ANZEIGE

M-Audio Axiom Air 61 Test

Praxis

Als MIDI-Controller

Neun Fader, neun zuweisbare Knöpfe, 12 Pads, acht Drehregler, Transporttasten – was hat das Axiom Air 61, was andere Keyboards nicht haben? Eine ganze Reihe von Kleinigkeiten, die das Arbeiten daran angenehm machen. Nehmen wir z.B. die Oktavierungsbuttons: Wenn die Tastatur nicht oktaviert ist, sind sie unbeleuchtet. Wenn um eine Oktave nach oben oktaviert wird, leuchtet die rechte Taste grün, bei zwei Oktaven orange, bei drei Oktaven rot. Das Gleiche mit der linken Taste, wenn nach unten oktaviert wird. Außerdem wird das Ganze auch noch auf dem Display angezeigt. Wer sich jetzt noch in der Oktave irrt, hat keine gute Ausrede mehr. Oder die acht Drehregler und die 12 Pads: Nicht nur, dass sie dreifach belegt werden können, auch sie leuchten in drei Farben und zeigen so an, welcher Parameter gerade geändert wird. Die MIDI-Controls können dabei nicht nur einfach die Bewegung am Controller abbilden, sondern auch durch die Parameter schrittweise oder sprungweise steppen. Eine Zugriegeloption, also die Umkehrung der Fader, so dass sie analog zu Orgelzugriegeln in der obersten Stellung auf Null stehen, ist in dieser Preisklasse natürlich genauso selbstverständlich wie die Möglichkeit, die Polarität des Sustain-Pedals zu ändern.
Die Editierung einzelner Parameter ist simpel: Edit-Button drücken, Regler bewegen, Taste „param assign“ drücken, einstellen, speichern. Durch das gute Display, das nicht nur aus groben Pixelklötzchen besteht, kann man sehr flüssig arbeiten. Praktisch ist der Identify-Button, der es ermöglicht, die Belegung eines Bedienelements zu überprüfen, ohne es zu verstellen. Wenn alles fertig ist, kann man das Setup auf 128 benennbaren Speicherplätzen sichern – das sollte wohl für die meisten Anwendungen reichen.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das Display hilft bei der Programmierung

Die Endlos-Drehregler sind schön schwerfällig und können sehr behutsam von einem Wert zum anderen oder mit Schwung direkt von Null auf 127 befördert werden. Da es keine weitere Anzeige des Regler-Wertes außer dem Display gibt, wäre es allerdings schön gewesen, wenn das Display ein bisschen weniger träge reagieren würde. Die relativ langen Fader sind sehr angenehm zu bedienen, haben aber genauso wenig wie die Drehregler eine aufgedruckte Skala. Die Taster haben einen guten Druckpunkt und sind beleuchtet, wenn sie gedrückt sind. Auch die Pads sind sehr ausdrucksstark zu bedienen und haben eine Drumroll-Funktion, deren Geschwindigkeit man einstellen kann. Wie auch bei der Tastatur, kann man hier 10 Velocity-Kurven einstellen. Sie sind außerdem drucksensitiv, was allerdings im Display nicht angezeigt wird. Auch nicht angezeigt werden Pedalbewegungen, weder beim Sustain-Pedal noch beim Expression-Pedal. Überhaupt wäre eine Anzeige, wann und ob MIDI-Daten in das Gerät hineinkommen, sehr nützlich. Und damit kommen wir zur Meckerliste: Was kann das Gerät als MIDI-Controller nicht, was wir von einem Gerät der gehobenen Preisklasse erwartet hätten?
Hardwareseitig wären ein drittes Wheel und Programmwahltaster eine prima Sache gewesen. Gerade bei der Bedienung eines externen Hardwaresynths sind Programmwahltaster zum Durchgehen der Programme fast unabdingbar. Was die Gerätesoftware anbelangt, wäre es schön gewesen, wenn auch Channel Voice Messages wie Aftertouch oder Pitch-Wheel programmiert werden könnten, so dass man zum Beispiel mit dem Expression-Pedal die Pitch-Wheel-Funktion übernehmen kann. Diese Sachen sind aber alle noch verkraftbar. MIDI-Talkback, also ein Rückkanal zwischen Software und Keyboard, ist aber eigentlich unabdingbar und ist in der HyperControl-Software auch implementiert. Wer das Axiom Air aber als MIDI-Controller benutzen will, muss darauf leider verzichten. In der Praxis ist das ausgesprochen hinderlich, weil sich z.B. Einstellungen am Klangerzeuger nicht gleichzeitig auf das Keyboard übertragen. Da die Fader der Axioms nicht motorisiert sind, ist das hier verständlich. Bei den Endlosreglern hingegen wäre es allerdings möglich gewesen. Schließlich wird ganz allgemein ein MIDI-Editor vermisst, wie man ihn von Roland oder der Korg nano-Serie kennt. Ein richtiges Alleinstellungsmerkmal wäre es, wenn dann nicht nur die Möglichkeit zum Abspeichern der Mappings bestünde, sondern auch die Parameter benannt und deren Einstellungen zur Soft- oder Hardware gesendet werden könnten. So würde z.B. jeder MIDI-fähige Analogsynthesizer eine Speicherfunktion bekommen. Wie das geht, hat Clavia mit dem G2 schon vor 10 Jahren vorgemacht und es ist doch schade, dass die heutigen Controller-Keyboards – und von denen gibt es ja wirklich genug – solche Funktionen nicht mehr besitzen.

M-Audio Axiom Air
M-Audio Axiom Air

Als DAW-Controller

Natürlich bieten sich Controller-Keyboards mit Fadern, Tastern und Drehreglern perfekt für die Unterstützung von virtuellen Mischpulten an: Die Fader für die Kanalzüge, die Taster für Record, Mute und Solo und die Drehregler übernehmen das Panorama. Über MIDI-Befehle kann man inzwischen wohl alle DAWs komplett steuern und Software wie das mitgelieferte HyperControl von M-Audio oder auch Novations AutoMap nehmen einem die Arbeit ab, die Parameterzuweisungen selbst programmieren zu müssen. Allerdings gibt es ziemlich viele DAWs und das Axiom Air unterstützt im Moment nur GarageBand, Logic und Cubase per HyperControl. Ableton Live und ProTools sollen folgen, aber wer mit einem anderen Programm arbeitet, geht zumindest im Augenblick leer aus.
Es geht aber noch weiter: Nicht nur werden die grundlegenden Funktionen des Mischpults unterstützt, auch virtuelle Instrumente sollen automatisch gemappt werden, so wie einst beim Native Instruments Kore. Die Idee dahinter ist prinzipiell toll: Nie mehr einzelne Parameter über die MIDI Learn-Funktion zuweisen, das Keyboard hat es schon gemacht. Was noch besser ist: In der Theorie ist das Tiefpassfilter immer auf demselben Regler. Die Sache hat bloß einen Haken: Software-Synthesizer sind nun mal so unterschiedlich, wie es nur geht, und eine automatische Zuordnung kann nur sehr grob sein. Und wenn es nur ein klein wenig „exotischer“ wird, z.B. vier Filter oder gar kein Filter oder Software wie Max/MSP, pd, oder SuperCollider, stößt HyperControl schnell an seine Grenzen. Das ist nicht schlimm und es kann auch gar nicht anders sein. Es bedeutet bloß, dass die gute alte Controller-Programmierung noch lange nicht vollständig durch eine Automatik ersetzt werden kann. Und hier hat M-Audio dem Axiom Air eine sehr elegante Lösung spendiert, die das Beste aus beiden Welten vereinen soll: Für die Drehregler, die Fader und die Pads gibt es nämlich jeweils drei Knöpfe, mit denen man zwischen den einzelnen Modi umschalten kann. Das bedeutet, dass man z.B. mit den Drehreglern im MIDI-Modus ein virtuelles Instrument steuern kann, während die Fader per HyperControl die Kanalzüge bedienen. Oder man spielt mit den Pads im MIDI-Modus eine Drum-Machine, während die Drehregler im HyperControl-Modus das Panorama regeln und die Fader im HyperControl-Modus die Effekte der DAW bedienen. Das ist prima durchdacht und kontert gelungen die Nachteile von HyperControl.

Die Software

Avid ist im Erfinden verwirrender Namen tatsächlich noch einen Tick besser als M-Audio mit den Axioms und es geht zu wie im Eisladen: Wie wäre es mit Pro Tools, Pro Tools HD, Pro Tools LE, Pro Tools M-Powered, Pro Tools Essentials, Pro Tools SE, Pro Tools Free? Aber um die Sache kurz zu machen: Das mitgelieferte Pro Tools Express ist eine abgespeckte Variante des eigentlichen Pro Tools, aber mit 16 Stereo/Mono-Audiotracks, acht Instrumenten-Tracks, 16 MIDI-Tracks, acht Aux-Stereoeingängen, 16 Bussen, Boom, Xpand2, Structure Free und den meisten Plug-ins der großen Version kommt man doch recht weit. Wer eine DAW braucht oder umsteigen will, kann und sollte hier auf jeden Fall zugreifen. HyperControl-Unterstützung für das Axiom Air 61 gibt es dafür zwar noch nicht, aber da es diese für die älteren Reihen schon gibt, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die Air-Serie unterstützt wird.
Außerdem liegt dem Axiom Air 61 eine neue Software namens Ignite bei. Dahinter verbirgt sich eine Art Einsteiger-DAW mit einem ähnlichen Ansatz wie Steinberg Sequel oder auch Apples GarageBand, die bei den ersten Schritten der elektronischen Musikproduktion helfen will. Das Programm wendet sich ganz offensichtlich an Anfänger, ist aber sehr liebevoll gemacht. So verweist der Startbildschirm auf Demos und Tutorials und auch die Audioeinstellungen sind schön einfach gehalten. Die Software verknüpft sich eng mit dem Keyboard.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Einsteiger-DAW Ignite liegt dem Keyboard bei

Neben der Möglichkeit, Audiospuren aufzunehmen und mit einigen Effekten zu versehen, enthält Ignite 275 Sounds aus allen Bereichen. Wir zeigen das mal an einem kleinen Beispiel. Als erstes wählen wir eines der 14 Drumsets aus, in diesem Fall das Acoustic Vintage Kit. Das wird dann automatisch auf die Pads, Drehregler und Tastatur des Axiom Air gemappt. Nach dem Einzählen durch das Metronom wird äußerst kreativ und chaotisch auf den Pads Schlagzeug gespielt. Das Ganze hört sich dann so an:

Audio Samples
0:00
Ignite Drum Recording

Dank automatisierter Quantisierung wird das aber alles schnell zurechtgerückt und tatsächlich zeigt die Wiedergabe, was für ein toller Schlagzeuger ich bin:

Audio Samples
0:00
Ignite Drum Quantisierung

Nachdem mir nun der nächste Gig sicher ist, kommt der Bass dazu. Dazu nehme ich einen Slapbass, den ich aber nicht selbst spiele, sondern spielen lasse. Hierzu kann ich aus verschiedenen modernen Stilen wählen, zur Auswahl stehen z.B. Urban, HipHop, Funk, Ragga und andere mit jeweils 7 Patterns und 5 Fills.

Audio Samples
0:00
Slap Bass Pattern
Ignite enthält Patterns aus verschiedenen Stilrichtungen
Ignite enthält Patterns aus verschiedenen Stilrichtungen

Jetzt ist das Fundament gelegt und wir brauchen dringend ein Klavier in e-Moll:

Audio Samples
0:00
Piano Pattern

Schließlich schrauben wir dazu noch einen selbstgespielten Leadsound und fertig ist die Schülerband:

Audio Samples
0:00
Lead

MIDI-Spuren kann man sich als Pianoroll anzeigen lassen und Korrekturen im MIDI-Track vornehmen. Mit Ignite kann man unkompliziert die ersten Schritte tun, ohne sich mit zuviel Details herumschlagen zu müssen. Die Software ist ansprechend gemacht und viele der enthaltenen Sounds klingen gut. Wer ganz mutig ist, kann die Tracks direkt aus Ignite auf Soundcloud hochladen. Trotzdem sind die Grenzen recht bald erreicht und ambitionierte Produzenten werden sich mehr Möglichkeiten und Funktionen wünschen.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.