Der Keyboardmarkt – ein scheinbar unendliches Universum, bis zum Bersten gepackt mit Geräten jeglicher Form, Größe, Farbe und Ausstattung. Für jeden Tastenfreund sollte das passende Werkzeug zu finden sein, aber wer in dieser Welt als Hersteller noch Aufmerksamkeit erregen möchte, der muss vor allem wissen, wie man mit innovativen Ideen punkten kann.
Genau diesen Ansatz versucht die asiatische Firma Icon zu verfolgen, die in Hongkong beheimatet ist. Eine noch recht unbekannte Marke, die allerdings dem einen oder anderen unter Umständen durch ihre X-Synth Module oder ihre Recordinglösungen für Einsteiger schon einmal untergekommen ist.
Mit dem Icon Logicon 5 präsentiert die Firma nun ein vollwertiges MIDI-Keyboard inklusive Controllerfunktionen und Erweiterungsoptionen. Das kennt man zwar schon, aber die Option der drahtlosen MIDI-Übertragung lässt aufhorchen. Um herauszufinden, ob das Logicon wirklich halten kann, was es verspricht, und ob es die Qualitäten hat, sich als Neuling neben all den großen Herstellern zu behaupten, wollten wir in einem eingehenden bonedo-Test herausfinden.
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Details
Öffnet man den Karton des Logicon, so präsentiert sich dem erwartungsvollen Käufer ein wahres Monster von Keyboard. Robust ist das Wort, das es wohl am besten beschreibt. Im Gegensatz zu den meisten Geräten seiner Klasse besteht das Gehäuse des Logicon nicht aus Plastik, sondern aus Metall. Eine Tatsache, die es nicht gerade zur mobilen Hosentaschen-Workstation prädestiniert.
Die Benutzeroberfläche bietet eine recht üppige Auswahl an Kontrollelementen. Neben einem kombinierten Pitch- / Modulation-Controller, der hier als eine Art Trackball angelegt ist, schmücken acht gummierte Triggerpads (shift-bar) die linke Seite. Gleich daneben befinden sich ein ausreichend großes, beleuchtetes Display zur Anzeige des jeweiligen Programms, ein Jogwheel mit zusätzlich belegbarer Zoomfunktion sowie sechs zuweisbare Transport-Tasten.
Den krönenden Abschluss der Zugriffsmöglichkeiten bilden vier gummierte Endlosdrehregler und vier Fader in 60 mm Ausführung – neben acht weiteren MIDI-Funktionstastern, die vorrangig zur Programmierung von Parameter-Layern, MIDI-Kanälen, Split-Zonen sowie zur Zuschaltung der Synth-Expansions dienen sollen. MIDI-Controller, RPNs oder NRPNs lassen sich ohne Weiteres den Steuerelementen zuweisen und können in bis zu drei Layern (Ebenen) verwaltet werden. So stehen alles in allem 24 Triggerpads sowie jeweils zwölf Encoder und Tasten zur Verfügung.
Mit bis zu acht Velocity-Kurven können Keyboard und Triggerpads aufwarten. Alle getroffen Einstellungen lassen sich auf einem der insgesamt 20 internen Speicherplätzen ablegen und von dort wieder aufrufen. Das beeindruckende Arsenal an Knöpfen, Tastern und Funktionen sollte auch das Herz des eingefleischten Kontrollfreaks höher schlagen lassen.
Leider gibt es an dieser Stelle auch schon die ersten kleinen Mängel zu beklagen. Die Fader und Potis sind zwar nett anzusehen und passen auch optisch sehr gut zur Benutzeroberfläche, können jedoch in ihrer mechanischen Qualität nicht wirklich überzeugen. Auch den Pitchbend-Controller hat man bei anderen Geräten schon etwas hochwertiger verarbeitet gesehen.
Hier offenbart sich mir ein Marketing-Dilemma: Auf der einen Seite ist das Logicon mit 250 Euro deutlich über den billigen MIDI-Keyboards platziert, die, wie das M-Audio Oxygen beispielsweise, für weniger als die Hälfte des Preises ähnliche Steuerungsmöglichkeiten bieten. Richtet man hingegen den Blick auf höherwertige MIDI-Controller mit Synth-Zusätzen zum Beispiel von Akai und Novation, mutet es günstig an, bietet aber – vom Metallgehäuse einmal abgesehen – längst nicht deren Qualität.
Die Klaviatur, und damit ja auch der eigentlich wichtigste Teil eines Keyboards, ist hingegen sehr hochwertig verarbeitet und lässt sich überraschend gut spielen. Alle 49 Tasten sind halbgewichtet, anschlagsdynamisch und verfügen über Aftertouch. Hier kann das Logicon zweifelsohne überzeugen.
Alle relevanten Stecker und Verbindungen, Klinkenanschlüsse für Expression oder Sustainpedal sowie der ebenfalls integrierte MIDI I/O befinden sich praktischerweise auf der Rückseite des Gerätes. Obwohl das Logicon 5 Air in erster Linie drahtlos mit der DAW kommunizieren soll, steht natürlich auch einer konventionellen Verkabelung durch eine USB 2.0 Kabelverbindung nichts im Wege.
Besonders hervorzuheben ist das optionale Hardware-Update, das man seinem Logicon gegen Aufpreis spendieren kann. Die drei Hardwareslots auf der Rückseite lassen sich mit zusätzlichen Modulen belegen. Dabei sind zwei davon für jeweils eines der Icon „Synth-Series“ DSP-Synthesizermodule gedacht und das verbleibende für das Icon „Satellite Audiointerface“. Somit ist es ohne viel Aufwand möglich, sein doch sehr puristisches MIDI-Keyboard in eine vollwertige Audioworkstation zu verwandeln. Der humane Anschaffungspreis von runden 200 Euro wird allerdings durch ein X-Synth Upgrade, das mit etwa 300 pro Modul zubuche schlägt, recht unsanft relativiert. Kein Superschnäppchen mehr – bei anderen Synth-Herstellern bekommt man ähnliche Produkte günstiger. Das Novation XIO zum Beispiel vereint dieselben Eigenschaften bereits für zirka 350 Euro.
Zum Lieferumfang gehören neben dem eigentlichen Gerät ein passendes USB-Kabel, abgespeckte Versionen von Ableton Live und Samplitude sowie der USB-Wireless-Empfänger Air.
Air macht eine drahtlose Datenübertragung zwischen Keyboard und DAW möglich. Das funktioniert recht gut und auch etwas größere Distanzen sind kein Problem. Leider benötigt man auch für den kabellosen Betrieb mangels Batteriefach eine extra Stromversorgung. Wireless ja, aber nur mit Netzteil! Schade.
Wireless ja – aber nur am Stromkabel !?
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Praxis
Immer wieder schön ist es, wenn Dinge auf Anhieb und ohne einen einzigen Blick ins Handbuch funktionieren. Und genau das war auch beim Logicon der Fall. Bereits nach dem ersten Anschalten arbeitete das Gerät einwandfrei mit meinem Ableton Live 8 zusammen. Ob es das Einspielen von Spuren über das Keyboard oder aber die Automation einzelner Effektparameter mithilfe des Modulationscontrollers war, alle Aufgaben wurden gemeistert.
Leider gehört keine Kontrollsoftware zum Lieferumfang, was nicht nur sehr schade ist, sondern die Verwaltung der eigentlich sehr amtlichen Funktionsvielfalt des Logicon ziemlich umständlich macht.
Die Bespielbarkeit der Klaviatur stellte sich langfristig als durchaus angenehm heraus. Die insgesamt 49 Tasten sind leichtgängig und fühlen sich beim Spielen einfach gut an.
Auch die acht Triggerpads machen einen sehr hochwertigen Eindruck und stehen denen diverser AKAI MPC-Varianten in nichts nach. Die vier Fader fallen mit ihren 60 mm zwar ein wenig kurz aus und werden sicherlich keine entscheidende Rolle in Mixingsituationen spielen, doch für simplere Anwendungen wie Filterautomationen eignen sie sich hervorragend.
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Fazit
Sicherlich wurde hier das Rad nicht neu erfunden, aber das Logicon 5 kann durchaus mit einer Ausstattung auswarten, die im Verhältnis zum Preis auf alle Fälle angemessen ausfällt. Mit seiner guten Bespielbarkeit, durchdachten Controlleranordnung, Funktionalität und vor allem Upgradefähigkeit sammelt es wichtige Punkte. Und das muss es auch, denn die Schwächen in der Verarbeitung sind nicht zu übersehen. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob man nicht doch ein paar Euro mehr investieren sollte, denn Firmen wie AKAI, M-Audio oder Novation bieten teilweise günstigere Lösungen mit ähnlichem Funktionsumfang. Außerdem sollte der Hersteller darüber nachdenken, ob ein leichteres, handlicheres Gehäuse aus Kunststoff für die Mobilität nicht doch die bessere Wahl wäre als ein schweres aus Metall.
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
Bespielbarkeit von Keyboard und Triggerpads
Ausstattung
Erweiterbarkeit / offene Architektur
Contra
Verarbeitung
fehlende Softwaresteuerung
Icon Logicon 5 Air Test
TECHNISCHE DATEN
MIDI Maserkeyboard mit 49 Tasten
Vier voll programmierbare Fader mit 3-Layer-Shift
Vier variable, frei programmierbare Daten-Endlosregler zur Eingabe von MIDI-CC-Befehlen mit 3-Layer-Shift
Stereoklinkenanschluss für ein Sustain- / Expression-Pedal
Jog-Wheel für schnelle Dateneingabe oder Suchfunktionen
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shani sagt:
#1 - 23.06.2013 um 01:56 Uhr
Hallo,wie sieht es mit der Funktionalität der Pads, Fader und Potis in anderen Programmen wie Reason aus?Gruß