ-Turntable in bewährter SL-1210 MK2-Optik, angefangen beim leicht versenkten präzisionsgefertigten, druckgegossenen Plattenteller aus Aluminium. Natürlich dürfen auch nicht die Spiegel fehlen, die im Stroboskop-Licht am Netzschalter den Gleichlauf und die Reset-Pitch-Einstellung bestätigen. Zudem zitiert der RP-1000 MK2 das klassische Turntable-Design mit der Anordnung und dem Look der Taster für Start/Stopp und Geschwindigkeiten (33 1/3 und 45 RPM), allesamt von Haptik und Feedback überarbeitet.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Blick von oben.

Über einen zehn Zentimeter langen, sehr sanft gleitenden Pitch-Control kann ich die Geschwindigkeit um zehn Prozent bremsen und beschleunigen. An der Nullposition, wo eine grüne LED die Normalgeschwindigkeit signalisiert, rastet der Fader leider ein. Die Nadelposition wird über ein auf Knopfdruck ausfahrbares Target-Light im schicken Chrom beleuchtet. Gewöhnlich besitzen die meisten Plattenspieler eine Mulde für den 7-Zoll-Puk zum Abspielen der kleinen Singles. Leider verzichtet Reloop auf diesen Adapter und die Aussparung im Gehäuse, obwohl es zu einem Plattenspieler für Hi-Fi-Hörer gehören sollte.
Qualitativ tritt das Plastik-Chassis mit seinem neuen tiefschwarzen Metallic-Panel professionell und robust auf. Samt Teller bringt der Testkandidat nur 5,7 kg und damit nochmals 1 kg weniger als der RP-2000 MK2 auf die Waage. Unter den DJ-Plattenspielern ein Leichtgewicht, das aber mit der vibrationshemmenden Konstruktion samt verbesserten Dämpfungseigenschaften solide auf den schockabsorbierenden Füßen steht.
Die Tonarmbasis wurde anscheinend vom 2000er MK2-Modell übernommen, sodass der Plastiksockel auch hier nicht höhenverstellbar ist. Der laut Reloop statisch ausbalancierte, S-förmige und verchromte Tonarm wurde mit einem hydraulischem Lift plus Hebel ausgestattet. Damit senkt man den an den SME-Verschluss angedockten Tonabnehmer gedämpft in die Plattenrille. Für eine ausgeglichene Lage der Nadel auf beiden Rillenflanken sorgt das zwischen 0 und 7 g einstellbare Anti-Skating.  

Fotostrecke: 2 Bilder Solide, aber leider ist die Tonarmhu00f6he nicht verstellbar

Beim Antrieb setzt Reloop auf den Riemen. Entsprechend muss die Antriebsnabe unter dem Plattenteller über einen Gummiriemen mit dem Rädchen vom Motor verbunden werden. 
Auf der Rückseite des RP-1000 MK2 befindet sich nur die Buchse für das Netzkabel und das fest verlötete, ausreichend lange und recht dicke Cinch-Kabel samt Erdung. Da der Plattenspieler nicht für den mobilen Betrieb konzipiert ist, somit das Kabel nicht häufig an- und abgesteckt wird, hält das Kabel sicherlich bis zum Ableben des Turntables.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein recht leichter Plattenteller

Links und rechts neben den Kabeln stattet Reloop den Testkandidaten mit zwei Halterungen für eine Abdeckhaube zum Schutz gegen Staub aus. Diese zählt leider nicht zum Lieferumfang. Dagegen liegen neben dem Chassis, Plattenteller und dem bereits erwähnten auf einen Headshell vormontierten Reloop OM Black-Tonabnehmer eine Slipmat, das Auflagegewicht, ein Netzkabel und die Bedienungsanleitung im Karton bei.

Praxis

Einrichten

Zunächst ist der auf den Antriebsdorn gefädelte Plattenteller mit dem Rädchen vom Motor über einen gespannten Gummiriemen zu verbinden. Das geht dank der beiden großen Löcher im Teller sehr einfach von der Hand. Der Riemen sitzt sehr straff. Damit bringt der Plattenspieler den leichten, aber leider an der Unterseite ungedämpften Aluminiumteller vermutlich recht kraftvoll und ohne sehr spürbaren Schlupf in Schwung. Noch die beigelegte Slipmat drauf, dann kann es fast losgehen.

Auflagegewicht

… stelle ich entsprechend dem jeweils montierten System auf 3 beziehungsweise 4 g. Wie beim RP-2000 MK2 spüre ich dabei am Tonarm qualitative Zugeständnisse an die Preisklasse. Das Auflagegewicht samt Skala-Ring sitzt auf dem Tonarm etwas locker, der Ring lässt sich zu leicht verdrehen. Gewisse Abweichungen beim Einstellung des Auflagegewichts sind daher vorprogrammiert. Das Anti-Skating wirkt von 0 bis zu 7 g, wobei bei 0 der Tonarm nach außen driftet, obschon er eigentlich seine Position halten müsste. Zum Test variiere ich das Anti-Skating zwischen 0 und der Hälfte des eingestellten Auflagegewichts.

Chassis

Obwohl der RP-1000 MK2 nur auf den Heimgebrauch geschneidert und damit weniger störenden Umgebungsgeräuschen ausgeliefert ist, steckt das aufgepimpte Gehäuse einiges weg. Starke Klopfattacken gegen das Chassis überträgt der Tonarm leicht hörbar, bringen den Tonabnehmer aber nicht aus der Spur.

Antrieb

Gegenüber dem Riemenantrieb war ich etwas voreingenommen, denn trotz der indirekten Übertragung zieht der Plattenteller beim Start recht schnell an. Auch auf Stopp läuft der Teller nur leicht nach, was für einen smoothen Brake-Effekt von Vorteil ist. Mein erstes Urteil: Ich spüre zu einem Direktantrieb mit niedrigem Drehmoment keinen gravierenden Unterschied. Allerdings gaben in der Vergangenheit die Riemen hinsichtlich ihrer Spannkraft nach, was zu einem größeren Schlupf führt. In diesem Fall tauscht man den Riemen schnell und einfach aus.

Gleichlauf und Pitch-Control

Aufgrund des Riemenantriebs und dem fehlenden Quarz schwankt der Gleichlauf deutlich mehr als bei Turntables mit Direct-Drive, auch wenn der Quarz nur das ungepitchte Tempo unterstützt. Die Stroboskopspiegel des RP-1000 MK2 dokumentieren in der Null-Position des Pitch-Controls einen recht gleichmäßigen Lauf mit leicht sichtbarer Schwankung. Schließt man den RP-1000 MK2 an eine DJ-Software wie Serato DJ Pro an, werden die Abweichungen jedoch deutlicher. Da pendelt die Geschwindigkeit ständig um bis zu 0,3 %, außerhalb der Reset-Stellung des Pitch-Controls sogar um bis zu 0,5 %.
Auch beim Pitch-Umfang nimmt es der Plattenspieler nicht so genau, denn der umfasst reichlich über 10 %. Verstelle ich den Pitch-Control, braucht der Antrieb etwas Zeit, um das Tempo wieder zu stabilisieren.
Um der Gleichlaufschwankung im DJ-Betrieb auf den Zahn zu fühlen, spiele ich vom RP-1000 MK2 und von einem internen Deck des Serato DJ Pro synchron den gleichen Titel bei identischer Geschwindigkeit ab: Nach einer halben Minute läuft der RP-1000 MK2 hörbar davon. Im Vergleich zu einem Direct-Drive, wo bei diesem gleichen Test selbst nach zwei Minuten die Tracks noch recht phasengleich laufen, sind Korrekturen somit schneller erforderlich, die zudem durch den Riemenantrieb kniffliger von der Hand gehen. Für DJ-Anfänger ein Argument, den Mix nicht von diesem Teller zu servieren. Zu groß ist das Risiko, die Übergänge zu verreißen.

Audio Samples
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Reloop RP-1000 MK2 Gleichlauf

Scratching

In dieser Disziplin überrascht der RP-1000 MK2. Die Nadel des Ortofon Concorde MkII Scratch bleibt in der Rille, obwohl beim Handauflegen auf den Teller dieser leicht nachgibt. Auch mit dem beigelegten OM Black gelingen Scratches recht passabel, wenngleich die Nadel doch schneller springt. Aber der Riemen hemmt, denn der Druck auf den Teller rächt sich in leicht verzögerten Drops.

Klang

Zum Hörvergleich tritt der RP-1000 MK2 abermals gegen den Technics Klassiker samt montierten Concorde MkII Club an. Mit voll aufgedrehtem Level hört man beim Reloop Turntable ein deutliches Brummen, das sein Grundrauschen übertönt. Beim Vinyl-Playback unter normaler Lautstärke geht dies komplett unter.
Klanglich hört man gegenüber dem Technics SL-1210 M5G keinen gravierenden Unterschied. Der RP-1000 MK2 zeigt sich vom Sound sehr transparent und homogen, ohne Details zu verschlucken. Selbst das OM Black eignet sich gut für Vinyl-Sessions, wenn man seine Hi-Fi-Ansprüche etwas zurückschraubt.

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Reloop RP1000MK2 Grundrauschen Reloop RP1000MK2 Soundvergleich Reloop / Technics

Fazit

Reloop liefert mit dem RP-1000 MK2 einen Einstiegsplattenspieler für DJs und Hi-Fi-User mit ansprechender Optik. Sein schwarzes Chassis mit dem edlem Metallic-Top-Panel wehrt Stöße und Vibrationen gut ab. Der Riemenantrieb nimmt es beim Start vergleichbar mit einem direktangetriebenen Low-Torque-Laufwerk auf. Bei Drops hört man indes gewisse Anlaufschwierigkeiten. Auch beim Mixen hält der Gleichlauf nicht lang an. Auf Korrekturen am Plattenteller reagiert der Antrieb in meinen Augen zu sensibel. Wer eher Scratching seine DJ-Disziplin nennt, der wird dagegen nicht enttäuscht. Beim Vinylplayback mit dem beigelegten OM Black überzeugt der Plattenspieler durch ein homogenes Klangbild, mit montiertem Ortofon Club gar durch klare Transparenz. Daher empfehle ich den RP-1000 MK2 eher für den Hi-Fi-Gebrauch, da der Riemenantrieb zu sehr das Mixen erschwert, zumal der DJ-freundlichere RP-2000 MK2 auch nur 30 Euro mehr kostet.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • gut schockabsorbierendes Chassis
  • recht transparentes Klangbild
  • solide Spurtreue
  • recht guter Schnellstart
  • beigelegter Tonabnehmer OM Black mit Headshell
Contra
  • nicht in der Höhe verstellbare Tonarmbasis
  • fehlender 7-Zoll-Puk samt Mulde
  • stärkere Gleichlaufschwankung
  • äußerst sensibles Pitch-Pending
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Reloop RP-1000 MK2 Test
Reloop RP-1000 MK2: Turntable für DJs und Hi-Fi-Anwendungen
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