BandLab Link Analog 01 Test

Das “Link Analog Version 01”-Interface von BandLab ist ein äußerst kompaktes analoges Audio-Interface, welches speziell zur Verwendung an Smartphone und Tablets und anderen sogenannten mobilen Endgeräten gedacht ist.

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Ein Audio-Interface speziell für Mobilgeräte ist eigentlich eine recht naheliegende Idee: Unsere Smartphones haben wir eh immer an Frau und Mann und zudem werden diese kleinen Mini-Computer mit immer stärkeren CPUs ausgestattet. Von der Rechenleistung hat ein modernes Smartphone also Power genug zum Musik produzieren, und die entsprechenden Apps wie zum Beispiel Apples GarageBand (für iOS) sind ja auch schon programmiert.
Was man noch braucht, um immer und überall Musik aufnehmen zu können, ist die Verbindung nach “draußen”, in die Welt der Saitenschwingungen und Schallwellen. Das ist die Aufgabe eines Audio-Interfaces und genau dafür ist das BandLab Link Analog 01 gedacht. Und weil dieses Interface die analoge Schnittstelle der Kopfhörerbuchse nutzt, funktioniert das Link Analog an nahezu jedem Smartphone und mit jeder Audio-App.

Details

Das BandLab Link Analog Version 01 ist ein analoges Audio-Interface, ein Konzept das man vor allem aus dem Bereich der Saiteninstrumente kennt. Dort gibt es schon lange solche analogen Audio-Interfaces, die den Ausgang einer Gitarre (oder eines anderen Saiteninstrumentes) mit der Amp-Simulations-App auf dem Smartphone verbinden. Als Schnittstelle wird dabei die analoge Kopfhörerausgangsbuchse des Mobilgerätes genutzt. Inzwischen gibt es sogar analoge Audio-Interfaces, mit denen man Mikrofone auf diese Weise an das Smartphone anschließen kann. BandLab ist aber (meines Wissens nach) einer der ersten oder sogar der erste Hersteller, der die naheliegende Idee umgesetzt hat, den Klinkeneingang für Saiteninstrumente und den XLR-Eingang für Mikrofone in ein Gerät zu packen. Weil das Ausgangssignal eines dynamischen Mikrofons nur wenige Millivolt stark ist, hat das Link Analog einen Vorverstärker an Bord. Tatsächlich hat das Kästchen nicht wesentlich mehr unter der Haube als diesen Vorverstärker, weshalb die Einordnung des Link Analog 01 etwas schwierig ist.

Was es nicht ist!

Im Zusammenhang mit unseren digitalen Musik-Workstations verstehen wir unter einem Audio-Interface im allgemeinen ein Gerät, das digital in das Produktionssystem eingebunden wird. Solch ein digitales Audio-Interface übernimmt vor allem die ADDA-Wandlung, das Signal-Routing und bei einigen Interfaces inzwischen sogar die Berechnung von DSP-Effekten (eine Vorverstärkung von Signalen gehört nicht zwingend zu diesem Portfolio, obwohl inzwischen fast alle digitalen Audio-Interface Mikrofonvorstufen mit an Bord haben).
Im Sinne dieser Definition ist das BandLab Link Analog kein “richtiges” Audio-Interface, denn das wesentliche Element, die Wandlung analoger Signal in digitale und umgekehrt, beherrscht das BandLab-Kästchen nicht.

Was also ist es?

Die Bezeichnung “High Quality Audio Interface”, wie BandLab sein Produkt – in meinen Augen etwas unglücklich – auf seiner Webseite bezeichnet, ist irreführend, erweckt es doch leicht falsche Erwartungen beim Anwender. Das Link Analog aber als reinen Vorverstärker zu bezeichnen, wird dem Gerät auch nicht 100%-ig gerecht … Was also ist das Link Analog eigentlich?
“Interface” ist das englische Wort für “Schnittstelle”, und diese dient technisch gesehen zum Austausch von Information. Mit dem Link Analog tauschen wir analoge Audio-Signale mit dem Smartphone aus, weshalb ich fortan die Bezeichnung “analoges Audio-Interface” nutze, weil es letztlich die Funktion des Link Analog am besten beschreibt.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick auf die Bodenplatte verrät, worum es sich handelt: um ein „Analog Audio Interface“, Version 01.

Betonung auf “analog”

Ein “richtiges” Audio-Interface ist das Link Analog Version 01 also nicht. Beim Link Analog gibt es ja keinen digitalen Datenaustausch zwischen Interface und Smartphone. Und auch die Wandlung von analogen zu digitalen Signalen (und umgekehrt) ist keine Fähigkeit, die das BandLab-Interface beherrscht.
Vielmehr nutzt das Link Analog recht clever die Ein- und Ausgänge, die jedes Smartphone für die alltägliche Nutzung eh schon an Bord hat: die Ausgangsbuchse für den Kopfhörer, über die neben einem Stereosignal aus dem Smartphone heraus nämlich auch ein Kanal ins Smartphone hineingelangen kann: das Signal für das Freisprechmikrofon. Stereo raus und Mono rein, genau diese drei Signale plus die Masseverbindung laufen über das vierpolige Miniklinkenkabel, mit dem das Interface und das Mobilgerät verbunden werden.
Dabei muss man die Beschaltung dieses Kabels beachten. Dieses muss nach CTIA-Standard beschaltet sein, was aber glücklicherweise bei fast allen aktuellen Smartphones und Tablets der Fall ist. Nur wenige Mobilgeräte nutzen den OMTP-Standard. Hier läuft die Masseverbindung über den vierten, untersten Ring am Stecker, und an solchen Geräten funktioniert das Link Analog 01 nicht!

Fotostrecke: 3 Bilder Vier Signale werden analog übertragen: Mikrofonsignal, Masseverbindung und linker und rechter Audiokanal vom Smartphone.

Ins und Outs

Auf dem Interface steht ” Version 01″, und die Zahl hat zwei Bedeutungen. Zum einen ist es das erste Stück Hardware, welches der Hersteller BandLab aus Singapur auf den Markt bringt. 01 bedeutet aber auch, dass es sich – wie gesagt – um ein einkanaliges Interface handelt, es besitzt eine Eingangsbuchse auf der Vorderseite, ausgeführt als XLR/Klinken-Buchse. Neben dynamischen Mikrofonen ist das Link Analog vor allem zur Nutzung mit Saiteninstrumenten gedacht, allen voran E-Gitarren. Beim Klinkeneingang dürfet es sich also um einen hochohmigen High-Z-Eingang handeln (einen Wert für die Eingangs-Impedanz finden sich in den technischen Spezifikationen aber nicht).
Die Bedienelemente auf der Frontplatte sind überschaubar, es gibt einen großen Gain-Regler, eine kleine Status-LED und eine Stereo-Miniklinkenbuchse für einen Kopfhörer. Einen Regler für die Kopfhörerlautstärke gibt es nicht, die Abhörlautstärke wird am Smartphone eingestellt.
Auf der Rückseite befinden sich drei Anschlüsse: zum einen zwei Miniklinkenbuchsen, wobei eine zum Anschluss externen aktiver Lautsprecher dient, und ein USB-Anschluss zum Laden der Akkus. Der dritte Anschluss ist wiederum eine Miniklinkenbuchse, über die letztlich die Verbindung zum Smartphone oder Tablet hergestellt wird. Alle Buchsen sind mit kleinen selbsterklärenden Icons versehen.

Mehr Preamp als Interface

Wie gut die Aufnahmen mit dem Link Analog klingen, ist letztlich auch von der Klangqualität der im Smartphone verbauten AD/DA-Wandler abhängig. Immerhin erreicht man durch die Vorverstärkung des internen Preamps immer einen guten Signal-Rausch-Abstand.
Zudem sorgt das Interface für eine Impedanz-Anpassung, denn der Ausgang des internen Preamps ist niederohmig, während der Eingang am Smartphone hochohmig ist. Diese Impedanz-Anpassung ist auch technisch notwendig, damit das Smartphone das Signal vom Interface überhaupt erkennt.

Keine Phantomspeisung

Das Link Analog 01 liefert keine Phantomspeisung für Kondensatormikrofone. Man ist also entweder auf die Nutzung dynamischer Mikrofone limitiert oder nutzt ein externes Speiseteil. Die Funktion einer Phantomspeisung würde das Link Analog aber wesentlich aufwerten, und die Konkurrenz zeigt, dass es technisch möglich ist über einen Akku oder Batterien eine Phantomspeisung bereitzustellen. Und einen Akku hat das Link Analog ja an Bord.

Stromlos glücklich

Was man nicht braucht, ist ein externes Netzteil, denn das Link Analog besitzt einen eingebauten Akku mit 350 mA Kapazität. Auf der Webseite von BandLab (bandlab.com) steht: “Built-in rechargeable battery for added noise reduction” und das ist eine etwas missverständliche Aussage! Neben der Vorstufe hat das Interface einen Kopfhörerverstärker an Bord. Beides dient laut BandLab dazu “Nebengeräusche zu minimieren und die Klangqualität für die Aufnahme und das Monitoring zu verbessern”. Ein aktives Rauschunterdrückungssystem besitzt das BandLab Interface also nicht!
Der Akku versorgt diese beiden Verstärkerschaltungen nach Herstellerangaben für acht Stunden mit Strom. Diesen Wert konnte ich im Test bestätigen. Danach muss das Interface aufgeladen werden und dazu – und nur dazu! – dient die Mini-USB-Buchse auf der Rückseite.

Wer oder was ist eigentlich BandLab?

BandLab ist der Name einer aus Singapur stammenden Firma, die der Musiker Kuock Meng Ru gegründet hat (seine Familie ist der weltweit größte Lieferant für Palmöl, entsprechend vermögend ist Kuock Meng Ru). BandLab ist für den Musiker so eine Art Liebhaberprojekt, in das viel Geld investiert wird, die BandLab-App selbst und der Account sind kostenlos. Das Link Analog 01 ist nun das erste kommerzielle Produkt des Musikliebhabers aus Singapur, das Geld kostet, allerdings nicht viel: Gerade mal 49,- Euro soll das kleine Kästchen kosten.
Die BandLab-App ist eine Cloud-basierte Anwendungen zur Erstellung und der Verbreitung von Musi. Man könnte auch sagen, es ist virtuelles Tonstudio mit angeschlossenem Konzert-Club inklusive Plattenladen. Zugang zu diesem “Tonstudio” hat man über den Webbrowser und über die BandLab-App, die auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und/oder Tablets läuft. Welcher Gedanke letztlich hinter dem Geschäftsmodell von BandLab steht, ist nicht so ganz klar. In Zukunft sind die Einbindung von Werbung und der Vertrieb der auf BandLab erstellten Musik denkbar.
Relativ sicher wird es weitere Produkte aus dem Bereich Musik-Equipment geben. Auf der Herstellerwebseite werden schon weitere Audio-Interfaces angekündigt, die auf den Namen “Link Digital” und “Link Digital Duo” hören und dann eher dem entsprechen dürften, was wir unter einem Audio-Interface verstehen.
Anfang April 2018 hat BandLab überraschend den Kauf der Firma Cakewalk bekannt gegeben, die auch die professionelle DAW-Software “Sonar” herstellt, nachdem der Vorbesitzer Gibson das (vor allem in Amerika) beliebte Sequenzerprogramm eigentlich einstampfen wollte. Man darf also gespannt sein, was BandLab noch so im Köcher hat.

Praxis

Ganz unbedarft verbinde ich das mitgelieferte Miniklinken-Spiralkabel mit meinem Smartphone und öffne die BandLab-App. Dann lade ich eine Sound-Bank, drücke erwartungsvoll “Play” und höre … nichts. Die kleine Status-LED, die laut dem kurzen Quick-Start-Bilderbuch eigentlich grün leuchten müsste, bleibt dunkel, einen Power-Schalter in irgendeiner Form finde ich nicht. Also habe ich ganz Sherlock-mäßig kombiniert – irgendwie muss das Ding doch angehen! – und siehe da: Als ich das Klinkenkabel meines Basses in die Eingangsbuchse stecke, erwacht das Link Analog 01 zum Leben und ich höre das Signal vom iPhone. Im ersten Moment bin ich verwundert, aber bei näherer Betrachtung ergibt das sogar Sinn: Nur wer das Signal eines Mikrofons oder eines Instrumentes via Klinke oder XLR über das Link Analog ins Smartphone schicken möchte, braucht überhaupt das kleine weiße Kästchen. Solange man nur Beats programmiert oder Musik hören möchte, kann man den Kopfhörer auch direkt ans Smartphone anschließen, dazu braucht es kein Interface. Ich konnte auf jeden Fall keinen nennenswerten Unterschied in der Klangqualität zwischen Kopfhörerausgang am Smartphone und am Link Analog feststellen.

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Überraschend gute Klangqualität

Für die Testaufnahmen habe ich Apples GarageBand-App auf meinem iPhone SE verwendet, da ich die einzelnen Spuren so einfach exportieren konnte. Außer einer Normalisierung wurde an den Audio-Files nichts bearbeitet. Tatsächlich war ich überrascht, wie gut die Audio-Beispiele am Ende klingen (von handwerklichen Defiziten an dem ein oder anderen Instrument mal abgesehen …). Allerdings werden dem iPhone SE ja immer wieder sehr gute Audio-Werte nachgesagt, was ich aber bis dato nie explizit überprüft habe, da mir der Gedanke, mit meinem Smartphone Produktions-reife Spuren aufzunehmen, bisher nicht gekommen ist. Mit ein bisschen Processing hätte ich aber bei der folgenden Bassaufnahme keine Bauchschmerzen, diese in einem “richtigen” Arrangement weiter zu verarbeiten. Klar, bei den Mikrofonsignalen sieht die Sache anders aus. Die Beschränkung auf dynamische Mikrofone schmerzt natürlich, gerade wenn man akustische Instrument oder gar Gesang aufnehmen möchte.

Audio Samples
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Aktiver Ibanez E-Bass über Link Analog 01 Fender Stratocaster über Link Analog 01 Ukulele über Shure SM57 und Link Analog Mixdown aller drei Spuren

Randnotiz: Warum ist das Ding so schwer?

Wie ich so mit dem Mini-Interface unterwegs bin, verstehe ich auch, warum der kleine Kasten für seine Größe recht schwer ist! Schließlich hängt da ein teures Smartphone am Interface und am Interface wiederum ein Gitarrenkabel. Da macht das mehrere hundert Euro teure Smartphone schneller mit dem harten Untergrund Bekanntschaft, als einem lieb sein dürfte. Und genau dieser Gefahr des ungewollten Abflugs stellt das Link Analog sein Kampfgewicht von fast 400 Gramm entgegen. Da hat jemand mitgedacht …

Fazit

Das BandLab Link Analog Version 01 ist eine kleines analoges Interface , dass auf denkbar einfachste Weise aus dem Smartphone oder Tablet eine kleine Mini-DAW macht. Die Bezeichnung “analog” im Namen ist dabei wörtlich zu verstehen: Es werden keine Daten auf digitalem Weg ausgetaucht, vielmehr nutzt das Link Analog auf clever Art und Weise die guten Audio-Werte der modernen Smartphone-Kopfhörerbuchsen. Der Funktionsumfang beschränkt sich im Prinzip auf einen Gain-Regler, selbst der technisch wenig versierte Musiker kann also im Prinzip nichts “falsch” machen. Wie das Link Analog in der Praxis klingt, hängt dann immer auch vom verwendeten Mobilgerät ab. Von den Ergebnissen an meinem Apple iPhone SE war ich trotz anfänglicher Skepsis positiv überrascht. Für weniger Geld kriegt man momentan ein Mikrofon- und/oder Instrumentensignal nicht ins Smartphone.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • günstiges analoges Interface
  • Sound geht völlig in Ordnung
Contra
  • keine Phantomspeisung
  • spärliche Dokumentation
Artikelbild
BandLab Link Analog 01 Test
Für 49,00€ bei
BandLab_Link_Analog_3
Technische Spezifikationen
  • Analoges Audio-Interface
  • 1 Eingang XLR oder Klinke
  • Kopfhörerausgang
  • Stereoausgang für Aktivmonitore
  • Plattform: Android oder iOS
  • Abmessungen: Breite 70 mm, Tiefe 77 mm, Höhe 42 mm
  • Gewicht: 382 Gramm
  • Akkukapazität: 350 mAh, ausreichend für acht Stunden Betrieb
  • Ladenpreis: 49 Euro (Juni 2018)
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