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Orange Little Bass Thing Test

Die meisten Bassisten arbeiten heutzutage mit leistungsstarken Kompakt-Amps, die mühelos zu transportieren und flexibel einsetzbar sind. Für Overdrive-Sounds oder speziellere Effekte kommen dann bei Bedarf einfach Bodentreter oder zusätzliche Preamps zum Einsatz. Eine derartige Entwicklung kann man selbst bei einer Traditionsfirma wie Orange – die ja hauptsächlich für schwere Röhren-Boliden mit fetten Overdrive-Sounds steht – nicht ignorieren, wenn man weiterhin eine wichtige Rolle am Markt spielen will. Den Schritt zu digitaler Endstufentechnik machten die Briten deshalb schon vor einigen Jahren mit dem Terror Bass. Das eigenwillige Top im Lunchbox-Format hat aber immerhin noch einen Röhren-Preamp an Bord und liefert somit die typischen coolen Orange-Sounds. Mit dem brandneuen Little Bass Thing geht Orange noch einen Schritt weiter: Das simpel aufgebaute 500 Watt starke Basstop mit Solid-State-Preamp kann nämlich nur “clean” und bietet zur Anpassung des Sounds lediglich einen Dreiband-EQ mit semiparametrischen Mitten und einen One-Knob-Kompressor. Nanu, ist das noch ein richtiger Orange-Amp oder klingt der jetzt wie irgendein x-beliebiges Class-D-Top? Die Antwort könnt ihr in diesem Test erfahren!

... der traditionellen Farbgebung der Company treu bleibt.
… der traditionellen Farbgebung der Company treu bleibt.

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Details

Design ist natürlich immer Geschmacksache, ich finde den neuen Orange Class-D-Amp allerdings ziemlich hübsch! Die rechteckige Gehäuseform ist zwar nicht ungewöhnlich, durch die weiße Lackierung und die Orange-typische Front im von den Farben Schwarz und Orange geprägten Look mit großen Reglern und lustigen Piktogrammen setzt sich der Little Bass Thing aber wohltuend von der Konkurrenz ab und ist sofort als Orange-Sprössling zu erkennen.

Bei der Anordnung der Regler und Buchsen ist sich Orange natürlich ebenfalls treu geblieben und hält sich beim neuen Little Bass Thing strikt an das britische Linksverkehrs-Gebot. Ganz rechts auf der Front parkt die Input-Klinke für den Bass, direkt darüber sitzt ein Pad-Schalter, mit dem das Eingangssignal um 6dB abgesenkt werden kann. Den ansonsten üblichen Gain-Regler hat Orange bei der Solid-State-Vorstufe des Little Bass Thing ersatzlos gestrichen.

Fotostrecke: 3 Bilder In Sachen Design ist der Little Bass Thing …

Der Sound wird mit einem Dreiband-Equalizer inklusive semiparametrischer Mittensektion eingestellt. Der Equalizer bietet dementsprechend einen Bassregler, einen Höhenregler und jeweils einen Frequenzwahl- sowie einen Gainregler für die Mitten.

Fotostrecke: 3 Bilder Achtung, Linksverkehr: Der Bass wird rechts eingestöpselt!

Auf den EQ folgen zwei größere schwarze Regler: Der erste ist für den Kompressordes Little Bass Thing zuständig und mit dem zweiten wird die Lautstärke des Amps eingestellt. Hinter dem Kompressor-Regler verbirgt sich ein von Orange entwickelter Opto-Kompressor, der warme und weiche Sounds liefern soll.
In der Bedienung sind solche One-Knob-Kompressoren zwar simpel, die Ergebnisse können allerdings häufig nicht wirklich überzeugen, weil die zahlreichen Parameter der Kompression eben nicht unabhängig voneinander verändert werden können – es wird also spannend, wie gut Orange die Abstimmung gelungen ist!
Ganz links auf der Front parkt schließlich eine Klinke zum Anschluss eines Fußschalters (nicht im Lieferumfang enthalten), mit dem der Kompressor ein- und ausgeschaltet werden kann.

Auf der Rückseite des Tops finden wir einen kleinen temperaturgesteuerten Lüfter sowie natürlich alle restlichen Anschlussmöglichkeiten. Für die Verbindung mit der Bassbox gibt es zwei Speakonbuchsen (minimale Impedanz: 4 Ohm), der Effektweg setzt sich aus den üblichen Send- und Return-Klinken zusammen und für die Live-Abnahme oder für Recording-Zwecke hat der Little Bass Thing eine XLR-Buchse an Bord (symmetrisch, inklusive Groundlift, post EQ und Lautstärke).

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Blick auf die Rückseite des Orange-Basstopteils.

So viel zu den Features des neuen Class-D-Amps aus dem Hause Orange, der übrigens sehr stabil gebaut und blitzsauber verarbeitet ist. Der Amp ist mit den Abmessungen von 251 x 276 x 85 mm und einem Gewicht von nur knapp 3 kg äußerst kompakt und leicht. Er wirkt aber insgesamt sehr robust und hochwertig.

Verstärker-Pionier: Orange wurde bereits 1968 von Clifford Cooper gegründet!
Verstärker-Pionier: Orange wurde bereits 1968 von Clifford Cooper gegründet!
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Praxis

Der Lüfter im neuen Orange-Basstop springt bereits bei niedriger Last, also beispielsweise beim heimischen Üben, nach einigen Minuten an und läuft dann permanent. Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Ventilator sehr leise läuft und deshalb selbst extrem nebengeräuschsensible Gemüter – zu denen ich mich selbst zähle – sicherlich nicht stören wird. Sobald man mit Mitmusikern probt oder den Amp bei Gigs einsetzt, ist vom Ventilator sowieso nichts mehr zu hören.

Leichtgewicht: Nicht einmal 3 kg bringt das Orange-Basstopteil auf die Waage!
Leichtgewicht: Nicht einmal 3 kg bringt das Orange-Basstopteil auf die Waage!

Der handliche Little Bass Thing qualifiziert sich aufgrund der geringen Nebengeräusche also prinzipiell auch für das heimische Übe-Setup. Für die volle Punktzahl in dieser Disziplin fehlen ihm aber leider einige zusätzliche Features, welche bei einem modernen Kompakt-Top heutzutage eigentlich zum Standard gehören. Ich rede vom Kopfhöreranschluss und (im besten Fall) einem Aux-In für externe Audioquellen. Wirklich schade, dass Orange bei diesen praktischen Features gespart hat.

Aber genug gemeckert, jetzt kommen wir zum wichtigsten Kapitel und hören uns an, was mein heutiger Testkandidat in Sachen Sound zu bieten hat. Der cleane Sound ohne jegliche EQ-Anpassungen macht bei mir durchaus schon Appetit auf mehr! So fein und detailverliebt wie manch anderes modernes Class-D-Top löst der Orange Little Bass Thing den Sound zwar nicht auf, er liefert aber aus dem Stand einen warmen, ausgewogenen Wohlfühlsound, mit dem man wirklich sehr gut arbeiten kann.

Audio Samples
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Flat-Einstellung

Beim nächsten Clip kommt ein Spector-Bass aus der Legend-Serie zum Einsatz. Um den modernen, Edelbass-mäßigen Sound dieses Fünfsaiters noch zu verstärken, habe ich am Orange-Amp mit dem EQ die Bässe und die Höhen ordentlich angehoben.

Audio Samples
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Treble-Boost, Bass-Boost, no Compressor

Auch mit dem Spector und einer relativ extremen EQ-Einstellungmacht der kleine Class-D-Amp von der Insel eine richtig gute Figur, wie ich finde. Der Spector-Sound wird durch die EQ-Anpassung noch deutlich breiter, unten herum dröhnt aber nichts und die Höhen klingen überhaupt nicht harsch.

Nicht nur für Traditionalisten: Der Orange Little Bass Thing weiß auch outputstarke Aktivbässe zu handeln!
Nicht nur für Traditionalisten: Der Orange Little Bass Thing weiß auch outputstarke Aktivbässe zu handeln!

Soweit, so gut – ein wichtiges Feature des neuen Orange-Amps blieb aber bisher noch außen vor: der On-Bord-Kompressor. Im nächsten Beispiel hört ihr deshalb einen Sound mit aktiviertem Kompressor, der Regler stand bei Aufnahme auf etwa 10 Uhr.
Ab hier setzt sich der kleine Orange-Amp klanglich von vielen anderen Class-D-Amps ab, denn der Kompressor bringt wirklich einen eigene Note ins Spiel: Durch die weiche Kompression wird der Sound eine Spur geschmeidiger und wärmer, was sehr gut zu passiven Bässen – etwa einem Fender Jazz Bass – sowie klassischeren Klangvorstellungen passt. Der Effekt erinnert durchaus an die Kompression von klassischen Röhrenamps und fühlt sich beim Spielen angenehm natürlich an.

Der Onboard-Kompressor (rechter Potiknopf) ist ein wichtiges klangbildendes Feature dieses Topteils!
Der Onboard-Kompressor (rechter Potiknopf) ist ein wichtiges klangbildendes Feature dieses Topteils!

Die Lautstärke legt allerdings bei zunehmender Kompression ziemlich heftig zu, weil es beim Little Bass Thing offensichtlich keine automatische Pegel-Anpassung gibt. Das Konzept funktioniert natürlich bestens, wenn man beispielsweise für den Chorus im Song per Fußtaster einen lauteren und komprimierten Sound abrufen will.
Für andere Anwendungen kann der starke Pegelunterschied dann jedoch auch schon mal nerven. Aber das ist – wie so oft – wieder eine Frage der Anwendung und des persönlichen Geschmacks!

Audio Samples
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Compression: 3, Treble-Cut, LoMid-Boost, Bass-Boost

Jetzt schalten wir in Sachen Kompression noch einen Gang hoch und drehen den Regler weiter auf. Der Kompressor verdichtet den Slapsound sehr organisch und sorgt für Punch und Charakter:

Audio Samples
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Compression: 4, Treble-Boost, HiMid-Cut, Bass-Boost

In den beiden letzten Beispielen kommt die semiparametrische Mittenreglung des Amps verstärkt zum Zug. Bei der ersten Aufnahme habe ich den mittleren Bereich bei etwa 500 Hz für mehr Durchsetzungskraft angehoben, und im zweiten Clip hilft ein Low-Mid-Boost dem Bridge-Pickup-Sound meines Fünfsaiters mit Punch und Fülle auf die Sprünge. Beides funktioniert hervorragend und zeigt, dass Orange die Abstimmung des Equalizers wirklich sehr gut gelungen ist.

Audio Samples
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Compression: 1, Treble-Boost, Mid-Boost, Bass-Boost Compression: 2, Treble-Cut, LoMid-Boost, Bass-Boost

Klanglich hat mich der Orange Little Bass Thing ziemlich schnell überzeugt – beim Thema Leistung und Performance sieht die Sache nicht anders aus. 500 Watt Ausgangsleistung erscheint heutzutage, vor allem für einen Class-D-Amp, sicher nicht allzu üppig. Der kleine Orange-Amp ist mit effektiven Boxen aber wirklich laut und performt derart stabil, dass er auch bedenkenlos bei größeren Clubgigs oder für Monitoring-Zwecke auf großen Bühnen eingesetzt werden kann.

Es ist schlicht unfassbar, wie leicht und leistungsstark heutige Bassverstärker sind!
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Fazit

Mit dem neuen Little Bass Thing hat Orange eine sehr gelungene Alternative zum beliebten Terror Bass im Programm. Beim Neuzugang kommt die gleiche Class-D-Endstufe zum Einsatz, für den Klangcharakter sind aber ein sehr gut klingender Solid-State-Preamp und ein hervorragend abgestimmter EQ mit semi-parametrischen Mitten zuständig. Ein entscheidendes Tool beim Little Bass Thing ist zudem der Opto-Kompressor, der dem ausgewogen-cleanen Grundklang des Amps eine wärmere Note und ein klassischeres Dynamikverhalten verpasst – der Amp fühlt sich bei stärkeren Kompression durchaus etwas “röhrenmäßig” an. Das Konzept geht meiner Meinung nach wirklich auf! Auch sonst gibt es am neuen Kompakt-Top von Orange nicht viel zu meckern: Die Leistung der Endstufe überzeugt, die Verarbeitung ist tadellos, und den Preis von 625,- Euro würde ich als absolut fair bezeichnen. Begrüßenswert wäre allerdings die Ausstattung mit Kopfhörer und Aux-in-Anschlüssen, damit beim Üben zu Hause noch mehr Spaß aufkommt.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgewogener und transparenter Grundklang
  • gut abgestimmter flexibler Equalizer
  • Opto-Kompressor für klassischere Sounds
  • einfache Bedienung
  • kompakte Form
  • leistungsstarke Class-D-Endstufe
Contra
  • keine Anschlüsse für Kopfhörer und externe Quellen
  • Kompressor erzeugt sehr starke Pegelunterschiede
Artikelbild
Orange Little Bass Thing Test
Für 699,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Orange
  • Herstellungsland: China
  • Modell: Little Bass Thing, Bass-Top mit Class-A-Preamp und Class-D-Endstufe
  • Leistung: 500 Watt @ 4 Ohm
  • Regler / Schalter: Bass, Mitten, Mitten-Frequenz, Höhen, Kompressor, Volume, Pad, Groundlift, Power
  • Anschlüsse: Klinke Input, Balanced XLR Out (Groundlift, post EQ und Lautstärke), Effekt Loop Send/Return 2 x Klinke, Speaker 2 x Speakon, Fußschalter Klinke
  • Effekt: Kompressor
  • Maße: 251 x 276 x 85 mm
  • Gewicht: 2,95 kg
  • Zubehör: Netzkabel
  • Preis: 625,- Euro (Ladenpreis im April 2020)
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