Pearl wurde 1946 von Katsumi Yanagisawa in Tokio gegründet. Schon bevor Pearl in den Sechzigern als eigene Marke bekannt wurde, war die Firma als Hersteller günstigerer Schlagzeuge tätig, die unter diversen anderen Namen vertrieben wurden.
Wenn man ein wenig durch die Firmengeschichte Pearls stöbert, fällt einem schnell auf, dass es Herrn Yanagisawa und seinen Produktentwicklern stets ein ernstes Anliegen war und bis heute ist, die Schlagzeugwelt mit innovativen und sinnvollen Ideen zu bereichern. Dabei entstanden im Laufe der Zeit solche Einzigartigkeiten wie die „Free Floating“-Snare oder „Wood-Fibreglass“-Trommeln. Auch in Sachen Kesselfertigung hört Pearl wie es scheint nicht auf zu forschen. Solche Informationen machen natürlich Lust auf einen Test. Also dann mal los …
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Nur kurz zur Übersicht: Die „Masters Premium“-Serie bildet Pearls gehobene Mittelklasse beziehungsweise den Einstieg in die Oberliga. Sie liegt preislich eine Stufe über den „Masters Custom“-Sets und wird gefolgt von der „Reference“-Serie und schließlich der „Custom“-Klasse „Masterworks“. Mit Ausrichtung auf die professionelle Kundschaft bietet sie eine riesige Auswahl an Kesselgrößen, Setkonfigurationen und Finishes (siehe Specs-Liste). Alle “Masters Premium”-Trommeln sind als reine Ahorn- oder Birkenkessel erhältlich. Sie werden außerdem in zwei verschiedenen Bauformen angeboten, nämlich vierlagig mit vierlagigen Verstärkungsreifen oder sechslagig ohne Verstärkungsreifen. Viele Details in Ausstattung und Fertigung der „Masters Premium“-Sets findet man auch in den teureren Serien wieder.
Bei der Herstellung aller Pearl-Trommeln von der Forum- bis zur Masterworks-Serie kommt Pearls “Superior Shell Technology” (SST) zum Einsatz. Dahinter verbergen sich verschiedene Tricks und Kniffe im Entstehungsprozess der Kessel. Zum Beispiel werden die einzelnen Kessellagen angeschrägt und statt „auf Stoß“ überlappend verleimt, um mehr Stabilität zu gewinnen. Außerdem werden – abhängig von der Holzsorte des Kessels – verschiedene Leimrezepturen verwendet. Diese erreichen nach Aushärtung dieselbe Dichte wie das verwendete Holz und helfen so, das Schwingverhalten des Kessels zu optimieren. Bis auf die “Masters Bridge”-Böckchen entspricht die Kesselhardware-Ausstattung der der „Reference“-Serie. Sämtliche Kesselhardware ist in den drei „Farbtönen“ Chrome, Gold Plated und Black Chrome Plated erhältlich. Toms und Snare-Drums sind mit Gußspannreifen und Edelstahl-Stimmschrauben ausgestattet. Letztere werden selbstverständlich auch für die Bassdrums verwendet. Das „OptiMount“ Aluminium-Tomhaltesystem ist mithilfe spezieller Gummimanschetten an jeweils zwei Stimmschrauben an der Ober- und Unterseite der Trommel befestigt und verzichtet damit auf zusätzliche Bohrungen und direkten Kesselkontakt. Die SP-300 Teleskop-Bassdrum-Beine lassen sich einfach von Gummifuß auf Spike und umgekehrt umstellen.
Über 30 Folien- und hochglanzlackierte Oberflächen werden angeboten. Schöne Bilder davon gibt’s auf der Webseite des Herstellers. Die Toms sind ab Werk mit klaren Remo Ambassador-Fellen auf beiden Seiten ausgestattet. Auf der Bass-Drum befindet sich ein klares “Powerstroke 3” als Schlagfell und ein “White- Coated Powerstroke 3” mit Pearl-Logo als Frontfell. Snare-Drums, die übrigens kein Bestandteil der vorkonfigurierten Sets sind, werden mit “White Coated Ambassador” Schlag- und Ambassador-Resofellen ausgeliefert.
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Mein Testset war ein 924 XSP, bestehend aus 22“ x 18“ Bass-Drum, 10“ x 08“, 12“ x 09“ Tom-Toms und 16“ x 16“ Floor-Tom in der BMP-Ausführung, also mit vierlagigen Birkenkesseln und vierlagigen Birken-Verstärkungsreifen. Das Finish des Testkandidaten war „Midnight Fade“ und die Farbe der Kessel-Hardware “Black Chrome Plated”. Der erste Blick auf die Kessel verrät schon, dass „SST“ (Superior Shell Technology) nicht bloß eine schicke Abkürzung ist. Die Verarbeitung der Kessel ist erstklassig. Wie oben im Text schon erwähnt, werden zum Beispiel die einzelnen Kessellagen angeschrägt und dann überlappend und zusätzlich ineinander verschachtelt verleimt. Durch diese Technik erreicht man ein Vielfaches der Auflagefläche normaler Stoßkanten und damit auch ein Vielfaches an Stabilität. Auf dem ersten Foto lässt sich sehr gut sehen, mit welcher Präzision Pearl dabei zu Werke geht:
Die Fellauflagekanten haben den üblichen 45°-Winkel. Der feine Grat verläuft fast ganz außen am Kessel mit nur minimalem Gegenschnitt. Die Fellauflagen und das Kesselinnere sind selbstverständlich blitzblank und makellos. Die gesamte Trommelhardware inklusive Firmenschilder ist mit Kunststoff unterlegt. Ebenso sind die Bassdrum-Klauen innenseitig mit einer Kunststoffschicht ausgekleidet, um die Spannreifen zu schonen.
Das „OptiMount“-Tomhaltesystem ist, wie bereits gesagt, ohne zusätzliche Bohrung an jeweils zwei Stimmschrauben oben und unten am Kessel befestigt. Erwähnenswert finde ich, dass die dafür verwendeten Gummimanschetten sich weder beim Fellwechsel noch beim Stimmen störend bemerkbar machen.
Die “SP 300” Teleskop-Bassdrum-Beine lassen sich beachtlich weit ausfahren und dank eines ausgeklügelten Mechanismus durch eine simple Drehung von Gummifuß auf Spike umstellen. Bemerkenswerte Details sind auch die goldenen Luftauslasslöcher des „Golden Ratio Air Vent Systems“. Diese sind, wie der Name schon sagt, nach dem goldenen Schnitt angebracht, was nicht nur ästhetische Gründe hat, sondern sich auch auf die Wiedergabe tiefer Frequenzen auswirken soll. Die letzten Worte vor dem Soundcheck sind der tadellosen Lackierung gewidmet, bei der man sich – wenn überhaupt – über den Farbton streiten könnte.
Sound Die Bassdrum zu stimmen ging ungefähr so: Felle drauf, Falten rausdrehen, leichte Dämpfung rein, Reintreten, danke, fertig! Mit anderen Worten, ein Kinderspiel! Generell produziert sie einen sehr fokussierten und kontrollierten Ton und reagiert schön auf verschiedene Stimmungen. Mit dem klaren Powerstroke-Fell klingt sie in höheren Lagen stramm, mit einem ausgeprägten und warmen oberen Bassbereich. Bei tiefer Schlagfellstimmung legt sie kräftig im Tiefbass zu und produziert außerdem einen lauten und sehr schönen Kick. Sie entwickelt schon bei niedrigeren Spiellautstärken ihr volles Klangvolumen, was das Spielen einfach macht, und verhält sich sehr lebendig und dynamisch. So wie beschrieben und aufgenommen ist der Sound sehr modern und eher „High Fidelity“. Etwas „mattere“ White Coated-Klänge würden der Bassdrum sicher auch sehr gut stehen.
Die Hängetoms funktionieren in der Zusammenstellung aus dünnen Birkenkesseln mit Verstärkungsringen und Gußspannreifen hervorragend. Wie auch die Bassdrum produzieren die Toms sowohl in hohen als auch in tiefen Stimmungen einen sehr fokussierten Ton. Das Verhältnis zwischen Ton und Stockanschlag ist für meinen Geschmack die ideale Mischung aus Volumen und Kontur, so dass auch schnellere Läufe gleichzeitig warm klingen und nicht verschwimmen. Dabei hat man selbst ohne Bedämpfung erstaunlich wenig Scherereien mit den Fellobertönen, denn diese erscheinen immer ausgewogen. Der Stimmumfang der Toms ist groß. Während hohe Stimmung zu einem sehr klaren Ton führen, werden sie in tiefen Stimmungen aggressiver und wilder. Generell entfalten sie ihr Klangvolumen erst bei etwas höheren Spiellautstärken. Auch zu den Toms würden White Coated-Felle klanglich sicher gut passen.
Das Standtom schneidet schwächer ab als die anderen drei Trommeln. Zwar ist, wie auch bei den anderen Toms, die Stimmbarkeit dank Gußspannreifen und spitzenmäßiger Gratung hervorragend und es gibt erstaunlich wenig „Ärger“ mit Fellobertönen, allerdings ist das Verhältnis zwischen Anschlag und Klangfülle längst nicht so ideal wie bei dem Rest der Toms. Außerdem produziert die Trommel ein deutlich hörbares und von größeren Kesseln bekanntes „Ping“ Geräusch. Wer sich einmal das Signal eines Mikros in einer unbedämpften Bassdrum angehört hat, weiß, wovon ich spreche. Pearl selbst hat sich mit der „Reference“- und „Masterworks“- Serie der unterschiedlichen baulichen Bedürfnisse verschieden großer Trommeln angenommen und sich damit um die Lösung des Problems bemüht.
In den beiden Playern findet ihr abendfüllende Soundbeispiele in hoher und tiefer Stimmung des Sets:
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BD und HHBD und TomsTomlaufDynamischVier gegen zweiBeat 1Beat 2Ode an die Gußspannreifen
Pearl Masters Premium Birch in hoher Stimmung
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BD und TomsTomlaufDynamischVier gegen zweiBeat“Gewitter”
MPB in tiefer Stimmung
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Fazit Die Verarbeitung und Ausstattung des Pearl Mastes Premium Birch ist herausragend. Mit großer Liebe zum Detail scheint selbst die Drehbarkeit der kleinsten Schraube gut durchdacht. Bassdrum und Hängetoms klingen hervorragend und produzieren sehr kontrollierte und fokussierte Sounds. Das Standtom schneidet mit nicht so fulminantem Ton schwächer ab als der Rest. Der Hersteller hat sich mit der „Reference“- und „Masterworks“ Serie der Lösung konstruktionsbedingter Klangunterschiede verschieden großer Trommeln gewidmet. Wenn man nun also schon dabei ist, viel Geld für ein Set auszugeben und nicht auf „All Maple“- oder „All Birch“-Kessel besteht, könnte man vielleicht auch einen Monat länger sparen und sich mal ein Reference-Set anschauen.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
erstklassige Verarbeitung
professionelle Ausstattung
sehr hochwertige Trommelhardware
gute Stimmbarkeit und sehr fokussierter Sound
Contra
etwas schwaches Standtom
hoher Preis
Pearl Masters Premium Birch Shellset Test
Spezifikationen
Bass-Drum: 22“ x 18“, Toms: 10“ x 08“ und 12“ x 09“, Floor-Tom: 16“ x 16“
vier Lagen Birke, vier Lagen Verstärkungsreifen
„Optimount“-Tomhalterung aus Aluminium
„SP- 300“ Teleskop-Bassdrum-Beine
„Master Cast“-Gußspannreifen auf Toms und Snare
Edelstahl-Stimmschrauben
Preis: € 2385,95 (UVP)
Größen: Bassdrums: 18“x14“, 18“x16“, 20“x14“, 20“x16“, 20“x18“, 22“x16“, 22“x18“, 22“x20“ 24“x16“, 24“x18“ (Alle mit oder ohne BB-3 Rosette)
Farben: Über 30 Lack- oder Folien-Finishes. Bilder gibt’s auf www.pearleurope.com Kesselhardware in Chrom, Gold Plated und Black Chrome Plated erhältlich
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