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Moog MAVIS Test

Spannend haben sie es gemacht, die Moog-Leute. Abseits der Superbooth22 und des üblichen Modular-Wahnsinns wurde der Moog Mavis „streng geheim“ im moogschen Laden (nicht Ladder) in Berlin-Neukölln bereits ausgewählten Medienvertretern präsentiert. Ich war da, jetzt ist Mavis hier und wir schauen mal, für wen das Teil gedacht ist!

Moog Mavis DIY-Synthesizer
Moog Mavis DIY-Synthesizer

Details

Moog euro-modular, die vierte

Der Moog MAVIS ist ein analoger Mono-Synthesizer mit semi-modularen Aufbau. Er kommt im „preisbewussten“ Desktop-Gehäuse und damit ohne Holz aus, passt ohne den mitgelieferten Boden aber auch ins Eurorack und das bei 44 TE Breite. 

Moog mavis Draufsicht
Alles klar, Herr Kommissar: VCO->Filter->ADSR, LFO – kenn ich! Ein Wavefolder ist allerdings was Neues für Moog!

Mavis ist deutlich einfacher als DFAM und Mother-32 gehalten und soll bzw. darf als Weiterführung des Werkstatt-01 verstanden werden. Als solche muss die Endmontage in Eigenregie erfolgen: ein bisschen stecken hier, ein bisschen schrauben da – löten ist aber nicht notwendig. Und das bei einem aktuellen Preis von stolzen 399 €, was selbst für Modular-Mondpreise gewagt ist.

Löt-Manfred seiner

Wie dem auch sei. Auf der bedruckten Platine des Moog MASVIS findet sich neben einem kleinen Vögelchen detaillierte Beschriftungen einzelner Funktionsgruppen, sodass eigenen Modifikationen grundsätzlich nichts im Wege stehen sollte, sollte es doch mal in der Löt-Hand zucken. MAVIS ist ferner ein weiblicher Vorname im Englischen und hat die Bedeutung der Singdrossel inne, womit sich der bildliche (Schwing-)Kreis schließt. 

MAVIS ist aber irgendwie auch als Akronym zu verstehen, zumindest steht „Monophonic Analog Synthesizer Voice“ auf der schwarzen Metall-Oberfläche. Macht Sinn, zumal sich über die Patch-Buchsen durchaus weitere Einheiten „stacken“ lassen, um sich an polyphonem Gezwitscher zu erfreuen.

Big Box Euro-Rocker

Geliefert wird der Lifestyle-Heimwerker-Synth mit kompakten Kunststoff-Gehäuse inklusive solidem Deck-Saver sowie obligatorischem 12V-Netzteil. Hinzukommen ein Flachband-Stromkabel für Euro-Racker, fünf kurze Patch-Kabel, fünf Patch-Sheets, etwas Papierkram sowie ein bisschen Werkzeug und der Tuning-Schlüssel. 

Content
Fotostrecke: 2 Bilder Alles dabei und schick verpackt!

Der braune Öko-Karton des Moog MAVIS macht unterm Weihnachtsbaum sicherlich was her, ist für meinen Geschmack aber unnötig größer als er sein müsste. Fans mit ausgeprägter Sammelleidenschaft sehen das durchaus anders: fehlt eigentlich nur ein passendes Jute-Säckchen…

Architektur Plus

Von hippen Nebensächlichkeiten wollen wir uns aber nicht blenden lassen, schauen wir besser auf das zusammengebastelte Wesentliche! Die 22 x 13 cm große Bedienoberfläche beherbergt die bekannte Mini-Klaviatur mit 13 Gummi-Tastern, hinzukommt das Range-Poti namens KB-SCALE sowie GLIDE.

moog MAVIS Patchbay
Monophonic Analog Synthesizer Voice: MAVIS von moog. Via Patchbay kann der Signalfluss noch etwas aufgebrochen werden.

Darüber finden sich die Voice-Parameter, die bereits „unpatched“ gut funktionieren. 20 Potis und ein Kippschalter; angeordnet im cleanen 3 * 7 Grid. Die Stift-Potis sind fummelig, bieten aber genügend Abstand untereinander, sodass man ggfls. mit Adapter-Kappen nachrüsten kann. 

1 VCO mit PWM

Der kleine Vogel bietet einen PITCH-stimmbaren VCO, dessen Wellenform von Sägezahn zu Puls via VCO WAVE blendbar ist. Die PULSE WIDTH ist statisch regelbar sowie extern über den Patchpoint CV-steuerbar und auch intern modulierbar. Der VCO MOD MIX dient als Quelle und lässt sich regelbar aus Envelope Generator (EG) und LFO speisen. 

Der VCO MOD MIX kann außerdem den Pitch bedienen, weshalb zwei Amount-Regler zur Intensitätskontrolle zur Verfügung stehen; namentlich PITCH MOD AMT und PWM AMT. Kleine Pfeile machen den Signal-Fluss an dieser Stelle Anfänger-freundlich sichtbar.

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Mehr Informationen
Moog Mavis Demovideo von Limbic Bits

Filter und mehr

Anschließend geht es in das Resonanz-fähige Low-Pass-Filter des Moog MAVIS , was natürlich ein klassischer 4-Pole/24dB Moog-Ladder ist. CUTOFF und RESONACE sind mit den Stiften regelbar; Cutoff außerdem mit dem EG/LFO-Mix namens VCF MOD MIX. Letzterer kennt sowohl positiven als auch negativen Amount (VCF MOD AMT). Zusätzlich ist der Cutoff über die Patch-Points erreichbar, Resonanz hingegen geht leider komplett leer aus. 

moog MAVIS Filter
Kleine Pfeile zeigen den Signalfluss, was für Anfänger durchaus hilfreich ist.

Der Envelope Generator (EG) ist mit Attack, Decay, Sustain und Release sowie mit Hinblick auf DFAM und Mother-32 , durchaus luxuriös parametrisiert. Über den VCO und VCF MOD MIX kann er wie bereits angesprochen Pitch, PWM und Filter formen; der VCA hat dafür einen kleinen Kippschalter erhalten: entweder für permanentes ON oder eben EG. Einen finalen VOLUME-Regler gibt es ebenfalls. Hinzu kommt der LFO mit RATE und LFO WAVE, von Dreieck bis Rechteck regelbar. Die Rate ist über die Patchpoints modulierbar, Shape leider nicht. 

Extra, Extra

Unter der Kategorie UTL, kurz für Utilities findet man zwei zusätzliche Lautstärkeregler sowie den Wavefolder – letzterer ist ein „Westcoast-Novum“ und für den „Eastcoast-Veteran“ Moog tatsächlich Neuland. Alle drei Features sind nur über die Patchbay zuweisbar.  Der Wavefolder-Input ist außerdem der einzige Umweg extern in das Filter zu gelangen.

ATTENUATOR ist ein simpler Dämpfer für die beiden ATTN I/O-Buchsen. ONE LVL wiederum ist ein Dämpfer für den ersten Kanal des simplen Patch-Mixers, welcher mit seinen vier Buchsen ONE(Input), ONE(Output), TWO(Input) und ONE+TWO (Output) einfach summieren kann. Wer möchte, kann so den LFO als zweiten OSC einspeisen.

Plug me in

Insgesamt sind das 24 Patch-Buchsen am Moog MAVIS, die teilweise interne Verbindungen aufbrechen. Allesamt sind sie eindeutig beschriftet, wobei die Schemata weiß-auf-schwarz für die Inputs und schwarz-auf-weiß für die Outputs verwendet werden. Als Anfänger muss man sich schon mit der Materie beschäftigen. Nach kurzer Eingewöhnung ist das alte Rein-Raus-Spiel aber zielsicher möglich. 

moog MAVIS Patchpoints
Eingesteckte Kabel versperren einem auch bei Maximaleinsatz nicht die Sicht auf Regler.
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Praxis

no rocket science

Der Zusammenbau des Moog MAVIS ist flink erledigt und die Spiele können beginnen! Erstmal überall dran rumdrehen und hören was passiert, ist immer eine gute Idee! Im Nu hat man so die Basics verdaut und kann kleinere Sequenzen aus der Kiste holen. 

Mavis Keyboard
Putzig, die kleine Klaviatur! Schön wäre noch ein Gate-Out gewesen …

Grundsätzlich ist es außerdem möglich mittels Patchbay aus dem simplen Konzept „Verrückteres“ zu locken. In dem Zusammenhang ist das liebevolle Handbuch und die fünf Patch-Sheets zu loben, was Newcomer behutsam an die Hand nimmt. Didaktisch macht das Ganze Sinn, zumal Anfänger so auch nicht mit zu viel CV-Wahnsinn überfordert werden.

noog

Der Moog-Flavour ist dank des schön schmatzigen Filters grundsätzlich da, der Rest des Moog MAVIS kann mich aber nicht so richtig mit Finesse überzeugen. Vielleicht sind meine Erwartungen als Minimoog-Besitzer auch zu hoch ?!

Unten herum fehlt es mir insbesondere bei tiefen Tunings am mächtigen Moog-Schub, zumal es ganz tief-gestimmt eher knattert. Bei offenem Filter klingt das Kerlchen außerdem leicht müde und nagelt auch nicht so wie ein Mini. Ferner hält mir der Amp das Decay nicht so richtig stramm. Und weil es nur einen richtigen Oszillator mit eher mittelmäßigem Blend gibt, wird das einfach nicht so richtig fett. Für Mid-Range Sounds und Perkussives ist er schon zu gebrauchen – am besten einen Eimer Reverb drüber kippen, das Filter zwitschert ja schon schön!

Audio Samples
0:00
MAVCIID LFOSCar how low can u go? SAW-only: minimoog / mavis / minimoog / mavis / usw Kick + pseudo Snare with FX Foldback Bass Buzzing Bass Detuned Bass

Der stolz angekündigte Wavefolder des Moog MAVIS kann nicht viel retten. Er ist manchmal so „spektakulär“, dass ich anfangs zweifelte ihn überhaupt richtig gepatched zu haben. Nimmt man den LFO als zweiten OSC hinzu kann es interessanter werden, sollte man beide „in Tune“ bekommen. Meist bleibt das Ganze dennoch statisch, weil der Wavefolder weder mit LFO noch via CV steuerbar ist. Trotzdem hat das alles für mich nicht so richtig viel mit Westcoast zu tun, auch wenn vielleicht das Container-Schiff daran vorbeigefahren ist.

S+H hätte meines Erachtens nach nicht unbedingt sein müssen, so wäre ggfls. Platz für andere Buchsen gewesen, wie beispielsweise für Wavefolder-CV, oder Gate-Out für die kleine Klaviatur, ja auch dedizierte Filter-I/Os wären toll gewesen. Immerhin kann man aber über den kleinen 2-Kanal-Mixer den Sweetspot des Wavefolders besser treffen.

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Mehr Informationen

thats it?!

Schnell manifestierte sich so der Wunsch nach mehr Kontrolle bzw. einem Sequenzer. Gibt es aber nicht. Modular-Freaks werden über meinen Gedanken sicherlich die Nase rümpfen, aber mit Hinblick auf den „out-of-the-box“ Gedanken eines „kompakten Desktop-Synths für Anfänger“ wäre das doch nicht zu viel verlangt? Zumindest ein bisschen (USB-)MIDI hätte aufs Board des Moog MAVIS gekonnt, zumal er mit den Stummel-Potis echt bescheiden zu tunen ist. 

Moog mavis manual
Fotostrecke: 2 Bilder Init …

In Verbindung mit dem Moog-Sequenzer-Clone von Behringer – der hier gerade rein zufällig herumstand – konnte ich Spaß haben und ein paar Demos zusammen zwirbeln, allerdings hat selbst der weder USB noch MIDI. Alternativ könnte man natürlich über den Beatstep Pro nachdenken.

Preislich ist man in Summe dann schon beim DFAM. Und über den bald erscheinenden Behringer Edge, mit USB und MIDI, für voraussichtlich die Hälfte der Kohle, brauchen wir an der Stelle besser nicht weiterreden. Beide Alternativen sind zwar nicht richtig kompakt – aber was nützt einem die putzige Größe vom MAVIS und sein Kopfhörer-Ausgang, wenn es trotzdem kein Batteriefach gibt? Eben.

teuer, teuer, teuer

Man merkt bereits, MAVIS und ich werden keine Freunde. Was letztlich vor allem dem sehr stolzen Preis geschuldet ist. Für die Hälfte wäre das alles okay, weil teures Marken-Spielzeug und so… Aber für 400 Tacken? Dann selber zusammenbauen? Und diese Witz-Potis? Man muss schon echt ein Die-Hard-Moog-Fanboy sein, um den Preis schlucken. Zumal wir nicht von irgendeiner kleinen Boutique-Klitsche reden.

Was es für den Preis nicht schon alles fix und fertig gibt – von Roland, von Korg und von mir aus auch von Behringer, selbst wenn das Karma dabei leer ausgeht. Sogar die Mother-32 wird im Vergleich ein echter Schnapper, zumal die MIDI kennt, als CV-Gate-Interface mit Glide zu missbrauchen ist und Erwachsenen-Potis hat.

Vielleicht wäre eine Euro-Rack-Variante des Moog MAVIS ohne Zubehör und Verpackung – so Bulk-mäßig – schlauer gewesen, dann vielleicht für “nur” 299,- ? Aber wer hatte nochmal gesagt das Modular ein günstiges Hobby wird? Ach ja richtig: niemand, niemals.

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Fazit

Der Moog MAVIS bietet eine kleine Auswahl modularer Optionen, eine praktisch-kleine Klaviatur und kann alleine einiges anstellen. Viel ist das allerdings nicht und vor allem klingt es nicht so richtig fett nach Moog, wie ich das erwarte. Insofern würde es mir persönlich bald nach mehr dursten, aber das wird wohl bei Modular immer so sein. Für sammelwütige Hardcore-Fans sicherlich irgendwie interessant. Als Desktop-Synth, und mit Hinblick auf die typischen Mitbewerber sowie selbst Moother-32, allerdings zu eingeschränkt und mir dafür einfach zu teuer. Angesichts der angespannten Bauteile-Situation auf den Weltmärkten gibt es somit noch 3,5 Sterne. 

Moog Mavis
Moog Mavis DIY-Synthesizer

Features

  • Semi-modularer Mono-Synth mit Mini-Keyboard
  • 
Bausatz, passend für Desktop oder Euro-Rack
  • 
1 OSC mit Sägezahn und PWM

  • Pitch-Mod, PWM-Mod, Filter-Mod
  • 
LFO und ADSR-EG

  • Wavefolder, 2:1 Mixer, 1:2 Mult, Attenuator
  • 
24 Patchpoints
  • Inkl. Patchkabel, Deck-Saver, Netzteil, Patch-Sheets


Preis

Moog Mavis: 399 € (Straßenpreis am 14.06.2022)

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Profilbild von Emell

Emell sagt:

#1 - 17.06.2022 um 08:57 Uhr

1

Danke für das ehrliche Review und den Verzicht, diese überteuerte Teilchen hoch zu loben, nur weil MOOG draufsteht. Wenn man Bock auf nen Anfänger-Synth mit Wavefolding hat, wäre man mit dem günstigen WestPest von Cre8audio meiner Meinung nach besser dran. Kein USB, Midi, kein Sequenzer, kein Arpeggiator... kein Interesse!

Profilbild von Softwave

Softwave sagt:

#2 - 17.06.2022 um 22:48 Uhr

1

Ich bin sehr zufrieden mit dem Gerät. Es steht tatsächlich Moog drauf, aber das interessiert mich nicht, wenn ich am Produzieren bin. Mit dem SQ-64 (KORG), DFAM und Matriarch gemeinsam (ach, da steht ja auch Moog drauf...) eröffnen sich viele neue Welten und die Stunden vergehen wie im Flug. Man muss sich mit diesem "Spielzeug" etwas beschäftigen um zu realisieren, dass ist ja gar kein Spielzeug. Behringer ist bestimmt auch toll, KORG, Clavia, Vermona, Arturia, Roland, etc. haben auch feines - aber wer nur auf die Namen sieht und deshalb bestimmten Geräten keines Blickes würdigt, nur weil ihm der Hersteller ein Dorn im Auge ist (z.B. bezügl. des Preises) kommt selten weit beim Produzieren. Wichtig ist doch eigentlich, ob eine Hard-/ oder Software gut ins eigene Setup passt - mit dem Mavis bin ich mehr als happy und er könnte auch von Bosch sein - ich wäre nicht böse deshalb

    Profilbild von Brunnerchen

    Brunnerchen sagt:

    #2.1 - 18.06.2022 um 01:29 Uhr

    0

    Super comment. Damit ist alles gesagt! Übrigens: Ich finde den Mavis auch klasse - auch wenn er kleine Regler hat und teuer ist - die positiven Dinge überwiegen bei weitem

    Antwort auf #2 von Softwave

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    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #2.2 - 20.06.2022 um 00:05 Uhr

    2

    Hey Softwave, es freut mich für dich, dass du mit dem MAVIS glücklich geworden bist! Geschmäcker sind eben verschieden, das wird hier besonders deutlich – und Preis-/Leistung beurteilt eben jeder anders. LG; felix

    Antwort auf #2 von Softwave

    Antworten Melden Empfehlen
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