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Korg Pa700 Test

Vor einigen Monaten hat Korg einige neue Arranger-Keyboards in der Mittelklasse vorgestellt. Das hier getestete Pa700 schließt die Lücke zwischen dem ebenfalls neuen Pa1000 und dem Pa600, das – mit Ausnahme der Oriental-Version Pa600 QT – übrigens vorerst weiterhin erhältlich sein soll. Welche neuen Funktionen das Korg Pa700 mitbringt und wie es klingt, haben wir in diesem Testbericht untersucht.

Das Korg Pa700 gibt es in einer Standard-Version (im Bild) und in einer Oriental-Ausführung. (Fotos: Jens Beckmann / bonedo.de)
Das Korg Pa700 gibt es in einer Standard-Version (im Bild) und in einer Oriental-Ausführung. (Fotos: Jens Beckmann / bonedo.de)


Das Korg Pa700 ist in zwei Versionen erhältlich: Neben der universellen Variante, die Korg uns zum Test zur Verfügung gestellt hat und die für knapp 1.300 Euro zu haben ist, gibt es das Keyboard für rund 100 Euro Aufpreis auch als Oriental-Version. Letztere ist zusätzlich mit einer kleinen Mini-“Tastatur“ zum schnellen Einstellen und Abrufen von Viertelton-Skalen ausgestattet und verfügt über einen speziell für orientalische Musik erweiterten Klang- und Style-Vorrat.

Details

Äußeres

In seinem Kunststoffgehäuse bringt das Korg Pa700 knapp 10 kg auf die Waage und wirkt ausgesprochen stabil. Die leicht abgerundeten Kanten und das angenehm anzufassende Material machen das Instrument zu einem Handschmeichler. Die Lautsprecher ruhen hinter soliden Metallgittern und rufen mit ihren weißen Membranen Erinnerungen an die ehrwürdigen Yamaha NS-10M Studiomonitore hervor. Das Bedienfeld ist in einem braunen Farbton gehalten, der sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, aber doch einen optischen Akzent im grauen Keyboard-Allerlei setzt. In der Mitte thront der 7 Zoll große, farbige Touchscreen, der genauso groß ist wie der des Pa4X – das ist schon mal eine Ansage. Alle Bedienelemente fühlen sich hochwertig an und wirken langlebig. Zum Lieferumfang gehört ein Notenpult, das hinten eingesteckt wird und ebenfalls einen haltbaren Eindruck macht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Korg Pa700 schließt die Lücke zwischen Pa600 und Pa1000.

Bedienfeld

Beim Bedienfeld bleibt Korg sich treu: Das Pa700 liegt bei der Anzahl der Knöpfe zwischen dem Pa600 und den etwas überfrachtet wirkenden Pa900 und Pa1000, und wer grundsätzlich mit den Keyboards der Pa-Serie vertraut ist, wird sich sofort zurechtfinden. Auf der linken Seite fallen zunächst vier Drehregler ins Auge, von denen sich einer um die Gesamtlautstärke kümmert und ein zweiter um die schnelle Anpassung des Mischungsverhältnisses zwischen Keyboard-Parts und Begleitung, auch dieses praktische Detail hat bei Korg Tradition. Die beiden verbleibenden Regler sind frei zuweisbar. Ebenfalls keine Überraschungen gibt es bei den Mode-Tastern, mit denen sich das Keyboard zwischen den Betriebsarten Style Play, Song Play, Sequencer und Sound umschalten lässt. Rechts daneben sind die Knöpfe für globale Einstellungen und den Zugriff auf Speichermedien zu finden, darunter die Transporttasten für den Player.
In der Mitte liegt das berührungsempfindliche Farbdisplay, auf dem man alles im Blick hat und die meisten Funktionen wie Mixer, Keyboard Sets und die neuen KAOSS-Effekte mit wenigen Fingertipps erreichen kann. Die Auflösung ist nicht überragend, reicht aber aus, um alles mit dem nötigen Detailreichtum darzustellen. Einzig die virtuellen Fader des Mixers sind sehr kurz geraten und auch wer viel mit der Zugriegel-Simulation arbeitet, würde sich eventuell echte, „anfassbare“ Fader wünschen.
Rechts vom Display gibt es drei Taster für Lyrics, Marker und Score sowie ein großes, silbrig glänzendes Datenrad zur Werteeingabe, flankiert von Exit– und Menu-Buttons. In diesem Zusammenhang sollten auch die Taster Search und Shift erwähnt werden, die sich unterhalb des Displays befinden. Ersterer ermöglicht die Suche nach beliebigen Inhalten, während letzterer vor allem eingesetzt wird, um innerhalb von Listen zum nächsten Buchstaben oder zur nächsten Kategorie etc. zu springen und damit das Blättern zu beschleunigen.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf dem Bedienfeld finden sich Kenner der Pa-Serie sofort zurecht.

Alle Funktionen, auf die man beim Spielen schnell zugreifen können muss, sind in zwei Reihen oberhalb der Tastatur versammelt. Auf der linken Seite geht es hier vornehmlich um die Begleitfunktionen, mit Tastern für die verschiedenen Style-Elemente (Intros, Variationen, Endings etc.), den Chord Sequencer und die vier sogenannten Pads, die sich mit schnell abrufbaren Phrasen belegen lassen. Nicht fehlen darf bei Korg der praktische Taster Manual Bass, der es erlaubt, den Bass-Part zu einem Style selbst zu spielen. Im Gegensatz zu den größeren Pa900 und Pa1000 verfügt das Pa700 nicht über Kategorien-Taster zur Style-Auswahl. Mit dem Taster Style Select lässt sich das entsprechende Menü im Display aber schnell erreichen.
Unterhalb des Displays befinden sich vier Buttons für vier „Keyboard Sets“, die vom Pa4X bekannt sind und nun auch in der Mittelklasse an die Stelle der bisherigen „Single Touch Settings“ STS 1-4 getreten sind. Ein Keyboard Set enthält alle Einstellungen der Tastatur, wie Klangzuordnungen für die drei Upper-Parts und die Lower-Zone, Effekte, Transposition etc., und lässt sich in einer Library abspeichern und Styles sowie Songbook-Einträgen zuordnen. Jeder Style und jeder Songbook-Eintrag enthält bereits vier vorbereitete Keyboard Sets. Passend dazu gibt es den Taster Style to KBD Set, der an die Stelle des STS Mode getreten ist und es erlaubt, die Keyboard Sets beim Wechsel von Styles bzw. Variationen automatisch umzuschalten.
Auf der rechten Seite sind erwartungsgemäß die Knöpfe zur Auswahl von Klangfarben und zur Beeinflussung der live auf der Tastatur gespielten Parts zu finden. Mit neun Kategorien-Tastern werden die wichtigsten Bereiche der Keyboard-Set-Library schnell erreicht. Diese Knöpfe haben eine zweite Verwendung für den ebenfalls vom Pa4X übernommenen Setlisten-Modus. Auch der Taster für das Songbook, ein Favoriten-Knopf namens My Setting und Bedienelemente für Split, Ensemble (z.B. automatische Harmonisierung), Oktavtaster für die Upper-Parts und die Transpositionstaster sind hier angeordnet.
Links von der Tastatur findet man schließlich noch den allseits bekannten Korg-Joystick und drei programmierbare Buttons. Sie kommen insbesondere bei Verwendung der vielen DNC-Klangfarben („Dynamic Nuance Control“) zum Einsatz und ermöglichen dann den spontanen Wechsel zu einer anderen Spielweise bzw. Artikulation. Die in diese Buttons eingelassenen LEDs informieren auf den ersten Blick darüber, ob der gewählte Sound DNC-Spielweisen bereitstellt und ob diese aktiviert sind.
Insgesamt finde ich die Kombination aus vielen direkten Bedienelementen und dem Touchscreen beim Pa700 sehr gut umgesetzt. Sobald man sich einmal an das Layout der Bedienoberfläche gewöhnt hat, lässt es sich mit dem Keyboard sehr flüssig arbeiten und kaum eine wichtige Funktion ist mehr als einen Tastendruck oder einen Fingertipp weit entfernt. Die vielen beleuchteten Buttons verbessern die Übersicht zusätzlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Der praktische Balance-Regler hat bei Korg Tradition. Dazu gibt es zwei programmierbare Potis.

Anschlüsse

Auf der Rückseite erwartet uns das für diese Klasse zweckmäßig bestückte Anschlussfeld. Sehr löblich ist die Verwendung einer Standard-Kaltgerätebuchse für den Stromanschluss, die das Keyboard unabhängig von einem externen Netzteil macht und dank einer Eingangsspannung von 100-240 Volt weltweit genutzt werden kann. Als Audioausgänge stehen zwei 6,3mm-Klinkenbuchsen zur Verfügung. Zwei weitere Klinkenbuchsen bilden den Stereo-Audioeingang, an dessen linken Kanal alternativ ein dynamisches Mikrofon oder eine E-Gitarre angeschlossen werden können, um beispielsweise die neuen, integrierten Gitarreneffekte zu nutzen. Zur Justierung der Eingangsverstärkung gibt es daneben ein kleines Poti. Noch besser wäre an dieser Stelle natürlich eine Klinken-XLR-Combobuchse gewesen, wie sie der Pa4X bietet, aber diesen Trumpf wollte Korg wohl dem Flaggschiff vorbehalten. 
Desweiteren besitzt das Pa700 zwei Pedalanschlüsse (Haltepedal sowie ein frei zuweisbarer Anschluss, z.B. für ein Expression-Pedal). Bei Verwendung des optional erhältlichen Korg DS-1H Pedals ist der Sustainpedal-Anschluss bei bestimmten Flügel- und Klavierklängen Halbpedal-fähig. MIDI darf natürlich nicht fehlen und ist beim Pa700 in Form zweier klassischer DIN-Buchsen für In und Out sowie über die USB-Device-Schnittstelle verfügbar. Ein zweiter USB-Port macht das Keyboard zum USB-Host, sodass man beispielsweise externe MIDI-Controller direkt an das Instrument anschließen kann. Natürlich kann hier auch ein Speicherstick eingesteckt werden. Als Speichermedium für Nutzerdaten empfiehlt sich aber idealerweise eine Micro-SD-Karte, die in einem durch einen Schraubdeckel geschützten Slot Platz findet. Nun fehlen nur noch der Video-Ausgang (Cinch) sowie der Kopfhörerausgang, der praktischerweise auf der Vorderseite zu finden ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Korg Pa700

Tastatur

Die Tastatur des Pa700 ist eine gut spielbare, leicht gewichtete Keyboardtastatur mit 61 Tasten. Den immer etwas kritischen Kompromiss zwischen den Anforderungen verschiedener Sounds wie Klavier, Orgel und Synthesizer finde ich hier gut gelungen. Die Klaviatur lässt sich sensibel kontrollieren und reagiert präzise, sodass schnelle Synthesizer-Passagen, opulente Streicherflächen und gefühlvolle pianistische Darbietungen gleichermaßen gut gelingen. Bei einem langen Auftritt sorgt die angenehme, leichte Gewichtung für ein ermüdungsfreies Spiel.

Lautsprecher

Die beiden Dual-Cone-Lautsprecher leisten 2x 25 Watt und liefern wohl auch dank des Bassreflex-Systems einen überraschend satten Sound. Ihr Klang gefällt mir für ein Mittelklasse-Keyboard gut und ich habe es während der Testphase nicht geschafft, die Lautsprecher in die Verzerrung zu treiben. Für das Üben zu Hause und zu Monitoring-Zwecken reichen die Speaker absolut aus und es ist gut möglich, dass man selbst eine kleinere Chorprobe damit bestreiten könnte. Wenn es nötig ist, kann das Keyboard ganz schön laut werden und klingt dann immer noch erstaunlich souverän.

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Praxis

Klang

In der Standardversion bietet das Pa700 mehr als 1.700 Klangfarben, in der Oriental-Version sind es sogar über 1.850. Damit ist wirklich für alles gesorgt. Die Basis der 128-stimmigen Klangerzeugung ist die EDS-X Engine, wie sie auch beim Pa4X zum Einsatz kommt. Das Paradestück ist der Flügelklang „Concert Grand“, der neben zahlreichen Dynamikstufen über Dämpfer- und Gehäuseresonanzen verfügt und es durchaus mit aktuellen Digital- und Stagepianos aufnehmen kann. Aber auch die anderen Klänge des Pa700 haben einen durchweg sehr guten Eindruck hinterlassen. Hervorzuheben sind die zahlreichen DNC-Klänge, die sich mit verschiedenen Instrumenten-typischen Spielweisen, die über die drei dafür vorgesehenen Buttons aktiviert werden, sehr ausdrucksstark spielen lassen. Auch die Simulation einer Zugriegelorgel macht einen guten Eindruck und ermöglicht authentische Orgelsounds, obwohl sich bei der etwas fummeligen Bedienung der Drawbars über das Display kein wirkliches Orgelfeeling einstellen mag. Aber man kann sich einen individuellen Orgelsound mit den typischen Effekten basteln und diesen beim Spielen in Echtzeit beeinflussen. Im Synthesizer-Bereich überzeugt das Pa700 mit zahlreichen aktuellen Sounds, die eine stilechte Darbietung moderner Hits ermöglichen.
Wem der interne Klangvorrat nicht reicht, der kann den Sample-Speicher nutzen, um eigene Sounds zu laden. Neben dem proprietären KORG-Format lädt das Pa700 Samples in den Formaten WAV, AIFF und SoundFont. Samples können direkt am Instrument bearbeitet und zu Multisamples zusammengesetzt  oder als Drumsamples verwendet werden. Der 128 MB große Speicher arbeitet mit einer Datenkompression; laut Korg entspricht die Kapazität etwa 256 MB linearem Sample-Material. Viel Platz ist das trotzdem nicht; hier möchte Korg wohl dem Pa4X keine interne Konkurrenz machen. Wer viel mit eigenen Sample-Sounds arbeitet, wird auch weiterhin zum Flaggschiff greifen müssen.
Die gut klingende Effektsektion hat einen großen Anteil am sehr guten Grundsound des Pa700. Für die Keyboard-Parts stehen ein Insert- und zwei Master-Effekte mit jeweils 148 Effekttypen zur Verfügung. Zwei weitere Inserts und zwei Master-Effekte sind für die Style- bzw. Song-Wiedergabe reserviert. Schließlich gibt es noch einen Limiter und einen Master EQ, mit denen sich das Gesamt-Ausgangssignal beeinflussen lässt, und gesonderte Effekte für den Mikrofon- bzw. Gitarreneingang. Damit ist man für die üblichen Anforderungen eines Auftritts bestens gerüstet.

Audio Samples
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Concert Grand E-Pianos Wurly (Clean, Amp, Tremolo, Compressor+Amp) Nylon Guitar DNC Concert Guitar DNC Disto Mute Dist Guitar 1 DNC Drawbars Real Strings Chamber Strings Parallel Trance Next Dance Synth Pad

Begleitautomatik

Die guten Klänge des Pa700 machen sich auch bei der Style-Wiedergabe bemerkbar. Der Arranger hat einen druckvollen, lebendigen Grundsound und die meisten Styles sind sehr stilsicher programmiert. Vor allem die knackigen Drums und die inzwischen wirklich sehr gut umgesetzten Gitarrenparts sind maßgeblich für den guten Sound der Begleitautomatik verantwortlich. Noch vor wenigen Jahren musste man sich fast schämen, einen Rocksong auf einem Arranger-Keyboard zu intonieren – mittlerweile klingen die Gitarren so gut, dass man sich das durchaus guten Gewissens erlauben kann. Auch für moderne Dance-Tracks hält das Pa700 viele frische Styles bereit, wobei sich die angesagten Stile in diesem Bereich so schnell ändern, dass man auf Dauer nicht darum herumkommen wird, aktuelle Styles für die neuesten Hits nachzuladen.
Viele Styles lassen schon am Namen erkennen, welcher Hit bei der Programmierung Pate stand. Der entsprechende Song lässt sich dann sehr authentisch interpretieren, andererseits sind diese Styles oftmals zu speziell, um sie auch für andere Titel einsetzen zu können. Bei 370 Werks-Styles (520 in der Oriental-Version) geht dem Pa700 aber nicht so schnell die Puste aus, und wer das Gesuchte nicht findet, kann Styles nachladen, in allen Details editieren oder komplett selbst erstellen und auf 1152 Benutzer-Speicherplätzen ablegen. Zusätzlich gibt es wie beim Pa4X eine Funktion, die aus einer MIDI-Datei einen Style erzeugen kann, wobei das Ergebnis hier stark von der Qualität des verwendeten MIDI-Files abhängt.
Jeder Style verfügt über drei Intros, vier Variationen, vier Fill-Ins, einen Break und drei Endings. Außerdem gibt es zu jedem Style vier vorbereitete Keyboard-Sets, die sich auf Wunsch mit den Variationen umschalten lassen. Die Funktionen Bass Inversion, Manual Bass und Accompaniment Mute erhöhen die Flexibilität des Arrangers zusätzlich. Sehr praktisch ist auch der Chord Sequencer, mit dem man eine Akkordfolge aufzeichnen und wiederholen lassen kann, um dann beide Hände zum Solieren frei zu haben. Akkordsequenzen lassen sich in Styles und Songbook-Einträgen speichern, damit man sie nicht jedes Mal neu aufzeichnen muss.

Audio Samples
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Marvin G Pop Foo Rock Sunny Pop Dixieland Tropicana Dance Synth Beat Trap

Song-Player und Recorder

Der Song-Player des Pa700 spielt MIDI- und MP3-Songs aus dem internen Speicher, von einem USB-Stick oder von einer SD-Karte ab. Die lesbaren Dateiformate sind MID, KAR, MP3+Lyrics und MP3+G. Sofern die betreffende Datei diese enthält, können Lyrics und/oder Akkorde angezeigt werden. Auch TXT- und CDG-Dateien werden vom Pa700 gelesen. Bei der MIDI-Wiedergabe lassen sich Tempo und Transposition einstellen und auch MP3-Songs können in gewissen Grenzen in Tonhöhe und Tempo justiert werden, was aber naturgemäß zu Qualitätseinbußen führt. Selbstverständlich kann man zur Song-Wiedergabe auf dem Keyboard spielen, wobei es immer wieder praktisch ist, das Verhältnis zwischen dem Song und den Live-Parts mit dem Balance-Drehregler im Handumdrehen anpassen zu können.
Mit dem umfangreich ausgestatteten MIDI-Sequenzer mit 16 Spuren kann man eigene MIDI-Songs erstellen. Dafür stehen verschiedene Aufnahme-Modi zur Verfügung. Im Multitrack-Modus lassen sich alle 16 Spuren einzeln nacheinander aufnehmen, wobei auch ein Step-Verfahren angewendet werden kann. Der einfachere Modus „Backing Sequence“ erlaubt es, die Melodiestimme und einen Style aufzuzeichnen. In beiden Modi können die KAOSS-Effekte mit aufgenommen werden. Songs lassen sich detailliert bearbeiten, bis hin zur Bearbeitung einzelner Noten auf der Event-Ebene. Obwohl das über den Touchscreen recht flott von der Hand geht, reicht der Komfort beim Editieren aber natürlich nicht an eine DAW heran.
Außerdem gibt es einen MP3-Recorder, der nicht nur das Ausgangssignal des Keyboards (Songs, Styles und Sounds inkl. KAOSS-Effekte) aufzeichnet, sondern auch die Signale vom Audioeingang. Sowohl die Gitarren- als auch die Gesangseffekte werden mit aufgezeichnet, sodass es durchaus möglich ist, ohne Zuhilfenahme von weiteren Gerätschaften komplette Audio-Demos zu produzieren. Indem man einen aufgenommenen MP3-Song vom Player abspielen lässt und erneut dazu spielt bzw. singt, lassen sich auch Overdubs erstellen. Das Handbuch weist jedoch richtigerweise darauf hin, dass dabei die Qualität nachlässt, weil eine komprimierte Audiodatei erneut komprimiert wird. Für derartige Aufgaben sollte man also besser auf eine DAW zurückgreifen.

Songbook und Setlist

Das Songbook ist ein unersetzlicher Helfer bei der Organisation der persönlichen Einstellungen für das gesamte Repertoire. Komplette Registrierungen inkl. Styles, Keyboard Sets, Effekte, MIDI- oder MP3-Songs, Pad-Phrasen, Tempo und Transposition etc. lassen sich als Songbook-Einträge speichern und dann anhand verschiedener Kriterien sortieren, filtern und beim Auftritt schnell wiederfinden. Ab Werk liegen bereits Hunderte Einträge für diverse alte und neue Hits im Speicher, die einen guten Startpunkt bilden und oftmals tatsächlich recht authentisch klingen. 

Audio Samples
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Songbook: It’s Kind Of Magic

Neu in dieser Klasse ist die Setlisten-Funktion, die sich an der gleichnamigen Funktion des KRONOS orientiert und beim Pa4X erstmals Einzug in die Pa-Serie gehalten hatte. Songbook-Einträge lassen sich in Setlisten sortieren, um schnell die Einstellung für den nächsten Song parat zu haben. Jeweils neun Einträge einer Setlist können über die Keyboard-Set-Taster direkt angewählt werden, außerdem kann man natürlich im Display eine Auswahl treffen und durch die Setliste blättern. Das ist ein sehr praktisches Feature, das die Vorbereitung von Auftritten enorm erleichtert und auf der Bühne die Pausen kurz hält.

KAOSS-Effekte

Mit dem 1999 erstmals vorgestellten KAOSS Pad ist Korg ein moderner Effektklassiker gelungen, der bei Keyboardern, Produzenten und DJs gleichermaßen beliebt ist. Seit dem Betriebssystem-Update 2.0 ist auch der Pa4X mit den Touchpad-Effekten ausgestattet, und nun gibt es sie auch im Pa700. Grundsätzlich stehen zwei Typen von KAOSS-Effekten zur Verfügung. Mit den „Transformation“-Effekten lassen sich Styles und Songs während der Wiedergabe in Echtzeit „verbiegen“. So ist beispielsweise ein Morphen zwischen Variationen oder Drumkits per Fingerstreich möglich, was zu interessanten rhythmischen Ergebnissen führen kann und bei geschicktem Einsatz eine sehr lebendige Performance erlaubt. „Arpeggiator“-Effekte beziehen sich auf die in der Upper-Zone gespielten Noten und lassen variantenreiche und in Echtzeit beeinflussbare Arpeggios entstehen. Außerdem gibt es noch einen Bandecho-Effekt, der sich über das Pad modulieren lässt. Am meisten Spaß machen die KAOSS-Effekte bei modernen Dance-Tracks, wo sie tatsächlich etwas DJ-Feeling aufkommen lassen.
Zum Wesen der KAOSS-Effekte gehört, dass man nicht immer ganz genau planen bzw. vorhersagen kann, was genau passieren wird. Inwieweit das im Entertainer-Alltag praktikabel ist, muss jeder selbst entscheiden. Fest steht: Wer sich traut, den Dingen ihren Lauf zu lassen und seine Performances mit einem gewissen Überraschungsmoment zu würzen, findet in den KAOSS-Effekten ein mächtiges, inspirierendes Werkzeug, das immer wieder zu neuen, unerwarteten Ergebnissen führt.
Tipp: Mehr zur Funktionsweise der KAOSS-Effekte und einige Beispiele findet ihr in unserem Workshop Korg Pa4X-Serie OS 2.0 #2: KAOSS-Funktion. Da die Funktion beim Pa700 identisch mit der des Pa4X ist, lassen sich die Beispiele auch auf dieses Modell anwenden – wie übrigens auch viele andere Inhalte dieser Workshop-Reihe.

Gitarren- und Gesangseffekte

An die linke Buchse des Stereo-Audioeingangs kann wahlweise ein dynamisches Mikrofon oder eine E-Gitarre bzw. ein E-Bass angeschlossen werden. Als Stereo-Eingang steht der Input dann natürlich nicht mehr zur Verfügung. Für Gesang und Gitarre bietet das Pa700 jeweils einen eigenen Effektweg. Die Gesangseffekte umfassen einen 3-Band-EQ, einen Kompressor und ein Gate sowie einen Prozessor mit verschiedenen Hallräumen, Modulationseffekten und Delays. Nicht enthalten ist allerdings der TC Helicon Voice Processor aus dem Pa4X – dieser bleibt für’s Erste dem Flaggschiff vorbehalten. Gitarristen dürfen sich über mehrere Amp-Simulationen und die ganze Palette von Bodeneffekten wie Distortion, Delays und Modulationseffekte freuen. In beiden Bereichen gibt es etliche Presets und je 64 Speicherplätze für eigene Kreationen. Die Effekteinstellungen für Gesang oder Gitarre lassen sich zudem mit Songbook-Einträgen sichern. Die Effekte klingen sehr gut und ermöglichen es in vielen Fällen, auf externes Equipment zu verzichten. 

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Fazit

Das Korg Pa700 ist ein in allen Bereichen gelungenes Entertainer-Keyboard. Der Gesamtsound ist hervorragend und kann es durchaus mit Keyboards der Profi-Klasse aufnehmen. Die vielen DNC-Klangfarben, die stilsicher und detailreich programmierten Styles und nicht zuletzt die guten und zahlreichen Effekte setzen in dieser Klasse einen neuen Standard. Positiv hervorzuheben sind auch die vom Pa4X übernommenen KAOSS-Effekte, mit denen man Styles, Songs und Arpeggios in Echtzeit beeinflussen kann, und der ebenfalls vom Pa4X stammende, äußerst praktische Setlisten-Modus. Die Bedienung geht dank vieler Bedienelemente und 7-Zoll-Touchscreen flott von der Hand. Das Ergebnis ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket, das für viele Anwender alles enthält, was ein Keyboard leisten muss. Angesichts des Gebotenen darf man den Preis des Pa700 als sehr fair bezeichnen. Für einen geringen Aufpreis bietet die Oriental-Version zusätzliche Sounds und Styles für orientalische Musik, sowie eine Minitastatur zur Einstellung von Viertelton-Skalen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr guter Gesamtsound
  • Viele DNC-Klangfarben mit zusätzlichen Artikulationen
  • Sounds und Styles umfassend editierbar
  • Gutes Bedienkonzept mit vielen Bedienelementen und großem Touchscreen
  • KAOSS-Effekte
  • Gitarren- und Mikrofoneingang mit eigenen Effekten
  • Setlisten-Modus wie beim Pa4X
  • USB-Host zum direkten Anschluss von Controllern
  • Oriental-Version mit zusätzlichen Sounds und Viertelton-Stimmungen verfügbar
Contra
  • Kein Aftertouch
  • Recht kleiner Sample-Speicher
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Korg Pa700 Test
Für 1.299,00€ bei
Das Korg Pa700 setzt in der Mittelklasse neue Akzente.
Das Korg Pa700 setzt in der Mittelklasse neue Akzente.
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