Numark Mixdeck Express Test

Wer heutzutage beschließt, eine Karriere als DJ zu starten, hat es in mancher Hinsicht einfacher als die Kollegen vor 25 Jahren. Nur wenige Neueinsteiger würden wahrscheinlich auf die Idee kommen, tonnenweise Equipment und analoge Tonträger zum Gig zu schleppen – mal abgesehen von Scratchern, Seven-Inch-Freunden, Technokraten und sonstigen Turntable-Aktivisten. Stattdessen können sich die Protagonisten heuer optischer und digitaler Datenträger erfreuen und mit einem riesigen Arsenal des eigenen Musik-Datenbestandes durch die Lande ziehen. Immer häufiger kommen daher kompakte All-in-One Kommandobrücken zum Einsatz, teilweise auch begleitet von einem DJ-Laptop. Mit geringstem Verkabelungsaufwand sind die Wunderkisten innerhalb weniger Minuten an die PA angestöpselt und umgehend startklar.

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Numarks digitales Musikcenter MIXDECK EXPRESS ist ein komplettes DJ-System. Es besteht aus zwei CD-Laufwerken, zwei USB-Einschüben, einem Dreikanal-Mixer mit integriertem USB-Audio-Interface, und es fungiert als MIDI-Controller. Ferner besitzt es analoge Eingänge zum Anschluss externer Zuspieler und Mikrofone. Wie es der Name schon andeutet, gibt es einige Änderungen hinsichtlich der Hardwareausstattung gegenüber dem normalen Mixdeck. Zudem ist eine andere Software im Lieferumfang, und zwar Neuling Serato DJ Intro. Das Expressdeck erhält eine unverbindliche Preisempfehlung von 719 Euro. Das sind fast 300 Tacken weniger, als das Geschwistermodell aufruft. Numark ist im DJ-Sektor ja besonders umtriebig und versetzt Fachpresse und Anwender immer wieder mit ganz besonders innovativem Tüftelwerk in Erstaunen. Ob ihnen das auch mit dem Mixdeck Express gelingt…?

DETAILS

Nachdem ich den Neuankömmling von seiner braunen Umverpackung befreit habe, springt mir als erstes ein bis dato unbekanntes Karton-Emblem ins Auge. „Serato Inside“ verlautet es dort, wo man normalerweise das Traktor-LE oder VDJ Zeichen vermuten würde. Das sollte jedoch nicht die einzige Überraschung beim Mixdeck Express bleiben. Der Vollautomat für Silberlinge und Sticks ist mit knapp drei Kilogramm Kampfgewicht nicht nur um einiges leichter als sein Vorgänger, er fällt auch mit knapp 53 Zentimetern in der Breite etwas kürzer aus. Was einerseits an der schmaleren Mixersektion liegt, die beim vorliegenden Modell auf das iPod-Dock verzichtet und den Abstand zwischen den Fadern insgesamt verkürzt. Zum anderen sind auch die Decks geschrumpft, da sie auf die Effekt-Sektionen verzichten. Anwendern, die ihre Titel naturbelassen spielen und lieber ein übersichtliches Layout einfordern, wird dies wohl gerade recht sein.
Ob der Bursche sich auch für das nächtliche Kiezhopping mit der S-Bahn empfiehlt?  Nun, mit einem Case oder einer Digibag bewaffnet und mit ein paar USB-Sticks in der Tasche ließe sich sicher eine 24h-Nonstop-Tournee vom Mauerpark über die Spree-Location zur nächtlichen Chartbuster-Kellerparty im Studentenwohnheim bewältigen. Primär wird der Numark aber wohl im Kofferraum landen, denn er scheint einen idealen Reisebegleiter für die rollende Diskothek abzugeben. Auch in der Cross-Genre-Bar, in der Tanzschule oder auf Tour mit einem Promo-Team würde er sich bestimmt gut machen, hat er doch professionelle Ausgänge und zwei Mikrofonanschlüsse für die Moderation unter der Haube. Selbst Bedroom-DJs dürften Gefallen an der schlanken Kiste finden, kann sie doch auf beengtem Raum allerlei Technik servieren und ist ein echter Hingucker. Was ich mir allerdings gewünscht hätte, wäre ein abnehmbarer Kunststoffdeckel für die Studio- und Wohnzimmerfraktion, damit die Kiste einem über die Zeit nicht zustaubt. Stattdessen bringt die Verpackung neben dem Testkandidaten ein Netzteil, ein USB-Kabel, je eine Treiber- und Software-CD sowie ein Handbuch zum Vorschein. Letztgenanntes erklärt die Funktionen der Bedienelemente und die Konfiguration mit Serato DJ-Intro, gibt aber ebenfalls Auskunft über ein Traktor LE2-Setup. Aktuell befindet sich in der Online-Version (PDF) auf Seite 49 noch die Anleitung für VDJ LE – sie hat es allerdings nicht ins gedruckte Werk geschafft. Im Übrigen werden sämtliche Numark´schen Neuankömmlinge im Controllerbereich (Express, N4 und Mixdeck-Quad) zum Testzeitpunkt (November 2011) mit Live-Intro angepriesen.

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Front- und Backpanel
Ein neugieriger Blick unter die Aussparung am Frontpanel zeigt einen regelbaren 6,3-Millimeter-Klinken-Mikrofonanschluss mit Aufholverstärkung und nachgelagertem Treble-Bass-EQ, der mit einem Cut-Boost von +/- 15 dB arbeitet. Sollte es während einer Hochzeitsbeschallung oder auf der Stage zu einer Interview-Situation kommen, steht eine weitere Buchse an der Hinterseite bereit. Unverständlicherweise steht dem ersten Mikrofonkanal kein Einschaltknopf zur Seite, sodass ein SM58 dort jedes Mal aufs Neue einzupegeln wäre. Das Mikrofonsignal wandert direkt auf den Master, eine Talkover-Funktion ist nach wie vor nicht zu finden. Rechts daneben sind zwei Kopfhöreranschlüsse als Standard- und Miniklinke arrangiert, sodass man auch zu zweit am Gerät arbeiten könnte. Schließt man einen zweiten Kopfhörer an, kommt es nicht zu einem Pegelabfall. Sehr schön. Schade finde ich aber, dass die Schalter für die Flankensteilheit des Crossfaders und die Fader-Reverse-Option dem Rotstift zum Opfer gefallen sind – was darauf schließen lässt, dass Scratcher nicht unbedingt zur primären Zielgruppe gehören.
Der rückseitige Mike/Aux-In wird über Channel 3 ins Geschehen gebracht und nutzt den Dreiband-EQ der Mixersektion samt Quellwahlschalter. Was den Klang angeht: Das Mikrofonsignal wird rauschfrei und natürlich eingebracht. Meiner Meinung nach werden Moderatoren und MC-Performances gleichermaßen bedient. Der vordere Anschluss zeigt sich aber leider schwachbrüstiger als sein Kollege am Backpanel, was sich spätestens dann bemerkbar macht, wenn ihr den Master bei 0 dB einpegelt. Nachstehend haben wir beide Wege abgegriffen, wobei EQ und Gain-Regler in Mittenstellung positioniert sind. Im Übrigen lässt sich weder das Mastersignal, noch der AUX mit dem USB-interface (0in/4out) abgreifen, weil man es nicht zur Aufnahme, sondern nur zum Playout verwenden kann. Schade.

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Mikrofonweg

Den Kontakt zur Beschallungsanlage stellt unser Testkandidat entweder per XLR oder Cinch her. Das Mixdeck klingt in Anbetracht der Preisklasse mehr als ordentlich. Vor allem an den symmetrischen Ausgängen herrscht eine gute Portion Druck. Da kann der Pegel der Cinch-Outs naturgemäß nicht mithalten. Warum Numark sich für einen dreifach geklonten Master entschieden hat, ist mir indes nicht ganz schlüssig. Ihr habt richtig gelesen, der Hauptausgang liegt als XLR-Master sowie als Cinch-Master und als Master-2 vor, die von einem gemeinschaftlichen Regler in ihrer Ausgangslautstärke reguliert werden. Ich persönlich hätte hier definitiv lieber einen regelbaren Booth- und/oder Record-Out gesehen. Über den AUX-IN (Phono/Line) kann ein Plattenspieler oder alternativ Line-Gerätschaft wie ein iPad zugespielt werden. Die Erdungsschraube zur Aufnahme der Massekabel ist etwas ungünstig über dem Mikrofonanschluss positioniert. Rechts außen beschließen eine USB-Buchse Typ-B, der Einschaltknopf und die Aufnahme für das Kaltgerätekabel unseren Ausflug über das Backpanel.
Mixersektion
Die zentrale Mixersektion wartet mit drei vollausgestatteten Kanalzügen auf. Von Süd nach Nord sehe ich einen 45-Millimeter-Linefader, einen Dreifach-EQ samt Gain sowie einen Kippschalter zur Quellanwahl. Allen drei Bändern steht eine maximale Absenkung von -28 dB und eine Verstärkung von + 10 dB anheim. Cue schickt den zugehörigen Audiostrom auf den Kopfhörer. Der Gain-Regler kümmert sich um den Pegelabgleich zwischen den ausgewählten Signalquellen, die aber von Haus aus ziemlich gut aufeinander abgestimmt sind, soweit das komprimierte Audiomaterial in vernünftiger Qualität vorliegt. 320 kbit/s sollten es schon sein, möchte man dem Partyvolk unter die Augen treten. Kanäle 1 und 2 spielen Musik von CD, USB1, USB2 oder PC ab. Kanal 3 kennt die Stellungen Aux und Mike2 – er ist von zwei siebenstufigen Pegelanzeigen eingerahmt, hier wird die Ausgangslautstärke entsprechend des Mastervolume-Reglers angezeigt. Es ist nicht möglich, das Cue-Signal der Einzelkanäle Pre-Fader zu visualisieren, sodass sich der DJ beim Einpegeln ausschließlich aufs Gehör verlassen muss. Die Farbcodierung lautet 4x gelb, 2x orange und 1x rot, wobei die letzte LED fürs Clipping steht, was insgesamt etwas knapp bemessen ist.
Etwas gewöhnungsbedürftig für Deejays, die bereits Erfahrungen am Clubmixer gesammelt haben, ist wohl die Cuemix-Abteilung auf 12 Uhr. Zum einen ist die Position selbst durchaus ungewöhnlich, ferner liegen die Potis und vor allem auch der Cuemix-Fader ziemlich nah an den Kippschaltern zur Quellenauswahl. Vielleicht hätte die Konstruktionsabteilung diesen Block einfach ein paar Zentimeter nördlicher platzieren können. Der Minifader blendet anders als bei einem Battlemixer nicht zwischen den Kanälen A/B, sondern zwischen Master und Preview. Dies gewährleistet, dass sämtliche drei Kanäle abgehört werden können.

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High EQ Mid EQ Low EQ All Cut

Displays
Numark verbaut beim Mixdeck-Express zwei blau hinterleuchtete LED-Displays. Sie versorgen den DJ während seiner Session mit mixrelevanten Daten, wie ID3-Tags, Ordnerbezeichnungen, Laufzeiten, Abspielstatus, Loops, Tempo oder Pitch. Ein Kontrast- oder Helligkeitsabgleich wurde ihnen nicht zugedacht, allerdings lassen sich die Anzeigen auch bei größeren Neigungswinkeln gut ablesen. Titelinformationen erscheinen auf einer scrollenden neunstelligen Punktmatrix. Damit lässt sich arbeiten. Was mir positiv auffällt: Sie empfangen auch Titelinformationen im MIDI-Betrieb mit Serato – doch dazu später mehr. Unter dem Screen schalten drei Tasten durch die Abspielmodi, Tags und Zeitanzeige. Mittels PROG wird eine Playliste zur automatischen Titelwiedergabe angelegt. Sozusagen ein Autopilot, falls der Pilot selbst zu vernebelt für eine Punktlandung ist oder mal das stille Örtchen aufsuchen muss. LOOP, TAP und die restlichen Tastenheimer werden uns im Praxisteil begegnen.
Fader und Potis
In puncto Fader und Potis bin ich ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht, sind mir doch die griffigen, gummierten Drehknöpfe und angenehmen Flachbahnregler des Erstlings positiv im Gedächtnis geblieben. Hier verrichten nun silbrige Kappen und Köpfe ihren Dienst, die für mich optisch eher wie manch fernöstlicher Sparstrumpf- und Klon-Politik entsprungen rüberkommen. Zum Regelverhalten: Die Equalizer greifen ordentlich in das Klangbild ein, packen aber auf den letzten Teilern im Cut ziemlich stark zu. Der eine mag dies, der andere nicht. Die Linefader zeigen ein praxistaugliches Gleitverhalten, allerdings könnte der Überblendregler ruhig noch etwas zarter über die Leiterbahn rutschen. Eine mechanische Einstellmöglichkeit ist nicht vorhanden. Positiv zu erwähnen ist: Das gute Stück lässt sich im Falle eines Defektes oder Verschleißes unkompliziert austauschen. Prima. Was für manchen, aber längst nicht jeden Anwender vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte: Gefühlte 70 Prozent der Lautstärke kommen auf den letzten beiden Teilungen der Linefader, wohingegen auf den ersten 70 Prozent Regelweg eher zarter Pegelzuwachs festzustellen ist. Die Fadercurve kann hier nicht auf linear umgestellt werden.

Jogdials
Zentraler Blickfang einer jeden Decksektion sind die schnittigen 150 Millimeter Jogwheels. Der haptische Widerstand ist in meinen Augen hervorragend eingestellt und resultiert in einem außergewöhnlich angenehmen Regelverhalten während des Beatmatchings. Der Rundlauf der Teller ist exakt, selbst nach heftigen Backspins kommen sie schnell wieder zum Stehen. Echt klasse. In den Außenring sind seitliche Führungskerben eingelassen, die Oberfläche ist angeraut und zeigt in der Mitte eine Metallscheibe. Dank Touch-Sensor sind die Wheels in der Lage, zwischen Seiten- und Oberflächenkontakt zu unterscheiden. Standardmäßig ist der Nudge-Modus eingestellt, bei dem Bewegungen am Dial kurzzeitig zu einem Pitchbend führen, wodurch sich die Schläge temposynchroner Tracks angleichen lassen. SCRATCH aktiviert die gleichnamige Funktion bei Handauflage auf der Oberfläche, wobei Pitchbending am Seitenrand erhalten bleibt. Das Gefühl ist anders als bei einer Vinylscheibe, keine Frage. Aber aufgrund der Größe und Haptik des Numark-Tellers ist sicherlich mehr drin, als nur Babyscratches, auch wenn die fünf innovativen Scratch-Modi des großen Bruders nicht an Bord sind. Um das Jogdial herum verteilt springen noch zwei weitere Buttons ins Auge, welche die Effekte Reverse und Brake auslösen. Die Audiobeispiele folgen nachstehend.

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Reverse Brake

Neben den zuvor angesprochenen Betriebsarten kann das Dial noch im Song spulen. Dazu ist lediglich der Search-Button für die Hochgeschwindigkeitssuche zu aktivieren, woraufhin das Rad entsprechend der Voreinstellungen mit 15, 30 oder 60 Sekunden pro Turnus im Audiomaterial springt. Im Pausenmodus navigiert der DJ auf Wunsch framebasiert mit 1/75s. Das ist besonders hilfreich, um einen Loop oder Cue-Punkt akkurat anzulegen.
Unter dem Teller blinken zwei große, vollauslösende Cue- und Play-Taster aus beleuchtetem,  halbtransparentem Hartplastik – sie sind auch in dunklen Umgebungen sehr gut auszumachen. Rechts daneben ist die Auswurf-Taste für die CD-Laufwerke platziert, auf den Außenflanken haben sich die Werkzeuge zur Tempomanipulation in Form eines abschaltbaren, vierstufig skalierbaren 100-mm-Pitch-Faders, zweier Pitchbend-Tasten und eines Pitch Range-Buttons niedergelassen, der das Regelintervall des Faders auf +/- 6, 12, 24 oder 100 Prozent umschaltet.

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PRAXIS

Out-of-the-Box ist ein gern genutztes Zauberwort im DJ-Fachjargon. Im Falle des Mixdeck Express bedeutet es, dass die amerikanische Kommandozentrale innerhalb weniger Sekunden gebootet ist, die Laufwerke startklar sind oder die Verbindung mit Serato hergestellt ist und die Konsole auf weitere Kommandos wartet. Der DJ muss lediglich Kopfhörer und PA anschließen und kann sofort loslegen.
Die beiden flotten Slot-in CD-Laufwerke lesen sowohl herkömmliche Audio-CDs als auch MP3-Silberlinge mit Root- oder Verzeichnisstruktur ein. Ferner steht jedem Player eine USB-Buchse vom Typus A zur Seite, die FAT, NTFS und sogar HFS+ formatierte Sticks ins Rennen schickt. Das ist sehr lobenswert und anwenderfreundlich. Nicht so großzügig ist die Unterstützung von Audio-Containern ausgefallen, weil die Player den Abspielvorgang von Formaten jenseits Audio/MP3 verweigern. Das Einlesen eines iOS Apple-Players gelang mir in diesem Zusammenhang nicht. Wer seine geliebten iTunes Schätzchen im AAC- oder M4A-Format vorliegen hat und in den Mix integrieren will, muss entweder per Hand konvertieren oder den Umweg über das Notebook wählen.  
Eine Beleuchtung der CD-Schlitzeinschübe ist nicht vorhanden. Sollte euch der Lautstärken-geplagte Nachbar also in der Nacht überfallen, mitsamt der Gerätschaft in den Keller sperren und die Glühbirne rausdrehen, wird es schwierig mit Auflegen. Die nächste Afterhour-Poolparty oder Tante-Trudes Fünfzigsten (es sei denn, sie feiert im Tresor) kann man wohl bedenkenlos aus dieser Betrachtung herausnehmen. Aber Spaß beiseite, in dunklen Umgebungen wäre ein Lämpchen begrüßenswert.  
Was die Lade- und Umschaltzeiten angeht, habe ich rein gar nichts zu beanstanden. Audio-CDs liegen im Schnitt etwa bei drei bis vier Sekunden, MP3-CDs benötigen je nach Verschachtelung etwas länger, im Test zwischen 8 und 20 Sekunden. Der 2-GB-USB-Stick war innerhalb von 10 Sekunden startklar, der 8-GB HFS+ Cruizer ebenfalls.  
Ob die Unterstützung von MP3-Playern für den Käufer relevant ist, muss er selber entscheiden. Einer meiner Bekannten, der mich, während ich diese Zeilen schreibe, im Studio besucht, ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, sein Android-Handy anzuklemmen, um mir seinen neuen Lieblingstitel vorzuspielen. Könnte sich als Killerfeature auf der nächsten Abi-Party erweisen – oder als horrible Nervenbelastung. Und falls es sich gerade jemand gefragt hat: Yip, das Mobiltelefon lud via USB auf.

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Eine wichtige Bedeutung während der cross-medialen Mixsession kommt dem Source-Taster zu, denn er schaltet zwischen den Betriebsmodi CD, USB und MIDI um. Der Zugriff auf angeschlossene Wechseldatenträger ist von beiden Seiten aus unabhängig möglich, ergo auch gemeinsam. Zudem stellen die flinken Umschaltzeiten zwischen den einzelnen Datenträgern einen recht verzögerungsfreien Betrieb ohne nervige Wartezeiten sicher.
Für die Navigation auf dem Medium der Wahl hat Numark einen Push-Encoder verbaut, der in Kombination mit dem Folder-Button in die Verzeichnisstrukturen eindringt, sich aber auch durch Seratos Musikbibliothek hangelt. Ferner aktiviert er die Faderstart-Funktion, wenn die PROG-Taste niedergedrückt ist.
Tempobezogenes
Zu den Kernkompetenzen einer Rundum-Sorglos-Lösung für den DJ gehört sicherlich auch ein möglichst treffsicherer Beatcounter. Seine erste Prognose gibt er bei klaren Songstrukturen innerhalb von zwei Sekunden ab, wobei sich diese Einschätzung im Verlauf des Titels durchaus ändern kann, zum Beispiel wenn Schwankungen im Timing oder verschachtelte Rhythmen auftreten. Kommerzielle Dance, House, Pop oder Blackmusic ist hiervon meist weniger betroffen als live eingespielter Discofunk, Indie oder Rock. Ist der Wert zu weit vom originären Tempo entfernt, tippt man ein paarmal im Takt auf den TAP-Button und erhält die Durchschnittsgeschwindigkeit der manuellen Eingaben auf dem Display angezeigt, was dann hoffentlich dem tatsächlichen Tempo entspricht. Im technokratischen Mix stellte sich heraus, dass man sich durchaus „blind“ auf den BPM-Wert ranpitchen kann, um schließlich die letzten Feinheiten per Gehör abzustimmen. Der Pitchfader arbeitet am Expressdeck mit zwei Stellen hinter dem Komma. Statt einer Schnappvorrichtung auf halbem Regelweg leuchtet ein gelbes Lämpchen an der Nullstellung auf. Die Bends arbeiten unabhängig von der Pitch-Range und beugen das Tempo standesgemäß um 16 Prozent. Eine Keylock-Funktion ist nicht on Board.
Serato DJ-Intro
Für viele Deejays ziemlich überraschend kündigte Serato im September eine neue DJ-Software an, die kurz nach ihrer Auslieferung schon für frischen Wind in Sachen Beipacksoftware sorgt. Sie kommt nämlich nicht nur bei unserem Testkandidaten und den bereits erwähnten Quad und N4 zum Einsatz, sondern beglückt auch rückwirkend Numarks Mixdeck und Mixtrack Pro sowie Vestax´ VCI-100MK2 und Typhoon. Ein großer Unterschied zum Trecker ist allerdings, dass die Mixfunktion nicht zur Verfügung steht, wenn der zertifizierte Player nicht angeschlossen ist. Ein bekanntes Prozedere seitens Serato, kennt man es doch von Scratch-Live und Itch. Statt der Mixoberfläche kommt dann ein Preview-Player zum Vorschein, anhand dessen sich Songs vorbereiten oder Loops und Cue-Punkte unter Verwendung der Rechner-internen Soundkarte anlegen lassen. Ganze Playlisten können ebenfalls angelegt und abgespielt werden. Interessanter ist natürlich der Mixsession-View mit seinen beiden Decks samt Beatcounter, Tap-Funktion, Auto-Sync und den Serato-typischen bunten Wellenformen, die die einzelnen Frequenzspektren durch Farbcodierung visualisieren. Seinerzeit ein Alleinstellungsmerkmal von Scratch Live und Deckadance, wurde diese Darstellungsweise inzwischen auch von der Konkurrenz adaptiert. Die Softwareplayer verfügen über eine click-sensitive Wellenformanzeige und liefern sämtliche Tags und Infos, die man hier erwarten würde. Der Anwender kann auf ein horizontales oder vertikales Wellen-Layout zurückgreifen, die Bedienoberfläche wirkt in beiden Fällen sehr aufgeräumt und ist als kontraststark zu bewerten. Der Browser ist sehr intuitiv gestaltet, wenngleich er auf Cover-Art-Browsing in der Playlist selbst verzichtet und stattdessen ein Piktogramm unten links einblendet. Er gibt Zugriff auf den Dateibaum und die iTunes-Bibliothek, ermöglicht das Anlegen eigener Plattenkisten (Crates) und Prepare-Listen, stellt eine Vielzahl an Tag-Filtern sowie eine inkrementelle Suchfunktion zur Verfügung. So viel schon vorweg: Serato DJ-Intro ist eine angenehm schlanke, stabile und ressourcenschonend laufende Software. Zur Kreativabteilung:
Intro erlaubt das Anlegen von maximal fünf Cuepoints. Auto-Loops sind in vier Größen (1, 2, 4, 8) ohne Cutter vertreten. Diese Marker und Schleifen müssen offline gesetzt und gespeichert werden, sollen sie im Mix oder im Sample-Player Verwendung finden. Aktuell sind weder Cuepoint-Felder noch Autoloop-Buttons in der Softwareoberfläche zu finden. Auch die Hardware kann hier nicht in vollem Umfang weiterhelfen. Das nervt leider ein wenig.

Fotostrecke: 3 Bilder Serato Intro

Dazu gesellen sich sechs solide Effekte (HPF, LPF, Flanger, Phaser, Reverb und Echo) und ein nicht synchronisierter Sample-Player. Der Sampleplayer ist mit vier Slots ausgestattet, die Samples, Audio-Loops, Sound-Effekte oder auch ganze Tracks fassen können, die irritierenderweise auf beiden Channels simultan streamen und einer individuellen Routing-Option entbehren. Weder Samples noch Effekte lassen sich von der Hardware aus steuern. Einen Session-Rekorder zum Aufzeichnen der Darbietung suche ich vergebens. Die Synchronisation der Decks war aktuell noch nicht von der Hardware aus möglich – also muss ich entweder manuell abgleichen oder auf den Sync-Knopf in der Software drücken. Ich hoffe, hier wird in Bälde nachgebessert.
Vielleicht sind diese Restriktionen auch ein Anreiz für ein kostenpflichtiges Itch-Update oder eine Dongle-freie Fassung, denn es kann nicht im Interesse der Beteiligten sein, dass ein Intro-“Käufer“ seine Konsole bei erweiterten Feature-Ansprüchen verticken muss, um zu einer neuen Hardware zu greifen. Andererseits ist festzuhalten, dass die Software viele Basisfeatures stellt und durch bloße Anwesenheit natürlich einen Kaufanreiz darstellen kann.
Einstellungen bezüglich der Audiohardware werden im Preferences-Fenster vorgenommen. Getreu Ockhams Rasiermesser herrscht das Prinzip der Einfachheit, was letztlich der Einsteigerfreundlichkeit zugutekommt. Apropos Einsteigerfreundlichkeit. Die Inbetriebnahme unter Intro gestaltete sich as-easy-as-possible. Gerät anstöpseln, Software starten, fertig.

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HPF LPF Flanger Phaser Reverb Echo

Besonders interessant ist der Gedanke, dass auch Besitzer eines betagteren kompatiblen Controllers, zum Beispiel den mittlerweile zwei Jahre alten Typhoon nachträglich und kostenlos in den Genuss von Intro kommen. Es ist zwar noch nicht abzusehen, inwieweit Serato die Unterstützung anderer älterer Kommandozentralen ausweiten wird, jedoch ist das natürlich ein Offensivschlag gegen bestehende Strukturen und definitiv auch eine Bereicherung für den Einsteigermarkt. Das ist im Übrigen auch das lernfähige, Timecode- und MIDI-kompatible, kostenlose Mixxx, falls ihr es noch nicht kennt. Bevor es nun ans Fazit geht, möchte ich Folgendes noch loswerden: Das Expressdeck ist auch im Traktor Setup-Wizard vertreten. Wer demnach bereits über eine Traktor-Version 2.11 verfügt, kann die Numark´sche Wollmilchsau ohne großen Konfigurationsaufwand ins Geschehen einbinden, was ich anhand eines Funktionstests bestätigen kann.

FAZIT

Ob CD, USB-Stick, Computer, externer Turntable oder iPad – Numarks Mixdeck präsentiert sich offen für Zuspieler und läuft quasi out-of-the-box. Dabei bleibt es dennoch sehr kompakt und empfiehlt sich nicht nur zur stationären Installation für Kiezbar und Bedroom-DJs, sondern auch als kompetenter Reisebegleiter für mobile Plattenaufleger. Die All-in-One DJ-Workstation ist solide verarbeitet und klingt ordentlich. Vor allem die symmetrischen Master-Ausgänge wissen zu überzeugen. Für die Monitoranlage oder die HiFi-Endstufe sind zudem zwei Stereo-Cinch-Outputs verbaut. Der Sound auf dem Kopfhörer ist klar, laut und ziemlich übersteuerungsfest, die Mikrofonwege rauscharm. Punkten kann der Numark auch durch die MIDI-Unterstützung und das integrierte Vierkanal-USB-Interface – wenngleich dieses nur mit 44,1 kHz und 16 Bit arbeitet und man es nicht zur Aufnahme verwenden kann. Eine DJ-Software für Einsteiger befindet sich mit Serato Intro auch gleich im Lieferumfang. Große scratch-taugliche Jogwheels mit angenehmer Haptik, präzise Pitchfader und beleuchtete Buttons runden den positiven Gesamteindruck ab. Aber es gibt für mich auch ein paar Kritikpunkte, was die insgesamt doch reichhaltigen Einschnitte gegenüber dem großen Bruder betrifft, die Zugriffsmöglichkeiten auf Serato-Features oder auch die Qualität der Faderkappen und Potis. Unterm Strich reicht es aber für vier Sterne. Mit dem Mixdeck Express baut Numark eine gelungene Komplettlösung für den DJ, die vor allem durch multiple Medienintegration, ein übersichtliches Layout, kinderleichte Bedienung und geringe Störanfälligkeit begeistert und mit einer Hand in Richtung weihnachtlicher Wunschzettel deutet.

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