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Doepfer A-126-2 und Xaoc Devices Koszalin Test

Doepfer A126-2 und Xaoc Devices Koszalin sind zwei neue Frequency Shifter, die den experimentellen Sound ins Eurorack bringen. Wir haben mit beiden Modulen zwei moderne Eurorack-Versionen im Test, die der Erfindung Harald Bodes zugrunde liegen.

Xaoc Devices Koszalin [l.] und Doepfer A 126-2 nebst Expander [r.]. (Quelle: Lukas Hermann)
Xaoc Devices Koszalin [l.] und Doepfer A-126-2 nebst Expander [r.]. (Quelle: Lukas Hermann)

Einer der frühesten und zugleich kreativsten Effekte der Synthesizergeschichte ist der Frequency Shifter. Harald Bode erfand das Gerät für das erste Moog-Modularsystem in den1960er Jahren, später baute auch Don Buchla eine Version für seins. Seither findet der experimentelle Sound regelmäßig neue Freunde – auch im Eurorack. Innerhalb weniger Monate sind nun zwei neue Varianten erschienen: der Xaoc Koszalin und der Doepfer A-126-2 Frequency Shifter. Ein guter Anlass für einen Vergleichstest!

Quick Facts: Frequency Shifter

Ein Frequency Shifter – zu Deutsch: Frequenzschieber – ist ein spezielles Effektgerät. Der Frequency Shifter verschiebt alle Frequenzen des eingehenden Audio-Signals um die gleiche Frequenz – nach oben, nach unten oder beides zugleich. Damit funktioniert er anders als ein Pitch Shifter, welcher alle Frequenzen proportional verschiebt, um harmonische Verhältnisse zu erhalten. Diese sind jedoch nicht das Revier des Frequency Shifters. Dieser produziert mit voller Absicht künstliche, atonale Sounds.

Details

Der Xaoc Koszalin und der Doepfer A-126-2 verschieben also beide Frequenzen, das jedoch auf unterschiedliche Weisen. Der Koszalin arbeitet digital und stereo, der A-126-2 ist mono, dafür aber analog. Was sie außerdem unterscheidet? Damit legen wir jetzt los.

Doepfer A 126-2 und Xaoc Koszalin: Schrägansicht
Der Doepfer A-126-2 und der Xaoc Koszalin sind Vertreter einer seltenen Eurorack-Spezies: sie verschieben Frequenzen. (Quelle: Lukas Hermann)

Xaoc Koszalin: Vier Outputs und viel Stereo

Wie man mit dem Koszalin die Frequenzen des Input-Signals verschiebt, ist glasklar: Einfach ein Audio-Signal reinschicken und den großen Regler drehen (beim Doepfer übrigens auch). Nach rechts gedreht und man verschiebt sie hoch. Nach links gehts runter. Oder umgekehrt: Denn der Koszalin bietet zwei Stereo-Ausgangspaare, welche die nach oben und nach unten verschobenen Frequenzen ausgeben. Sie tauschen die Rollen, wenn mit dem Hauptregler durch null bzw. 12 Uhr gedreht wird.

Doepfer A 126-2 und Xaoc Koszalin: Regler
Beide Module haben große Hauptregler zum Verschieben der Input-Frequenzen. (Quelle: Lukas Hermann)

Mit einem Schalter oben rechts kann dessen Spannweite eingestellt werden: auf +/- 50 Hz, 500 Hz oder 5 kHz. Der Regler funktioniert in allen drei Modi exponentiell, sodass kleine Frequenzabweichungen genauer eingestellt werden können. Perfekt für subtilere Effekte.

FM: Linear, exponentiell – und mit Feedback

Drastischer wird es mit dem Einsatz von FM. Der Koszalin erlaubt als digitales Modul Thru-Zero-FM, linear wie exponentiell. Damit und mit dem Feedback-Regler können aggressive, atonale Frequenzwände erbaut werden, über die man mit dem „Density“-Regler jedoch immer noch etwas tonale Kontrolle hat.

Doepfer A-126-2: Der mit dem Expander

Der Doepfer-Frequenzschieber hat einen geringeren Frequenzbereich als der Koszalin. Dafür hat er andere Tricks auf Lager, für die allerdings der 49 Euro teure Expander hermuss. Der wird mithilfe von mitgelieferten Jumper-Kabeln ans Hauptmodul angeschlossen und stellt Outputs für alle Phasen der analogen Schaltung bereit, die für das Verschieben sorgen.

Doepfer A 126-2 und Xaoc Koszalin: Jacks
An den zwei Frequenzschiebern sind die Inputs und Outputs recht eng gestaffelt. (Quelle: Lukas Hermann)

Das Ganze funktioniert wie folgt: Am Eingang liegen zwei Dome-Filter (Allpass), welche das Input-Signal doppelt in seiner Phase anpassen. Anschließend wird die Frequenz mithilfe eines internen Quadraturoszillators und zwei Ringmodulatoren verschoben. Aufgrund letzterer hört man in höheren Frequenzen manchmal ein Übersprechen des internen Oszillators, doch allzu sehr stören tut das nicht.

Flexibles Patch-Routing

Man kann dank des Expanders optional den Output des Dome-Filters direkt abgreifen und mit dem Output des Frequency Shifters extern mixen. So wird vielseitiger Dry-Wet-Betrieb möglich. Wird diese Technik mit einer Hüllkurve in den VCA des A-126-2 kombiniert, sind präzise Kombinationen der beiden Signale möglich.

Komplettiert wird das Ganze mit einem Hüllkurvenfolger am Input, welcher mit dem VCA verschaltet ist. Einen Mix-Input zum Modulieren des Up-/Down-Shift-Verhältnisses, einen FM-Eingang und die Option, den internen Quadratur-VCO mit einem externen Signal zu ‚überschreiben‘, gibt es auch. Feedback-Patches wie beim Koszalin sind dank eines zweiten Inputs am Expander möglich. Man muss nur wissen, wie zu patchen ist – und darum geht es im Praxisteil.

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Praxis

Doepfer A-126-2 und Xaoc Koszalin im Einsatz

Legen wir mit dem Doepfer A-126-2 los. Dieser bietet in seinem Grundsound durchaus etwas Rohes, er ist eben analog. Dreieckswellen werden schon bei leichten Anpassungen am Hauptregler wie am „Fine“-Regler haarig. Positiv fällt zudem auf, wie gut sich die Effektintensität und seine Lautstärke regeln lassen – Input-Gain und Envelope Follower („Squelch“) sei Dank.

Aber was kommt danach? Man dreht und dreht am Frequenzregler und es tut sich so einiges. Nur wie kann das sinnvoll eingesetzt werden?

Doepfer A 126-2 und Xaoc Koszalin: Frontalansicht
Die beiden Frequenzschieber leben von gezielter Modulation – vor allem FM. (Quelle: Lukas Hermann)

Die Antwort lautet: Mit externen Steuerspannungen experimentieren! Vielleicht sorgt ein Sample & Hold am FM-Input für spannende Ergebnisse. Oder ein LFO, der den VCA steuert. Alles ist möglich, nichts verboten. Und wer ganz verzweifelt ist, patcht den A-126-2 einfach wie oben beschrieben als Dry-Wet-Effekt und erweitert mit etwas Gain dessen Sound um atonale Obertöne.

Auch mal das Eingangssignal modulieren

Solche Patches sind instruktiv beim Kennenlernen des Sounds. Denn natürlich hilft es, den Effekt-Out mit dem Ausgangssignal zu vergleichen, um seine Auswirkungen zu verstehen. Dabei wird – bei beiden Modulen – schnell klar, dass sich der Sound eines Frequency Shifters immer nur in dem Maße verändert, wie es der harmonische Aufbau des Eingangssignals vorgibt. Es sollte also unbedingt moduliert werden – zum Beispiel mit den Outputs des Expanders. Feedback-Schleifen ahoi!

Audio Samples
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Koszalin: x10 Sweep Koszalin: x100 Sweep Koszalin: Feedback & Density Koszalin: TZFM Koszalin: Expo FM Koszalin: Sequenced

Egal mit welchem Signal man allerdings arbeitet, ein Eindruck bleibt: Wird es nicht in das Doepfer-Modul, sondern in den Koszalin geschickt, klingt alles auf einmal viel polierter. Das kann für angenehmere Ergebnisse sorgen, ist aber kein reines Kompliment. Ja: Das Modul sorgt für interessante spektrale Unterschiede im Stereofeld. Aber es fehlt manchmal ein wenig an Charakter – und das will man doch von einem Effekt, oder?

Audio Samples
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Doepfer A 126-2: Sweep Doepfer A 126-2: Mix CV Mod Doepfer A 126-2: Sequenced Doepfer A 126-2: Wet/Dry Doepfer A 126-2: VCA + FM

Haupt- oder Nebeneffekt?

Der Koszalin scheint mir aufgrund dieser Eigenschaft eher als Teil umfangreicherer Effektketten bzw. -Racks oder als Send-Return-Effekt brauchbar zu sein. Er gibt beispielsweise eine tolle Figur als Partner des Xaoc Sarajewo ab, wenn er dessen Taps verschiebt und diese anschließend zurück in den Feedback-Loop des BBD-Delays geschickt werden.

Quadratur-LFOs als beste Freunde

Noch zwei weitere Dinge kann er extrem gut: FM- und Feedback-Sounds! Die klingen wirklich glorreich, gerade wenn beide FM-Eingänge genutzt und das „Feedback“ und seine „Density“ moduliert werden. Um die Frequenzen nicht komplett aus der Bahn zu schmeißen, empfiehlt sich hier die Nutzung von Sinuswellen.

Trotzdem kommt der Koszalin nicht an die Flexibilität des A

-126-2 heran, insbesondere nicht, was dessen Expander angeht. Denn der stellt die Up- und Down-Shift-Signale für separates Processing parat und darüber hinaus noch den Envelope Follower als weiteres Modulationssignal. Zudem erlaubt sein zweiter Input das direkte Mixen zweier Eingangssignale – ideal für frequenzverschobene Intervalle oder gegenläufige Sequenzen.

Doepfer A126-2 and Xaoc Koszalin Sound Demo (no talking)

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Fazit

Beide Frequency Shifter für Eurorack, der Xaoc Koszalin und der Doepfer A-126-2, sind würdige Neuinterpretationen eines altbekannten Konzepts. Das Doepfer-Modul ist dem Idealbild allerdings einen Tick näher. Nicht nur, weil es analog ist – sondern weil es vor der experimentellen Natur dieses Effekts nicht zurückschreckt. Dadurch kommt nicht immer Brauchbares, aber auf jeden Fall interessantes bei herum.

Der Xaoc Koszalin ist präziser und ein Freund kontrollierter Effekte – von FM bis hin zu minimalen Phasing-Sounds. Doch umso mehr fehlt an ihm ein Dry-Wet-Regler. Hätte er ihn, wäre er perfekt ausgestattet. Ohne ihn und aufgrund der vielen Möglichkeiten, die der Expander des A-126-2 bietet, hat letzterer für mich die Nase vorn.

Weil aber der Koszalin deutlich günstiger ist und vielseitigere FM-Sounds liefert, empfehle ich mit Freude beide Geräte. Wer es dreckiger, unsauberer, kurz: analoger haben will, greift zum Doepfer-Modul. Alle anderen sind mit dem Koszalin gut bedient, der sich hervorragend mit anderen Stereo-Effekten verträgt und dank seines internen Feedbacks auch einfacher zu patchen ist. Beide Module sind zwei brillante Frequenzschieber-Alternativen für das Eurorack.

Doepfer A 126-2 und Xaoc Koszalin: Rackansicht
Beide Frequenzschieber überzeugen im Test – nur ist der Doepfer A-126-2 etwas flexibler und charakterstärker. (Quelle: Lukas Hermann)

Features

Doepfer A-126-2 Frequency Shifter

  • Analoger Frequenzschieber für Audiosignale
  • Grob- und Fein-Regler für Frequenzverschiebung, Bereich ca. 20 – 5000 Hz
  • Mix Regler zur Mischung von Down-Shift- und Up-Shift-Signal
  • Regelbare Squelch-Funktion mit integriertem VCA und Hüllkurvenfolger
  • Level-Regler mit Overload-LED
  • Interner Quadratur-Oszillator mit Sinus- und Cosinus-Ausgängen
  • Sinus- und Cosinus-Eingänge für externen VCO
  • CV-Eingang mit Abschwächer für Frequenz und Mix
  • CV-Steuereingang für VCA
  • Erweiterbar mit optionalem A-126-2 Expander Modul
  • Strombedarf: 80 mA (+12 V) / 70 mA (-12 V)
  • Breite: 8 TE – Tiefe: 60 m

Xaoc Devices Koszalin

  • Spannungsgesteuerter Stereo-Frequenzschieber
  • Shift-Regler mit 3 wählbaren Regelbereichen (+/- 50 Hz, 500 Hz und 5 kHz)
  • Through-Zero FM mit linearem und exponentiellem CV-Eingang
  • Feedback-/Regeneration-Regler mit CV-Eingang und 3 Modi: Down, Up, Combi
  • Density-Regler mit CV-Eingang
  • Stereo-Eingang mit Clip-LED
  • Audio-Ausgänge für Down Shift- und Up Shift-Signal
  • Strombedarf: 140 mA (+12 V) / 30 mA (-12 V) Breite: 10 TE

Preise

  • Doepfer A-126-2 Frequency Shifter: 375 €*
  • Doepfer A-126-2 Frequency Shifter VE: 375 €*
  • Doepfer A-126-2 Expander: 49 €*
  • Doepfer A-126-2 Expander VE: 55 €*
  • XAOC Devices Koszalin: 329 €*

*(Straßenpreise am 02.08.2022)

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Festus sagt:

#1 - 23.03.2023 um 10:54 Uhr

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