Reloop RP-8000 MK2 Test

Im Jahr 2013 stellte Reloop mit dem RP-8000 den ersten hybriden Schallplattenspieler vor, der auch Serato DJ per MIDI-Control-Pads dirigiert. Die Münsteraner waren damals ihrer Zeit voraus, denn kaum eine andere DJ-Equiment-Marke setzte noch auf das schwarze Gold. Mittlerweile gehört es wieder zum guten Ton eines jeden namhaften Herstellers, einen Turntable anzubieten. Pioneer DJ, Denon DJ und Numark zogen nach. Aber dennoch blieb der RP-8000 dank seiner Performance-Pads-Sektion einzigartig.

Turntable und Serato-Controller: Reloop RP-8000 MK2
Turntable und Serato-Controller: Reloop RP-8000 MK2


Nachdem Reloop die kleineren Plattenspieler-Geschwister bereits aufpolierte, bekam auch der RP-8000 frischen Lack verpasst. MK2 steht nicht nur für eine schönere Optik, sondern vor allem für eine erweiterte und ergonomischere Pad-Sektion, um den mittlerweile gewachsenen Controllerism-Ansprüchen der DJs gerechter zu werden. Dazu verbesserte Reloop die Absorptionseigenschaften des Chassis samt Füßen wie auch die Tonarmbasis. Zusammen mit einigen exklusiven (auch neuen) Features könnte der RP-8000 MK2 der Konkurrenz davon laufen. Zudem liegt der Preis von 599,00 Euro unter dem des beliebten Pioneer DJ PLX-1000.

Details

Auf dem Karton preist Reloop den RP-8000 MK2 als „The Most Advanced DJ Turntable Ever Made“ an. Voller Erwartungen packe ich den knapp 12 kg schweren Testling aus. Wie bei allen Plattenspielern sind zum sicheren Transport Plattenteller und Chassis voneinander getrennt. Beim Blick auf das Laufwerk fällt sofort der neue tiefschwarze Metallic-Look samt farblich passendem S-Tonarm auf. Die schwarze Design-Linie zieht sich bis zu den Tastern wie auch der Pitch-Fader-Kappe durch.
Die blaue Beschriftung spielt optisch auf Serato DJ Pro an, für das der Plattenspieler zertifiziert ist. An beiden Seiten prangt smart das Reloop-Logo als Relief. Aber auch haptisch fühlt er sich hochwertiger an. Dazu wurde auch der Hub der Start-Stopp-Taste etwas angepasst, nicht mehr so stark wie beim MK1-Modell gedämpft, um einen schnelleren Start zu ermöglichen.
Das aus Metall, Gummi und Kunststoff gefertigte Gehäuse wirkt sehr massiv und dazu robust. Getragen wird es von vier gummigelagerten, höhenverstellbaren Füßen, denen ich im Vergleich zum Vorgängermodell mehr schock- und bassvibrationsabsorbierende Eigenschaften zutraue. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Karton verspricht einiges!

Aber vor allem überarbeitete Reloop die Performance-Pad-Sektion. Die acht RGB-illuminierten Tasten fallen jetzt rechteckig und damit deutlich größer aus. Auch haptisch und vom Feedback fühlen sie sich nunmehr wie die eines DJ-Controllers an. Der einstige zweite Start/Stopp-Button am Platz der Single-Puk-Mulde musste den vier ebenfalls gewachsenen Modi-Tasten weichen. Dank dreier Pad-Ebenen steuern sie wahlweise folgende Features der Software:

  • Cues
  • Sampler
  • Loop
  • Saved Loop
  • Pitch Play
  • Roll
  • Beat Jumps
  • Slicer

Im Pitch-Play-Modus triggert man einen festgelegten Cue in verschiedenen Tonhöhen, um Tonfolgen zu spielen. Vorausgesetzt, das Serato DJ Pro-Plug-in Pitch ’n Time ist freigeschaltet. Der Umfang der Töne ist allerdings beschränkt. Im neuen innovativen Platter-Play-Modus verändern Pads und Buttons die Geschwindigkeit des Plattentellers und damit der Schallplatte. In 22 Skalen werden 34 verschiedene Töne simuliert, um Melodien ohne tonale Limits zu performen.
Für individuelles Feature-Mapping stehen zwei weitere Ebenen bereit. Mit dem Navigations-Push-Encoder scrollt man durch die Library und lädt Tracks in die Decks. Selbst Instant-Doubles, um einen laufenden Track auf das andere Deck zu spiegeln, unterstützt der Knob.

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Natürlich dürfen Motor-Drehknopf samt Stroboskop, die Start/Stopp-Taste, der Reverse-Button und die Geschwindigkeitsschalter für 33, 45 und 78 Umdrehungen pro Minute nicht fehlen. Auch hier kommt ein neues Feature ins Spiel: Die Geschwindigkeitstasten übernehmen wahlweise im Platter-Play-Modus auch das Pitch-Bending, also das Anschieben und Bremsen des Plattentellers zum Korrigieren der Phase im Mix.
Wie bei allen bisherigen Premium-Plattenspielermodellen verzichtet Reloop auf eine per Knopfdruck herausfahrbare Nadelbeleuchtung, sondern reserviert eine Buchse zum einfachen Aufstecken. Mag zwar nicht so edel wirken, aber dadurch kann der Ausleuchtungswinkel individuell angerichtet und die Leuchte bei Verschleiß ausgewechselt werden.
Der Pitch-Control-Fader gleitet angenehm gedämpft über seine 10 cm lange Bahn, wahlweise 8, 16 oder gar 50 % Pitch-Umfang. Per Reset-Taste wird der Pitch genullt, gleichzeitig stabilisiert der zugeschaltete Quarz den Gleichlauf. Das LC-Display dokumentiert die aktuelle prozentuale Pitch-Position, dazu beim Platter-Play die Skalen und Noten. Von Serato DJ Pro übernimmt es den aktuellen BPM-Wert des zugewiesenen Decks, zukünftig sogar die vergangene oder verbleibende Spielzeit (dieses Feature ist in der aktuellen Serato DJ Pro-Version noch nicht freigeschaltet). 

Fotostrecke: 2 Bilder Das gehört zur Standard-Ausrüstung eines DJ-Plattenspielers

Auch der Tonarm erhielt eine Generalüberholung: Der statisch ausbalancierte Tonarm profitiert von einem laut Reloop besonders resonanzfreien, satinierten Material. Gelagert ist er auf einer neu entwickelten und damit stabileren, höhenverstellbaren Basis einschließlich Antiskating-Rädchen und Lift. Das fällt auch optisch auf, denn der Kranz ähnelt jetzt stark dem des Technics SL-1210 MK2.
Vom Antrieb hat sich dagegen nichts weiter geändert: Der mit Kautschuk gedämpfte Plattenteller wird im Zusammenspiel seines Magnetrings und zwölf Spulen im Chassis bewegt. Damit schafft der Turntable ein Drehmoment bis zu 4,5 kg/cm, per Regler auch stufenlos auf 2,8 kg/cm drosselbar, wie auch die Bremse, deren Einstellung aber nicht die Hochlaufzeit des Tellers beeinflusst. 

Fotostrecke: 3 Bilder Neu konstruiert: der Tonarm samt Basis

Das Backpanel hält in der Mulde auch noch ein paar Überraschungen parat. Erstmalig gibt es Cinch-Outputs jeweils für Phono und Line (mit vorentzerrter Signalausgabe). Damit kann der RP-8000 MK2 an zwei verschiedene Mixer gleichzeitig angeschlossen werden. Auch auf eine Ground-Schraube für das Erdungskabel verzichtet Reloop diesmal nicht.
Um die MIDI-Fähigkeiten zu nutzen, muss die USB-Buchse des Plattenspielers mit einem Laptop verbunden werden. Mehrere RP-8000 MK2 können auch über die Link-Schnittstelle verbunden werden, um USB-Port-Kapazitäten am Rechner zu sparen. Noch eine Neuheit: An der Rückseite befindet sich neben dem Netzkabelanschluss ein Hauptnetzschalter.
Der RP-8000 MK2 ist an der Rückseite mit zwei Halterungen für eine Abdeckhaube vorgerüstet, die aber nicht beiliegt. Dagegen gehören zum Lieferumfang das Auflagegewicht, eine Slipmat, die aufsteckbare Nadelbeleuchtung, das Cinch-Kabel samt Erdung, USB- beziehungsweise Netzkabel und die Bedienungsanleitung.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlussmulde des RP-8000 MK2

Praxis

Der Reloop RP-8000 MK2 (plus anmontiertes Ortofon Concorde MkII DJ) ist mit dem Phono-Eingang des Pioneer DJ DJM-S9 und einem MacBook Pro (Baujahr 2016) samt installiertem Serato DJ Pro verbunden. Für Klangtests ergänze ich das Test-Setup um einen Technics SL-1210 M5G, ebenfalls mit einem Ortofon Concorde MkII DJ.

Einrichten

Zuallererst den Plattenteller in den Dorn des Chassis einführen. Danach geht’s an den Tonarm samt Basis. Für das am SME-Verschluss angedockte Concorde MkII DJ stelle ich 4 Gramm Auflagegewicht ein. Das geht an dem neuen Tonarm und mit dem neuen Gewicht sehr filigran. Laut Faustregel wäre ein Anti-Skating zwischen 0 und 2 Gramm optimal, wobei ich den minimalen Wert bevorzuge. Im Schwebezustand des Tonarms hält er sehr souverän seine Position und driftet nicht wie beim Vorgänger nach außen! Hier zahlt sich die überarbeitete Tonarm-Basis aus. Wie auch beim alten Modell lässt sich der hydraulische Tonarm-Lift in seiner Höhe verstellen, allerdings spürbar hochwertiger. Die Tonarm-Höhe stelle ich am Kranz auf das Minimum für eine waagerechte Lage zur Schallplatte ein.

Chassis

Bei dem leicht zugenommenen Gehäuse verspricht Reloop eine verbesserte Robustheit. Zudem fühlen sich die überarbeiteten Absorptionsfüße nicht mehr so steif an. Sie federn deutlich besser ab, besitzen mehr Spiel. In Kombination mit dem überarbeiteten Chassis kontert der Plattenspieler Schock-Stöße und Vibrationen gut. Leichtes Klopfen gegen das Gehäuse überträgt der Plattenspieler hörbar, jedoch ohne Nadelspringen.

Audio Samples
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RP-8000 Absorption

Antrieb

Mit seinen 4,5 kg/cm zieht der Plattenspieler äußerst kraftvoll. Das spürt man nicht nur beim manuellen Abbremsen und Anschieben des Plattentellers, sondern auch bei maximaler Start- und Bremskraft. Die Platte legt regelrecht einen Schnellstart hin und stoppt unverzögert. Beim schnellen Reverse-Wechsel kommt die Platte bei der Wendung gar nicht hinterher und rutscht kurz. Technics-affine DJs reduzieren besser das Drehmoment auf minimal 2,8 kg/cm. Früher ging es deutlich drunter. Aber mit dem kleineren Umfang lässt sich das Drehmoment subtiler einstellen. Die anpassbare Bremsenstärke mit maximalen Auslauf von sechs Sekunden beeinflusst zudem nicht die Startzeit. 

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Reloop RP-8000MK2 Start Stopp

Die Gleichlaufschwankung beträgt wie beim Vorgängermodell 0,01 %, sodass zwei Tracks gleicher BPM-Zahl länger als eine Minute ohne Korrektur synchron spielen. Mit aktiviertem Quarz per Reset-Taste hält das Laufwerk die Phasengleichheit sogar noch einige Takte mehr, allerdings nur mit Original-Tempo.

Klang

Der am Phono-Eingang des Mixers angeschlossene RP-8000 MK2 brummt bei aufgedrehtem Master- und Gain-Regler etwas. Beim Vinyl-Playback in den Track-Pausen ist es aber nicht wahrnehmbar. Unter gleichen Lautstärkeeinstellungen und den Turntable mit dem Line-Ausgang verbunden wird es etwas leiser. Vom Grundrauschen schneidet das Line-Signal RP-8000 MK2 im Vergleich zum Technics SL-1210 M5G sogar deutlich besser ab. Klanglich liefert der RP-8000 MK2 eine überzeugende Performance, von Homogenität und Natürlichkeit definiert. Gegenüber dem Technics-Klassiker fehlt im lediglich etwas Transparenz. 

Audio Samples
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Reloop RP8000 MK1, dann MK2 Grundrauschen Phono Reloop RP8000 MK1, dann MK2 Grundrauschen Line Reloop RP8000 MK2 Sound

Scratching

Der als Upper-Torque angepriesene RP-8000 MK2 spricht vor allem Turntablism-DJs an, obwohl sie auf den bisherigen zweiten Start-Stopp-Taster verzichten müssen. Vielmehr liegt deren Augenmerk auf dem schnellen Zug des Plattentellers für Drops und Backspins, was sein hohes Drehmoment bestens meistert. Zudem spielt auch die Spurtreue des Tonarms eine wesentliche Rolle. Auch hier zahlt sich die neue Tonarm-Basis mit verbesserten Anti-Skating aus. Der Tonarm bleibt in der Rille, selbst bei heftigeren Scratch-Skills.

Performance-Pad-Sektion

Um die digitalen Vorteile des hybriden Plattenspielers zu nutzen, muss auf dem angeschlossenen Laptop die aktuelle Serato DJ Pro-Version 2.1.1 installiert sein. Zudem sollten Apple-User im Audio-MIDI-Setup des Betriebssystems alle MIDI-Protokolle der bis dato angeschlossenen MIDI-Geräte löschen. Danach Betriebssystem und Software neu starten. Anderenfalls reagiert die Software auf MIDI-Befehle vom Plattenspieler eventuell nicht, obwohl er unter dem Setup-Reiter MIDI gelistet ist. 

Im MIDI-Setup ist der Player gelistet
Im MIDI-Setup ist der Player gelistet

Die MIDI-Sektion bedient bis zu vier Decks. Blinkend weist mich das LC-Display auf das zu wählende Deck für die MIDI-Sektion hin. Entweder wähle ich es am Navigationsregler oder drücke eine der vier grün leuchtenden Pads. Widerrufen kann ich es später, indem ich den Encoder länger gedrückt halte und anschließend zum Deck-Auswählen drehe. Stets wird danach im Display das momentan unterworfene Deck bestätigt.
Natürlich scrollt man auch mit dem Navigationsregler in der Library und lädt Tracks per Push in die Decks. Durch Doppelklicken wird ein gerade laufender Track gedoppelt (Instant Doubles). 
Wer bereits die MIDI-Sektion des Vorgängermodells liebte, der wird sie jetzt vergöttern. Denn mit den größeren und damit treffsicheren Pads gelingt selbst das Fingerdrumming. Selbst damit hervorgerufene Stöße federt das Chassis gut ab, sodass sie nicht die Vinyl-Performance beeinflussen. Da zahlen sich die neuen Pads mit ihrem kurzen Hub und der wesentlich angenehmeren Anschlagsdynamik aus.
Auch die Modi-Tasten fallen ergonomischer und auffälliger auf. Durch ihre farblich unterschiedliche Illumination weiß man zugleich, in welcher Ebene man sich gerade befindet. Trotz der Dreifachbelegung der Pads behält man den Durchblick. Mittels Shift-Taste können die Beatlängen der Loops, Rolls oder Beat Jumps, aber auch der Cue Point für Pitch Play verändert werden, dies stets farblich bestätigt. Damit arbeitet die neue Sektion deutlich logischer und übersichtlicher. Übrigens: Für individuelles Mapping stehen zwei weitere Ebenen, sprich sechzehn Pads parat. Damit dürfte ein zusätzliches Add-on überflüssig sein.

Platter Play

Die Tasten Shift und Reset (am Pitch-Control) gleichzeitig gedrückt, verwandelt sich der Plattenspieler in ein wahres Musikinstrument. Mit jedem gedrückten Pad verändert sich die Geschwindigkeit des Plattentellers und damit die Tonhöhe. Die komplette Pad-Sektion simuliert jeweils eine komplette Oktave einer Tonart.
Durch Drehen am Encoder (Push) wechsele ich eine andere Skala, dokumentiert vom LC-Display. Weiterhin manipuliere ich den Plattenteller durch Pitch-Bending über die Abspielgeschwindigkeitstasten. In Summe ist es wirklich ein sehr innovatives Feature, das bei herkömmlichen Vinyl nur bei sehr langen Tönen oder Sound-Tools funktioniert. Denn je höher der Ton, desto schneller dreht sich der Teller. Da eignen sich digital zugespielte Sounds oder Loops doch besser. Allerdings nicht vergessen: Key Lock im Serato DJ Pro deaktivieren!     

Fazit

Mit der Neuauflage des RP-8000 MK2 erfüllt Reloop alle Erwartungen. In dem optisch veredelten, mehr bassabsorbierenden Metallschwarz-Chassis verstecken sich etliche neue Features. Angefangen von dem Tonarm samt Basis, die vor allem dank präzisem Anti-Skating für eine sehr hohe Spurtreue beim Playback, selbst beim Scratching sorgt. Mit seinem hohen Drehmoment startet und bremst der Plattenteller aus dem Stand, dies auch stufenlos reduzierbar. Erstmals verfügt der Plattenspieler über zwei separate Ausgänge, um ihn auch an zwei verschiedenen Mixern anzuschließen. Sein Grundrauschen über den Line-Ausgang fällt sogar deutlich leiser als beim Technics SL-1210 M5G aus. Vom Klang hört er sich sehr homogen und natürlich an. Das Highlight ist aber die neue Performance-Pad-Sektion: haptisch und vom Workflow deutlich verbessert, dazu um Modi, wie dem exklusiven Patter Play erweitert. Das macht ihn zum „The Most Advanced DJ Turntable Ever Made“.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr solides und robustes Chassis
  • klassische Turntable-Optik
  • sehr gut gefederte Absorptionsfüße
  • sehr geringes Grundrauschen
  • einstellbare Brake unabhängig der Start-Zeit
  • innovative MIDI-Control-Session
  • Platter Play
  • Pitch-Bending
Contra
  • keine Mulde für Single-Puk
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Reloop RP-8000 MK2 Test
Für 597,00€ bei
Turntable und Serato-Controller: Reloop RP-8000 MK2
Turntable und Serato-Controller: Reloop RP-8000 MK2
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