Fender Jazz Bass 60th Anniversary Test

Herzlichen Glückwunsch zum 60sten Geburtstag, lieber Fender Jazz Bass – so viel Zeit muss auch mal bei einem Testbericht sein! Das zweite ikonische Bassmodell aus Leo Fenders Feder erblickte 1960 das Licht der Welt und erfreut sich seitdem ungebrochener Beliebtheit. Und wo manch einer mit 60 Jahren bereits auf den wohlverdienten Ruhestand schielt, hat der Jazz Bass ganz sicher noch ein langes und erfülltes Arbeitsleben vor sich. Um dieses Jubiläum standesgemäß zu feiern, hat Fender ein spezielles Anniversary-Modell entworfen, welches in begrenzter Stückzahl nur im Jahr 2020 produziert wird. Mal sehen, was sich dahinter verbirgt!

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Details

Bereits die Verpackung – besser gesagt: der Koffer – erweist sich als würdig: Ein Vintage Case mit einer flauschigen Polsterung und gesticktem “Fender Jazz Bass 60th Anniversary”-Logo machen ordentlich was her.
Tatsächlich ist das “60th Anniversary”-Modell ist so etwas wie ein “Best of 60’s Jazz Bass”, denn es wurden verschiedene Zutaten und Spezifikationen der Baureihen aus den 60er-Jahren in einem Instrument vereint. Das fängt beim Holz an, denn Erlekorpus, Ahornhals und ein Palisandergriffbrett sind klassische Zutaten.

Im Vergleich zum älteren Bruder, dem Fender Precision Bass, wirkt das asymmetrische Design des Jazz Bass etwas geschwungener und eleganter, aber das ist sicher hinlänglich bekannt, wir sprechen ja schließlich nicht über einen Newcomer.
Das Finish des Jubiläums-Basses nennt sich “Arctic Pearl” und ist ein schneeweiß-metallic Nitrocellulose-Lack. Die Kopfplatte kommt in derselben Farbgebung daher (Matching Headstock). Erstaunlicherweise hat sich Fender hier keiner klassischen Farbe bedient, sondern sich für etwas Besonderes entschieden.
Natürlich hat man ebenfalls bei der chromefarbenen Hardware auf Authentizität geachtet und dem Anniversary-Modell eine “Vintage Style Bridge” und offene “Pure Vintage Reverse”-Stimm-Mechaniken spendiert.

Fotostrecke: 6 Bilder Im Lieferumfang des Jubiläumsmodells …

Einen schönen Kontrast zum weißen Body bildet das marmorierte Tortoise-Schlagbrett. Der Hals des Instrumentes wurde mit einem transparenten Lack behandelt und zuvor gebeizt, sodass ein schöner Vintage Look entsteht.
Das Griffbrett wird durch ein schickes cremefarbenes Binding eingefasst, welches meines Wissens 1966 zum ersten Mal auftauchte. Beim Profil des Halses hielt man sich hingegen an die ersten Modelle – Fender nennt dieses Profil deshalb auch “1960 U”, d. h. “rund mit etwas steileren Flanken”. Und auch das Griffbrett mit seinem 7,25-Zoll-Radius gehört eher zur rundlichen Fraktion.

Fotostrecke: 5 Bilder Bei den Features des “60th Anniversary”-Modells hat sich Fender …

“Pure Vintage 62’s Jazz Bass” ist der eindrucksvolle Name der hier verbauten Tonabnehmer und verspricht authentischen 60er-Jahre-Sound – dazu später mehr. Bei der Elektronik gibt es einen deutlichen Unterschied zu aktuellen Modellen, denn wie in den Anfangsjahren kommen bei unserem Testbass konzentrische Potis zum Einsatz. Hier wird für jeden Pickup ein eigener Volume-Regler und eine eigene passive Tonblende in einem Doppelstockpoti untergebracht. Das macht die Bedienung zwar etwas aufwendiger, bietet dafür aber auch mehr Klangvariationen.

Fotostrecke: 4 Bilder Sowohl der wuchtig klingende Halstonabnehmer als auch der …

Ein bisschen “Fender Eye Candy” gibt es außerdem auch noch on top, nämlich den Thumb Rest (Ablage für die Finger, wenn man mit den Daumen in der Nähe des Griffbretts spielt), die Halsplatte mit Anniversary-Prägung, die Abdeckung des Halspickups, sowie der berühmte “Aschenbecher” (Abdeckung für Stegpickup und Brücke). Diese Features sind natürlich schön anzusehen und verleihen dem Instrument einen authentischen Look.
Bis auf die Halsplatte stören bis behindern sie mich jedoch beim Spielen, weshalb ich sie – wie viele andere Fender-Spieler auch – nach kurzer Zeit entfernt habe. Wem es da genauso geht wie mir, muss mit einem zwar historisch authentischen, aber meiner Meinung nach vergleichsweise überflüssigen Detail leben: Von der Brücke führt ein Masseblech deutlich sichtbar oben auf dem Korpus zum Stegpickup und von dort ins Elektronikfach.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Chrom-Abdeckungen sehen ohne Frage sehr schick aus.

Der Look des “60th Anniversary”-Modells ist wirklich sexy und wird Jazz-Bass-Fans ohne Frage den Mund wässrig machen. Alles wirkt im ersten Moment edel und hochwertig – beim genaueren Hinschauen entdeckt man allerdings tatsächlich auch kleinere Verarbeitungsmängel, wie die nicht ganz genauen Spaltmaße beim Hals-Korpus-Übergang und die minimal schief montierten Potiknöpfe!

Optisch schon mal ein Volltreffer: Dieses Modell kommt in der Tat ausgespochen nobel daher!
Optisch schon mal ein Volltreffer: Dieses Modell kommt in der Tat ausgespochen nobel daher!

Praxis

Mit 4,3 kg Gewicht bewegt sich unser Testkandidat noch nicht im kritischen Bereich, Bestwerte sehen in dieser Preisklasse jedoch anders aus. Ob im Sitzen oder im Stehen – konstruktionsbedingt muss man bei einem Jazz Bass immer mit etwas Kopflastigkeit rechnen, und so ist es auch beim “60th Anniversary”-Modell. Dieses Problem ist aber nun einmal systemimmanent – selbst deutlich teurere Derivate beißen sich an diesem Thema die Zähne aus! Beim Design dachte Leo Fender damals sicher nicht zuerst an Ergonomie, Handling und Gewicht – diese Punkte wurden erst über die Zeit immer wichtiger!

Kopflastigkeit - der sogenannte "Neck Dive" - ist ein Thema, mit dem man bei einem Jazz Bass einfach leben muss!
Kopflastigkeit – der sogenannte “Neck Dive” – ist ein Thema, mit dem man bei einem Jazz Bass einfach leben muss!

Dank des U-Profils des Halses hat man genügend Fleisch in der Hand und kann schön “zupacken”. Die im Vergleich zum Precision Bass relativ schmalen 38 mm Sattelbreite machen es den Fingern bequem und sorgen für eine tolle Bespielbarkeit. Wer Jazz Bass Fan ist, wird sich hier fraglos schnell heimisch fühlen.
Der Radius des Griffbretts kommt der Greifhand bei konservativen Spiel entgegen, moderne Techniken wie Tapping, Akkorde etc. fallen durch die Rundung allerdings etwas schwerer. Alle 20 Bünde sind problemlos zu erreichen, in den höheren Lagen kommt es bei meinem Testbass allerdings zu merklichem Schnarren – und das, obwohl die Saitenlage ab Werk nicht gerade komfortabel eingestellt war!

Der akustische Sound verspricht dafür einiges: sehr drahtig und knackig wirkt alles schon beim ersten Ton. Im Vergleich zu den Standard-Modellen habe ich das Gefühl, dass der 60th Anniversary Jazz Bass noch etwas agiler und präziser ist, er “will” einfach klingen. Natürlich kann ich nur für meinen Testbass sprechen, aber immerhin werden hier ja auch 30% Aufpreis zur Fender Professional Serie aufgerufen. Dafür kann der User dann auch etwas mehr erwarten!

Das Jubiläumsmodell präsentiert sich ausgesprochen schwingungsfreudig!
Das Jubiläumsmodell präsentiert sich ausgesprochen schwingungsfreudig!

Bestnoten für Transparenz und Auflösung darf man sich von einem Jazz Bass nicht erhoffen, da haben erwartungsgemäß andere Konstruktionen die Nase eher vorne. Auf der anderen Seite ist dies auch nicht der Grund, warum man zu einem Instrument wie diesem greift. Die große Stärke dieses Basses ist jener unvergleichliche Allround-Sound, welcher auf magische Weise in jeder Stilistik und Spieltechnik zuhause ist. Ob dies auch beim 60th Anniversary Jazz Bass der Fall ist, sollen folgende Soundbeispiele zeigen:

Audio Samples
0:00
Beide PU Beide PU, Slap Beide PU, funky Pick Beide PU, Pick Bridge PU, Tone: -50% Bridge PU, Solo Neck PU, passiv Neck PU, Tone: -80%

Der 60th Anniversary Jazz Bass liefert hier definitiv ab, alle Sounds besitzen eine hohe Authentizität – wenn man so etwas von einem Original überhaupt sagen kann! Wie es sich schon beim akustischen Klangtest angedeutet hat, wirkt alles jedoch noch eine Spur agiler und präziser im Vergleich zum “Standard” American Professional. Die Möglichkeiten mit den zwei Tonblenden erweitern das klangliche Spektrum zwar nicht übermäßig, sorgen aber doch immerhin für ein paar weitere interessante Varianten!

Klanglich braucht sich sich dieses Sondermodell auch vor den besten seiner Art nicht zu verstecken!
Klanglich braucht sich sich dieses Sondermodell auch vor den besten seiner Art nicht zu verstecken!

Fazit

Der Fender 60th Anniversary Jazz Bass erweist sich der Erfolgsgeschichte seiner Vorgänger als absolut würdig. Ein wirklich schicker Look mit vielen Zitaten aus den 60er-Jahren trifft hier auf einen authentischen Jazz-Bass-Ton, der richtig knackig, agil und präzise daherkommt. Der 60th Anniversary Jazz Bass reiht sich klanglich zwischen American Professional und Custom Shop ein. Die konzentrischen Potis scheinen unterm Strich etwas aus der Zeit gefallen zu sein, bieten aber durchaus Vorteile, da man bei Bedarf noch ein paar Nuancen mehr aus seinem Bass herauskitzeln kann. Die Bespielbarkeit des Halses ist typischerweise angenehm. Überhaupt fühlt sich der 60th Anniversary sehr hochwertig an. Schaut man mit der Lupe, so lassen sich aber dennoch ein paar kleinere kleine Mängel bei der Verarbeitung und der Abrichtung der Bünde finden. Das ist zwar nichts wirklich Wildes, aber bei diesem Preis sollte das eigentlich nicht sein! Apropos Preis: Für einen rein passiven Jazz Bass wird hier schon ein deutlicher Aufschlag zur American Professional Serie aufgerufen. Dafür erhält man aber auch ein in limitierter Stückzahl hergestelltes Instrument – und ein echtes Stück Fender-Geschichte!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • toller Look
  • gewohnt bequeme Haptik
  • gute Bespielbarkeit
  • agiler und präziser Sound
Contra
  • leichte Verarbeitungsmängel
  • Saitenscheppern in den höheren Lagen
Artikelbild
Fender Jazz Bass 60th Anniversary Test
Für 2.255,00€ bei
Fans von traditioneller Optik wird bei diesen Bildern das Herz höher schlagen!
Fans von traditioneller Optik wird bei diesen Bildern das Herz höher schlagen!
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Fender
  • Herkunftsland: USA
  • Modell: Jazz Bass 60th Anniversary
  • Body: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 864 mm (34 Zoll)
  • Bünde: 20
  • Tonabnehmer: Fender Pure Vintage 62s Jazz Bass
  • Elektronik: Passiv, 2 x Volume und Tone
  • Gewicht: 4,3 kg
  • Lieferumfang: Koffer
  • Preis: 2390,- Euro (Ladenpreis im September 2020)
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Profilbild von Holger Hetschko

Holger Hetschko sagt:

#1 - 29.09.2020 um 07:42 Uhr

0

"... kleinere Verarbeitungsmängel, wie die nicht ganz genauen Spaltmaße beim Hals-Korpus-Übergang ...". Das ist schon ein Ding. Wie ist das in Zeiten von CNC-Magic möglich? Auch bei der Bundierung sollte ein Konzern wie Fender sich im Jahr 2020 nicht die Blöße geben, Stichwort Plek.
Immer wieder liebäugle ich mit einem amerikanischen Fender. Aber letztlich scheinen tatsächlich nur die Japan-Modelle die normalen Anforderungen zu erfüllen.
Es gab übrigens 2013 eben aus Japan einen FSR Jass Bass mit ganz ähnlichen Zutaten nur ohne Aschenbecher. Hätte ich da bloß zugeschlagen ...LG and die Redaktion und danke für die super Reviews!

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